Digitalisierung Deutschland

Gustavo

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Das liest sich so schwachsinnig, dass ich es eigentlich gar nicht glauben kann. Das überhaupt etwas beantragt werden muss ist schon unnötig. Jedes Kind bekommt 2-3 Wochen nach Geburt seine Steuernummer aus Bonn. Damit sollte der Leistungskatalog einfach in Kraft treten und die Eltern reichen ggf noch eine IBAN nach, sofern die nicht eh vorliegt.

aBeR dAs StEuErGeHeImNiS???


Btw: Die Unternehmen sind ganz groß darin über Bürokratiebelastung zu jammern, in Wahrheit ist allerdings nicht mal so klar ob die überhaupt zugenommen hat. Ich kenne Leute beim Bundesamt für Statistik und die machen in aller Regel gute Arbeit; mutmaßlich ist der Index nicht einfach so zusammengewürfelt. Mag sein dass man ihn auch anders berechnen könnte und auf höhere Werte kommt (solche Indizes sind eigentlich immer von unheimlich vielen Annahmen abhängig, die kaum jemand ernsthaft prüft). Es lässt mich allerdings ernsthaft daran zweifeln, ob der ganze "aber die Bürokratie"-Diskurs nicht doch arg übertrieben ist: Wenn man mit derselben Bürokratiebelastung seit 2012 sieben wirtschaftlich sehr gute Jahre erzielt hat, erscheint es mir zumindest mal zweifelhaft, dass das einfach so gekippt sein soll und jetzt das riesige Wachstumshemmnis ist, zu dem Bürokratie im öffentlichen Diskurs gemacht wird. Ich habe die leise Vermutung der Grund dafür sind weniger Sachthemen als die Tatsache, dass es sowohl der Politik als auch der Wirtschaft in den Kram passt: Die Politik, weil Bürokratie per se erst mal unbeliebt ist und nach unnötigen Regeln klingt, das Themengebiet aber eben aus Millionen von kleinteiligen Regelungen besteht, so dass man nie konkret werden muss, was man dagegen denn jetzt eigentlich tun will* und überhaupt tun kann. Und der Wirtschaft, weil sie gegenüber der Öffentlichkeit einen riesigen Wissensvorsprung hat und sich eine Gelegenheit bietet, gegen Regeln zu opponieren, die für ihr Geschäft hinderlich sind, egal ob diese aus gutem Grund existieren oder nicht.



*das höchste der Gefühle sind immer irgendwelche schwachsinnigen numerischen Ankündigungen ("für jede Regel die wir erlassen streichen wir eine/zwei/x andere"), die bei näherer Betrachtung nie hinhauen
 

GeckoVOD

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Was bezeichnet ihr denn da als KI eigentlich?
Ist das nicht alles ein verschachteltes if/else,?
Wozu KI?
Ich kann bei Erfahrungen nur von der Grundsteuer sprechen und da auch nur eingegrenzt: Wir haben versucht Papierbescheide und Informationsschreiben auszuwerten. Zunächst mit klassischer OCR (hat selbstverständlich geklappt), nachgelagert die Auswertung des Textes selbst - also die Extrapolation von den wichtigen Datenpunkten und der automatischen Zuordnung zur eigenen Liegenschaftsdatenbank. Die Anreicherung von Daten (so verstehe ich Boot) alleine wäre schon hilfreich gewesen, ist aber aus geschilderten Gründen (die vollkommen willkürlichen Inhalte mit zusätzlicher Varianz der Qualität von Scans und teils großen Listen widersprüchlicher, fehlerhafter oder Null-Information) krachend gescheitert, bevor man weitere Dinge hätte probieren können, wie bspw. die Zuordnung der Daten in die passenden Formulare / Aufbau eines entsprechenden Dokuments zur Befüllung / Übermittlung an ELSTER.

Ein verschachteltes if/else zu programmieren ist bei komplexen Gesetzen aus mehreren Quellen zwar denkbar, aber wenig pragmatisch. Ändert sich etwas, musst du den ganzen Entscheidungsbaum wieder prüfen. Ein flexibles System wäre schon schön, aber ich sehe das ähnlich wie Cele aktuell eher als Wunschtraum an, der noch dazu in Konflikt mit der Einzelfallbetrachtung steht.

Schon alleine das Aussortieren von "fehlerhaftes Dokument" oder das Aufzeigen von Datenlücken ("wird auf jeden Fall benötigt, aber fehlt") kann bei großen Datenmengen helfen; das müsste der Logik des Prozesses / der Antragsstellung Rechnung tragen. Bspw. die direkte Entscheidung einer KI ob mein Grundstück mit einem Haus eine Einheit im Sinne des Finanzamtes darstellt, oder das markieren / Frage stellen, ob es nicht doch mehr sind. Wenn es mehr sind, dann die Frage, welches Flurstück mit welchem Anteil nach welcher Logik zu berechnen ist, oder was das "Baujahr" eines Gebäudes sein soll, wenn es an unterschiedlichen Zeitpunkten teilsaniert ist, evtl. mit automatischem Ausfüllen von Freitextfeldern für den späteren Bearbeiter. Die Liste kann man weiter verlängern.

Cele hat auch paar Beispiele genannt, wenn es um Prüfung von Anträgen geht.

Unabhängig davon steht immer die Frage im Raum, die Benrath aufgeworfen hat: Ab wann vertraue ich der Automatisierung, dass das schon passen wird. Speziell wenn es um sehr sensible Anträge geht, von denen durchaus einiges abhängt. V.a. wenn die Entscheidung für die Beteiligten nicht mehr 100% transparent ist.

Sorry, aber wo sind die Gegenargumente?
Ne zentrale Datenbank - selbstverständlich, was ist das Problem?
Qualitätssicherung - klar, ist das eine Herausforderung oder absoluter Standard?
Timelines - wie denn sonst?
KI - hab ich nie erwähnt?
"Auf Kunden abwälzen" - a) muss man nicht eh regelmäßig daten reichen? b) man setzt eine lange frist ~2Jahre c) sollte man das für den Empfang von Solzialleistungen erwarten können, dass sich jemand mit einem youtube-anleitungsvideo auf einer webseite einloggt und seine Daten einträgt. auch ein anreiz zur digitalisierung der bürger.
Warum nimmst du das als Angriff? Es sind Erfahrungswerte, es dauert Papier zu digitalisieren, da gibt es genügend Hürden, auch wenn alles glatt läuft, außerdem fände ich es ein lohnenswertes Unterfangen. Nur gibt es Probleme, die man nicht "so einfach ist es" aus der Welt schafft.

Von hinten nach vorne in deinem Post: Den Empfang von Sozialleistungen an ein YouTube-Video koppeln ist schon etwas aus dem Elfenbeinturm. Wir haben noch Generationen an Rentnern, die nicht mit digitalen Medien aufgewachsen sind und auch nicht ohne weiteres durch ihre Kinder gecoached oder betreut werden. Zusätzlich ist das Internet mit passenden Eingabemedien nicht zwingend für alle Empfänger flächendeckend verfügbar (bspw. tatsächliche Flüchtlinge, Suchtkranke, Missbrauchsopfer), zu schweigen von Scannern usw. usf. Diese Personenkreise benötigen Hilfestellungen.

Hinzu kommt, dass du nicht einfach Zeitpunkt X definieren kannst, zu dem dann wirklich ALLES digital läuft, es wird eine lange Übergangsphase geben müssen, um das eine System ab- und das andere live zu schalten. Auch das braucht an allen Ecken Manpower und v.a. Verständnis. Abhängig von der Art der Datenerhebung ist das viel - siehe die Grundsteuer. Das hat bei meinen Kunden für drei bis vier Monate 20-30 Leute gelähmt, wobei "nur" Erklärungen im oberen vierstelligen bis unteren fünfstelligen Bereich angefallen sind. Bundesweit waren es 30 Millionen+. Das sind Kunden, die mit ihrer Zeit normal soziale Arbeit im weitesten Sinne erledigen und die entsprechend auf der Strecke bleibt. Daher bin ich immer sehr vorsichtig mit Forderungen in diese Richtung, wenn dadurch nur Verwaltung um der Verwaltung willen entsteht. Es soll ja weniger Mehraufwand bringen, nicht immer mehr erzeugen.
 

Shihatsu

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Ein verschachteltes if/else zu programmieren ist bei komplexen Gesetzen aus mehreren Quellen zwar denkbar, aber wenig pragmatisch. Ändert sich etwas, musst du den ganzen Entscheidungsbaum wieder prüfen. Ein flexibles System wäre schon schön, aber ich sehe das ähnlich wie Cele aktuell eher als Wunschtraum an, der noch dazu in Konflikt mit der Einzelfallbetrachtung steht.
Rein vom technischen Standpunkt betrachtet ist das btw die eine Sache die eine "KI" (Gott wie ich dieses Wort für LLMs verachte) kann - if/else auf ALLE möglichen und unmöglichen Entscheidungsbäume vor planen und nach Wahrscheinlichkeiten prüfen. Voll kluk!
 
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Rein vom technischen Standpunkt betrachtet ist das btw die eine Sache die eine "menschliche Intelligenz" (Gott wie ich dieses Wort verachte) kann - if/else auf ALLE möglichen und unmöglichen Entscheidungsbäume vor planen und nach Wahrscheinlichkeiten prüfen. Voll kluk!
:troll:

aBeR dAs StEuErGeHeImNiS???


Btw: Die Unternehmen sind ganz groß darin über Bürokratiebelastung zu jammern, in Wahrheit ist allerdings nicht mal so klar ob die überhaupt zugenommen hat. Ich kenne Leute beim Bundesamt für Statistik und die machen in aller Regel gute Arbeit; mutmaßlich ist der Index nicht einfach so zusammengewürfelt. Mag sein dass man ihn auch anders berechnen könnte und auf höhere Werte kommt (solche Indizes sind eigentlich immer von unheimlich vielen Annahmen abhängig, die kaum jemand ernsthaft prüft). Es lässt mich allerdings ernsthaft daran zweifeln, ob der ganze "aber die Bürokratie"-Diskurs nicht doch arg übertrieben ist: Wenn man mit derselben Bürokratiebelastung seit 2012 sieben wirtschaftlich sehr gute Jahre erzielt hat, erscheint es mir zumindest mal zweifelhaft, dass das einfach so gekippt sein soll und jetzt das riesige Wachstumshemmnis ist, zu dem Bürokratie im öffentlichen Diskurs gemacht wird. Ich habe die leise Vermutung der Grund dafür sind weniger Sachthemen als die Tatsache, dass es sowohl der Politik als auch der Wirtschaft in den Kram passt: Die Politik, weil Bürokratie per se erst mal unbeliebt ist und nach unnötigen Regeln klingt, das Themengebiet aber eben aus Millionen von kleinteiligen Regelungen besteht, so dass man nie konkret werden muss, was man dagegen denn jetzt eigentlich tun will* und überhaupt tun kann. Und der Wirtschaft, weil sie gegenüber der Öffentlichkeit einen riesigen Wissensvorsprung hat und sich eine Gelegenheit bietet, gegen Regeln zu opponieren, die für ihr Geschäft hinderlich sind, egal ob diese aus gutem Grund existieren oder nicht.



*das höchste der Gefühle sind immer irgendwelche schwachsinnigen numerischen Ankündigungen ("für jede Regel die wir erlassen streichen wir eine/zwei/x andere"), die bei näherer Betrachtung nie hinhauen
Mit Buzzwords auf Politik schimpfen macht frei?

Vielleicht sind auch einfach die Ansprüche gestiegen. Musste neulich ein Problem mit der Bahn klären. Wenn man Kundendervice von Amazon und Co gewohnt ist, fühlt man sich ins 19. Jahrhundert versetzt: Zum Hauptbahnhof fahren, ne Wartenummer (2. Klasse) ziehen, chillen. "Ich kann das Sitzlayout auf meinem System nicht einsehen, können Sie mir vielleicht die Sitznummer sagen, die Sie wollen?"
Äh ja, klar doch.
 

Shihatsu

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Nee, das können die Menschen eben nicht als die eine Sache die sie ausmacht. Menschen können andere Dinge viel besser, eine "KI" kann nur das.
 

Gustavo

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Mit Buzzwords auf Politik schimpfen macht frei?

Na ja, wenn das nächste "Bürokratieentlastungsgesetz" als Omnibus kommt, hat die Wirtschaft jedenfalls eine deutlich höhere Chance, sich unerwünschten Regularien zu entledigen, als wenn es keins gibt. Ich weiß nicht ob sie heute cleverer sind als früher, aber noch vor ein paar Jahren war ein gerne gehörter Vorschlag, man könne doch den ganzen bösen bürokratischen Umstand bei der Erfassung der Arbeitszeit beseitigen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt, dass da gerade der Mindestlohn eingeführt worden war. :mond:
 
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Finde es großartig wie man auch hier sieht, dass jeder der mal ChatGPT genutzt hat jetzt auch Experte für alle KI-Fragen ist <3

Eventuell, um den Bogen zu Cele zu schlagen: Bei einfachen Verfahren sollte man definitiv schon eine KI einsetzen, wenn das möglich ist. Unterschreibe ich sofort. Wie es beispielsweise auch möglich sein sollte grundsätzlich alles digital tun zu können - auch eine Firmengründung. Und das ortsunabhängig.
Problematisch ist es aktuell aber eher dann, wenn so was wie in der Grundsteuer passiert: Selbst wenn dir eine KI die Belege vorkaut, muss man die Quellenlogik am Ende für eine "Würdigung" berücksichtigen. Evtl. sind die Informationen anders zu interpretieren, weil es eben pro Bundesland oder pro Prozessschritt anders aussehen kann. Solange mir die KI ihre Entscheidung für die Aufbereitung nicht sagt, ist das keine gute Hilfe. Und ob sie das schon kann, kA, kenne ich mich zu wenig aus.
Ich würde sagen, dass "KI" hier echt an vielen Stellen das falsche Wort ist. Was benötigt wird ist vor allem eine Datenbasis die semantisch annotiert und standardisiert ist sowie meinetwegen dezentral und mit einem guten Zugriffsmodell ausgestattet, um dann darauf aufbauend Data Products für jede verdammte Behörde bauen zu können inkl. Zugriffslogging und allem Pipapo damit einerseits endlich mal etwas funktioniert, als auch andererseits die Datenschützer zufrieden sind.

Darauf aufbauend kann man dann jeden einzelnen fucking Case lösen, welcher nach Aktenlage entschieden werden kann. Für die Authentifizierung und Zertifizierung von Dingen/Prozessen/Urkunden gibt es bereits genügend Lösungen.

Dann vielleicht noch eine bis mehrere Apps bauen die nicht so peinlich sind wie die Ausweisapp2. Dann wäre Deutschland mal wieder halbwegs auf dem Weg nicht peinlich zu sein.

Ich war über Ostern bei Freunden in Norwegen … die haben Führerschein, Krankenversicherungskarte, Personalausweis, Kfz-Versicherung usw. usf. alles in einer App. Da schaut man dann auf die Ausweisapp2 und denkt sich "oh well … ich lebe in einem Drittweltland".

Meine Zweifel an der Möglichkeit, Sozialverwaltung komlett durch KI machen zu lassen, zielt darauf ab, das ich nicht glaube, dass KI heute schon eine komplexe juristische Würdigung im Einzelfall hinbekommt. Ich kenne Ergebnisse nach denen KI gut bei z.b. Staatsexamina abschneidet, aber gestellte Klausurfälle, Musterschema, Standardprobleme im Jura Bereich sind das eine, die Aufklärung, Ermittlung des Sachverhaltes (erst mal richtig recherchieren, die richtigen Fragen stellen) und dann die Würdigung im Einzelfall ist was anderes. Es gibt in der Sozialhilfe g

Sozialhilfe, egal ob Elterngeld, Wohngeld, Bürgergeld, hat erstmal eine große Zeitkomponente "Mathe/ Rechnen". Dafür hätte ich gerne KI Support, weil das die lästige Massenarbeit ist, die uns überflutet und von den komplexen Entscheidungen abhält.

Ein anderes Thema ist Leistungsmißbrauch. Klar kann eine KI einen Antrag ablehnen, wenn kein offensichtlicher Anspruch besteht. Aber ein guter SB erkennt Lücken, überspieltes "die Unterlagen gibt es nicht, habe ich verloren" und widersprüchliches in Anträgen. Das ist ganz elementar um Mißbrauch zu verhindern. Ergänzend wünsche ich mir viel mehr automatisierten Datenabgleich um Ermittlungspunkte zu haben, schon diskutiert vor ein paar Seiten zum Thema Kindergeldbetrug.

Zusammenfassend bin ich sehr für mehr Digitalisierung und auch automatisierung von Standardverfahren und rein rechnerischem.

Das man die KI rechtliche Einzelfälle, die für den Bürger existenziell sind, entscheiden lassen sollte, halte ich für abwegig.

Wer meint, wir brauchen doch nicht so viel Einzelfall Gerechtigkeit, es geht doch schlanker, der mag mir sagen ob das auch gilt, wenn er dank KI zu viel Steuer nachzahlen muss, das Elterngeld zu niedrig ist, es fälschlicherweise keine Förderung für die Wärmepumpe gibt oder keine Baugenehmigung.

Will sagen: alle werden von außen unterschreiben es soll effizienter sein, aber niemand möchte doch im Einzelfall deswegen ungerecht behandelt werden?
Hm, ich denke, dass mit ordentlicher digitaler Datenhaltung schon viele Deiner Punkte abgearbeitet wären. Über das Vorhandensein oder Fehlen von Daten oder sonstigen Angaben, welche man (digital) abfragen kann, kann man dann zumindest schonmal abschätzen was "ok" aussieht und was eventuell "fishy" ist, um den SBs die Arbeit leichter zu machen.

Ich würde da auch das Wort "KI" vermeiden, weil es die Gedanken in eine falsche Richtung lenkt. Quasi kein sinnvolles System in einem stark reglementierten Usecase lässt sich gut mit dem lösen was aktuell landläufig unter KI verstanden wird, sondern viel mehr mit ordentlicher Datenhaltung sowie klar definierten Verarbeitungsprozessen die durch die statistische Auswertung im Querschnitt dabei unterstützt werden, um unproblematische Fälle schnell abzuhandeln und so mehr Zeit für die Problemfälle zu schaffen und im Idealfall einen Haufen Zeit zu sparen.

Wenn man es darüber hinaus noch schafft Standards für Prozesse und Datenmodelle zu schaffen ist man fast schon in Elysium.

Was bezeichnet ihr denn da als KI eigentlich?
Ist das nicht alles ein verschachteltes if/else,?
Wozu KI?
Dies.
Am Ende gibt es für sehr viel Verwaltungshandeln sehr klare Vorgaben. Für sehr viel davon sollte es nur im Ausnahmefall eine Interaktion mit einem Menschen brauchen.


@Celetuiw Was den ZEIT-Artikel angeht … man erfährt ja nicht viel, allerdings erfährt man genug, um den Eindruck zu bekommen, dass hier einer der ehernen Grundsätze der Datenverarbeitung gilt: Bullshit in --> Bullshit out. Meines Erachtens nicht vergleichbar mit dem was mir und anderen vorschwebt. Außerdem gibt es safe tausende sobstories oder Gruselgeschichten in dem Bereich, die in ihrer überragenden Mehrzahl mit "lol, kein Wunder wenn man das so angeht" zu kommentieren wären.
Meine verkürzte Sicht ist, dass der größte Hebel darin liegen dürfte die zu erreichenden Ziele zu betrachten und davon ausgehend die notwendigen Schritte zur Erreichung dieser Ziele zu analysieren/definieren, und schließlich ein möglichst flexibles System zu definieren/implementieren, welches diese Schritte so weit wie möglich automatisiert und die menschliche Interaktion auf die Teile konzentriert in denen es einen Unterschied macht.
Der beste Usecase für "KI" wäre an dieser Stelle die Assistenz zur Dateneingabe durch den Bürger ganz zu Beginn, um es auch Menschen mit wenig Affinität für's Digitale möglichst einfach zu machen einen korrekten Antrag zu stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Celetuiw

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Ich würde da auch das Wort "KI" vermeiden, weil es die Gedanken in eine falsche Richtung lenkt. Quasi kein sinnvolles System in einem stark reglementierten Usecase lässt sich gut mit dem lösen was aktuell landläufig unter KI verstanden wird, sondern viel mehr mit ordentlicher Datenhaltung sowie klar definierten Verarbeitungsprozessen die durch die statistische Auswertung im Querschnitt dabei unterstützt werden, um unproblematische Fälle schnell abzuhandeln und so mehr Zeit für die Problemfälle zu schaffen und im Idealfall einen Haufen Zeit zu sparen.
Daran hefte ich gerne eine Raute. Ich kann mir, sagte ich ja auch mehrmals hier im Thread schon, sehr gut vorstellen, dass man mit "sowas" (ob das dann KI ist oder "semantisch anotierte Datenbasis" weiß ich nicht, juckt mich als Praktiker auch nicht) ne Menge machen könnte um einfache Fälle schneller zu bearbeiten, bei der Sammlung und Auswertung von Daten zu schwierigen Fällen zu unterstützen.

Keine Ahnung wie das heißt oder technisch gelöst wird, aber ich kann aus der Praxis spiegeln: sowas bräuchten wir.

Guuut natürlich bräuchten wir erstmal ne E-Akte bei uns liegen noch Papierberge. Aber man darf ja träumen :mond:

Bei vernünftigen Vorschlägen die ohne "handwave KI kann das" auskommen, verschwindet mein Status quo bias auch wie von selbst. @Benrath :p
 

Benrath

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Alter dann lies halt was ich schreibe. Ich hab dir zwei Beispiele genannt, wo ki im Fach Prozessen genutzt werden kann und mir so vorgestellt wurde. Schriftsatz auswerten für Diesel klagen und Dialekt Analyse beim bamf.

Nur weil du nichts kennst oder nichts vorstellen kannst...

Wenn euer Prozess noch vollständig analog über Papier läuft, hilft dir ki in der Tat wenig. Dafür kann aber auch ki nix.
 
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Aus dem Spiegel




Wie kann man bitte so ein System rechtfertigen? Ist jetzt nicht zwingend gegen die Reform gerichtet, die finde ich im Grunde genommen äußerst einleuchtend: Warum sollten Kinder darunter leiden, dass ihre Eltern es nicht hinbekommen, in einem überkomplexen System alle Leistungen zu beantragen, die ihnen zustehen? Dass es 5000 neue Stellen braucht scheint kein genuines Problem der Reform zu sein, sondern einfach systeminhärent.
leider hinter der Bezahlschranke jetzt, aber das klingt nach einem Problem von Verantwortlichkeiten, Rechten und Schnittstellen.

Also Familienkasse müsste immer auf Freigabe warten, nur damit eine andere Behörde weiterarbeiten und Daten zurück an die Familienkasse liefern darf.

Eine neue Behörde mit neuen/zusätzlichen Befugnissen hinklatschen würde da nur mehr Komplexität/Bürokratie bedeuten. Oder bisherige Abteilungen "obsolet" machen, wobei dann zu Mehrfacharbeit/Redundanz führt.

Wäre so eine Möglichkeit, Verschwendung zu finden. Und dann halt "Bürokratieabbau", was dann auch bedeuten würde, Gesetze/Regularien entsprechend anzupassen, dass die Familienkasse so weit wie möglichst ohne "unnötige" Schnittstellen oder Warten auf Freigaben arbeiten dürfte.

Celetuiw schrieb ja, 3 Jahre Ausbildung + 2 Jahre Einarbeitung. Die Leute für die neuen Stellen müssen irgendwo herkommen und ich weiß nicht, ob es so viele arbeitslose Juristen oder so gibt, die sich für einen Quereinstieg eignen.
 
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Wenn man im Zeitalter demografischen Wandels, steigenden Kosten für Sozialstaat und Rentenzuschuss meint, es wäre eine gute Idee, soziale Wohltaten einzufügen, die 5000 neue Bürokraten erfordern, den kann man eigentlich nicht für zurechnungsfähig halten.
 

Benrath

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Naja sind es soziale Wohltaten das Kinder automatisch das Geld erhalten, das ihnen zusteht? Vielleicht doch erstmal denken bevor die Ideologie Brille zuschlägt. Ob und wie man das macht ist eine andere Frage.

Dann bitte lieber Renten kürzen...
 
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es sind ja keine zusätzlichen Wohltaten, wenn das Geld den Kindern schon zustehen würden. Nur mit mehr Stellen/Bürokratie wäre nur eine sehr teure und langdauernde Lösung.

Bei den aktuellen Prozessen bräuchten die neuen Leute ja eine ähnliche Qualifikation wie die bei Celetuiw, und die müsste man entweder 3+2 Jahre heranzüchten oder "intern" abwerben. "Fertige" ausländische Fachkräfte besorgen für deutsches Sozialrecht ist vermutlich nicht möglich,

Oder die neuen Stellen wäre wie ein Callcenter, dass alle möglicherweise berechtigen nur stupide abtelefonieren würden, sobald sie bestimmte Kriterien erfüllen, aber wenn dann der eigentliche Ablauf nicht aufgeräumt ist, werden die dann nur in Arbeit ertrinken. "Klarere" Abläufe ließen sich dann auch einfacher digitalisieren.
 
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@Celetuiw Ajo, wenn man will und mal Geld und Menschen in die Hand nimmt, dann geht sowas. Es hakt leider vor allem am Wollen ist mein Gefühl. Denn man sagt man will, aber am Ende ist es dann typischerweise eine "wasch mich aber mach mich nicht nass" Situation bei der die Anforderung ist, dass sich eigentlich nichts ändern darf, niemand schlechter gestellt werden darf, alles so bleiben muss, nur aber "die Lösung" die Arbeit perfekter als der beste Sachbearbeiter macht. Und das dann umgesetzt von Menschen die sich auf Stellen im öD bewerben die mit E10/E11 ausgeschrieben sind.
Es ist zum Mäusemelken. Passend dazu der Artikel in der FAZ von gestern (?) in dem aufgeschlüsselt wird, dass unsere Politikelite im Wesentlichen aus Juristen und Politikwissenschaftlern besteht, zzgl. nochmal 20% Wiwi. Wenn man Jura, Politik, Wiwi, Verwaltungs- und Geisteswissenschaften zusammenrechnet kommt man auf 85%. Dass Juristen und Politikwissenschaftler überrepräsentiert sind war ja nichts neues, aber das :rofl2:

@Benrath putting the wrath into Benwrath :rofl2:

@schlaef3r An sich müsste es doch gehen jeden verdammten Prozess in der Verwaltung als azyklischen Graph abzubilden (zzgl. "wenn Voraussetzung X nicht vorliegt, dann Voraussetzung X schaffen." zum Abfangen von Zyklen). So könnte man diese elendslangen Prozesse stark entzerren indem ab Prozessstart jede Behörde direkt informiert ist und ihren Teil sofort in gutem Willen erledigt. Gerade mit digitaler Beurkundung und Bestätigung von $stuff können Dinge dann zumindest theoretisch sehr schnell geschehen.
 
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Naja sind es soziale Wohltaten das Kinder automatisch das Geld erhalten, das ihnen zusteht? Vielleicht doch erstmal denken bevor die Ideologie Brille zuschlägt. Ob und wie man das macht ist eine andere Frage.

Dann bitte lieber Renten kürzen...
Da ist nichts Ideologie. Ich habe nichts dagegen, dass Kinder das bekommen, was ihnen zusteht. Aber dann bitte eben aus gar keinen Fall so, dass dabei 5000 zusätzliche Verwaltungsstellen nötig sind. Da muss man einen anderen Weg finden - und kann es auch, wenn man nur will.
 
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[…] aber am Ende ist es dann typischerweise eine "wasch mich aber mach mich nicht nass" Situation bei der die Anforderung ist, dass sich eigentlich nichts ändern darf, niemand schlechter gestellt werden darf, alles so bleiben muss, nur aber "die Lösung" die Arbeit perfekter als der beste Sachbearbeiter macht. Und das dann umgesetzt von Menschen die sich auf Stellen im öD bewerben die mit E10/E11 ausgeschrieben sind.
[…]
Ich hatte vergessen: Wenn man das dann so durchexerziert hat, und es nicht funktioniert hat, dann sagt man "wir wollten ja, aber (a) die Ergebnisse waren nicht gut genug und das hat nichts mit unrealistischen Anforderungen zu tun oder damit, dass wir nicht verstanden haben was das Problem ist" oder "wir wollten ja, aber (b) der Fachkräftemangel führt dazu, dass wir leider keine Experten von Weltrang finden, die für ein Butterbrot mit irgendwelchen Schlunzbacken als Managern arbeiten wollen" oder "wir wollten ja, aber leider ist (c) herausgekommen, dass wir bei konsequenter Umsetzung Dinge ändern müssten, oder irgendwer weniger Macht hätte, und da kann leider nicht sein was nicht sein darf, Basta!"
Und (d) "Der Wille ist definitiv da, aber leider ist das Projekt trotz größter Anstrengungen technisch nicht umsetzbar."
 
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@Celetuiw Ajo, wenn man will und mal Geld und Menschen in die Hand nimmt, dann geht sowas. Es hakt leider vor allem am Wollen ist mein Gefühl. Denn man sagt man will, aber am Ende ist es dann typischerweise eine "wasch mich aber mach mich nicht nass" Situation bei der die Anforderung ist, dass sich eigentlich nichts ändern darf, niemand schlechter gestellt werden darf, alles so bleiben muss, nur aber "die Lösung" die Arbeit perfekter als der beste Sachbearbeiter macht. Und das dann umgesetzt von Menschen die sich auf Stellen im öD bewerben die mit E10/E11 ausgeschrieben sind.
Es ist zum Mäusemelken. Passend dazu der Artikel in der FAZ von gestern (?) in dem aufgeschlüsselt wird, dass unsere Politikelite im Wesentlichen aus Juristen und Politikwissenschaftlern besteht, zzgl. nochmal 20% Wiwi. Wenn man Jura, Politik, Wiwi, Verwaltungs- und Geisteswissenschaften zusammenrechnet kommt man auf 85%. Dass Juristen und Politikwissenschaftler überrepräsentiert sind war ja nichts neues, aber das :rofl2:

@Benrath putting the wrath into Benwrath :rofl2:

@schlaef3r An sich müsste es doch gehen jeden verdammten Prozess in der Verwaltung als azyklischen Graph abzubilden (zzgl. "wenn Voraussetzung X nicht vorliegt, dann Voraussetzung X schaffen." zum Abfangen von Zyklen). So könnte man diese elendslangen Prozesse stark entzerren indem ab Prozessstart jede Behörde direkt informiert ist und ihren Teil sofort in gutem Willen erledigt. Gerade mit digitaler Beurkundung und Bestätigung von $stuff können Dinge dann zumindest theoretisch sehr schnell geschehen.
Das wäre das Thema mit Prozess Modell.
Jeden Ablauf/Vorgang als Prozess mit input, output und notwendigen Tools etc definieren (Schildkröten Modell oder turtle Diagramm), und den Gesamtablauf samt Schnittstellen erfassen (Prozess Landschaft).
Hört sich in Theorie total banal an, aber ist wie mit der Spaghetti oder Kabeln, man will eins mal raus ziehen und direkt Kabelsalat.
Und wenn man mal was dazu anschließen will, auch direkt neuer Kabelsalat. Sollten alle hier aus eigener Erfahrung kennen, außer sie gehen absolut systematisch vor. Deswegen Komplexität kommt von alleine.

Ist auch das Thema mit idealen Prozess und real gelebten Prozess, auf Papier kann vieles einfach aussehen, aber in Realität kann der Ablauf viel verzweigter sein.
Oder jedes Mal wenn auch sich Aufgaben und Verantwortlichkeiten ändern, kann die Ordnung am Anfang wieder durcheinander kommen.

Da kann bestimmt Digitalisierung/KI in Zukunft auch besser unterstützen, wenn alle Infos (und der reale Ablauf) visualisiert und entflechtet werden können.

Oder man holt einen Haufen überbezahlter qm/business consultants, die das auf Papier können sollten,
 

Gustavo

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@Celetuiw Ajo, wenn man will und mal Geld und Menschen in die Hand nimmt, dann geht sowas. Es hakt leider vor allem am Wollen ist mein Gefühl. Denn man sagt man will, aber am Ende ist es dann typischerweise eine "wasch mich aber mach mich nicht nass" Situation bei der die Anforderung ist, dass sich eigentlich nichts ändern darf, niemand schlechter gestellt werden darf, alles so bleiben muss, nur aber "die Lösung" die Arbeit perfekter als der beste Sachbearbeiter macht. Und das dann umgesetzt von Menschen die sich auf Stellen im öD bewerben die mit E10/E11 ausgeschrieben sind.
Es ist zum Mäusemelken. Passend dazu der Artikel in der FAZ von gestern (?) in dem aufgeschlüsselt wird, dass unsere Politikelite im Wesentlichen aus Juristen und Politikwissenschaftlern besteht, zzgl. nochmal 20% Wiwi. Wenn man Jura, Politik, Wiwi, Verwaltungs- und Geisteswissenschaften zusammenrechnet kommt man auf 85%. Dass Juristen und Politikwissenschaftler überrepräsentiert sind war ja nichts neues, aber das :rofl2:


Na ja, damit deckst du ja fast alle Geistes- und Sozialwissenschaften ab. Dass das durchschnittliche Interesse an gesellschaftlichen Zusammenhängen da deutlich größer sein dürfte als der Durchschnitt der Natur- und Ingenieurswissenschaften wird jetzt niemand verwundern. Meine Erfahrung mit Naturwissenschaftlern, die versuchen gesellschaftliche Zusammenhänge zu erklären, ist auch eher ein breites Spektrum, das sich mit den inhärent probabilistischen Erklärungen bei den Sozialwissenschaftlern nicht weniger schwer tut als die meisten Sozialwissenschaftler auch. Was mir in der Politik wirklich fehlt ist ein besseres Verständnis für Kosten-Nutzen-Denken. Das ist leider weder bei Juristen noch bei Politikwissenschaftlern sonderlich ausgeprägt, bzw. bei den Juristen sogar fast ein negativer Wert, weil viele von ihnen glauben Regeldurchsetzung wäre ein Eigenwert.


Da ist nichts Ideologie. Ich habe nichts dagegen, dass Kinder das bekommen, was ihnen zusteht. Aber dann bitte eben aus gar keinen Fall so, dass dabei 5000 zusätzliche Verwaltungsstellen nötig sind. Da muss man einen anderen Weg finden - und kann es auch, wenn man nur will.

Wenn es nur die Wahl gibt, dass Kinder das restliche Drittel (oder so) soziale Leistungen bekommt, das ihnen zusteht und dafür 5000 zusätzliche Verwaltungsstellen notwendig sind oder Kinder sie nicht bekommen und es keine 5000 zusätzlichen Verwaltungsstellen gibt und du sagst "auf gar keinen Fall", dann ist das eindeutig ideologisch begründet. Es ist völlig lächerlich, das zu bestreiten. Was soll es denn sonst sein? Willst du uns allen Ernstes erzählen, du traust dir eine Kosten-Nutzen-Rechnung aus dem Stegreif zu? Oder wedelst du wieder wild mit den Händen und "jeder" müsse doch eigentlich sehen was du meinst?
 
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Wenn es einfach wäre, würde jede Firma der Welt schnell auf die Effizienz und Qualität von Toyota kommen (und Qualitätsmanager schnell arbeitslos werden). Aber ist so wie mitm aufgeräumten Haus. Es ist einfacher, einen sauberen Zustand zu erhalten als vor einem Besuch erst aufzuräumen. Und es ist natürlich auch klar, dass man nicht alles sofort ändern kann aka sich ne Woche für nen Großputz freinehmen, weil die Behörden müssen ja weiterfunktionieren.
Schon bei Folien 6 und 7, wo ein "Standardbegriff" wie "Kind" an x Stellen unterschiedlich definiert ist, zeigt schon das erste Problem. Jeder Bereich/Regierung hatte damals, als sie was geändert oder neues eingeführt hatte, nicht geschaut, ob die Begriffe schon wo anders verwendet wurden. Dabei reden wir hier schon von Juristenlingo, die sonst so überpendantisch sind. Jede weiter Änderung/neue Behörde würde die Komplexität weiter erhöhen.

Ist auch das klassische Problem von Misskommunikation an Schnittstellen, da Begriffe oft schon zwischen Abteilungen (oder gar 2 Personen) oft nicht eindeutig definiert sind.
 
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Wenn es nur die Wahl gibt, dass Kinder das restliche Drittel (oder so) soziale Leistungen bekommt, das ihnen zusteht und dafür 5000 zusätzliche Verwaltungsstellen notwendig sind oder Kinder sie nicht bekommen und es keine 5000 zusätzlichen Verwaltungsstellen gibt
Habe das wichtige Wort markiert. Natürlich gilt es Alternativen. Wenn man nicht dumm oder faul ist.

Und ja: Ich nehme mir heraus, kategorisch gegen diese schlechte Option zu sein & würde -wenn ich könnte- auch ein Veto einlegen um Alternativen zu erzwingen.
 
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Mal so aus aufrichtigem Interesse und weil es selten so konkret diskutiert wird: Was genau steht Kindern denn zu, das sie bisher in Deutschland nicht bekommen und wofür die Kindergrundsicherung notwendig ist?
 

parats'

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Soweit ich weiß werden nur Leistungen gebündelt. Also Kindergeld, Kinderzuschlag, Bildungs- Teilhabepaket sowie Regelbedarf nach SGB.
An sich ist eine Bündelung schon sinnvoll, auf der anderen Seite weiß ich nicht wie kompliziert die aktuellen Antragsprozesse sind. Ich kenne nur das Kindergeld und das ist relativ simpel. @Celetuiw kann das hier sicher deutlich besser ausführen und mich korrigieren, wenn ich was vergessen habe.
 

Celetuiw

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Soweit ich weiß werden nur Leistungen gebündelt. Also Kindergeld, Kinderzuschlag, Bildungs- Teilhabepaket sowie Regelbedarf nach SGB.
An sich ist eine Bündelung schon sinnvoll, auf der anderen Seite weiß ich nicht wie kompliziert die aktuellen Antragsprozesse sind. Ich kenne nur das Kindergeld und das ist relativ simpel. @Celetuiw kann das hier sicher deutlich besser ausführen und mich korrigieren, wenn ich was vergessen habe.
So habe ich das auch verstanden, ich habe mich aber auch nur für diesen Thread etwas mehr eingelesen; in meinem Arbeitsalltag spielt das nämlich praktisch eine untergeordnete Rolle (ob ich jetzt einen Schrieb an die lokale Familienkasse schicke oder nach Berlin 🤷‍♂️ )

Eine Bündelung ist grundsätzlich erstmal sinnvoll, sorgt für mehr Synergie und weniger Informationsverlust. Das Kernstück ist das SGB II, von den drei Grundsicherungssystemen Asylblg (Flüchtlinge), SGB XII (Rentner, Erwerbsgeminderte, Menschen in Werktstatt für Behinderte) ist es aufgrund seiner Doppelstruktur - Sozialhilfe UND Arbeitsvermittlung- da komplexeste. Das Kindergeld ist eher einfach- es gibt halt 250 € pro Kind, wenig zu rechnen, nur die Voraussetzungen sind ordentlich zu prüfen. BuT ist ein Nebengesetz der Sozialhilfe: wer Sozialhilfe erhält und Kindet hat, bekommt diese Zuschüsse für Schulmaterial, Klassenfahrten, Lernförderung.
Die einfachen (Schulmaterial) zahlen wir z.b
en passant aus den Asyl/SGB XII Akten mit aus. Die anderen Sachen brauchen ne Fachabteilung, die Komplexität ist aber überschaubarer.

Kinderzuschlag ist nun eine augesattelte Rechnung. Wer mit Kindern und Kindergeld nur einen geringen Anspruch nach dem SGB II hat, kann stattdessen KiZ bekommen. Das ist dem feeling nach etwas weniger Sozialhilfe für die Leute aber höher. In jedem Fall macht es Sinn, die SGB II Berechnung imm gleichen Haus zu haben, weil man sie eh benötigt. Wenn ich mir die komplette SGB II Berechnung mit Kindergeld aus der Software ziehen kann, sollte das schnell gehen, aber ich bin kein Fachmann für KiZ.

Was ich an der Ausgangssituation der Kritik von Lindner (?) nicht verstehe: wenn ich 5000 Stellen zentral aufbaue, dann fallen die vor Ort in den Kommunen (SGB II, BuT und den Familienkassen (Kindergeld, Kinderzuschlag) doch weg?

Wird kritisiert, dass es "5000 mehr Bundesbeamte" sind, aber unterschlagen, dass lokal vma 2500 städtische und 2500 Bundesbeamte weniger benötigt werden?

Ich verstehe das nicht? Ich vermute Ettikettenschwindel? Hat da jmd was gelesen?
 
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Celetuiw

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Mal so aus aufrichtigem Interesse und weil es selten so konkret diskutiert wird: Was genau steht Kindern denn zu, das sie bisher in Deutschland nicht bekommen und wofür die Kindergrundsicherung notwendig ist?
Die von parats genannten Leistungen werden zu wenig abgerufen, häufig durch Behördenineffizienz. Es gibt eine gewisse Gruppe, bildungsferne, überforderte Alleinerziehende und Migranten mit Sprachhemnissen, die es nicht schafft ihren SGB II Antrag zu stellen. Weil es sie überfordert, die Behörde chronisch überlastet ist und kaum/ nicht berät, die Behörde bei den benötigten Unterlagen natürlich kein Auge zudrückt. Wenn von den geforderten "6 Monate Kontoauszüge lückenlos" 206 Blatt da sind, aber 1 fehlt, dann gehts nicht voran.

Dann haben wir Menschen mit Kindern die SGB II erhalten aber keine Leistungen nach dem "Bildung und Teilhabe Gesetz(BuT) zur Unterstützung armer Kinder in der Schule. Viele Leistungsempfänger wissen nicht,das es das gibt, die Behörde ist überlastet und berät nicht bzw kümmert sich nicht eigeninitiativ.

Da trifft auch wieder Behördenineffizienz zu: Wer bei uns im Jobcenter SGB II erhält muss aber mit dem Bescheid und weiteren Unterlagen erst zum Sozialamt am anderen Ende der statt wackeln um für sein Kind einen Zuschuß zu bekommen, weil die Klassenfahrt sonst aus Geldgründen ausfällt. Dort wird alles schön in eine Papierakte geheftet und bearbeitet. Zugriff auf die E Akte des Jobcenters haben meine Kollegen dort natürlich nicht, Trommelwirbel
"Datenschutz" Feigenblatt :mad: :mad: :mad:

Dann sollten SGB II Fälle mit Kindern mit geringem Anspruch "automatisch" an den Kinderzuschlag abgegeben werden durch die SGB II Stelle. KiZ ist etwas höher, demnach wäre es für die Kinder besser.
Grund: die Behörde ist überlastet... Der Bürger wackelt mit seinem Jobcenter Bescheid und zwei vollen Ordnern Papier zur Familienkasse.. :mad:
 
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So habe ich das auch verstanden, ich habe mich aber auch nur für diesen Thread etwas mehr eingelesen; in meinem Arbeitsalltag spielt das nämlich praktisch eine untergeordnete Rolle (ob ich jetzt einen Schrieb an die lokale Familienkasse schicke oder nach Berlin 🤷‍♂️ )

Eine Bündelung ist grundsätzlich erstmal sinnvoll, sorgt für mehr Synergie und weniger Informationsverlust. Das Kernstück ist das SGB II, von den drei Grundsicherungssystemen Asylblg (Flüchtlinge), SGB XII (Rentner, Erwerbsgeminderte, Menschen in Werktstatt für Behinderte) ist es aufgrund seiner Doppelstruktur - Sozialhilfe UND Arbeitsvermittlung- da komplexeste. Das Kindergeld ist eher einfach- es gibt halt 250 € pro Kind, wenig zu rechnen, nur die Voraussetzungen sind ordentlich zu prüfen. BuT ist ein Nebengesetz der Sozialhilfe: wer Sozialhilfe erhält und Kindet hat, bekommt diese Zuschüsse für Schulmaterial, Klassenfahrten, Lernförderung.
Die einfachen (Schulmaterial) zahlen wir z.b
en passant aus den Asyl/SGB XII Akten mit aus. Die anderen Sachen brauchen ne Fachabteilung, die Komplexität ist aber überschaubarer.

Kinderzuschlag ist nun eine augesattelte Rechnung. Wer mit Kindern und Kindergeld nur einen geringen Anspruch nach dem SGB II hat, kann stattdessen KiZ bekommen. Das ist dem feeling nach etwas weniger Sozialhilfe für die Leute aber höher. In jedem Fall macht es Sinn, die SGB II Berechnung imm gleichen Haus zu haben, weil man sie eh benötigt. Wenn ich mir die komplette SGB II Berechnung mit Kindergeld aus der Software ziehen kann, sollte das schnell gehen, aber ich bin kein Fachmann für KiZ.

Was ich an der Ausgangssituation der Kritik von Lindner (?) nicht verstehe: wenn ich 5000 Stellen zentral aufbaue, dann fallen die vor Ort in den Kommunen (SGB II, BuT und den Familienkassen (Kindergeld, Kinderzuschlag) doch weg?

Wird kritisiert, dass es "5000 mehr Bundesbeamte" sind, aber unterschlagen, dass lokal vma 2500 städtische und 2500 Bundesbeamte weniger benötigt werden?

Ich verstehe das nicht? Ich vermute Ettikettenschwindel? Hat da jmd was gelesen?
Die umstrittene Kindergrundsicherung soll nach Vorstellung der Grünen nun doch mit weniger als 5000 zusätzlichen Verwaltungskräften auskommen. Das haben führende Politikerinnen der Partei am Wochenende angekündigt – ohne aber näher zu erläutern, wie sie dies erreichen wollen, ohne ihr Projekt grundlegend zu ändern. Genau das sorgt jetzt für neuen Unmut in der Sozialverwaltung, allen voran in der Bundesagentur für Arbeit, die neben den Kommunen in besonderem Maße davon betroffen ist. Es herrsche „große Verwunderung“ über ein „freihändiges Hantieren“ mit Zahlen zum Personalbedarf der Kindergrundsicherung, wie es in dieser Debatte neuerdings geschehe, erfuhr die F.A.Z. am Montag aus Behördenkreisen.

Einen konkreten Vorschlag dazu, wie sich der Mehrbedarf an Personal senken ließe, gibt es vom Deutschen Landkreistag: Er fordert, auf die im Gesetzentwurf von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) vorgesehene Einführung neuer Doppelzuständigkeiten für Familien im Bürgergeld zu verzichten. Denn das sei „der grundlegende Konstruktionsfehler“, kritisiert der Präsident des kommunalen Spitzenverbands, Reinhard Sager. Bisher stießen solche Vorschläge aber auf entschiedenen Widerstand der Grünen. Insgesamt zwei Millionen Kinder leben derzeit in Familien, die Bürgergeld beziehen.

Bisher ist es so, dass diese Kinder ihre Leistungen zusammen mit den Eltern aus einer Hand erhalten: Fürs Berechnen und Auszahlen der Grundsicherung sind die Jobcenter zuständig. Mit der geplanten Reform käme aber eine neue Zuständigkeit der Familienkassen hinzu: Diese würden nicht mehr nur das pauschale Kindergeld auszahlen, sondern auch die stets individuell zu ermittelnde monatliche Geldleistung für den Lebensunterhalt der Kinder im Bürgergeld. Für die Eltern bliebe hingegen das Jobcenter zuständig; und für mögliche Sonderbedarfe der Kinder wären weiterhin die Jobcenter zuständig.

Neue Behördenschnittstelle Grund für mehr Personal​

Diese im Gesetzentwurf vorgesehene neue Behördenschnittstelle gilt als Hauptgrund dafür, dass ungewöhnlich viel zusätzliches Personal in der Sozialstaatsverwaltung benötigt wird. Der Familienministerin und ihrer Partei galt aber diese neue Schnittstelle bisher als politisch unverzichtbar, da sie das Ziel verfolgen, „Kinder aus dem Bürgergeld herauszuholen“, wie Paus es formuliert hat. Ihrer Vorstellung zufolge wäre dies erreicht, sobald das Geld für die Kinder nicht mehr vom Jobcenter kommt. Auch in ihrem Modell würden die Kinder aber weiterhin bei ihren Eltern leben, die Bürgergeld beziehen.

Am Wochenende war Paus unerwartet von ihrem Ziel abgerückt, zur Einführung der Kindergrundsicherung 5000 neue Verwaltungsstellen bei den Familienkassen im Organisationsbereich der Bundesagentur für Arbeit aufzubauen. Noch Anfang April hatte sie argumentiert, dass ein solcher Personalaufbau nötig sei, um für Leistungsbezieher die versprochenen Vereinfachungen zu erreichen. Nun aber zeigte sie Verständnis dafür, „dass die Zahl, die im Umlauf ist, Diskussionen verursacht“. Sicher lasse sich der Personalbedarf durch „Synergieeffekte“ und „Digitalisierung“ reduzieren. Zudem handele es sich bei den genannten 5000 Stellen nur um „Prognosen der Bundesagentur für Arbeit“.

„Keine 5000 neuen Stellen“​

Hinweise darauf, dass sie eine Abkehr von geplanten Doppelstrukturen erwägen könnte, um den Personalbedarf zu senken, gab die Ministerin jedoch nicht. Verstärkt wurde ihre neue Positionierung allerdings von der Grünen-Ko-Vorsitzenden Ricarda Lang: Es sei nun klargestellt, dass es „keine 5000 neuen Stellen geben“ werde, sagte Lang am Sonntagabend in der ARD. Also gebe es „auch keinen Grund, dass die Debatte sich weiter an dieser Zahl aufhängt“.

Beide Politikerinnen übergingen damit aber die fachlichen Grundlagen, auf denen der Personalbedarf beruht. Es handelt sich nicht um eine freihändige Schätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA), sondern um Berechnungen nach üblichen Grundsätzen zur Personalbedarfsermittlung von Behörden. Im November hat die BA den Bedarf in einer Stellungnahme mit 5355 Vollzeitäquivalenten beziffert. Und sie deklarierte dies als vorläufige Angabe, da einige verwaltungsrelevante Sachverhalte noch auf politische Klärung warteten.

Einwände der FDP nicht ausgeräumt​

Auf Nachfrage stellte die BA am Montag heraus, dass sie solche Berechnungen immer „in Abstimmung mit dem Ministerium“ vornehme – gestützt auf den Gesetzentwurf und auf Parameter, die in diesem Fall das Familienministerium vorgelegt habe. Den „Erfüllungsaufwand“ von Gesetzen so zu ermitteln sei „das normale Prozedere für uns als umsetzende Behörde für jedes neue Gesetz“, erläuterte ein Sprecher der Bundesagentur.

Daraus folgt, dass sich durch eine bloße politische Erklärung der erwartete Personalbedarf nicht senken lässt. „Wenn sich das Gesetz verändert – und es wird sich im parlamentarischen Verfahren verändern –, dann werden wir den Personalbedarf erneut berechnen“, kündigte die Bundesagentur an. „Ob das dann mehr oder weniger Stellen sein werden, können wir erst sagen, wenn uns der Entwurf vorliegt.“

Neben der oppositionellen Union hatte auch die FDP scharfe Kritik am geplanten Aufbau von 5000 Stellen formuliert. Sie machte am Montag deutlich, dass sie ihre Einwände durch die Ankündigungen der Grünen vom Wochenende nicht ausgeräumt sieht. „Jetzt brauchen wir aber noch einen Gesetzentwurf, der diesen Zielen auch entspricht“, sagte FDP-Vize und Fraktionsgeschäftsführer Johannes Vogel.

im Vorschlag ging es wirklich um zusätzliche Stellen, nicht Verlagerung.

Laut dem Gesetzentwurf sollen mit der Kindergrundsicherung mehrere staatliche Leistungen gebündelt werden, vom Kindergeld bis zum Kinderzuschlag, auf den Familien mit geringem Einkommen einen Anspruch haben. Als zentrale Stelle soll dafür der neue „Familienservice“ zuständig sein. Dass für diese Behörde bis zu 5000 neue Stellen geschaffen werden sollen, hatte zuletzt besonders für Kritik gesorgt. Laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Die Grünen) steht aber noch nicht fest, wie viele Stellen tatsächlich benötigt werden. Nach ihren Worten soll die Kindergrundsicherung der Familienkasse zugeordnet werden, die unter dem Dach der Bundesagentur für Arbeit für Kindergeld zuständig ist.


Diese Stelle soll ertüchtigt und zum „Familienservice“ erweitert werden. Paus will die staatliche Unterstützung so umorganisieren, dass aus der „Holschuld“ der Eltern eine „Bringschuld“ des Staates wird. „Millionen von Kindern bekommen ihre Leistungen nicht, weil die Eltern am Bürokratiedschungel scheitern“, sagte die Ministerin im ZDF. Finanzminister Christian Lindner (FDP) warnt jedoch davor, die Menschen aus der Eigenverantwortung zu entlassen.

Da stellt sich die Frage, warum man eine neue Behörde brauche oder warum man nicht eine der bisherigen mit den entsprechenden Kompetenzen und Zugriffen ausstatten kann.
Hätte gesagt, das klingt "nur" nach einer dazwischengeschalteten Verwaltungsebene, die "nur" die bisherigen Tätigkeiten koordinieren würde.

Oder die haben es maximal schlecht nach außen kommuniziert,
 

Celetuiw

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@schlaef3r jo danke. Ok das soll als Doppelstruktur laufen. :atomrofl:
Das Jobcenter zahlt für die Eltern, die Familienkasse zahlt die SGB II Leistungen für die Kinder zusammen mit dem Kindergeld und um das zu vernetzen braucht man eine Koordinierungsstelle in Berlin.

Das ist komplett hirnrissig. Ich habe selten so was saublödes gehört.
Das hatte ich nicht auf dem Schirm/ erschien mir zu abwegig um wahr zu sein.
Gut, dann brauchste auch 5000 Beamte zusätzlich. Omfg.
 
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Wenn der Paradigmenwechsel sein soll, dass der Staat die Sozialleistungen stärker an den Bürger heranträgt, ohne dass man durch Digitalisierung, Vernetzung usw. deutlich effizienter wird, dann führt das ja zwangsläufig zu höherem Aufwand.
Mir ist allerdings immernoch nicht klar, warum Kinder hier einen Sonderstatus bekommen sollten. Die Differenz zwischen gesetzlichem Anspruch auf Sozialleistungen und tatsächlicher Leistung besteht ja nicht nur für die.
Da schiene mir doch sinnvoller, das Problem umfassender anzugehen. Es ist ja nicht so, dass die Scheine, die mal als Kindergrundsicherung auf dem Konto gelandet sind, bunte Bilder haben. Letztlich profitieren alle und besonders Kinder, wenn das Sozialsystem effizienter organisiert ist.
Erster Schritt wäre so viele Leistungen wie irgend möglich in einer einzigen Behörde zu bündeln: Man muss nicht mehr hier Wohngeld, dort ALG2 und dann noch da Kinderzuschlag oder sonstwas beantragen, sondern beantragt "Sozialleistungen" an einer einzigen Stelle. Im nächsten Schritt kann man durch einheitliche digitale Erfassung, Schnittstellen und die einfache Ermächtigung des Datenabgleichs die Prüfung deutlich vereinfachen und beschleunigen. Bspw. könnte man per Einwilligung Zugriff auf Daten des Finanzamts ermöglichen und sich damit die persönliche Erbringung von Gehaltsnachweisen sparen, ebenso bei Standes- oder Meldeämtern, Rentenversicherung usw.
Dann ist es auch nicht mehr weit, bis man mögliche Ansprüche automatisch prüft: Die Finanzämter, die bereits vergleichsweise gut digitalisiert sind, kennen prinzipiell das Einkommen jedes Bürgers. Wer da ne gewisse Grenze unterschreitet, könnte bspw. explizit aufgefordert werden bestimmte Angaben zu machen oder Ermächtigungen zu erteilen, damit der Anspruch auf Sozialleistungen geprüft werden kann.
 

Gustavo

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Habe das wichtige Wort markiert. Natürlich gilt es Alternativen. Wenn man nicht dumm oder faul ist.

Und ja: Ich nehme mir heraus, kategorisch gegen diese schlechte Option zu sein & würde -wenn ich könnte- auch ein Veto einlegen um Alternativen zu erzwingen.

Es ist halt einfach ultraflach zu denken, mit "ein Veto einlegen" könnte man mal eben eine Alternative erzwingen: Glaubst du allen Ernstes, dass Paus das nicht tun würde, wenn es so einfach wäre? Das alles mit "dumm oder faul" zu rechtfertigen zeugt nicht von irgendwelchen tieferen Einsichten, sondern lediglich von einem flachen Weltbild.
 
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Paus möchte um jeden Preis ihren politischen Punkt mit der Kindergrundsicherung machen.

Ich möchte um jeden Preis die Idiotie von 5000 zusätzlichen Verwaltungsstellen verhindern.

Es ist eine Frage der Prioritäten. Daher bin ich mir in der Tat sicher, dass Paus kein Veto eingelegt hat. Ob sie zumindest ein bisschen nach Alternativen gesucht hat, weiß ich nicht. Wäre das so, dann könnte sie das ja offen legen - daher glaube ich nicht so recht daran. Vielleicht war es ihr einfach recht egal, wie und zu welchen Kosten sie ihr politisches Ziel erreicht.
 

Gustavo

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Paus möchte um jeden Preis ihren politischen Punkt mit der Kindergrundsicherung machen.

Ich möchte um jeden Preis die Idiotie von 5000 zusätzlichen Verwaltungsstellen verhindern.


Du hast die unangenehme (allerdings zugegebenermaßen weit verbreitete) Angewohnheit, einfach nur das als "Ideologie" zu sehen, was dir nicht passt. Dass "ich möchte um jeden Preis 5000 zusätzliche Verwaltungsstellen verhindern" nahezu die Definition einer ideologischen Aussage ist, geht dir wirklich nicht in den Kopf?


Es ist eine Frage der Prioritäten. Daher bin ich mir in der Tat sicher, dass Paus kein Veto eingelegt hat. Ob sie zumindest ein bisschen nach Alternativen gesucht hat, weiß ich nicht. Wäre das so, dann könnte sie das ja offen legen - daher glaube ich nicht so recht daran. Vielleicht war es ihr einfach recht egal, wie und zu welchen Kosten sie ihr politisches Ziel erreicht.

Wirre Ausführung. Wenn es wirklich eine Frage der Priorität wäre, würde das natürlich dafür sprechen, alles zu tun um die Reform politisch so verträglich zu machen wie irgend möglich (außer man glaubt, dass die eigentliche Priorität die Schaffung von 5000 neuen Verwaltungsstellen ist, was man wohl getrost in das Reich der Verschwörungstheorien verweisen kann). Dass sie das nicht hat erklärst du jetzt mit "Dummheit oder Faulheit", obwohl du natürlich so gar keine Ahnung hast, ob das denn wirklich ginge oder nicht. Dazu soll sie mit einem Veto gegen ihre eigene Reform drohen, obwohl jedem klar ist dass die FDP die Reform am liebsten gar nicht möchte, dementsprechend wäre das ein Veto ohne jedes Druckmittel. Alles komplett absurd.
 
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Wenn der Paradigmenwechsel sein soll, dass der Staat die Sozialleistungen stärker an den Bürger heranträgt, ohne dass man durch Digitalisierung, Vernetzung usw. deutlich effizienter wird, dann führt das ja zwangsläufig zu höherem Aufwand.
Mir ist allerdings immernoch nicht klar, warum Kinder hier einen Sonderstatus bekommen sollten. Die Differenz zwischen gesetzlichem Anspruch auf Sozialleistungen und tatsächlicher Leistung besteht ja nicht nur für die.
Da schiene mir doch sinnvoller, das Problem umfassender anzugehen. Es ist ja nicht so, dass die Scheine, die mal als Kindergrundsicherung auf dem Konto gelandet sind, bunte Bilder haben. Letztlich profitieren alle und besonders Kinder, wenn das Sozialsystem effizienter organisiert ist.
Erster Schritt wäre so viele Leistungen wie irgend möglich in einer einzigen Behörde zu bündeln: Man muss nicht mehr hier Wohngeld, dort ALG2 und dann noch da Kinderzuschlag oder sonstwas beantragen, sondern beantragt "Sozialleistungen" an einer einzigen Stelle. Im nächsten Schritt kann man durch einheitliche digitale Erfassung, Schnittstellen und die einfache Ermächtigung des Datenabgleichs die Prüfung deutlich vereinfachen und beschleunigen. Bspw. könnte man per Einwilligung Zugriff auf Daten des Finanzamts ermöglichen und sich damit die persönliche Erbringung von Gehaltsnachweisen sparen, ebenso bei Standes- oder Meldeämtern, Rentenversicherung usw.
Dann ist es auch nicht mehr weit, bis man mögliche Ansprüche automatisch prüft: Die Finanzämter, die bereits vergleichsweise gut digitalisiert sind, kennen prinzipiell das Einkommen jedes Bürgers. Wer da ne gewisse Grenze unterschreitet, könnte bspw. explizit aufgefordert werden bestimmte Angaben zu machen oder Ermächtigungen zu erteilen, damit der Anspruch auf Sozialleistungen geprüft werden kann.

du meinst dass man mit dem "Erstantrag" den ganzen Prozess triggern kann. Wie es ginge, ohne die Abläufe der einzelnen Behörden selbst zu ändern und ohne dass man eine Verwaltungsebene Micromanager hinzufügt, wäre wenn den einzelnen Behörden z.B. auf bestimmte Kriterien/Trigger (oder auch immer) die Informationen an die nächste Behörde weiterleitet oder verweist. In der Vordigitalisierungszeit könnte das z.B. auch schon helfen, wenn der erste Antrag wie ein Laufzettel bei der nächsten Behörde verwendet werden darf/kann.

Die Aufgaben alle in einer Behörde vereinheitlichen wäre deutlich aufwendiger, und da müssten die Leute deutlich länger eingearbeitet werden, da sich dann die Aufgaben und Anforderungen für den einzelnen erhöhen (können).

@Gustavo mit mehr Ressourcen kann man kurz- bis mittelfristig fast jedes Thema (ineffizient) bearbeiten, aber wenn sich die Ampel als Grundziel "Bürokratieabbau" auf die Fahnen geschrieben hat und die wirtschaftliche Situation nicht pralle ist, kann man nicht mit "ich brauche 5k Stellen extra) ankommen und sich wundern.

Und ja, die meisten Leute denken engstirnig. Mehr Ressourcen/mehr Micromanagement ist bei fast allen der erste Lösungsvorschlag. Und so schnell wie Paus ihre Aussage relativiert hatte (vllt doch nicht 5k, vllt später weniger nötig) und Ricarda Lang das dann kassiert hat, dann darf man sich schon fragen, ob die Paus sich die Alternativen angeschaut hatte.
 

Gustavo

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@Gustavo mit mehr Ressourcen kann man kurz- bis mittelfristig fast jedes Thema (ineffizient) bearbeiten, aber wenn sich die Ampel als Grundziel "Bürokratieabbau" auf die Fahnen geschrieben hat und die wirtschaftliche Situation nicht pralle ist, kann man nicht mit "ich brauche 5k Stellen extra) ankommen und sich wundern.

Und ja, die meisten Leute denken engstirnig. Mehr Ressourcen/mehr Micromanagement ist bei fast allen der erste Lösungsvorschlag. Und so schnell wie Paus ihre Aussage relativiert hatte (vllt doch nicht 5k, vllt später weniger nötig) und Ricarda Lang das dann kassiert hat, dann darf man sich schon fragen, ob die Paus sich die Alternativen angeschaut hatte.


Das ist ja grundsätzlich richtig, aber du musst schon auch sehen, dass sich jede Regierung zu meinen Lebzeiten "Bürokratieabbau" auf die Fahne geschrieben hat, weil "Bürokratie" abstrakt ein Valenzissue ist (solange niemand konkret definiert was "Bürokratie" tut sind sich alle einig: weniger ist besser). Das sind Lippenbekenntnisse, die niemand so richtig ernst meint, genau wie etwa "Subventionsabbau" (immer gut, bis es an die Subventionen derjenigen geht, die einen wählen). Ich kenne mich mit der deutschen Verwaltung auch nicht aus, aber ich weiß genug über Politik um relativ sicher zu sein, dass "die Leute sind halt dumm oder faul" seltenst der wirkliche Grund ist, warum vermeintlich offensichtliche Lösungen nicht gefunden werden. Mutmaßlich würde man bei Lastenneuverteilung direkt über eine echte Staatsreform reden so wie Reform der Finanzverfassung in den 1960ern, dafür müsste vermutlich auch wieder die Verfassung geändert werden. Dass die aktuelle Regierung sich untereinander auf sowas einigen könnte wäre vermutlich schon sehr hoch gegriffen, aber dann bräuchte man ja auch die Union und die jeweiligen Landesregierungen müssten auch mitspielen, wofür sie natürlich wieder etwas wollen usw. usf.
 
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Mit Celetuiws Info, was für Qualifizierungsbedarf für die 5k Leute wären, würden die Leute der Behörde 3 (Studium/Ausbildung) + 2 Jahre (Einarbeitung) benötigen, um anfangen können, gescheit arbeiten zu können, dass es für die Antragssteller wirklich ein Mehrwert wäre. Oder man wirbt die Leute von anderen Stellen ab und hätte nur noch die Einarbeitungszeit, aber dann würden die Leute an anderen Stellen fehlen. Ich unterstelle mal, dass die anderen Behörden auch überlastet sind und Celetuiw und Konsorten nicht nur den ganzen Tag Daumen drehen.
Oder es wäre ein reines Callcenter, was nur die einzelnen Behörden abtelefoniert, ggfls. den Datenmüll, weil sie den selbst nicht korrekt bewerten kann/darf, hin- und herleitet. Und dann hätte Celetuiw statt x Antragsstellern vllt nur noch das Callcenter als Schnittstelle, aber wie in den Links oben dargestellt war das vermutlich nicht so geplant.

Bis die neue Behörde läuft sind vermutlich zwei weitere Regierungskoalitionen abgewählt. Und wer weiß, was die bis dahin alles ändern würden.

Aber schön, alle Politiker/Regierungen würden nur spröde Lippenbekenntnisse geben, Bürokratieabbau wäre nur ein abstraktes Buzzword etc.

Du hattest dich bei dem umfallenden Baum darüber echauffiert, dass es über die Gerichte geht, Deutschland so hart auf Risikominimierung/Haftung ginge etc., aber egal. Regulierung und Bürokratie ist nur dann nervig, wenn es für Gustavo nervig ist.

Für mich (in der pöhsen) Industrie ist Bürokratieabbau weniger Bearbeitungszeit, weniger Verwaltungskosten.

Ich hatte geschrieben, wie eine weitere Behörde (mit weiteren x Schnittstellen, Verantwortlichkeiten, Befugnissen etc.) nur weiter Komplexität hinzufügt. Und Micromanagen (und das würde die neue Zwischenbehörde nur machen, da man ja nur die bisherigen Leistungen da bündeln würde) würde kurzfristig vllt etwas helfen, aber sobald sich (mal wieder) was ändert, wird sich alles wieder verheddern und das Gewülst wird wieder schlimmer. Mit einer zweiteren Behörde/Unterschrift/Stempel, auf die man warten muss.
 
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Du hast die unangenehme (allerdings zugegebenermaßen weit verbreitete) Angewohnheit, einfach nur das als "Ideologie" zu sehen, was dir nicht passt. Dass "ich möchte um jeden Preis 5000 zusätzliche Verwaltungsstellen verhindern" nahezu die Definition einer ideologischen Aussage ist, geht dir wirklich nicht in den Kopf?
Ich habe nie geschrieben, dass ich um "jeden Preis" die Schaffung der 5k Stellen verhindern will.
Wenn sonst die Atombombe fällt, bitte. Tut sie aber nicht.
Ich bin bereit, dafür die Reform zu verzögern, bis der Leidensdruck so hoch ist, dass man halt eine vernünftiugere Lösung wählt.
Das hat exakt 0,0 mit Ideologie zu tun, sondern mit Prioritäten:
  • Ich kann mit dem Status quo leben
  • Ich möchte aus Prinzip & als Präzedenz keine 5k Stellen für etwas, was garantiert auch ohne neue Stellen geht
Wirre Ausführung. Wenn es wirklich eine Frage der Priorität wäre, würde das natürlich dafür sprechen, alles zu tun um die Reform politisch so verträglich zu machen wie irgend möglich
Lol, und ein Post später schreibst du selbst: "Bürokratieabbau [...] sind Lippenbekenntnisse, die niemand so richtig ernst meint."
Das ist es doch: Paus + ihrer Partei (und auch anderen Parteien) ist halt eben nicht wichtig genug, den Verwaltungsapparat zu verschlanken.
Statt dessen bringt man seine Pet Topics durch, egal wie viel mehr Bürokratie es kostet.
(außer man glaubt, dass die eigentliche Priorität die Schaffung von 5000 neuen Verwaltungsstellen ist, was man wohl getrost in das Reich der Verschwörungstheorien verweisen kann). Dass sie das nicht hat erklärst du jetzt mit "Dummheit oder Faulheit", obwohl du natürlich so gar keine Ahnung hast, ob das denn wirklich ginge oder nicht.
Natürlich könnte man eine große Reform des Sozialstaates machen, die dafür sorgt, dass es viel weniger Ausnahmen, Behörden, Prozesse, Beantragungsforumulare gibt.
Ist halt viel mehr Aufwand und braucht viel mehr politisches Kapital, daher wird es nicht gemacht.
 

Celetuiw

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Natürlich könnte man eine große Reform des Sozialstaates machen, die dafür sorgt, dass es viel weniger Ausnahmen, Behörden, Prozesse, Beantragungsforumulare gibt.
Ist halt viel mehr Aufwand und braucht viel mehr politisches Kapital, daher wird es nicht gemacht.
Was mir bei dir auffällt, losgelöst vom konkret Topic der 5000 Stellen in der Kindergrundsicherung, ist dass du zwar Effizienz und Bürokratieabbau des Verwaltungsapparates sagst aber schlicht weniger Sozialstaat meinst.
 
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Was mir bei dir auffällt, losgelöst vom konkret Topic der 5000 Stellen in der Kindergrundsicherung, ist dass du zwar Effizienz und Bürokratieabbau des Verwaltungsapparates sagst aber schlicht weniger Sozialstaat meinst.
Das stimmt überhaupt nicht.

Ich bin vor allem für eine Vereinfachung, und in zweiter Linie für eine Glättung - so dass die Grenzbelastung möglichst keine komischen Sprungstellen hat.

Das geht alles komplett ohne die Höhe der Gesamtausgaben zu reduzieren.

Ceteris paribus erhöht mein Wunsch die Effizienz und Fairness des Systems.

Höhe der Sozialausgaben oder des Existenzminimum ist dann ein ganz anderes Thema, um das es hier gar nicht geht.
 

Gustavo

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Du hattest dich bei dem umfallenden Baum darüber echauffiert, dass es über die Gerichte geht, Deutschland so hart auf Risikominimierung/Haftung ginge etc., aber egal. Regulierung und Bürokratie ist nur dann nervig, wenn es für Gustavo nervig ist.


Du tust so, als fände ich es geil, dass dafür neue Stellen geschaffen werden müssen. Das habe ich aber weder gesagt noch meine ich das. Ich halte es nur einfach für unzulässig, so zu tun als könne man Sachverhalte primär nach den Kosten bewerten anstatt eine echte Kosten-Nutzen-Rechnung zu machen. Wenn es im Jahr Dutzende Tote alleine in der Stadt Nürnberg gäbe, dann würde ich über die Baumpatrouille anders denken als wenn es sich um einen einzelnen Schicksalsschlag handelt, wie das da der Fall war. Genauso ist es bei diesem Thema: Wenn mir jemand sagt "wir wollen 5000 Stellen schaffen, weil wir die Wehrpflicht wieder in Kraft setzen wollen" fände ich das scheiße, weil ich Wehrpflicht/Zivildienst für kein zeitgemäßes Modell halte. Wenn jemand 5000 Stellen schaffen will, um sicherzustellen, dass Kinder Sozialleistungen bekommen, die ihnen zustehen (und von denen wir gesichert wissen, dass sie zu einem erstaunlich hohen Teil nicht abgerufen werden), ist das für mich schlicht eine andere Sachlage. Natürlich müsste das dann auch tatsächlich passieren und natürlich wäre es besser, wenn es mit weniger Stellen ginge. Aber dass das wirklich geht müsste mir dann schon jemand glaubhaft darlegen; einfach nur zu sagen "ja, muss halt irgendwie" ist plattes Geschwätz. Das heißt alles nicht, dass ich eine richtige Verwaltungsreform nicht gut fände, aber das ist halt einfach ein anderes Thema und eins, das die jetzige Regierung ganz sicher nicht mehr löst.


Aber schön, alle Politiker/Regierungen würden nur spröde Lippenbekenntnisse geben, Bürokratieabbau wäre nur ein abstraktes Buzzword etc.

Was soll so ein Satz? Ist das meine Schuld oder was? Wenn wir mal ganz realistisch sind fehlt uns doch allen hier völlig die Einsicht, um tatsächlich zu beurteilen wie viel Bürokratie tatsächlich "unnütz" ist und wie viel notwendig. Auf "die Bürokratie" schimpfen ist halt einfach, aber wenn es so einfach wäre sie abzuschaffen würde das nicht jede Regierung sagen. Und dass das alles so gar nix mit den Wünschen der Bevölkerung zu tun hat, die jeden noch so kleinen Einzelfall geregelt haben will, halte ich auch für bestenfalls fragwürdig. Es ist halt einfach so, dass es einfach ist sich über Bürokratie aufzuregen, aber wenn du sie wirklich abschaffen willst kommen direkt die Interessengruppen aus ihren Löchern, man sei ja auch für Bürokratieabbau, aber genau auf diesem Gebiet kann man leider so gar nix machen.

Ich habe hier übrigens neulich den Bürokratie-Index des Bundes gepostet, der die Belastung für Unternehmen misst und der ist in den letzten 10 Jahren gefallen, nicht gestiegen. Ich weiß nicht, ob das realistisch ist, aber ich sage mal a priori glaube ich einem Index vom Statistischen Bundesamt eher als den Lamentos der Arbeitgeberverbände, die ca. 20 der letzten zwei wirtschaftlichen Schwächeperioden prophezeit haben.



Ich habe nie geschrieben, dass ich um "jeden Preis" die Schaffung der 5k Stellen verhindern will.
Wenn sonst die Atombombe fällt, bitte. Tut sie aber nicht.
Ich bin bereit, dafür die Reform zu verzögern, bis der Leidensdruck so hoch ist, dass man halt eine vernünftiugere Lösung wählt.
Das hat exakt 0,0 mit Ideologie zu tun, sondern mit Prioritäten:
  • Ich kann mit dem Status quo leben
  • Ich möchte aus Prinzip & als Präzedenz keine 5k Stellen für etwas, was garantiert auch ohne neue Stellen geht

Ok, da sind wir dann beim springenden Punkt "ich kann mit dem status quo leben" und "ich will keinen Präzedenzfall". Das ist halt einfach die Definition von Ideologie. Wenn du das wirklich nicht einsiehst kann man dir nicht helfen.


Lol, und ein Post später schreibst du selbst: "Bürokratieabbau [...] sind Lippenbekenntnisse, die niemand so richtig ernst meint."
Das ist es doch: Paus + ihrer Partei (und auch anderen Parteien) ist halt eben nicht wichtig genug, den Verwaltungsapparat zu verschlanken.
Statt dessen bringt man seine Pet Topics durch, egal wie viel mehr Bürokratie es kostet.

Natürlich könnte man eine große Reform des Sozialstaates machen, die dafür sorgt, dass es viel weniger Ausnahmen, Behörden, Prozesse, Beantragungsforumulare gibt.
Ist halt viel mehr Aufwand und braucht viel mehr politisches Kapital, daher wird es nicht gemacht.

Ah, kann man also. Und gemacht wird es nicht, weil das "viel mehr politisches Kapital" kostet. Es wäre schön die Welt wäre tatsächlich so simpel wie du gestrickt bist.
 
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