Was interessiert mich der fachprozess? Ich bezog den Vorwurf auf meine Ahnung von KI.
BTW ist dieses zurück ziehen auf den schweren fachprozess die gängige ausrede aller Fachprozess im ÖD und wahrscheinlich überall.“ Mein fachprozess ist so speziell, den kann man nicht standardisieren“. Was ein bullshit.
Dann erzähl doch mal was so speziell ist dass eine KI, die entsprechende Info nicht aus Antragsunterlagen ziehen kann. Das wäre der erste Schritt.
Ich glaube nichtmal, dass sich Cele gegen die KI als Assistenzsystem sperren würde. Meine Berührungspunkte mit den Prozessen legen eher nahe, dass es einfach noch nicht geht, dafür sind die Prozesse noch zu unstandardisiert.
Konkret ist mir das bei der Grundsteuerreform häufig(er) aufgefallen (zum Vergleich:
https://broodwar.net/forum/threads/digitalisierung-deutschland.243768/page-2#post-6970306)
In einem ersten Schritt musstest du für Bescheide deine Flurstücke sammeln, dann die Zusatzdaten betrachten, um überhaupt mal die Steuerart zu ermitteln. Das ist der Idee nach nicht sonderlich kompliziert, durch die Öffnungsklausel der Länder dann doch. Bei der Sammlung der Flurstücke fängt es an, denn da liegt bundeseinheitlich keine Datenbank vor. Konsequenterweise kann das Finanzamt oder die Kommune gar nicht wissen, wem was gehört. Dadurch kannst du schon kein Delta ermitteln, um nachvollziehen zu können, ob und wer da noch Dinge ausgelassen hat oder haben könnte. Theoretisch stand das in den alten Bescheiden, aber nicht wirklich. Als Steuerzahler (Eigentümer) oder als Amt hattest du daher folgende Quellen:
- Grundbuchauszüge
- Sind nicht zwingend digital, können wenige Seiten sein, kann ein komplettes Buch sein
- ist die Datenlage dort auch fragwürdig gewesen, weil ALLE verpennt haben, immer gleiche Eigentümer gleich zu nennen. Teilweise ist es ohne Wissen fast unmöglich von außen zu beurteilen, ob das noch der gleiche Eigentümer ist oder nicht. Trifft vor allem nicht-Privathaushalte, bspw. wenn Organisationen die Rechtsstruktur geändert haben (speziell im Bereich KdöR, e.v. und gGmbH
- Abfragen aus ominösen Datenbanken / Informationsschreiben
- Alte Bescheide
- wieder obiges Problem: unterschiedliche Eigentümer, häufig nicht (mehr) digital vorhanden, weder beim Kunden, noch beim Amt
- viele unterschiedliche Formate, da die Bescheide durch die Kommune ausgestellt werden
Bei 2 & 3 hast du das Grundproblem, dass die Datenbanken nicht gut gepflegt waren, alles was auf das Grundbuch zutrifft, trifft auch hier zu. Damit man das vereinfacht für "alle" Grundstücke (die sich aus mehreren Flurstücken zusammensetzen können, aber nicht müssen) auswerten konnte (also bspw. als "steuerbefreit" führen kann) wurden gerade Land- und Forstwirtschaft als "Stückland" bezeichnet. Damit MUSS man händisch suchen, weil ein Abgleich einfach nicht möglich war.
Die reine Zusammenstellung der Flurstücke war somit schon kaum automatisierbar, außer halt die absoluten Standardfälle - was wenig überrascht. Ist nicht so, als ob das unsere Partner nicht versucht hätten, der Kosten/Nutzen-Faktor eine KI entsprechend zu trainieren, bzw. Schreiben auszuwerten, war unterirdisch. Bis man da was trainiert hat, hat man es auch abgeschrieben.
Jetzt könnte man eine bundeseinheitliche Datenbank nachschieben, meines Wissens erfolgt das aber nicht. Wie will man hier also was mit KI tun?
Bei der weiteren Bearbeitung kommen dann die ganzen Detaildaten, die im Prinzip eigentlich gut durch eine KI auswertbar sein könnten. Faktisch sind die ganzen Sonderprobleme schon ein Ding der Unmöglichkeit, da hast du dann einen 3 m² Müllplatz, der sieben Eigentümer laut Altdaten hat und entsprechend komisch beurteilt wird. Oder verlorenes Land im Braunkohlegebiet, das in einer Flurbereinigung steckt, aber dem Verfahren nach noch bewertet werden muss. Oder, oder, oder. Die berühmte Einzelfallbetrachtung.
Die "einfacheren" Fälle würde ich auf die Mehrnutzung von Gebäuden abstellen, da könntest du welche haben, die anteilig wirtschaftlich/privat genutzt werden, Raum-weise aber dann doch befreit sind. Klassiker sind Gebäude der Caritas- und Co., oder vma. eine VHS mit normalen Schulungsräumen, aber auch Veranstaltungen für die Wirtschaft. Das durch eine KI zu prüfen stelle ich mir auch absurd aufwändig und relativ riskant vor.
Jetzt mal ab davon, dass das einfach ein Scheißgesetz mit der Spezialprise Förderalismus ist (war): Geil wäre eine Standardisierung schon, etwa
- Auslesen der Grunddaten durch KI
- Ausfiltern nach Pareto: einfaches wird Auto-Geprüft, komplexes manuell
Ich war schon froh, dass ich meinen Kunden eine Liste geben konnte, in der alle Flurstücke mit den Kerndaten standen, sowie einem Hinweis, ob da was steuerbefreit sein könnte. Fast komplett ohne Gebäudedaten, obwohl ich davon viele hatte. War einfach nicht leistbar, letztlich mussten da hunderte Leute händisch Dinge tun.
Sehe tatsächlich nur nicht wie, bei der aktuellen Datenlage und Zuständigkeitsschacherei eine KI kosteneffizient arbeiten könnte, der Vorbau fehlt massiv. Das sind teilweise wirklich Monsterprozesse, wobei ich Prozess als etwas definiere, dass wirklich von Bürger bis fertiger Bescheid geht. Und hier sehe ich das Grundsatzproblem bei vielen Dingen, die mehrere organisatorische Schnitttstellen haben, da müsste die Gesetzgebung und die Geisteshaltung der Verwaltung zuerst oder parallel sehr stark geändert werden: Weg von der Einzelfallbetrachtung, mehr Zwang zur digitalen Datenhaltung und klare Entscheidungsstrukturen.