Den Wehrdienst diskutieren wir ja, weil wir ihn aus Gründen der Sicherheit für notwendig halten. Weil wir davon ausgehen, eine schlagkräftige Bundeswehr zu brauchen, um russische Angriffe auf verbündete Staaten abzuschrecken.
Die äußere Sicherheit ist eine der grundlegenden Aufgaben des Staates. Das kann etwas wie Wehrpflicht rechtfertigen. Und ist nicht vergleichbar mit einer vagen, und irrationalen, Idee, mit Pflicht-Zivi irgendwie den Gesundheitssektor zu verbessern.
Der Fachkräftemangel und die Bezahlungen werden übrigens durch mehr Zivis nicht unbedingt besser werden. Du kannst gar das Gegenteil argumentieren.
Ist das so? Bei der Diskussion frage ich mich, als nicht-Bundi, wie viel die Wehrpflichtigen von anno-dazumal, dann tatsächlich im Kriegsfall nutzen - im Vergleich zu besser ausgestatteten und bezahlten Profis. Die anekdotische Evidenz meiner Bekannte als Wehrpflichtige waren, grob ausgedrückt, "wurde angebrüllt, musste sinnfrei rumsitzen, hab gesoffen und irgendwann mal kurz Sport". Wenn Zivis Lücken stopfen (aber zumindest begrenzt etwas sinnvolles produktiv tun), aber das nicht ok ist, warum soll dann ein Lückenstopfen mit Wehrpflichtigen, die an und für sich außerhalb des Extremfalls nichts leisten, dann okay sein? Dabei sperre ich mich nichtmal an der Idee an- und für sich, nicht dass ich gegen dich argumentieren will, nur ist die Begründung für mich schon seit immer eher sehr vage und die Richtung von "hat man schon immer so gemacht".
Grundsätzlich währe so eine Zivilpflicht - wie auch immer (Dauer, Umfang) gestaltet - nicht das Verkehrteste, es gibt genügend Bereiche, in denen so etwas helfen könnte, "ein" Krieg ist nicht der einzige steigende Risikofaktor. Mit Blick aufs Ahrtal wäre neben der Bundeswehr auch das THW, Feuerwehr oder begrenzt Rettung / Erstversorgung sinnvoll. Augenscheinlich sind die Konsequenzen bei derartigen Krisen eher so mittel und man könnte zumindest mich schneller hinterm Monitor vorlocken, wenn das eine Pflichtoption wird - also auch meinem AG klar ist, dass ich mich da nicht winden kann (wenn ich denn wollte). Da sehe ich höhere Wahrscheinlichkeiten mit sehr viel mehr Benefits gesamtgesellschaftlich (unabhängig wäre Katastrophenschutz im Kriegsfall AUCH ein Teil der Abwehr). Im Ernstfall wären da schon die Melde- und Organisationswege für Freiwillige einfacher, da muss dann keiner "auf gut Glück" durch das Bundesgebiet reisen (WENN man sich denn berufen fühlt) und die Leute vor Ort wären eine gute Spur schneller unterwegs, bzw. können in Eigenregie evtl. etwas effektiver durch einfache Erstmaßnahmen werkeln und/oder effizienter auf Regionen eingezogen und verteilt werden.
Man mag mich korrigieren, aber meine Nahfeldempirie sagt, dass Rotkreuz, THW, Feuerwehr et al. chronisch unterbesetzt sind. Fraglich ist daher eher der Mehrwert, sollte die Einlernzeit "zu hoch" für einen Nutzen sein (Mehraufwand neben eigentlicher Arbeit für Hauptkräfte) und die Umsetzungsmodalitäten (bezahlte Freistellung etwa, sollte das auch für ALLE gelten, wofür ich ausgesprochen argumentieren würde).