Gustavo
Doppelspitze 2019
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Volkswirtschaftlichen nutzen für wen? In Zeiten in denen Gewinne sich immer mehr auf wenige Reiche konzentrieren wäre der Verlust für die Gemeinschaft eher nicht so groß, oder?
Selbst wenn die Behauptung bzgl. der "Gewinne" (was du glaube ich meinst ist eine sinkende Lohnquote) stimmen würde, was nur begrenzt der Fall ist: Das ist für die Betrachtung uninteressant, weil sie von der Verteilung nach Abschöpfung von Steuern und Abgaben redet. An der staatlichen Möglichkeit, Steuern und Abgaben auf Erwerbsarbeit zu erheben, hat sich allerdings nichts geändert, sie ist unverändert hoch. Deshalb bedeutet jeder zusätzliche Arbeitnehmer in einem Beruf, in dem er einen höheren volkswirtschaftlichen Nutzen bringt als als Zivi für den Staat einen Nettogewinn, denn diesen Nutzen kann man umverteilen (durch Steuern und Abgaben) und davon Arbeit in den typischen Zivibranchen bezahlen. Deshalb:
Davon abgesehen: wie viele in ihren 40ern oder 50ern können nicht mehr (so viel) arbeiten weil sie ihre Eltern pflegen müssen und es keine Plätze in der Pflege gibt?
Man könnte auch argumentieren, dass ein Zivi der bei der Pflege hilft eine hoch ausgebildete Anstellung weiter möglich zu machen. Gleiches bei der Kinderbetreuung. Ohne Kita könnte meine Frau (oder ich) nicht arbeiten.
Ganz so trivial wie du es darstellst ist es dann doch nicht.
ist das hier eine Milchmädchenrechnung. Typische Zivitätigkeiten haben, wie die meiste Care-Arbeit, keinen privatwirtschaftlichen Markt an dem sich Preise bilden (unter anderem für Arbeitskraft). Wenn der Staat mehr Arbeitskraft in diese Branche bringen will steht es ihm frei, dafür zu bezahlen. Außer wenn ein durchschnittlicher Zivildienstleistender effizienter in seinem Zividienst ist als er es als Arbeitnehmer in seinem späteren Beruf wäre wirst du theoretisch immer die Möglichkeit des Staates senken, Arbeit in diesen Bereichen nachzufragen, indem du Leute zu Zivildienst verpflichtet. Ob der Staat diese Arbeit dann tatsächlich nachfragt steht nochmal auf einem anderen Blatt, aber es ist letztendlich exakt so trivial wie ich es darstelle: Zivildienst ist volkswirtschaftlich völlig durchgeknallt.
[...] Zweitens kannst du aus dem Pool der Rekruten auch besser Profis anheuern. [...]
Hier gilt aber schon analog dasselbe Argument: Es ist eine enorme Verschwendung von Humankapital, Zehntausende von Leuten zu Wehrdienst zu verpflichten, in der Hoffnung dass man damit eine bestimmte Zahl zu einer Karriere im Militär verpflichten kann, weil der ganze Rest de facto keinerlei Humankapital in der Zeit aufbaut, von "beim Bund habe ich gelernt wie man sein Bett macht"-Folklore mal abgesehen. Ich sehe da kein sonderlich gutes Argument für eine Wehrpflicht, sondern eine für eine attraktivere Karriere in einer Berufsarmee.


