MMn war es einfach ein fataler Fehler bis Mitte Dezember zu warten bis man richtig zusperrt. Ich fand es Anfang November okay, dass man erstmal Sparflamme macht - erstmal gucken ob es reicht ist ja i.O. Aber spätestens Ende November war doch klar, was man Mitte November schon hätte ahnen können: Die Maßnahmen reichen vielleicht aus um das Niveau der Neuinfektionen konstant zu halten, aber nicht um es zu senken. Na ja.
Das Problem war imo ein völlig falsches Verständnis der Inzidenzgrenzen, die man sich gegeben hatte. In den aller meisten
Ländern herrschte die Vorstellung vor, dass unter 50 irgendwie alles noch okay sei. Dann gab es dämliche Instrumente wie die Berliner Corona-Ampeln, für die man sich sogar noch beklatscht hat, die aber schon vom Konzept eine völlig ungeeignete Grundlage der Pandemiekontrolle sind.
Man konnte seit Juli/August beobachten, dass wir ein schwankendes, aber letztlich permanentes Wachstum der Fallzahlen haben. Davor hat man die Augen verschlossen.
Wenn man im September/Oktober angefangen hätte wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten, dann hätten wir eine realistische Chance gehabt mit weitgehend moderaten Einschränkungen durch den Winter zu kommen. Ganz ohne Shutdown wäre es wohl nicht gegangen. Aber man hätte das deutlich besser vorbereiten können, bspw. indem man Schulferien verlegt und gewisse Regeln (Homeoffice-Pflicht) mit Vorlauf ankündigt.
Das größte Problem scheint mir die Pandemiemüdigkeit in den Köpfen der Regierungen zu sein: Man halte einfach mal die Entwicklung der Inzidenz im Frühjahr, die Gegenmaßnahmen und die Rhetorik dazu neben die des Herbstes.
Dann wird klar, dass das Problem hier nicht in erster Linie die Bevölkerung war.
€: Mittlerweile macht ja auch die Vermutung/Befürchtung die Runde, dass der Lockdown bis Ostern dauern könnte. Glaubt ihr, dass das durchsetzbar ist? Ich habe, ehrlich gesagt, meine Zweifel, dass unsere Gesellschaft das psychologisch durchhält. Da wird mE spätestens mit den ersten warmen Tagen (vermutlich im März) die Compliance kompett flöten gehen.
Es muss definitiv bis Ostern signifikante Einschränkungen geben. Die Bedeutung der Compliance wird insgesamt imo überschätzt. Die effektivsten Maßnahmen - Versammlungsverbote, Schul- und Betriebsschließungen - lassen sich staatlich ganz gut bis sehr gut kontrollieren, wenn der Wille da ist.
Wie die Menschen sich privat verhalten, macht zwar auch was, aber letztlich glaube ich, dass sich da insgesamt immernoch genug Einschränkung erzielen lässt, wenn man maßvolle Regeln beibehält und durchsetzt.