@saistaed ich verstehe deine Frustration über den Verein, aber ich würde da weiterhin differenzieren wollen zwischen Defiziten, die nicht durch die Wehrpflicht kompensiert werden sollen und genuinem Nutzen.
Die Wehrpflicht in der BRD Variante war ein Kind des kalten Krieges. D.h. konzeptionell ging es immer primär um die Fähigkeit zur Mobilisierung im Kriegsfall. Sekundär ging es natürlich auch Personalgewinnung für Soldaten auf Zeit.
Bei dem Punkt Personalgewinnung lasse ich mit mir reden. Aber wenn man die Ausrichtung als Defensivarmee gegen Russland ernst meint, dann braucht man bei realistischer Planung Reservisten in einer Größenordnung, die man ohne Wehrdienst imho nicht bekommen kann. Es ist einfach utopisch anzunehmen, dass man so viele junge Männer als Soldat auf Zeit beschäftigt um nach deren Ausscheiden einen Pool von 500.000 Reservisten zu haben, um mal eine Zahl zu nennen.
Halt stop!
saistaed ist ohne Frage ein unpatriotischer Hurensohn, aber in der Sache hat er Recht! Die Bundeswehr jammert seit Jahren herum, dass sie nicht genug Soldaten hat, das ist bekannt.
In all der Zeit wurde aber nicht einmal der Versuch unternommen, die absurde Kopflastigkeit der Streitkräfte zu bekämpfen. Wir haben noch immer so viele Generale wie zur Zeit des Kalten Krieges und dort haben wir für eine Kriegsstärke von 1 Million Mann geplant. Du kannst in eine beliebige Bundeswehrkaserne gehen und wirst dort noch immer viele Leute recht unsinnige Dinge tun sehen.
Jeder kennt den Vorgang immer wieder zahllose Zettel ausfüllen zu müssen, wo immer wieder die gleichen Daten abgefragt werden.
Dann hat dieser Verein nicht einmal die Infrastruktur, um die bereits vorhandenen Soldaten unterbringen zu können. Und da wird auch nichts gebaut. Engpass sind irgendwelche Baubeauftragten bei den Ländern, wo es zu wenige Kapazitäten gibt. Scheint aber egal zu sein. In der Kaserne, in der ich als Reservist übe (übrigens als einziger meines ehemaligen Offizierjahrganges Panzertruppe - ein weiteres Versäumnis der Bundeswehr!) ist seit bald 10 (!) Jahren die Kantine wegen Umbau, der nicht stattfindet, geschlossen und die Soldaten haben eine doppelt so lange Mittagspause, damit sie in die Nachbarkaserne zum essen fahren können. Es soll noch 5 weitere Jahre dauern! In der Zwischenzeit baut Elon Musk in einem Jahr ne riesige Fabrik.
Zu deinem Einwand man könne keine Reserve von 500.000 Mann aufbauen: Jedes Jahr verlassen 25.000 Soldaten die Bundeswehr, damit bist du in 10 Jahren schonmal bei 250.000 Reservisten plus aktive Truppe. Wenn die alle ausgerüstet und einigermaßen beübt sind, ist das eine ernstzunehmende Zahl.
Bei der im April angekündigten "Bundeswehrreform" hat Minister Pistorius seine Inspekteure gefragt, wie viele Generalsstellen denn wegfallen würden. Die Antwort war: Null! Auf die Nachfrage warum nicht, wurde ihm versprochen den Sachverhalt zu prüfen.
Es ist lächerlich!
Dieser Verein Bundeswehr befindet sich bei allen Sprüchen noch immer im tiefsten Frieden und hat noch nicht einmal angefangen seine eigenen Ressourcen zu mobilisieren.
Unter diesen Voraussetzungen ist eine absolute Frechheit, überhaupt darüber nachzudenken einen Zwangsdienst einzuführen, denn damit würde nur der eigene Schlendrian weiter ermöglicht.
Daher "Wehrpflicht" ist in dieser Situation abzulehnen und die gesamte Generalität in den Ruhestand zu verabschieden. Mit handverlesenen Generalen und einigen beförderten jungen Kameraden, muss der Laden erstmal selber auf Vordermann gebracht werden.