Deutschland im Vergleich

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Mehrere Männer hätten sich über die Parklücke in der Böttgerstraße gestritten, darunter auch der 37-jährige Mann aus Kamerun und der mutmaßliche Täter im Alter von 29 Jahren mit deutsch-türkischer Staatsangehörigkeit, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Nach der Tat versammelten sich gegen 23.00 Uhr Bekannte und Verwandte des getöteten Mannes nahe dem Ort des Geschehens. 30 bis 40 Menschen hätten versucht, in den abgesperrten Bereich einzudringen, so die Polizei. Sie hätten sich aggressiv und polizeifeindlich verhalten. Flaschen seien auf Polizisten geworden worden.

:kotzerle:
 
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Eine 75-Jährige ist in Eisenberg rassistisch beleidigt und geschlagen worden. Auch ein Helfer wird angegriffen. Die Polizei ist schon kurz zuvor wegen des mutmaßlichen Täters alarmiert worden.
Die Polizei wollte die Wohnung durchsuchen, um das Plakat und mögliche rechtsradikale CDs sicherzustellen, die Staatsanwaltschaft habe dies jedoch abgelehnt, sagte ein Sprecher.

dafug bin ich lesend ...
 
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Wohnung durchsuchen wegen nem Plakat ist halt auch schon ein ganz schöner overkill, oder nicht?
 

Celetuiw

StarCraft: Brood War
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Ja, es ist besser zu warten bis Nazi aus der Wohnung kommt um ukrainische Rentner zu verdreschen. Ich hoffe du siehst das gleich wenn einer ein Bin Laden Plakat aus dem Fenster hält.
 

FORYOUITERRA

TROLL
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Wenn man das wirklich empirisch angehen will, dann ergäbe es v.a. Sinn die ganze Verteilung anzuschauen und nicht nur auf eine Maßzahl wie den Gini zu schauen.
Grds. würde ich damit anfangen, dass ich mal den Gini für alle außer die obersten 5% anschauen und vergleichen würde. Die Konzentration bei den obersten ~5% ist zwar übel, aber sie spielt eigentlich für den Alltag der Menschen keine Rolle, weil es knapp weniger Menschen betrifft als in diesem Forum aktiv sind. (plus minus ein paar tausend … einfach echt wenige)

Dann nochmal eine Unterteilung nach Altersgruppen sowie Bildungsniveaus … meinetwegen auch noch Schädelform … und dann bekäme man so langsam eine Idee was wirklich problematische Entwicklungen in puncto Ungleichheit sind.

Mein Fazit bleibt ähnlich wie parats ihm seins: Man könnte vermutlich mit weniger Aufwand über eine konsequente Steuerfahndung mehr bewegen. Ganz generell halte ich die Idee, dass man mit "endlich mal die 'Reichen' besteuern" alle Probleme lösen würde, für verfehlt. Da gefällt mir Gustls Vorschlag noch einigermaßen gut, allerdings denke ich mir schon, dass da viel Arbeit für eine gerechte Ausgestaltung nötig wäre, denn die alte Form des noch gültigen Gesetzes würde ich als ziemlich unfair empfinden (1% generell, aber nur die Hälfte auf Betriebsvermögen? 0,6% für Körperschaften? … don't mind if I just open a GmbH to save 50% of my Steuerlast.)

Dann doch lieber erstmal die größeren Hebel nutzen.

Du wohnst im geerbten Haus Deiner Eltern, das eine renovierungsbedürftige Bruchbude ist? Die wohnten an einem Ort der jetzt teuer ist? 600k minus 120k Freibetrag = 480k … macht 400 EUR im Monat. Das ist nicht so extrem unrealistisch.
Da müsste der Ausgleich über die Einkommensteuerentlastung schon enorm ausfallen, denn das kann echt hässliche Nebeneffekte haben.
achso, du willst also über ungleichheit diskutieren, indem du teile der ungleichheit erstmal abtrennst. ob du behindert bist?
 
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Naja du hast den Gini Koeffizient angebracht, ich nehme Bezug. "Endlich mal die Reichen besteuern" in der plakativen populistischen Form ist ja quatsch gut. Aber rautieren muss ich Gustavo. Es kann ja nicht sein, dass Vermögen nicht besteuert wird weil es zu aufwendig ist. Gegen den Wegfall von Ausnahmen für Betriebsvermögen und Körperschaften habe ich ganz und garnichts.

Der Freibetrag auf Erbschaften von Kindern ist übrigens 400k, nicht 120k. Bei selbstgenutzten Immobilien entfällt edie Steuer ganz. Aber die Kinder, die das abbezahlte Sanierungsbedürftige EFH der Eltern erben, sind auch nicht die Zielgruppe einer möglichen ""Reichen Steuer""
Hm, also ich finde schon, dass es rein von der Logik her Sinn ergibt etwas nicht zu besteuern, wenn nach der Besteuerung klar ist, dass die Erhebung der Steuer weniger gebracht hat als ihre Erhebung selbst gekostet hat. Das ist kein Argument prinzipiell etwas nicht zu besteuern, sondern v.a. ein Argument dafür, dass man vielleicht über die Art und Ausgestaltung der Besteuerung nachdenkt.
Da wäre ich dann schon lieber für eine gut gemachte Erbschaftssteuer als für eine Vermögenssteuer bei der alle sich auf die Schulter klopfen und am Ende dann 100.000 Beamte damit beschäftigt sind 100 Mio EUR einzutreiben und dafür 3 Mrd. EUR ausgeben. Very justice. wow.*
Davon hätte ja niemand etwas.
Dazu kommt eben auch noch die Problematik, dass die Bewertung von allem schwierig ist, gerade über Kategorien hinweg, was zu Verzerrungen im Anlageverhalten führen könnte, um der Steuer aus dem Weg zu gehen. Alles nichts neues und totdiskutiert.

Deswegen: Neu denken, imo lieber Erbschaftssteuer überarbeiten. Den von Gustl genannten Ansatz aufnehmen. Und vor allem von der Denke "anderen wegnehmen" wegkommen, wenn das ohnehin schon die Gruppe der Bevölkerung ist, deren Steueraufkommen mehr als die Hälfte des Budgets deckt. Das ist nämlich am Ende nichts anderes als die schlechte alte deutsche Neiddebatte. Es würde vielleicht auch Sinn ergeben da mal ein paar Schritte zurück zu gehen, um mal zu schauen wie andere Staaten ihre Einkommen und Ausgaben verteilen, was es für andere Ansätze gäbe und wie gut sie funktionieren.

Beim Freibetrag meinte ich nicht den für die Erbschaftssteuer, sondern den für die Vermögenssteuer. Zumindest stand da auf Wikipedia 120k. Bei einer neuen Lösung der ganzen Bestandsbesteuerung würde ich tatsächlich auch nochmal neu darüber nachdenken, wie man diese Freibeträge sinnvoll staffeln könnte, denn die Ausnahme von selbstbewohnten Immobilien ist ja ein gutes Beispiel für die o.g. Verzerrungseffekte. Vielleicht wäre es auch hier überlegenswert ähnlich wie für Betriebsvermögen eine stille Teilhaberschaft des Staates an $immobilie anzunehmen, welche dann über die Zeit abgetragen werden kann. Die fiese Belastung beim Vererben von Immobilien kommt ja v.a. daher, dass man die Steuer von jetzt auf gleich bezahlen muss. Wenn das gestreckt wird, oder man sogar die Option hätte dem Staat seinen Anteil zu lassen, spräche mE nicht mehr viel für Freibeträge jenseits etwas was v.a. der breiten Bevölkerung zugute käme (und mangels progressivem Tarif bei dieser Steuer wäre es auch nicht ungerecht).


*Die Zahlen habe ich mir selbstverständlich ausgedacht.
achso, du willst also über ungleichheit diskutieren, indem du teile der ungleichheit erstmal abtrennst. ob du behindert bist?
Ja, ganz genau das würde ich tun wollen.
Die Vermögen der obersten paar tausend Menschen betreffen eben nur ein paar tausend Menschen. Genau diese Menschen haben gleichzeitig die größten Gestaltungsfreiheiten und Ausweichmöglichkeiten. Warum sollte ich bei einer Betrachtung der Ungleichheit in der Breite mein Ergebnis wissentlich v.a. von diesen Menschen bestimmen lassen?
Gerade für die Gestaltung eines Steuersystems und der Evaluierung von Maßnahmen ist es doch viel wichtiger zu schauen wie es die 99,876% restlichen Menschen betrifft, die nicht zufällig Milliardäre sind. Entsprechend würde ich genau diese Menschen als "Ausreißer" betrachten und aus der Betrachtung ausklammern.
Ein eher technischer zusätzlicher Grund: Du siehst besser was in der Verteilung passiert, wenn sie nicht durch die Extremwerte bestimmt wird. Man weiß ja, dass die Extremwerte extrem sind. Mich würde mehr interessieren wie sich die Ungleichheit der Vermögen auf und unterhalb des Medians entwickelt hat.
 
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Und plötzlich läuft es​

Europas größter Solarpark? Steht in Sachsen. Deutschland erzeugt so viel Ökostrom wie nie. Wo der Ausbau der Erneuerbaren schon vorankommt – und wo es noch hakt.
Der viele Grünstrom führt an den Börsen zu einer absurden Situation. An wind- und sonnenreichen Tagen, wenn enorm viel billig erzeugter Strom ins Netz eingespeist wird, kommt es immer häufiger zu Strompreisen nahe null oder sogar zu negativen Strompreisen. Im ersten Halbjahr 2024 habe es 226 Stunden mit negativen Börsenstrompreisen gegeben, rechnet Burger vor. Das ist einerseits gut – viele Stromanbieter ziehen nach und senken ihre Tarife. Die Strompreise für Neukunden liegen dem Vergleichsportal Verivox zufolge aktuell bei rund 25 Cent pro Kilowattstunde und damit leicht unter dem Niveau vor Beginn des Ukrainekrieges.

 

parats'

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Dann können wir uns ja endlich mal um den Trassenausbau kümmern oder den deutschen Strommarkt in zwei Zonen aufteilen.
 
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Jaein.
Ist halt immer noch nur der rein Stromverbrauch und nicht der Primärenergiebedarf der abgedeckt wird.
Gäbe es nicht gewisse politische Strömungen, die z.B. den Wärmepumpen- und Elektroauto Ausbau so sehr verzögert hätten, dann hätten wir mittlerweile auch einen reduzierten Primärenergiebedarf. :deliver:

Und es hat den unangenehmen Nebeneffekt, dass wegen des EEG hier erhebliche Mehraufwände für den Staatshaushalt entstehen. Es fehlt massiv an Speicherlösungen.
Auch so ein Thema. Hab es damals schon geschrieben, aber durch die erfolgreiche Klage gegen die Umschichtung in den KTF und die Weigerung gewisser politischer Strömungen, die Schuldenbremse zu lockern, sind alleine in unserem Markt mehrere Pilotprojekte für große Elektrolyse-Anlagen gestoppt worden. Wir wären jetzt schon ein gutes Stück weiter bezüglich Wasserstoff als Speicherlösung, wenn genug politischer Wille da wäre, das zu pushen.
Ich krieg immer wieder nen dicken Hals, wenn ich CDU'ler oder FDP'ler über Schwierigkeiten in Bezug auf die grüne Transformation reden höre und parallel die zahllosen Beispiele in der Realität sehe, bei denen genau ihre politischen Kräfte an den Schwierigkeiten massiv mit Schuld tragen.
 

Gustavo

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Jaein.
Ist halt immer noch nur der rein Stromverbrauch und nicht der Primärenergiebedarf der abgedeckt wird.
Und es hat den unangenehmen Nebeneffekt, dass wegen des EEG hier erhebliche Mehraufwände für den Staatshaushalt entstehen. Es fehlt massiv an Speicherlösungen.

Na ja, dass wir jetzt, wo die Elektrifizierung gerade erst am Hochlaufen ist, bereits auf den Primärenergiebereich schauen sollten um das Vorankommen zu bewerten glaube ich nicht unbedingt. Das viel größere Problem scheint mir zu sein, dass man mit "es läuft" immer nur einen der beiden Teile des Ausbaus meint, welcher auch der leichter zu erreichende ist, Solar. Dass man auch haufenweise Windräder bauen muss, die sich eben nicht durch mehr Solarpanels substituieren lassen, und die auch nicht nur ansatzweise so sehr im Preis fallen wie Solarpanels, ist damit halt noch überhaupt nicht gesagt. Da macht die Ampel zugegebenermaßen auch Fortschritte, aber nicht so schnell wie es nötig wäre und vor allem aktuell (natürlich auch wegen der Versäumnisse der Vorgängerregierungen) im Planungsverfahren. Sobald die Dinger erst mal breitflächig gebaut werden kann man sich nochmal fragen ob es wirklich so läuft, dann kann man es auch besser einschätzen.
 
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@tic0r ich wollte eigentlich gerade nicht wieder in ein ampel-hate-szenario kommen. Mir ist es für diese Frage echt herzlich egal was die in der näheren Vergangenheit verzapft haben.
Was mich ärgert ist, dass viel zu selten in der Kommunikation auf den Primärenergieverbrauch geschaut wird, und man sich stattdessen für genau den einen Teil feiert, der am einfachsten zu erreichen ist.
Ähnlich kannst Du noch tausendmal sagen, dass die FDP schuld ist blablub. Am Ende hat das BVerfG entschieden und nicht CDU oder FDP. Wir haben auch in den Jahren der Gültigkeit des EEG sehr sehr viel Geld in die Taschen von Menschen gewirtschaftet, die sich damit ihr Windradinvestment haben vergolden lassen, wir haben Windfall Gains privatisiert, anstatt ein bisschen in Marktlösungen zu vertrauen. Dieses Geld hat die letzten 20 Jahre gefehlt (plus der politische Wille), um z.B. Infrastruktur auszubauen.
Meine Hauptkritik ist, dass es keine der letzten Regierungen geschafft hat sinnvolle Rahmenbedingungen zu gestalten, geschweige denn eine sinnvolle Strategie. Es ist sowohl auf konservativer als auch linker Seite immer Stückwerk geblieben. Und daran, dass der Plan (aller Regierungen) an sich offenbar nicht geeignet ist/war, um in halbwegs wettbewerbsfähiger und endlicher Zeit eine Energiewende zu schaffen.
Daran ändert auch kein Aufweichen der Schuldenbremse etwas, weil "spend moar moneys" keine Strategie ist. Mir fehlt auch der Glaube, dass das die Mehrheit der SPD oder der Grünen jemals raffen werden. (Die Mehrheit von Union und FDP würde dem vermutlich zustimmen, bei denen hapert es aber daran, dass sie aus den falschen Gründen zustimmen.)

@Gustavo ja klar. Ich wollte aber (mal wieder) v.a. auf die Konstruktionsfehler des EEG hinaus, die genau die anderen Puzzleteile vernachlässigt haben. Ähnliche Fehler gibt es überall wo man hinschaut, weil eigentlich die gesamte Politik mehr an Dirigismus glaubt als an sinnvolle Weichenstellungen und Anreize (inkl. Union und FDP mE).
 
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@tic0r ich wollte eigentlich gerade nicht wieder in ein ampel-hate-szenario kommen. Mir ist es für diese Frage echt herzlich egal was die in der näheren Vergangenheit verzapft haben.
Was mich ärgert ist, dass viel zu selten in der Kommunikation auf den Primärenergieverbrauch geschaut wird, und man sich stattdessen für genau den einen Teil feiert, der am einfachsten zu erreichen ist.
Ähnlich kannst Du noch tausendmal sagen, dass die FDP schuld ist blablub. Am Ende hat das BVerfG entschieden und nicht CDU oder FDP. Wir haben auch in den Jahren der Gültigkeit des EEG sehr sehr viel Geld in die Taschen von Menschen gewirtschaftet, die sich damit ihr Windradinvestment haben vergolden lassen, wir haben Windfall Gains privatisiert, anstatt ein bisschen in Marktlösungen zu vertrauen. Dieses Geld hat die letzten 20 Jahre gefehlt (plus der politische Wille), um z.B. Infrastruktur auszubauen.
Meine Hauptkritik ist, dass es keine der letzten Regierungen geschafft hat sinnvolle Rahmenbedingungen zu gestalten, geschweige denn eine sinnvolle Strategie. Es ist sowohl auf konservativer als auch linker Seite immer Stückwerk geblieben. Und daran, dass der Plan (aller Regierungen) an sich offenbar nicht geeignet ist/war, um in halbwegs wettbewerbsfähiger und endlicher Zeit eine Energiewende zu schaffen.
Daran ändert auch kein Aufweichen der Schuldenbremse etwas, weil "spend moar moneys" keine Strategie ist. Mir fehlt auch der Glaube, dass das die Mehrheit der SPD oder der Grünen jemals raffen werden. (Die Mehrheit von Union und FDP würde dem vermutlich zustimmen, bei denen hapert es aber daran, dass sie aus den falschen Gründen zustimmen.)
Naja das ist mir jetzt alles zu viel unkonkretes wischi-waschi Gerede. Und ich werde noch tausendundeinmal sagen, dass die Union und die FDP primär für die Verzögerungen und Verschleppungen verantwortlich sind. Klar sind die nicht alleine Schuld, und gerade am Infrastrukturausbau tragen viele verschiedene Parteien Schuld. Aber immer dieses "both sides bad" und dann argumentieren damit, dass angeblich viel zu wenig auf den Primärenergieverbrauch geschaut wird, was nicht stimmt. Wenn du das anders siehst dann werde gerne etwas konkreter als nur irgendwelche Allgemeinplätze vom Stapel zu lassen. Was sind denn die großen Primärenergieverbräuche in Deutschland: Öl für den Verkehr, Gas und Kohle für Heizung und Stromerzeugung. Wer ist für die Verschleppungen im ersten Fall zu verantworten? Die FDP, die ja auch gerne von "Marktlösungen" quatscht und dann versucht, die vollkommen unökonomischen und unrealistischen, synthetischen Kraftstoffe zu pushen. Ob da nicht der ideologische Versuch hinter steht, Verbrennungsmotoren der deutschen Autoindustrie am Leben zu halten? Die riesen Lobby der Automobilindustrie liegt natürlich nicht nur an der FDP und da hätte es jede Partei nicht leicht, aber man muss ihnen ja deswegen nicht gleich die Zunge in die Rosette schieben.
Zu zweitem: Um das Thema AKWs direkt abzufrüstücken: Es hätte eine Laufzeitverlängerung geben sollen, hat es nicht. Zug ist abgefahren. Ansonsten wird natürlich auch hier an den Alternativen gearbeitet: Wärmepumpen, Stromnetz mit Erneuerbaren und Speichertechnologien. Auf welche Primärenergieverbräuche willst du hinaus, die geflissentlich ignoriert werden?

Staatliche Investitionen zu blocken und dann von Marktlösungen zu faseln ist Augenwischerei. Wenn du einen konkreten Vorschlag hast, wie man in halbwegs wettbewerbsfähiger und endlicher Zeit eine Energiewende schaffen kann, ohne Einsatz großer finanzieller Mittel oder deutlicher Einbußen der Lebensqualität, dann schieß los! Der Nobelpreis wäre dir sicher. Natürlich ist "spend moar moneys" eine Strategie; technisch ist das alles nicht komplex, aber für Lade- und Leitinfrastruktur oder für Testprojekte und Umsetzungen für Speichermöglichkeiten muss investiert werden. Und noch bezüglich Marktlösungen: Private Investitionen kriegst du dabei auch nur, wenn du gewisse Erträge garantieren kannst. Klar muss und sollte das keine Windfallgains produzieren und ich will jetzt auch nicht das komplette EEG verteidigen, da ist einiges bei falsch gelaufen. Aber das neue Technologien eine Anschubfinanzierung brauchen um sich gegen Bestand durchzusetzen und wettbewerbsfähig zu werden ist schon immer so gewesen. AKWs bzw. Kernenergie wurde auch massiv subventioniert (nur, dass da die Subventionierung quasi nie aufgehört hat).
Zumal sich irgendwie sehr gern über jeden Euro, der dann im Rahmen der Erneuerbaren ineffizient eingesetzt wurde, unglaublich gut echauffiert werden kann, während die Milliarden Euros, die wir im Status Quo ineffizient einsetzen, irgendwie egal zu sein scheinen. Ist ja schon immer so gewesen. Am Ende liegt es einzig und allein am politischen Willen. Oder hat Bayern nicht genug Geld, um so viele Windräder zu bauen wie Niedersachsen? :deliver:

€: Und das BundesVerfGericht hat entschieden, das stimmt. Aber es hat nicht entschieden, keinen KTF zu haben, es hat entschieden, dass die geplanten Gelder nicht umgeschichtet werden dürfen. Auf Klage der CDU. Und die FDP hat sich geweigert, eine neue Ausnahme der Schuldenbremse für den KTF zu formulieren. Was fiskalisch identisch gewesen wäre, aber politisch gegen ihre Ideologie. Keine Ahnung, wie man daraus wieder "alle tragen Schuld!!!!" machen kann.
 
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Junge :rolleyes:
Ich habe keine Lust über die Schuldfrage zu reden weil es nichts löst.
Es ging mir wirklich nur darum, dass man sich einen darauf abschrubbt, dass man einen völlig unzureichenden KPI nach oben getrieben hat, während man die negativen Nebeneffekte, z.B. dass das absurd viel Geld gekostet hat, geflissentlich ignoriert.

Und nein, spend moar money ist keine Strategie sondern einfach nur ein Mittel. Damit Geldausgeben einen Effekt hat, brauchst Du u.a. genügend und auch die richtigen Ressourcen, um eine Sache umzusetzen. Zusätzlich brauchst Du einen Plan was überhaupt umgesetzt werden soll. Wenn ich auf das schaue was bisher so durchdacht/vorgeschlagen wurde, dann sind es häufig einfache Subventionen, wo ich eher skeptisch wäre bzgl. Preis/Leistung/Verteilungsgerechtigkeit; oder es sind Dinge wo der Flaschenhals nicht das Geld sondern die tatsächliche Kapazität ist, bestimmte Dinge zu produzieren und bereitzustellen.
Platt gesagt: Wenn alle SHK-Installateure mit dem Einbau von Wärmepumpen beschäftigt sind, dann wird es durch mehr Geld halt auch nicht schneller und wir generieren wieder nur Windfall Gains. Genau diese Situation haben wir aktuell in vielen Regionen.

Du kannst mir glauben, dass ich mich über sinnlose Subventionen unabhängig davon aufrege wer sie sich ausgedacht hat und in was sie "investiert" werden. Ich bin auch nicht gegen eine Reform der Schuldenbremse. Ich bin aber gegen schlecht geplant Geld zum Fenster hinauswerfen und Schuldenmachen für mehr soziale Wohltaten die mE Teil des Germany-Problems sind, weil man die Menschen auf jeder Ebene daran gewöhnt, dass sie an keinem Punkt irgendwelche Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen müssen und stets um jegliche Konsequenzen für eigenes Verhalten drumherum kommen. Okay, das ist eine andere Diskussion … aber sie ist eben lose verknüpft.

Beispiel für Geld ungerecht zum Fenster herauswerfen: E-Auto Anschaffungen für die Menschen subventionieren die es sich leisten können. *chef's kiss der Verteilung von unten nach oben*

Finally: mir fehlt der Glaube, dass unsere Regierung mit einer reformierten Schuldenbremse à la Wunschtraum Grüne/SPD verantwortungsvoll umgehen würde. Und das erstreckt sich explizit auch auf unionsgeführte Regierungen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Budget, wenn es da ist, auch verfrühstückt wird (Mütterrentenbonus, Herdprämie, Rente mit 63 etc.pp.). Entsprechend würde ich sie mir strikter wünschen, damit der sinnvolle Teil, nämlich Investitionen in langfristig sinnvolle Dinge wie Infrastruktur und Bildung, ermöglicht wird, während rein konsumptive Ausgaben eben geblockt werden.
 

Benrath

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Jetzt hast du wieder nur in länger alle sind schuld geschrieben
 

parats'

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Finally: mir fehlt der Glaube, dass unsere Regierung mit einer reformierten Schuldenbremse à la Wunschtraum Grüne/SPD verantwortungsvoll umgehen würde. Und das erstreckt sich explizit auch auf unionsgeführte Regierungen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Budget, wenn es da ist, auch verfrühstückt wird (Mütterrentenbonus, Herdprämie, Rente mit 63 etc.pp.). Entsprechend würde ich sie mir strikter wünschen, damit der sinnvolle Teil, nämlich Investitionen in langfristig sinnvolle Dinge wie Infrastruktur und Bildung, ermöglicht wird, während rein konsumptive Ausgaben eben geblockt werden.
Irgendwie muss man den Pöbel ja ruhig stellen. :deliver:
 

Gustavo

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Finally: mir fehlt der Glaube, dass unsere Regierung mit einer reformierten Schuldenbremse à la Wunschtraum Grüne/SPD verantwortungsvoll umgehen würde. Und das erstreckt sich explizit auch auf unionsgeführte Regierungen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Budget, wenn es da ist, auch verfrühstückt wird (Mütterrentenbonus, Herdprämie, Rente mit 63 etc.pp.). Entsprechend würde ich sie mir strikter wünschen, damit der sinnvolle Teil, nämlich Investitionen in langfristig sinnvolle Dinge wie Infrastruktur und Bildung, ermöglicht wird, während rein konsumptive Ausgaben eben geblockt werden.

Also wenn ich mir die Entwicklung des Schuldenstandes des Bundes anschaue, bevor die Schuldenbremse gegriffen hat und die Entwicklung, die man bei konsequenter Einhaltung der Schuldenbremse erwartet (steady state wäre Verschuldung irgendwo in den niedrigen 30ern als % vom BIP) dann halte ich den Zustand vor der Schuldenbremse für sehr viel sinnvoller.

Edit: Nur um meinen Standpunkt nochmal etwas zu präzisieren, ich denke letztendlich läuft die Schuldenbremse darauf hinaus, dass relativ wenig passieren kann. Es wird ja gerne immer wieder der Eindruck vermittelt in Deutschland wären die Staatshaushalte voll mit irgendwelchen absurden Geschenken (machst du gerade auch ein bisschen), dabei ist es einfach empirisch ganz klar, dass der allergrößte Teil dieser Ausgaben für Dinge draufgeht, bei denen die allermeisten Leute gar nicht einsparen wollen (Gesundheit, Rente) oder bei denen kaum etwas gespart werden kann, entweder weil die Vorgaben eng oder die Posten klein sind. Man sollte nicht so tun als müssten sich nur mal eben alle zusammenreißen und der Staat könne sich was auch immer (Investitionen, Steuersenkungen, Umschichtung von Sozialausgaben an "verdientere" Personen) mal so eben leisten, wenn nur alle ganz arg doll auf den Haushalt schauen und das Fett wegtrimmen.
Das heißt nicht dass man nicht kürzen könnte, aber man kann halt nicht kürzen ohne dass dabei dann auch spürbare Kürzungen bei der social goods provision auf der anderen Seite der Rechnung stehen. Ich sehe nicht, dass es Mehrheiten gibt, die bereit sind diese in Kauf zu nehmen. Wenn man also als Politik noch irgendwelchen nennenswerten Gestaltungsspielraum will, dann ist der offen nur über Schulden. Das ist in meinen Augen eindeutig besser als dass wir jedes Jahr irgendwelche neuen Rechentricks brauchen, um überhaupt einen Haushalt aufstellen zu können und ansonsten darauf zu hoffen, dass die Wählerwünsche irgendwann Einnahmen- und Ausgabenseite in ein Gleichgewicht bringen, das wird nämlich einfach nie passieren: Es wird immer zulasten der Zukunft gehen, nicht zulasten der Sozialausgaben und nicht zulasten derjenigen, die die meisten Leute gerne höher besteuern würden (weil die sich vergleichsweise leicht entziehen können und ebenfalls eine hohe politische Durchsetzungsmacht haben).
 
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Jetzt hast du wieder nur in länger alle sind schuld geschrieben
Och komm :rolleyes:
Irgendwie muss man den Pöbel ja ruhig stellen. :deliver:
Mir wäre es lieber der Pöbel würde sich mal aktiv bilden und versuchen zu verstehen und mitzugestalten was da so passiert :/
Also wenn ich mir die Entwicklung des Schuldenstandes des Bundes anschaue, bevor die Schuldenbremse gegriffen hat und die Entwicklung, die man bei konsequenter Einhaltung der Schuldenbremse erwartet (steady state wäre Verschuldung irgendwo in den niedrigen 30ern als % vom BIP) dann halte ich den Zustand vor der Schuldenbremse für sehr viel sinnvoller.

Edit: Nur um meinen Standpunkt nochmal etwas zu präzisieren, ich denke letztendlich läuft die Schuldenbremse darauf hinaus, dass relativ wenig passieren kann. Es wird ja gerne immer wieder der Eindruck vermittelt in Deutschland wären die Staatshaushalte voll mit irgendwelchen absurden Geschenken (machst du gerade auch ein bisschen), dabei ist es einfach empirisch ganz klar, dass der allergrößte Teil dieser Ausgaben für Dinge draufgeht, bei denen die allermeisten Leute gar nicht einsparen wollen (Gesundheit, Rente) oder bei denen kaum etwas gespart werden kann, entweder weil die Vorgaben eng oder die Posten klein sind. Man sollte nicht so tun als müssten sich nur mal eben alle zusammenreißen und der Staat könne sich was auch immer (Investitionen, Steuersenkungen, Umschichtung von Sozialausgaben an "verdientere" Personen) mal so eben leisten, wenn nur alle ganz arg doll auf den Haushalt schauen und das Fett wegtrimmen.
Das heißt nicht dass man nicht kürzen könnte, aber man kann halt nicht kürzen ohne dass dabei dann auch spürbare Kürzungen bei der social goods provision auf der anderen Seite der Rechnung stehen. Ich sehe nicht, dass es Mehrheiten gibt, die bereit sind diese in Kauf zu nehmen. Wenn man also als Politik noch irgendwelchen nennenswerten Gestaltungsspielraum will, dann ist der offen nur über Schulden. Das ist in meinen Augen eindeutig besser als dass wir jedes Jahr irgendwelche neuen Rechentricks brauchen, um überhaupt einen Haushalt aufstellen zu können und ansonsten darauf zu hoffen, dass die Wählerwünsche irgendwann Einnahmen- und Ausgabenseite in ein Gleichgewicht bringen, das wird nämlich einfach nie passieren: Es wird immer zulasten der Zukunft gehen, nicht zulasten der Sozialausgaben und nicht zulasten derjenigen, die die meisten Leute gerne höher besteuern würden (weil die sich vergleichsweise leicht entziehen können und ebenfalls eine hohe politische Durchsetzungsmacht haben).
Ich widerspreche Dir nicht. Ich bin ja auch nicht pro Schuldenbremse wie wir sie jetzt haben, sondern eher pro "eine Regel die sinnlose konsumptive Staatsausgaben verhindert". Es ist mir vollkommen klar, dass ein großer Teil des Budgets relativ fix ist, und Punkte wie die Mütterrente oder die Rente mit 63 in Relation zum Gesamthaushalt gar nicht riesig groß sind … aber relevant groß sind sie eben schon.
Was mir persönlich da noch viel mehr gegen den Strich geht sind die indirekten Kosten die mit diesen Regelungen einhergehen: Insbesondere die Verwaltungskomplexität aber auch die Zeit die Bürger dafür aufwenden müssen das alles zu verstehen. Jede einzelne dieser Regelungen schaufelt mehr Text auf den bereits großen Haufen an Gesetzes- und sonstigen Texten, die verstanden und implementiert werden müssen. All das sorgt für ganz viel eingebildete Einzelfallgerechtigkeit, aber eben auch dafür, dass mehr Zeit dabei draufgeht diese herzustellen.
Ich würde mir viel mehr Einfachkeit wünschen, da ich glaube, dass uns an vielen Punkten gar nicht viel Einzelfallgerechtigkeit flöten gehen würde. Sowohl bei Sozialleistungen als auch bei $insert_whatever_anderer_staatlicher_stuff.

Tatsächlich, bei genauerem Nachdenken, ist es wirklich dieses stumpfe "moar verwaltungsaufwand/regeln" was mich aufregt. Ich habe z.B prinzipiell nichts gegen das Ziel der Kindergrundsicherung, aber wenn man sich anhört was eine Lisa Paus da so erzählt und sich das was konzeptionell bekannt ist liest, dann bekommt man einfach nicht den Eindruck, dass da Menschen irgendetwas fundamental verbessern wollen, sondern, dass ein mit der heißen Nadel gestricktes MVP auf den existierenden Haufen draufgeballert wird und das Gesamtbild einfach immer komplizierter und weniger handhabbar wird.

Mir fehlt einfach der Glaube, dass irgendeine Regierung hier mal konsequent ausmisten und restrukturieren würde, und dafür sorgte, dass wir nicht die letzte Lachnummer der Digitalisierung sind.
Allein schon deswegen, weil ich mal mit dem Bundesverwaltungsamt arbeiten musste. Dort gibt es zwar auch gute Leute, aber wenn die Verteilung der Menschen in die Gruppen "kompetent" und "nominell Akademiker aber dum wie 1,2m Feldweg und krasseste Klischee-öD-Einstellung zur Arbeit" da repräsentativ war, dann wird es unabhängig von der Regierung nie etwas mit der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen.

Die Schuldenbremse ist da tatsächlich nachrangig. Mein Wunsch wäre schlicht: sinnvolle und nachhaltige Verbesserung und Vereinfachung und Automatisierung von Verwaltung, Investitionen gerne über Schulden überall dort, wo man kein krasses Crowding-out zu erwarten hätte, oder wo es wegen der Umlenkung von Ressourcen in sinnvollere Zwecke hinnehmbar oder sogar wünschenswert wäre. Also insbesondere in Bildung, Infrastruktur, Verteidigung …


Und natürlich: Wenn schon Subventionen, dann doch bitte mit Blick auf Verteilungsgerechtigkeit und/oder mit sinnvollem Marktdesign. Auch hier: moar Verwaltungsaufwand muss echt nicht immer sein.
Da mag zwar mancher meckern weil Technologieoffenheit zu sehr mit der FDP assoziiert wird (sorry Jimmy), aber ich halte es tatsächlich für vollkommen richtig keine konkreten Ergebnisse vorzugeben, sondern möglichst wenig in einen Markt einzugreifen, auch um Unternehmen nicht mit mehr Verwaltung zu belasten. Gerade das weiter oben genannte Beispiel eFuels ist an sich ein gutes, denn Elektro ist absehbar ökonomisch die sinnvollere Alternative in den meisten Anwendungsfällen. Und in einer Marktlösung gewinnt meistens die Lösung die gerade so die Anforderungen erfüllt und ansonsten billig ist.
 
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Gustavo

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Tatsächlich, bei genauerem Nachdenken, ist es wirklich dieses stumpfe "moar verwaltungsaufwand/regeln" was mich aufregt. Ich habe z.B prinzipiell nichts gegen das Ziel der Kindergrundsicherung, aber wenn man sich anhört was eine Lisa Paus da so erzählt und sich das was konzeptionell bekannt ist liest, dann bekommt man einfach nicht den Eindruck, dass da Menschen irgendetwas fundamental verbessern wollen, sondern, dass ein mit der heißen Nadel gestricktes MVP auf den existierenden Haufen draufgeballert wird und das Gesamtbild einfach immer komplizierter und weniger handhabbar wird.

Mir fehlt einfach der Glaube, dass irgendeine Regierung hier mal konsequent ausmisten und restrukturieren würde, und dafür sorgte, dass wir nicht die letzte Lachnummer der Digitalisierung sind.
Allein schon deswegen, weil ich mal mit dem Bundesverwaltungsamt arbeiten musste. Dort gibt es zwar auch gute Leute, aber wenn die Verteilung der Menschen in die Gruppen "kompetent" und "nominell Akademiker aber dum wie 1,2m Feldweg und krasseste Klischee-öD-Einstellung zur Arbeit" da repräsentativ war, dann wird es unabhängig von der Regierung nie etwas mit der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen.


Ich glaube die Tragik ist so ein bisschen, dass im Grunde genommen alle wissen, man bräuchte eine große Staatsreform (gleich kommt noch ein Aber). Ich lese in letzter Zeit selbst in der FAZ, die ja ansonsten für eine an sich marktliberale Zeitung wirklich erstaunlich juristenfreundlich (ich sage nur eigene Rubrik "Staat und Recht") ist, Gastbeiträge von Juristen die sagen dass die Regelungsdichte zu hoch ist und wir absehbar überhaupt nicht genug junge Arbeitskräfte haben werden, um die Einhaltung so einer Regelungsdichte noch sinnvoll zu kontrollieren. Und da reden wir von absoluten (!) Anforderungen und noch nicht mal von einer ökonomischen Betrachtung, was es für Opportunitätskosten hat, Leute überhaupt mit der Befolgung dieser ganzen Regeln zu betrauen, die häufig sicher auch ökonomisch sinnvollere Tätigkeiten machen könnten. Und jetzt das aber: Ich habe in Deutschland das Gefühl, die große Staatsreform wird fast durch die Bank von Leuten gefordert, die keine "politisch neutrale" Reform wollen, sondern direkt das Spielfeld ein bisschen so zu kippen, dass sie immer bergab spielen und der politische Gegner immer bergauf. Dafür wird es dann natürlich letztendlich nie die breite Zustimmung geben, die man braucht.

Ich befürchte DIE Zeit um sowas zu machen wäre die Zeit unter Merkel gewesen (Ralph Brinkhaus hat sowas auch immer mal wieder vorgeschlagen), aber damals war der Leidensdruck einfach nicht groß genug. Heute spricht von sowas nur Carsten Linnemann und dem brauch man keine 30 Sekunden zuhören um zu wissen, dass der sich darunter eine Verschiebung der politischen Koordinaten Richtung Union vorstellt. In der SPD hört man davon auch gar nix, was ich Null verstehen kann. Du hast ja selbst das beste Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit genannt: Kindergrundsicherung. An sich ist es völlig einleuchtend, dass ob ein Kind Sozialtransfers bekommt, die ihm zustehen, auf keinen Fall davon abhängen sollte ob die Eltern es schaffen diese zu beantragen; wir überlassen es ja auch nicht den Eltern ob sie ihr Kind in die Schule schicken oder ob es alle nötigen Impfungen bekommt. Aber wenn das Erste, was man darüber hört "wir brauchen 5000 neue Stellen" ist, dann geht man damit politisch natürlich baden.




Die Schuldenbremse ist da tatsächlich nachrangig. Mein Wunsch wäre schlicht: sinnvolle und nachhaltige Verbesserung und Vereinfachung und Automatisierung von Verwaltung, Investitionen gerne über Schulden überall dort, wo man kein krasses Crowding-out zu erwarten hätte, oder wo es wegen der Umlenkung von Ressourcen in sinnvollere Zwecke hinnehmbar oder sogar wünschenswert wäre. Also insbesondere in Bildung, Infrastruktur, Verteidigung …


Und natürlich: Wenn schon Subventionen, dann doch bitte mit Blick auf Verteilungsgerechtigkeit und/oder mit sinnvollem Marktdesign. Auch hier: moar Verwaltungsaufwand muss echt nicht immer sein.
Da mag zwar mancher meckern weil Technologieoffenheit zu sehr mit der FDP assoziiert wird (sorry Jimmy), aber ich halte es tatsächlich für vollkommen richtig keine konkreten Ergebnisse vorzugeben, sondern möglichst wenig in einen Markt einzugreifen, auch um Unternehmen nicht mit mehr Verwaltung zu belasten. Gerade das weiter oben genannte Beispiel eFuels ist an sich ein gutes, denn Elektro ist absehbar ökonomisch die sinnvollere Alternative in den meisten Anwendungsfällen. Und in einer Marktlösung gewinnt meistens die Lösung die gerade so die Anforderungen erfüllt und ansonsten billig ist.


Würde ich alles unterschreiben, meine Stimme hättest du. Fehlen uns nur noch Zweimillioneneinhundertneunundneunzigtausendneunhundertachtundneunzig Stimmen für den Einzug in den Bundestag. :ugly:


€dit: Wo wir uns minimal unterscheiden ist die Frage "Technologieoffenheit". Vielleicht hast du einfach mehr vertrauen in die Politik als ich, aber irgendwie kommt mir das unrealistisch vor, wenn ich mir den Rest deines Posts anschaue, jedenfalls fehlt mir letztendlich der Glaube daran, dass die Politik im Zweifelsfall bereit ist der Bevölkerung die Schmerzen aufzubürden, die alle diejenigen tragen, die sich bei Technologieoffenheit für die falsche Technologie entscheiden. Das wäre okay wenn wir über Abspielgeräte für Filme in HD reden, aber bei Heizungen oder Autos, die normale Menschen nicht mal so eben außerhalb des Turnus ersetzen können, wenn sie einen Fehlkauf geleistet haben, glaube ich dass wir da ein Problem bekommen. Und ich habe sehe da die Gefahr für marktverzerrende Eingriffe genauso, wenn wir dann entweder doch wieder alle die klimafreundliche Technik für diejenigen subventionieren sollen, die Fehlkäufe getätigt haben, oder, was wohl viel wahrscheinlicher ist, wenn diese Leute einfach weiter ihre CO2-Kosten größtenteils externalisieren dürfen.
 
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Ich befürchte DIE Zeit um sowas zu machen wäre die Zeit unter Merkel gewesen (Ralph Brinkhaus hat sowas auch immer mal wieder vorgeschlagen), aber damals war der Leidensdruck einfach nicht groß genug.
#
Schl3m immer schon weiser Mahner und Prophet gewesen.
Ich sage seit Jahren, dass wir retrospektiv die Merkelzeit als "Die verlorenen Jahre™" der modernen Bundesrepublik betiteln werden.
 

parats'

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Da bist du bei weitem nicht der Einzige, der das erzählt. Juckt halt am Ende nur keinen und es sorgt dafür, dass die Ampel alles schlechte auf die Unions-Jahre schiebt (von denen bspw. die SPD zu 3/4 mitregiert hat). Das mag in Teilen auch stimmen, aber so langsam zieht das Argument nicht mehr.
 

Gustavo

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Da bist du bei weitem nicht der Einzige, der das erzählt. Juckt halt am Ende nur keinen und es sorgt dafür, dass die Ampel alles schlechte auf die Unions-Jahre schiebt (von denen bspw. die SPD zu 3/4 mitregiert hat). Das mag in Teilen auch stimmen, aber so langsam zieht das Argument nicht mehr.


Na ja, der Fall liegt imho schon deutlich anders als "wir bauen zu wenig Windräder". Für eine richtige Staatsreform braucht man die Unterstützung der CDU, weil das mit 2/3-Mehrheit durch Bundestag und Bundesrat müsste. Da jetzt der Ampel die Schuld zu geben ist weit hergeholt, zumal die Rufe danach auch erst langsam anlaufen, seit es wirtschaftlich schlechter läuft (was natürlich bizarr ist, denn auf die Schnelle würde eine solche Staatsreform keinen Wachstumsimpuls bringen). Das ist kein Thema, das man mal eben in einem Abschwung abfrühstückt, wenn sich alle gegenseitig zerfleischen, das müsste quasi fast schon überparteilich (na ja, Linke und FDP könnte man notfalls auch weglassen, weil ihre Zustimmung nicht gebraucht würde für 2/3-Mehrheiten) angeleiert werden. Wenn du das Thema unter der Rubrik "okay, ihr kauft uns die Zustimmung ab" verhandelst, egal von welcher Seite, kannst du es eigentlich direkt vergessen.


=========================


Hier nochmal was anderes:

Zahlen vom IMK zu Veränderung von Brutto zu Netto 2021 bis 2024 (also de facto die Politikänderungen, die durch die Ampel angestoßen wurden):

Singles


Familie mit zwei Kindern


Hier passen veröffentlichte Meinung und Daten leider mal tatsächlich zusammen: In einer Koalition, in der die SPD die Hälfte der Sitze stellt, gab es de facto keine Entlastung für die Mittelschicht, aber relativ große Entlastungen für (arbeitende) Unterschicht und moderate Entlastungen für Gutverdiener.
Wenn man einen Lohnanstieg exakt im deutschen Durchschnitt anlegt, dann haben fast alle Single-Haushalte die kalte Progression überkompensiert bekommen und fast alle Familien nicht. Die einzigen Haushalte, die ungefähr auf normale Reallohnzugewinne (etwa 1% bis 1.5% pro Jahr) kommen, sind Singles, die entweder sehr schlecht* oder gut bis sehr gut verdienen. Die prozentual größten Verlierer sind Familien mit einem durhchschnittlichen Einkommen und (wie eigentlich immer) Alleinerziehende, die beide real immer noch mehr als ein Prozent unter der Kaufkraft von 2021 liegen.




*hier übrigens der Beleg für @Xantos2, dass sich bei den Arbeitsanreizen immerhin ein bisschen was tut
 

parats'

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Na ja, der Fall liegt imho schon deutlich anders als "wir bauen zu wenig Windräder". Für eine richtige Staatsreform braucht man die Unterstützung der CDU, weil das mit 2/3-Mehrheit durch Bundestag und Bundesrat müsste. Da jetzt der Ampel die Schuld zu geben ist weit hergeholt, zumal die Rufe danach auch erst langsam anlaufen, seit es wirtschaftlich schlechter läuft (was natürlich bizarr ist, denn auf die Schnelle würde eine solche Staatsreform keinen Wachstumsimpuls bringen). Das ist kein Thema, das man mal eben in einem Abschwung abfrühstückt, wenn sich alle gegenseitig zerfleischen, das müsste quasi fast schon überparteilich (na ja, Linke und FDP könnte man notfalls auch weglassen, weil ihre Zustimmung nicht gebraucht würde für 2/3-Mehrheiten) angeleiert werden. Wenn du das Thema unter der Rubrik "okay, ihr kauft uns die Zustimmung ab" verhandelst, egal von welcher Seite, kannst du es eigentlich direkt vergessen.
Mir ging es eher um eine Bandbreite an Themen. Jetzt erst im Sommerinterview hat Olaf es doch wieder rausgehauen als es um die Bahn ging. Das er mit Wissing jemanden hat, der offensichtlich andere Prioritäten hat, ist natürlich egal. Schuld ist die CDU unter Merkel.

Eine große Reform geht in der Tat nur gemeinsam, da sehe ich aber noch wenig Bewegung. Solange die Union nur einen Kuhhandel unter Abbau des Sozialstaats annimmt, dürfte da wenig gehen.
 

Gustavo

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Mir ging es eher um eine Bandbreite an Themen. Jetzt erst im Sommerinterview hat Olaf es doch wieder rausgehauen als es um die Bahn ging. Das er mit Wissing jemanden hat, der offensichtlich andere Prioritäten hat, ist natürlich egal. Schuld ist die CDU unter Merkel.


Ja, bei der großen Bandbreite der Themen stimme ich zu. Selbst wenn man diskontiert dass bestimmte Policies eine gewisse Vorlaufzeit haben* kann man sich nach drei Jahren nicht mehr hinstellen und bei allem mit "Danke, Merkel" kommen. Prognosen sind immer schwierig, aber letzten Endes würde ich vermuten, dass diese Regierung in der Geschichtswissenschaft als gescheitert angesehen wird, weil es einfach nicht genug Überschneidungen gab und die eine Möglichkeit, wie man die vier Jahre halbwegs überbrücken könnte, durch das BVerfG verworfen wurde. So ist am Ende des Geldes noch zu viel Regierungszeit übrig und weil niemand den anderen überstimmen kann bleibt es am Ende einfach beim status quo. Danke, Olaf.




*alles was genehmigungspflichtig ist stampft man in Deutschland halt nicht aus der Erde, so fair muss man gegenüber der Ampel auch sein
 
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@Gustavo danke für die Charts. Da es Netto vs Brutto ist, exkludiert das aber das Thema wegfallender Transferleistungen, oder?

Bei Singles schon bei 20k quasi kein Effekt klingt nicht vielversprechend für das Gesamtbild inkl. wegfallender Transferleistungen. :/
 

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@Gustavo danke für die Charts. Da es Netto vs Brutto ist, exkludiert das aber das Thema wegfallender Transferleistungen, oder?

Korrekt (mit Ausnahme von Transfers in Form von Zuschüssen zu Sozialabgaben), das ist allerdings für beide Jahre der Fall. Die Transfers insgesamt kannst du nur sehr schwer modellieren, weil Wohngeld als größter Posten stark von der Wohnsituation abhängt.


Bei Singles schon bei 20k quasi kein Effekt klingt nicht vielversprechend für das Gesamtbild inkl. wegfallender Transferleistungen. :/

Bei den Transferleistungen gab es ja nochmal eine gesonderte Reform, die das ganze Bild zumindest in die gewünschte Richtung verschiebt (wenn auch nicht so weit wie eine globale Transferentzugsrate von 70% o.Ä.). Zwischen 2 und 3 Prozent ist schon ordentlich als Entlastung, wenn du bedenkst dass alle Entlastungen dieser Leute ja aus den Sozialabgaben kommen müssen; mit 16100€ brutto pro Jahr (was die Studie als Beispielhaushalt für "Single, niedrigverdienend" anlegt) ist man noch gar nicht lohnsteuerpflichtig. Die Anreizwirkung auf solche Leute ist volkswirtschaftlich nicht wirklich von Belang, ich würde mir viel mehr Gedanken um die Anreizwirkung in der Mitte der Verteilung machen, wo im Schnitt viel produktiver gearbeitet wird.
 
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Also alles wie immer: Deutschland ist geil für Leute die nix haben und die viel haben. Wer ein bisschen was hat, ist GEFICKT.

Zum Glück habe ich gar nichts im Leben.
 

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Also alles wie immer: Deutschland ist geil für Leute die nix haben und die viel haben. Wer ein bisschen was hat, ist GEFICKT.

Apropos :troll:: https://www.spiegel.de/wirtschaft/g...e-wert-a-738ea668-b50d-4c4b-b3b5-d1b1ffd023ba

Tenor des Artikels: Eigentümer beschweren sich, dass ihre Immobilien nach der Grundsteuerreform viel höher bewertet werden als vorher. Im Einzelfall kann man zu den jeweiligen Immobilien/Grundstücken natürlich nichts sagen, aber die Prämisse des Artikels ist schon hart: Da dürfen Immobilienbesitzer sich lang und breit darüber beschweren, dass sie glauben, ihr Eigentum wird unfairerweise zu hoch geschätzt. Es ist halt schon richtig geil, ein Fairness-Argument zu machen ("ich werde im Vergleich zu anderen unfair behandelt") während gleichzeitig jedem klar ist, dass die ganze Neubewertung überhaupt erst notwendig wurde, weil das BVerfG zurecht (!) moniert hat, dass die alten Werte per se unfair waren, weil sie auf Werten aus den 1960ern (bzw. 1930ern im Osten) beruhten. Das perfekte Besitzstandswahrer-Argument: Ich bin unzufrieden mit der (vermeintlichen oder realen) unfairen Behandlung zu meinen Ungunsten, ich bestehe auf dem status quo!!! (unfaire Behandlung zu meinen Gunsten)"
 
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Womit die Antwort auf die soziale Frage in Deutschland abschließend erörtert ist. :elefant:

:mond:

Ich fand es einfach bemerkenswert, weil normalerweise Leute sich in der Situation *zumindest* genötigt sehen, sich ein Argument auszudenken warum der status quo ja *eigentlich* total gerecht ist (selbst wenn das Argument sich letztendlich doch auf "na ja, war halt schon immer so" runterbrechen lässt). Aber hier halt einfach: Gar nix.
 
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Apropos :troll:: https://www.spiegel.de/wirtschaft/g...e-wert-a-738ea668-b50d-4c4b-b3b5-d1b1ffd023ba

Tenor des Artikels: Eigentümer beschweren sich, dass ihre Immobilien nach der Grundsteuerreform viel höher bewertet werden als vorher. Im Einzelfall kann man zu den jeweiligen Immobilien/Grundstücken natürlich nichts sagen, aber die Prämisse des Artikels ist schon hart: Da dürfen Immobilienbesitzer sich lang und breit darüber beschweren, dass sie glauben, ihr Eigentum wird unfairerweise zu hoch geschätzt. Es ist halt schon richtig geil, ein Fairness-Argument zu machen ("ich werde im Vergleich zu anderen unfair behandelt") während gleichzeitig jedem klar ist, dass die ganze Neubewertung überhaupt erst notwendig wurde, weil das BVerfG zurecht (!) moniert hat, dass die alten Werte per se unfair waren, weil sie auf Werten aus den 1960ern (bzw. 1930ern im Osten) beruhten. Das perfekte Besitzstandswahrer-Argument: Ich bin unzufrieden mit der (vermeintlichen oder realen) unfairen Behandlung zu meinen Ungunsten, ich bestehe auf dem status quo!!! (unfaire Behandlung zu meinen Gunsten)"
Mein persönlicher Lieblingssatz fällt ja gleich zu Beginn:
»Ja, und so was brauchen die Städte doch, wo die Sommer so heiß sind«, sagt Burkhard Wolf. »Und jetzt werden wir bestraft für unseren großen Garten«, sagt seine Frau.
:ugly:

Weitere Perle:
Von 2025 an müssen die Wolfs voraussichtlich 2875 Euro pro Jahr an Grundsteuer zahlen, so lassen sich die Angaben in den ersten Schreiben hochrechnen. Bisher waren es 195 Euro.
»Das grenzt an Enteignung.«
Burkhard Wolf, Hauseigentümer
:rofl2:
 

Gustavo

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Mein persönlicher Lieblingssatz fällt ja gleich zu Beginn:

Haha, pass auf: Es wird noch besser. Weil der Typ wie im Artikel Musterkläger von Deutschlands wohlfahrtsorientiertestem Interessenverbund (Haus & Grund) ist, hat er nicht nur mit dem Spiegel gesprochen sondern auch mit dem SWR:

Fank-Wolf und ihr Mann finden, das Modell sei nicht durchdacht. Sie können zwar nachvollziehen, dass die grün-geführte Landesregierung in den Städten wegen des Wohnungsmangels eine Verdichtung und weniger Einfamilienhäuser wolle. Aber ökologisch habe diese Herangehensweise negative Folgen. "Wenn wir eine hohe Grundsteuer zahlen, dann ist unser Budget für andere Sanierungen natürlich eingeschränkt", sagt Fank-Wolf. Irgendwann müsse die alte Gasheizung ersetzt werden. Grundstücke mit Gärten müssten anders bewertet werden, schließlich sorgten die in Zeiten des Klimawandels dafür, dass Regenmassen aufgenommen würden. "Da finde ich, ist jetzt diese Grundsteuer für Gartengelände einfach kontraproduktiv."

Nicht nur gegen die Hitze und gegen den Regen tun die Wolfs was, nein! Sie sind auch noch so großzügig, irgendwann (wenn die Gasheizung ersetzt wird) auch "etwas zu tun". Da kann man wohl kaum verlangen, dass die mit dem vollen Wert ihres Grundstücks besteuert werden! Und übrigens: Wie im obigen Zitat erwähnt verstehen sie ja, dass der Staat wegen Wohnungsmangels Verdichtung will. Aber

Sie habe kein gutes Gefühl, wenn die Steuer in Baden-Württemberg nun so umgesetzt werde. Das sei schon "brutal". Sie kritisierte, dass der soziale Aspekt in der Verhandlung keine Rolle gespielt habe.

ihnen nicht die Steuer zu erlassen, damit sie sich weiter ihren riesigen Garten in einer der begehrtesten Städte Deutschlands leisten können, das wäre nun wirklich unsozial. :mond:





Ob man @Xantos2 mal dort hinschicke könnte, um ihnen mit dem Baseballschläger überlegenen Argument die Vorzüge einer LVT näher zu bringen?
 
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Danke für nichts, @Gustavo - wegen deines Tag habe ich das gelesen und musste mich jetzt beim morgendlichen Kaffee aufregen!!!12

Semi related: Leider hat sich keine gute Gelegenheit bei dem Zeit-Lesergespräch ergeben, LVT einzustreuen und es blieb im Wesentlichen bei Erbschaftssteuer und Grenzbelastung. #importanttopics #pettopics
 
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Haha, pass auf: Es wird noch besser. Weil der Typ wie im Artikel Musterkläger von Deutschlands wohlfahrtsorientiertestem Interessenverbund (Haus & Grund) ist, hat er nicht nur mit dem Spiegel gesprochen sondern auch mit dem SWR:



Nicht nur gegen die Hitze und gegen den Regen tun die Wolfs was, nein! Sie sind auch noch so großzügig, irgendwann (wenn die Gasheizung ersetzt wird) auch "etwas zu tun". Da kann man wohl kaum verlangen, dass die mit dem vollen Wert ihres Grundstücks besteuert werden! Und übrigens: Wie im obigen Zitat erwähnt verstehen sie ja, dass der Staat wegen Wohnungsmangels Verdichtung will. Aber



ihnen nicht die Steuer zu erlassen, damit sie sich weiter ihren riesigen Garten in einer der begehrtesten Städte Deutschlands leisten können, das wäre nun wirklich unsozial. :mond:





Ob man @Xantos2 mal dort hinschicke könnte, um ihnen mit dem Baseballschläger überlegenen Argument die Vorzüge einer LVT näher zu bringen?
Sicher, dass da nicht heimlich der Postillon oder Sonneborn hinterstecken? :deliver:
 

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Danke für nichts, @Gustavo - wegen deines Tag habe ich das gelesen und musste mich jetzt beim morgendlichen Kaffee aufregen!!!12

Semi related: Leider hat sich keine gute Gelegenheit bei dem Zeit-Lesergespräch ergeben, LVT einzustreuen und es blieb im Wesentlichen bei Erbschaftssteuer und Grenzbelastung. #importanttopics #pettopics
Gibts denn einen Link zur Aufnahme des Gesprächs :ugly:
 

parats'

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Bin mir gerade unsicher, ob der Postillon die BR Webseite gehackt hat:

Steuernachzahlung: Wenn zu wenig Milch zum Problem wird
Die Gesetze und Verordnungen einfach zu ignorieren, ist jedoch auch keine Lösung: "Die Kommunikation ist da ganz klar – Strafen, Bußgelder", sagt Nico Scheller. Das musste er auch schon selbst erleben. Bei seiner ersten Steuerprüfung sei der Milchanteil im Cappuccino zum Mitnehmen nachgemessen worden, mit einer Waage. Das kostete ihn zwischen 14.000 und 15.000 Euro. Denn Milch gilt als Grundnahrungsmittel und wird deshalb geringer besteuert als Kaffee. Ein Cappuccino zum Mitnehmen mit weniger Milchanteil als vorgeschrieben wird deshalb höher besteuert. Bei Schellers Prüfung lag der Milchanteil etwa zwei Prozent unter der vorgeschriebenen Norm – er musste für jeden verkauften Cappuccino deshalb rückwirkend die Mehrwertsteuer-Differenz nachzahlen.


Es zeigt einfach wieder, dass diese ganze unterschiedliche Besteuerung eine reine Beschäftigungsmaßnahme ist. Als ob das Finanzamt nichts besseres mit seiner Zeit anstellen könnte.
 
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