Der ungehemmte Grenzverkehr im Sommer war falsch, deswegen ist Kontrolle des Grenzverkehrs falsch?
Nein. Aber ich glaube nicht, dass unsere Regierung ausreichende Grenzkontrollen veranlassen wird.
Ich hätte nichts gegen ein insgesamt geiles Gesamtpaket.
Aber bevor man die Lockdown-Elemente von NoCovid lostritt, bitte erst zeigen...
- Dass Contact Tracing besser funktioniert
- Dass wir schaffen, an Grenzen zu kontrollieren und testen
Sonst wird "NoCovid" nämlich einfach nur zum Monster-Lockdown ohne upside.
Ihr scheint irgendwie davon auszugehen, dass NoCovid scheitert, wenn man überhaupt noch Infektionen hat, als wäre es schlimmer von 0 auf 50 bzw. 100 auf 150 Neuinfektionen zu steigen als von 10.000 auf 10.050.
Nein, davon gehe ich nicht aus.
Ich gehe davon aus, dass wir keine
ganzheitlich sinnvolle Strategie umsetzen können/werden.
Daher glaube ich, dass wir uns bis zur Durchimpfung durchlavieren müssen.
Geil finde ich das auch nicht.
Naja, das ist nun nicht meine persönliche Behauptung, sondern was die Wissenschaft uns mehrheitlich zu diesem Thema sagt. Dazu kommt, dass die einzigen Länder, die die Pandemie gut kontrollieren, das auf einem niedrigen Infektionsniveau tun. Wenn dir das nicht ausreicht, kannst du gern von was anderem überzeugt sein - rational ist es dann aber nicht mehr.
Vielleicht reden wir auch hier einfach nur über zwei Begriffe.
Ich zweifle nicht, dass das
in der Theorie eine gute Strategie ist.
Ich zweifle daran, dass sie hier umsetzbar ist, und finde es daher keine gute Strategie in der Praxis.
Wie gesagt, ich wäre auch für die
Swiss Cheese Strategy, glaube aber nicht, dass sie umgesetzt wird.
Es geht auch nicht um den "maximalen Lockdown". Den fordert niemand. Aber ein Lockdown sollte schon das erfüllen, wozu er da ist: Die Fallzahlen schnell runterbringen. Es ist nicht klar, wo das optimale Niveau an Reduktion ist. In der Ifo/Helmholtz-Studie aus Mitte 2020 wurde das für Deutschland modelliert und da kam man afair auf ein Rt von ungefähr 0,7 als Optimum, wo die WiWirtschaft noch gut läuft, aber die Infektionszahlen schnell genug sinken (Inzidenzhalbierung jede Woche).
Seitdem wird das unter Experten allgemein akzeptiert, weshalb man oft hört, wir sollten in etwa dieses Rt erreichen - haben wir seit dem Frühjahr nie wieder.
Ich habe nichts gegen dieses Ziel.
Ich habe etwas gegen komische Mischungen aus Maßnahmen, die nicht zu diesem Ziel führen.
Mal einige beispielhafte Pakete, vereinfacht und mit Beispielzahlen:
- Paket 1: Status Quo -- R > 1
- Schulen offen ohne geile Teststrategie
- Wenig Home Office
- Einzelhandel dicht
- Außengastro dicht
- Paket 2: Tübingen -- R > 1, aber besser als Paket 1
- Wie Paket 1, nur Einzelhandel offen & Außengastro offen
- Bessere Teststrategie
- Paket 3: Totaler Lockdown, R < 0,7 -- aber auch Schulen zu etc.
- Paket 4: Tübingen mit härterem Lockdown, R < 1
- Home Office Plficht
- Schulen zu bzw Rotation für geringe Dichte
Ich finde hier Paket 1, den Status Quo, tatsächlich am schlechtesten.
Paket 3 fände ich aber nur dann klar besser, wenn man danach eine glaubwürdige Strateige hätte, ohne Dauerlockdown die Zahlen unten zu halten. Sehe ich nicht.
Also finde ich Pakete 2 oder 4 sinnvoll.
Mit Paket 2 kann ich zur Not leben.
Wenn man R klar < 1 bringen will, dann halt Paket 4.
Ich bin einfach strikt dagegen, Einzelhandel und Außengastro trotz minimaler Effekte auf das Infektionsgeschehen weiter in Sippenhaft zu nehmen, "weil man kann ja den Leuten nicht erklären, dass Schule zu ist, Biergarten aber auf".
2 Wochen Paket 3 totaler Lockdown wären ok, wenn man nochmal runter will.
Aber danach müsste das klare Committment sein, Außengastronomie und Einzelhandel weiter offen zu lassen, auch wenn R wieder etws über 1 steigt. Und dass man dann immer zuerst die großen Hebel zieht, also Home Office, Schulen, mehr ÖPNV-Taktung etc., bevor man wieder irgendwas schließt, was bekanntermaßen keine relevante Rolle spielt.
Es sah vor einigen Wochen nicht gut aus, weil wir auch da schon einen exponentiellen Anstieg der B117-Inzidenz hatten. (Btw, ist eigentlich bekannt, ob die in Tübingen schon dominant ist?)
Niemand hat was dagegen, dass in Kreisen oder Gemeinden mit niedriger Inzidenz gelockert wird, wenn eine gute Testinfrastruktur besteht.
Es wäre dann sinnvoll Mobilität zu beschränken, wie übrigens Tübingen auch tut. Das ist quasi Lehrbuch-NoCovid.
Einerseits sagst du eben, du hättest das, was Palmer macht, vor einigen Wochen nicht gemacht, "weil B117 droht".
Andererseits sagst du dann, Tübungen sei Role Model.
Deswegen traue ich dem Braten da halt nicht.
Ich sehe nicht, dass die No Covid Fraktion dann tatsächlich
von sich aus Öffnungen betreibt, wo möglich.
Ich habe also nichts gegen No Covid per se oder in der Theorie, glaube aber...
- Dass es nicht funktionieren wird
- Dass dann weiter Einzelhandel und Außengastro in Sippenhaft genommen wird, wenn wir nicht bei <25 sind
Was Einzelhandel und Außengastronomie angeht, so glaube ich auch nicht, dass der Beitrag groß ist.
Diskutieren kann man immer über die Rangfolge bei Öffnungen und Schließungen. Bisher ist die Abwägung, dass Schulen eher offen bleiben als Gastro und Einzelhandel. Diese Abwägung kann man auch anders treffen, da letztlich auch alle Annahmen mit Unsicherheiten behaftet sind.
Während die Zahlen steigen würde ich allerdings prinzipiell gar nichts öffnen. Es spricht imo auch nichts dagegen, wenn sich Handel und Gastro noch etwas gedulden, bis die Zahlen deutlich sinken.
Dein letzter Satz ist genau ein Beispiel dafür, warum ich dir da auch nicht trauen würde. Wer schreibt, dass "gar nichts" dagegen sprechen würde, dass sich "Handel und Gastro" noch was gedulden ... Freiheitsrechte und wirtschaftliche Existenz sind für dich also "gar nichts".