Coronavirus Sterben wir oder doch nicht?

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@Gustavo

Ich meinte mitnichten, dass die alle dumm sind. Aber “nicht dumm sein” genügt in dieser Lage imo nicht dem Anspruch, den man in einem Land wie unserem an die Regierung haben sollte - genau so wenig wie der von Robin Alexander empathisch vertretene Wunsch, dass doch die Zahlen sinken mögen.

Ganz so unerklärlich finde ich jetzt auch nicht, was da passiert ist. Man versucht halt einen einheitlichen Beschluss unter 16 letztlich alleinverantwortlichen Bundesländern zu erreichen. Da finden sich immer ein, zwei, denen aus diesem oder jenem Grund irgendeine Maßnahme gerade noch zu weit geht und am Ende ist der kleinste Nenner eben zu klein.
Hier zeigt sich der Föderalismus von seiner schlechtesten Seite, denn gerade die härteren Maßnahmen, die Richtung Shutdown gehen, verlieren zum Teil erheblich am Effizienz, wenn sie nicht koordiniert werden (Restauranttourismus usw.). Dazu kannst du dich drauf verlassen, dass jeder Kultusminister die Nachteile ausbreiten wird, die es hätte, wenn man jetzt als einziges Bundesland zum Wechsel- oder Fernunterricht übergehe.
Darin sehe ich einen echten Systemfehler. Wenn es schon darum geht eine gemeinsame Lösung für ganz Deutschland zu finden, dann ist die richtige Instanz dafür imo keine Runde von 16 MPn, die von der Kanzlerin moderiert wird, sondern die Bundesregierung.
Hier hätte man imo aus den ersten Monaten der Pandemie weitreichendere Schlüsse ziehen können. Als Vorzug dieses Systems hört man immer, dass es ja so gut sei im Ostseehinterland mit Niedriginzidenz andere Regeln zu haben als im bayrischen Hotspot - als sei es unmöglich oder auch nur ungewöhnlich, dass zentral festgesetzte Regeln die örtliche Situation berücksichtigen.

Daran anknüpfend zum Thema Langzeitstrategie:
Hier gilt im Wesentlichen, was ich schon beim ersten Lockdown kritisiert habe. Man macht diese Maßnahmen, aber man erklärt weder den Leuten, warum, noch habe ich dem Eindruck, dass die Verantwortlichen das wirklich verstehen. Genau so äußert sich doch auch Viola Priesemann, wenn sie sagt, dass die Relation "geringe Inzidenz > hohe Inzidenz" offensichtlich sei und sie lange nicht verstanden habe, dass sie das für Politiker eben nicht ist. Was man nicht versteht, kann man nicht vermitteln und das schließt quasi aus, dass man rechtzeitig effektive Maßnahmen einleitet.
Weil(?) sagte noch vor einigen Wochen bei Lanz, dass es doch eine klare Strategie gebe: die Überlastung der Gesundheitsämter zu verhindern. Das ist in etwa so gehaltvoll wie "meine Strategie ist erfolgreich zu sein".

Der springende Punkt ist doch der: Am Anfang der Pandemie gab es noch berechtigte Uneinigkeit darüber, wie man diese Pandemie überwindet. Seit ein paar Monaten können wir mit hoher Konfidenz davon ausgehen, dass wir gute Impfstoffe bekommen und zwar so zeitig, dass es der erste und einzige echte Pandemie-Winter wird.
Sobald man diese Einsicht hat, ist eigentlich klar, dass die beste Strategie jene ist, die die Infektionen und damit die gesundheitlichen Kosten minimiert und zugleich den ökonomischen Nutzen sowie die sozialen Freiheiten maximiert.
Wenn darüber mal Einigkeit besteht und das auch nach außen klar so kommuniziert wird, lassen sich auch die nötigen Maßnahmen leichter rechtfertigen - gegenüber der Öffentlichkeit, im Zweifelsfall auch gegenüber Gerichten, vor allem aber auch gegenüber den Zauderern in den eigenen Reihen.
Der Witz ist ja gerade, dass aufgrund dieser fundamentalen Einsicht sich viele Diskussionen erübrigen, weil letztlich gar keine Abwägung mehr zwischen Gesundheitsschutz und Wirtschaft oder Freiheiten stattfinden muss - auch wenn Aufziehfiguren wie Lindner und Kubicki(*) uns das gerne glauben machen: Es ist gleichermaßen für alle die beste Handlungsweise.

Diese Erkenntnis scheint unter den politischen Entscheidungsträgern aber niemals die Akzeptanz und das Verständnis gefunden zu haben, die es bräuchte. Noch besser als das wäre eine konkrete Implementierung, wo auf relativ niedrigem Niveau bestimmte Maßnahmen verpflichtend werden.
Den Landesregierung ist hier nicht zu trauen - es ist politisch auch einfach schwer mit einschneidenden Maßnahmen voranzugehen, wenn das Infektionsniveau oberflächlich betrachtet noch überschaubar wirkt.
Darum müsste hier imo die Bundesregierung stärkere Zugriffsrechte haben, um bundesweite Maßnahmen anordnen zu können. Damit sind die Länder ein Stück weit aus der Verantwortung.

Das ist jetzt natürlich viel Wunschkonzert. Der konkrete Vorwurf besteht darin, dass sich kaum jemand wirklich für den vernünftigen Weg verausgabt hat. Das trifft in letzter Konsequenz auch die Bundesregierung. Da gab es zwar zu jeder Zeit stärkere Appelle und mahnendere Worte in Richtung der Länder. Aber wirklich forciert hat man es imo nicht in einer der Situation angemessenen Weise.




(*) Gerade durch Zufall diese Perle entdeckt:
https://www.tagesspiegel.de/politik...der-vulnerablen-gruppen-versagt/26730162.html



Beim Home Office vermute ich, dass die rechtlichen Hürden einfach zu hoch wären, da das ja letztendlich bedeutet, dass der Staat Arbeitgebern vorschreibt, dass sie für die Pandemiebekämpfung aufkommen müssten. Bei den Schulen bin ich nicht so sehr davon überzeugt, dass das sachlich unmöglich wäre, aber mir scheint die Politik will den Wählern einfach nicht zumuten, ihre Kinder selbst zu betreuen, bevor es nicht mehr anders geht. Bei der Quarantäne glaube ich einfach nicht, dass es für die meisten Leute einen Unterschied machen würde, ob die Strafandrohung jetzt höher oder nicht so hoch ist, solange sie intellektuell wissen, dass die Chance erwischt zu werden extrem gering ist; halte ich allerdings wie gesagt nicht so sehr für ein Problem weil ich vermute dass da die Compliance doch recht hoch ist. Grenzschließungen halte ich da noch am ehesten für möglich, allerdings müsste man da auch relativ zielgenau arbeiten, sonst ist das Geschrei in den Grenzregionen wieder groß: In der Nähe der Schweiz, weil die Läden auf die Nachfrage angewiesen sind; im Osten, weil die Leute auf Pfleger/Ärzte aus der Grenzregion angewiesen sind und im Westen weil da die ökonomische Integration extrem hoch ist. Denke allerdings, dass das prinzipiell möglich und wohl auch sinnvoll gewesen wäre.
Ich sehe beim Homeoffice, ehrlich gesagt, das Problem nicht. Andere Länder haben Betriebe geschlossen. Wir schließen auch jetzt wieder zahlreiche Einrichtungen, die auch Arbeitsstätten sind, einschließlich Bildungs- und Erziehungseinrichtungen. Es scheint mir nicht plausibel, weshalb man da Betrieben nicht stärker einbeziehen kann.
Das gewichtigere Gegenargument scheinen mir die wirtschaftlichen Einbußen zu sein. Der Shutdown light hatte ja immerhin den Vorteil, dass er die Kernbereiche der deutschen Wirtschaft relativ unangetastet gelassen hat. Wenn wir den 4 oder sogar 6 Wochen früher eingesetzt hätten, dann wären wir damit eventuell durch den Winter gekommen und man hätte nur für einen Bruchteil der Volkswirtschaft eine faire Kompensation finden müssen.
Aber jetzt geht es ja wirklich darum für einen relativ kurzen Zeitraum nochmal alles drastisch herunterzufahren. Da würde ich mir zumindest einen ehrlichen Versuch wünschen, auch Firmen stärker in die Pflicht zu nehmen. Wie gesagt, wenn es keine Homeoffice-Pflicht ist, dann eben eine Zwischenlösung. Die Maskenpflicht z.B. war bisher völlig unzureichend: Man durfte die Maske schon am Arbeitsplatz abnehmen, wenn ein Abstand von 1,5 Metern zum Nachbarn sichergestellt war. Das geht auch in einem Minibüro, wo 4 Leute arbeiten. Wenn einer davon fleißig Aerosole dünstet, sind trotzdem alle infiziert. Das Mindeste wäre imo eine generelle Maskenpflicht. Dazu würde ich Betriebskantinen stärker einschränken und die Anzahl der Mitarbeiter pro Raum und Fläche begrenzen.

Der Umgang mit den Schulen und Kitas war imo das größte strategische Versagen unserer Pandemiebekämpfung. Noch im April hat die Leopoldina da Öffnungen im Schneckentempo empfohlen, die letztlich mit dazu führten, dass für viele Kinder und Eltern über Monate keine Betreuung existierte. Im August ist die Leopoldina dann umgeschwenkt: Plötzlich hieß es, Schulen und Kitas sollten möglichst lange geöffnet bleiben. Die Politik hat das offenbar derart verinnerlicht, dass man sich selbst dann noch weigerte auch nur den Präsenzbetrieb einzuschränken, als die Inzidenz ein Vielfaches der betrug, bei der die Schulen zwischen März und Juni geschlossen waren - trotz Sommers mit Biergärten, Cafés, Restaurants usw.
Insbesondere konnte, ja musste man schon damals in Betracht ziehen, dass eine Herbst- und Winterwelle droht und wir dann Schulen und Kitas viel dringender würden schließen müssen. Die schädlichsten Maßnahmen sollte man sich für die Zeit aufsparen, wo sie den größten Effekt hat. Das habe ich afair damals auch schon argumentiert.
In einem Punkt bin ich aber ganz bei dir: Eine der einfachsten Maßnahmen wäre gewesen, die Sommerferien dieses und nächstes Jahr zu streichen, um mehr Spielraum für die kalte Jahreszeit zu haben.

Zur Quarantäne: Ich weiß nicht, wie hoch die Compliance da tatsächlich ist. Ich habe auch Berichte aus dem Dunstkreis der Gesundheitsämter gehört, die darauf hindeuteten, dass zum einen Leute bewusst Kontakte verschweigen oder abzumildern, um den Betroffenen die Quarantäne zu ersparen und auch bestehende Quarantäne bzw. Isolation nicht immer eingehalten werden. Um dieses Problem zu quantifizieren, müsste man es natürlich untersuchen.
Ich kann beispielhaft gestehen, dass wir die Isolationspflicht bisher auch etwas freier interpretiert haben, als der Buchstabe des Gesetzes vorsieht.
Der Punkt, den ich machen wollte, war übrigens gerade, dass man nicht nur die Strafandrohung, sondern gerade die Chance erwischt zu werden erhöhen muss - sie sollte zumindest mal deutlich über 0 liegen. Das ist aber keine Maßgabe für die jetzige Situation, weil das natürlich nur bei geringer bis mäßiger Inzidenz halbwegs realistisch ist. Die Asiaten machen das auch, obwohl nicht davon auszugehen ist, dass die mit geringerer Compliance zu rechnen haben als wir.




Btw, hier mal ein etwas düsteres Szenario aus der Wissenschaft bezüglich Weihnachten und Silvester:
https://www.tagesspiegel.de/wissen/...in-den-april-verlaengert-werden/26729146.html

Das macht einem nochmal klar, was für ein Ei wir uns durch die Zauderei gelegt haben könnten. Was die Menschen in den nächsten 2 Wochen machen entzieht sich tatsächlich weitgehend der politischen Kontrolle. Umso wichtiger wäre es gewesen, mit niedrigeren Zahlen in diese Zeit zu gehen.
Ich würde vorsichtshalber schon mal Polizei und Bundeswehr in Stellung bringen, um ab dem 27. strenge Ausgangssperren durchzusetzen. :deliver:
 
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Eine Apotheke hat ihre Bezugsquellen und wird dort ihre Masken bestellen oder halt nicht, wenn sie aus sind. Wo da plötzlich tausende von Euros Mehraufwand herkommen sollen, erschließt sich mir nicht. Im normalen Ladenpreis ist der Gewinn ja schon enthalten und der Preis, den der Bund zahlt, liegt deutlich darüber.
Für mich sieht diese Aktion nach nem ziemlichen Fail aus. Von dem Geld hätte man dem RKI auf einige Jahre seine verwerten IT-Stellen bezahlen können ...

Naja ist mal wieder alles nicht so einfach:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/s...-maske-a-fb3b3943-bef3-442a-aa27-496ff705269b
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Nicht wahnsinnig ernstzunehmender Artikel. Wenn mit "Beratung und Kontrolle der Anspruchsberechtigung" (die momentan nicht mal erfolgt) und "wir mussten Personal einstellen, um die Nachfrage zu decken" argumentiert wird, kann man davon ausgehen, dass es sich hier mal wieder um das Gejammer einer in Deutschland höchst verhätschelten Berufsgruppe geht. Schon das Argument "es gibt viel zu wenig Masken" und "wenn man zu viele Masken abgibt, wird die Marge schmaler" sind inhärent widersprüchlich. Wenn man alle "teilweises" und "einigen" in dem Artikel zusammen nimmt, ist klar, wohin die Reise geht.




Aufgrund einer neuen Verordnung des Bundes dürfe Feuerwerk trotzdem nicht verkauft werden. Der Bundesrat hatte am Freitag eine entsprechende Änderung der Sprengstoffverordnung beschlossen.

Ist natürlich leicht, sowas zu entscheiden, wenn es Null Wirkung hat.
 

parats'

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Schuld sind nicht die Hersteller, sondern die Paketdienste, die mitten im Weihnachtsstress offenbar Schwierigkeiten bei der Zustellung haben.

Den Einzelhandel des Landes in der Weihnachtszeit ausschalten und dann im KEP Markt den Schuldigen suchen, weil diese nicht genug Knechte finden, die teilweise bis zu einer Tonne Ware täglich zustellen.
Ich liebe Deutschland. :rofl2:
 

haschischtasche

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Naja, normal. Muss zudem nicht schlecht sein. Ist nicht ungewöhnlich, dass erfolgreichere Mutationen weniger tödlich/gefährlich sind. (Natürlich auch kein Muss; bleibt abzusehen.)
"70% ANSTECKENDER!!!11ef" hört sich vielleicht erstmal übel an, aber ob R0 jetzt 4.5 oder 7.5 ist, macht jetzt keinen großen Unterschied in unserer Situation. Ersteres heißt ja nicht, dass man mit 70% weniger Maßnahmen und Abstand reagieren kann und genausogut dasteht.
 
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Ja, hab ich auch so gelesen. Ist ja bei Plague Inc. auch schlecht, wenn man zu schnell auf Verbreitung skillt und vergisst, rechtzeitig bei der Tödlichkeit nachzujustieren. :deliver:
 
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Als ob man der Johnson regierung auch nur ein wort glauben kann. Das ist doch trump light. Ist doch super wenn ne neue virus variante und nicht die eigene inkompetenz schuld an der ausbreitung ist. Bevor das nicht aus anderen ländern bestätigt wird glaub ich kein wort.
 
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In Südafrika breitet sich angeblich eine neuere Variante aus, die schwerere Verläufe bei mittelalten Personen macht. Ich warte auch mal ab, bis Drosten uns im Januar erklärt, was Sache ist.


Insgesamt muss ich aber zugeben, dass ich aktuell so besorgt bin wie noch nie während der Pandemie. Der aktuelle Anstieg kommt unerwartet und Weihnachten plus Silvester sind einfach eine große Unbekannte, über die man nur sehr begrenzte Kontrolle hat. Wenn das der Inzidenz nochmal einen Boost gibt, muss im Januar vielleicht nochmal nachgelegt werden oder der Shutdown dauert bis März/April.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Persönlicher Datenpunkt bzgl. Unnützlichkeit der App: Meine Quarantäne endet morgen* und ich wollte heute schon mal die App installieren. Nicht aus dem US-Google Play Store verfügbar (und werde garantiert nicht meinen Standort ändern dafür, denn das geht nur einmal alle 365 Tage). D.h. muss von Apk installiert werden. :rolleyes:


*übrigens natürlich auch kein Test nach fünf Tagen möglich, weil "wer keine Symptome hat kriegt gerade keinen Test" (Gesundheitsamt Kassel)
 

parats'

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So ein region lock ist ja was feines. :rofl2:
 
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Kann aber auch sein, dass man sich dabei was gedacht hat. Kenn auch Apps die für den europäischen Raum gedacht sind und dann mit 1 Stern-Bewertungen von Amis übersät sind, weil ihnen die App nicht wirklich was bringt oder auch nur weil man Sachen nicht in Schrottgrößen wie lbs und Inch eingeben kann.
 

Shihatsu

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Du kannst auch einfach die open-source-Variante aus dem F-Droid-Store installieren. Da hast du auch garantiert nie so etwas albernes wie regionlock.
 

parats'

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Kann aber auch sein, dass man sich dabei was gedacht hat. Kenn auch Apps die für den europäischen Raum gedacht sind und dann mit 1 Stern-Bewertungen von Amis übersät sind, weil ihnen die App nicht wirklich was bringt oder auch nur weil man Sachen nicht in Schrottgrößen wie lbs und Inch eingeben kann.

Na sicherlich hat man sich was dabei gedacht. Die Kosten trägt der Bund und daher beschränkt man den Personenkreis eben. Aber für Heimaturlauber wie Gustavo ist es halt dämlich, weil sie sich hier mit der App bewegen möchten, aber nicht können. Da müsste es eine Zwischenlösung geben um zumindest temporär den Standort zu wechseln und zwar ohne Frist.
 
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Naja die standortänderung hängt ja am play store und nicht an der app ansich, hab ich zumindest so verstanden, ka, benutz den play store so gut wie nie. :ugly:
 

parats'

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Ja klar, aber es gibt apps die nutzen GPS/Galileo Daten zur Eingrenzung wie bspw. Tinder. Man muss nicht immer den region lock nehmen. :)
 
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Ist mehr OT/Randnotizen, aber da es hier ja mal ne Diskussion um Kekulés Wissenschaftlerstatus gab, hier ein Spiegelartikel dazu, über den ich zufällig gestolpert bin. Leider Paywall.

Ist Alexander Kekulé ein Blender?

In der Öffentlichkeit tritt Alexander Kekulé als Pandemieexperte auf. Doch in Fachkreisen und an seiner Uni in Halle heißt es, dass der Professor wenig forscht und viel streitet.

[...]

Wolfgang Fleig war früher Direktor an der Universität Halle-Wittenberg und saß in jener Kommission, die den Kandidaten 1999 nach Halle geholt hat. Im Nachhinein sagt Fleig: »Aus meiner Sicht war das eine der unglücklichsten Berufungen, die man machen konnte, weil Herr Kekulé im Wesentlichen nicht präsent war.«

Kekulé bestreitet dies. Er arbeite 60 Stunden in der Woche für den Lehrstuhl, »einen Großteil davon von Halle aus«. Und weiter: »Ich habe nach meiner Erinnerung in über 20 Jahren noch nie einen dienstlichen Termin in Halle abgesagt, weil ich nicht in der Stadt gewesen wäre.«

[...]

Sein Gehalt findet Kekulé zu niedrig, er bessert es schon länger mit journalistischen Nebentätigkeiten auf. Er hatte zwei eigene Beiträge im SPIEGEL (Nr. 46/2001 und Nr. 7/2003), schrieb eine Kolumne im Berliner »Tagesspiegel«, die von 1999 bis 2013 erschien, und veröffentlichte immer wieder Artikel in der »Zeit«. Für deren Beilage »Zeit Doctor« war er sogar Mitglied im Herausgeberbeirat und Verfasser der Kolumne »Die zweite Meinung«.

Unter der Kolumne wies die Redaktion Kekulé nicht nur als Professor aus, sondern auch als »Direktor des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung« in Halle. Bei dem Institut handelt es sich um eine GmbH, die zwei in München wohnhafte Gesellschafter (Alexander Kekulé und seine Mutter) und einen Geschäftsführer (Alexander Kekulé) hat.

[...]

Während Kekulé die erste Corona-Welle von München aus kommentierte, hatten Mitarbeiter seines Instituts in Halle alle Hände voll zu tun. Sie mussten Corona-Tests zur Verfügung stellen, damit das Klinikum den Betrieb aufrechterhalten konnte. Das gelang ihnen, weil ihnen Mitarbeiter anderer Institute halfen. Der Chef ward praktisch nicht gesehen.

[...]

Seit 1999 sind in PubMed etwa 20 Beiträge von Kekulé zu finden. Der Virologe Christian Drosten kommt auf mehr als 400 Artikel – und das obwohl er 14 Jahre jünger ist.
Kekulé erklärt, er habe sich im »Laufe der Jahre auf angewandte und interdisziplinäre Forschungsfelder« verlegt; seine Ergebnisse flössen »hier nicht notwendigerweise in PubMed-Einträge ein, sondern in Gutachten und Stellungnahmen«. Er sagt: »Ich spreche vor Vorständen von Weltkonzernen, mit Ministern und Regierungschefs, in internationalen Fachgremien.«
https://www.spiegel.de/wissenschaft...lender-a-00000000-0002-0001-0000-000174544085
 
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Kekule hat sich bei mir mit seinen Attacken gegen Christian Drostens Publikation zu Covid 19 disqualifiziert. Ein "Wissenschaftler" der seit Jahren so gut wie nichts mehr publiziert, aber bei der erstbesten Gelegenheit die Publikation eines Kollegen angreift wirkt unglaubwürdig.
 

Gustavo

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Hätte den Artikel gerne gelesen, aber Paywall. War ja schoin länger immer mal wieder durchgeklungen und ergab für mich schon länger Sinn: Bin immer skeptisch wenn jemand seit Ewigkeiten nichts publiziert hat aber sehr präsent in den Medien ist und gerade am Anfang so einer Geschichte nehmen die Medien dann halt gerne jemand, den sie schon kennen. Dass der Typ allerdings nach neun Monaten immer noch so viel Raum eingeräumt bekommt verstehe ich nicht mehr so richtig, zumal es sich ja gezeigt hat, dass es erstaunlch viele erstaunlich fotogene Virologen in Deutschland gibt.
 
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Man kann sich ein gratis Probeabo klicken. Dauert inklusive Kündigung etwa 3 Minuten.



C. Drosten auf Twitter:
Neue Daten zur B.1.1.7-Mutante (heute veröffentlicht). Das sieht leider nicht gut aus.
Mein Paranoia-Level ist grad signifikant gestiegen. :deliver:
 

Gustavo

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Habe ich schon mehrfach gemacht. So wichtig war es mir dann doch nicht. :|

Aus einem Interview mit der EU-Gesundheitskommissarin in der FAZ:

Mehr zum Thema

Frage: Ein weiterer Kritikpunkt war, Sie hätten nicht genug von den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna bestellt, die jetzt als Erste an den Start gehen. Haben Sie aufs falsche Pferd gesetzt?

Antwort: Wer heute solche Kritik äußert, macht es sich sehr einfach. Als wir im Sommer unsere Impfstrategie beschlossen haben, hat sie niemand kritisiert. Damals konnte niemand genau wissen, welcher Impfstoff am schnellstens marktreif werden würde. Deshalb haben wir auf ein gemischtes Portfolio gesetzt. Bisher existieren Verträge mit sechs Unternehmen, ein siebtes wird noch folgen. Nicht jede Impfstoffentwicklung ist bisher gleich erfolgreich, deshalb war diese Risikostreuung richtig.


Da muss man sich schon sehr an den Kopf fassen. Mal abgesehen davon, dass das die letzte Frage (von sage und schreibe vier!) war: Was für ein Argument soll das sein? Als ob man ein Gesamtbudget bzgl. Arztneimittelkosten hatte? Ich habe auch schon gelesen, dass vor allem die Osteuropäer darauf gedrängt hätten, auch bei den günstigeren Anbietern zu kaufen, wtf? Für das, was der Lockdown in einem Monat alleine für Deutschland kostet, könnte man Pfizer fast komplett aufkaufen ...
 
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und dann kommt der Bundesrechnungshof oder sonstwer und rechnet aus, dass Europa auf 800 Millionen Impfdosen oder so, Hälfte ohne Zulassung, sitzen geblieben sind. Im Nachhinein ist man immer schlauer, vor nem halben Jahr haben alle noch Curevac hochgehyped, weil Trump die aufkaufen wollte,

Und dann bitcht jemand wieder rum, dass Pharmaunternehmen die Staaten abzocken, weil die zu blöd beim verhandeln seien.
 
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Amüsant ist, dass Drosten sagt Johnson hätte mit seinem "70% ansteckender" müll gelabert und, dass das heute überhaupt noch niemand sagen kann er hat sich die zahl einfach aus dem arsch gezogen. Wer hätte es gedacht.
 

Gustavo

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Amüsant ist, dass Drosten sagt Johnson hätte mit seinem "70% ansteckender" müll gelabert und, dass das heute überhaupt noch niemand sagen kann er hat sich die zahl einfach aus dem arsch gezogen. Wer hätte es gedacht.


Man muss allerdings zugeben dass das schon ganz witzig ist: Boris verspricht erst das Blaue vom Himmel (Weihnachten unbegrenzt Kontakte aus drei Haushalten), merkt dann dass er nicht liefern kann und fängt an zu lügen um sich zu rechtfertigen, woraufhin Europa ihm glaubt und erst mal alles dicht macht.
 
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Die "bis zu 70%" stammen aus irgendeiner Rechnung der NERVTAG. Dass er mit solchen wissenschaftlich überhaupt nicht belastbaren Zahlen direkt hausieren geht, um eigene Fehler zu kaschieren, ist offensichtlich.

Etwas bitter finde ich, dass die Politik wochen- und monatelang wissenschaftliche Mahnungen, die auf sehr viel soliderer Grundlage stehen, in den Wind schlägt, um wegen sowas jetzt direkt in Aktionismus zu verfallen.
 

Deleted_228929

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Sehr unprofessionell solch einen Tweet so abzusetzen.
Ich finde da diese "was hat Drosten gesagt"-Stiefelleckerei schon länger sehr bedenklich. Stelle seine Expertise nicht in Abrede (kann die mangels eigener Fachkenntnis auch nicht beurteilen), aber wann genau haben wir angefangen wissenschaftliche Oberhoheiten zu ernennen?
 

parats'

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Ich finde da diese "was hat Drosten gesagt"-Stiefelleckerei schon länger sehr bedenklich. Stelle seine Expertise nicht in Abrede (kann die mangels eigener Fachkenntnis auch nicht beurteilen), aber wann genau haben wir angefangen wissenschaftliche Oberhoheiten zu ernennen?

Das Problem was ich sehe ist eher die teils gespaltene Meinung über Drosten und das solche Aussagen Wasser auf die Mühlen jeglicher Querdenker etc. Pp. ist.
In gewissen Blasen geht das Narrativ von "Ein Tierarzt, ein Bänker und ein Professor ohne auffindbare Diplomarbeit bestimmen die Zukunft des Landes" umher. Solche salopp formulierten Tweets passen genau in das Weltbild derer, die der Meinung sind, dass Drosten ein Narzisst sei, der endlich seinen fame bekommt, nachdem die erste Runde vor x Jahren an Wodarg ging.
Weniger Klamauk und mehr Professionalität würde viel Wind aus den Segeln nehmen.
 

Benrath

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Zumindest so wie Drosten die Geschichte zur Schweinegrippe erklärt hat, ging die Runde nicht an Wodarg, sondern der hatte nur Glück dass es eine nicht wirklich vorhersehbare Kreuzimmunität gab. Natürlich kann ich auch nicht einschätzen, ob das 100% stimmt, aber die Erklärung klang recht plausibel.

Bei vielen Meinungsführern von Covid bin ich immer wieder überrascht welche Statements herausgehauen werden, die ex-Ante keiner wissen kann und ex-post manchmal stimmen. Bestes Beispiel die Sache mit den Kindern. Es weiß eigentlich immer noch keiner wie stark Kinder genau zur Ausbreitung beitragen können. Es wusste ziemlich sicher niemand im März/April/Mai 2020. Egal wer das behauptet.

Und Drosten ist da eigentlich immer recht transparent, wenn man ihm auch wirklich zuhört.

To be honest gehe mir so Quacksalber ala Wodarg, die dann einmal zufällig "Recht" hatten viel mehr auf den Keks als jemand wie Drosten der begründet gewarnt hatte und dann Unrecht hatte. Das ist das Pendant zum Crash Schreier in der Wirtschaft, die jedes mal aufs Neue versprechen, dass morgen der Crash kommt. Diesmal aber sicher.
 

Gustavo

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Ich finde da diese "was hat Drosten gesagt"-Stiefelleckerei schon länger sehr bedenklich. Stelle seine Expertise nicht in Abrede (kann die mangels eigener Fachkenntnis auch nicht beurteilen), aber wann genau haben wir angefangen wissenschaftliche Oberhoheiten zu ernennen?


Ist imho fast das Best-Case-Szenario. Der durchschnittliche Journalist kann einen führenden Virologen nicht wirklich von einem Schwätzer unterscheiden und unglücklicherweise braucht der durchschnittliche Bürger nur "Prof. Dr." lesen und ist begeistert ob des geballten Fachwissens. Da ist es mir lieber die Presse sucht sich einen Avatar für die Fachwelt, der tatsächlich die Mehrheitsmeinung der Forschung wiedergibt, anstatt dass sie wahllos irgendwen nehmen, der medienerfahren ist oder Experte vs. Experte Geschichten schreiben, wo jeder sich dann den Experten aussucht, dessen Meinung näher am eigenen Bauchgefühl ist. Gerade wenn man sich die volkswirtschaftliche Debatte in der deutschen Presse anschaut, wäre eine Fokussierung auf jemand wie Drosten schon ein echter Quantensprung.
 

parats'

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Zumindest so wie Drosten die Geschichte zur Schweinegrippe erklärt hat, ging die Runde nicht an Wodarg, sondern der hatte nur Glück dass es eine nicht wirklich vorhersehbare Kreuzimmunität gab. Natürlich kann ich auch nicht einschätzen, ob das 100% stimmt, aber die Erklärung klang recht plausibel.

Bei vielen Meinungsführern von Covid bin ich immer wieder überrascht welche Statements herausgehauen werden, die ex-Ante keiner wissen kann und ex-post manchmal stimmen. Bestes Beispiel die Sache mit den Kindern. Es weiß eigentlich immer noch keiner wie stark Kinder genau zur Ausbreitung beitragen können. Es wusste ziemlich sicher niemand im März/April/Mai 2020. Egal wer das behauptet.

Und Drosten ist da eigentlich immer recht transparent, wenn man ihm auch wirklich zuhört.

To be honest gehe mir so Quacksalber ala Wodarg, die dann einmal zufällig "Recht" hatten viel mehr auf den Keks als jemand wie Drosten der begründet gewarnt hatte und dann Unrecht hatte. Das ist das Pendant zum Crash Schreier in der Wirtschaft, die jedes mal aufs Neue versprechen, dass morgen der Crash kommt. Diesmal aber sicher.

Die Wodarg-Story wollte ich jetzt nicht als Fakt vertreten. In den entsprechenden Blasen rund um die Querdenker ist es aber als Fakt angesehen.
Wahrscheinlich war es Glück, genau sagen kann ich es aber auch nicht und so ist es eben wie es ist. Bisher hat Drosten eine gute Figur gemacht und seinen Kritikern keine Angriffsfläche gegeben. Das soll bitte auch so bleiben, denn eigentlich kann man sich glücklich schätzen jemanden wie Drosten und gerne auch andere Virologen wie bspw. Streek zu haben, die sich auch der breiten Öffentlichkeit stellen.
 
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Verstehe jetzt nicht, was es an dem Tweet groß auszusetzen gibt. Klar hätte er da nochmal stärker qualifizieren können. Aber er hatte zu dem Zeitpunkt auch schon ein ausführliches Interview zu dem Thema gegeben und hat sogar noch sehr schnell eine Klarstellung nachgereicht.

Wie "Querdenker" irgendwas interpretieren, sollte weder ihn noch sonst jemanden interessieren.
 
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Ist imho fast das Best-Case-Szenario. Der durchschnittliche Journalist kann einen führenden Virologen nicht wirklich von einem Schwätzer unterscheiden und unglücklicherweise braucht der durchschnittliche Bürger nur "Prof. Dr." lesen und ist begeistert ob des geballten Fachwissens. Da ist es mir lieber die Presse sucht sich einen Avatar für die Fachwelt, der tatsächlich die Mehrheitsmeinung der Forschung wiedergibt, anstatt dass sie wahllos irgendwen nehmen, der medienerfahren ist oder Experte vs. Experte Geschichten schreiben, wo jeder sich dann den Experten aussucht, dessen Meinung näher am eigenen Bauchgefühl ist.
Ich meinte damit weniger die allgemeine Öffentlichkeit, sondern mehr dieses Forum. "Was hat Drosten geschrieben/gesagt" liest man hier für meinen Geschmack ein bissel häufig.

Zudem:
Gerade wenn man sich die volkswirtschaftliche Debatte in der deutschen Presse anschaut, wäre eine Fokussierung auf jemand wie Drosten schon ein echter Quantensprung.
Lieber nicht. Bei VWL-Themen wird das am Ende nämlich ein Quatschkopf wie HW Sinn, dem auch so schon viel zu viel Aufmerksamkeit zuteil geworden ist.
 

Benrath

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Ich meinte damit weniger die allgemeine Öffentlichkeit, sondern mehr dieses Forum. "Was hat Drosten geschrieben/gesagt" liest man hier für meinen Geschmack ein bissel häufig.

Und daran ist jetzt was schlimm? Keiner hier ist Virologie oder sonst irgendwas in die Richtung.

Da ist mir "Drosten hat gesagt, weil .... " lieber als nochmal welche Alternative?
 

parats'

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Kann mir als Laie mal einer der Ökonomen hier die Abneigung gegenüber HW Sinn erklären? Ist jetzt sicherlich etwas offtopic, aber was genau sind die kritischen Punkte bei ihm?
 
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HW Sinn ist halt recht mainstreamig unterwegs. Meinungsstark, inhaltlich orthodox. Das passt halt den meisten die sich weniger bei der orthodoxen VWL sehen nicht, wofür er angegriffen wird.
Ein Beispiel wäre die Target2-Debatte, wo er zwar technisch-inhaltlich recht hatte, aber gleichzeitig ein nicht unrealistisches, aber zumindest sehr unwahrscheinliches Szenario jahrelang durchgekaut hat. Sinn ist ein schlauer Mensch, aber er polarisiert eben. Zum Beispiel auch in der ganzen weiteren Euro-Debatte wo er früh der Meinung war, dass die Südeuropäer nur Mist bauen in ihren Staatsfinanzen. Das war nicht diplomatisch, aber inhaltlich hat er doch eher Recht behalten. Auch wenn Italien den Stabilitätspakt weitestgehend eingehalten hat, sind deren Staatsfinanzen auch gut 10 Jahre nach der Finanzkrise immer noch ein Clusterfuck weil die Verwaltung nicht funktioniert. Same in Griechenland.

Bei Journalisten im Bereich VWL halte ich mich an Gerald Braunberger von der FAZ. Der ist mE unzweifelhaft kompetent und neigt zu vernünftigen Artikeln. Der Henrik Dingens vom Spiegel, der Wirtschaftsjournalismus-Prof in Dortmund (?) ist, ist auch ganz gut. Der andere vom Spiegel dessen Name mir gerade nicht einfällt ist zwar eigentlich nicht dumm, aber er hat das MMT-Coolaid gesoffen und tut häufig so als ob das die Lösung für alles sei. Der ist mir zu naiv.
 
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Um mal zum Thema zurückzukommen: Ich bin hier eher bei dem, was Gustavo sagt und sehe den Ruf nach Pluralität sehr skeptisch. Was bringt es in dieser Situation wissenschaftliche Debatten hinaus in die Gesellschaft zu tragen? Selbst wenn sich nur eine 60-40-Mehrheit für eine Linie fände, täte man in Politik und Gesellschaft imo gut daran das erstmal als Gebot zu nehmen. Man handelt nun mal am besten nach dem, was am wahrscheinlichsten ist. Tatsächlich sieht es für mich hier eher nach 90-10 aus.
Trotzdem wird Gegenstimmen wie Streeck und Schmidt-Chanasit unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit gegeben, obwohl ihre Auffassung unter echten Spezialisten so gut wie keine Resonanz findet.
In einer Krise wie dieser Pandemie kommt es nicht unwesentlich auf Einigkeit und Entschlossenheit an. Da muss man als Spitze, egal ob in Politik, Medien, Gesellschaft oder Wissenschaft dann auch mal Mut zur Beharrlichkeit haben: So ist es, darum machen wir das und das andere ist falsch.
Im Prinzip beobachten wir gerade auf Landesebene eine politische Führungsriege, die allzu viel Mühe darauf verwendet sich selbst und damit die eigene Verantwortung kleinzureden: Man muss ja alles beachten und die Leute auch mitnehmen, Regeln sind ja nichts wert, wenn die Bürger sich nicht dran halten, aber man könne ja mehr tun, als erlaubt ist usw.
 
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Kann mir als Laie mal einer der Ökonomen hier die Abneigung gegenüber HW Sinn erklären? Ist jetzt sicherlich etwas offtopic, aber was genau sind die kritischen Punkte bei ihm?
Hans-Werner Unsinn ist eine verrückte Medienhure, welche die Generierung medialer Aufmerksamkeit klar gegenüber solider wissenschaftlicher Analyse priorisiert. Bestes Beispiel ist sein Knallerroman Ist Deutschland noch zu retten? von 2002, wo er uns mal gezeigt hat, dass um die Jahrtausendwende herum die dt. Exporte deutlich gesunken und die Importe deutlich gestiegen seien, woran man klar erkennen könne dass das deutsche Lohnnivau zu hoch ist und runter müsse, weil schließlich ist die Handelsbilanz ein super Indikator für Wettbewerbsfähigkeit. Nachdem einige Leute dann bemerkt haben, dass Herr Prof. Dr. Sinn da wohl Exporte und Importe miteinander verwechselt hat und die Story so dementsprechend nicht stimmen kann, hat er die Geschichte in der dritten Auflage mal eben umgedreht: Die Handelsbilanz ist ein ganz schlechter Indikator für Wettbewerbsfähigkeit und das dt. Lohnniveau ist klar zu hoch und muss runter. Geile shice, wa? Egal ob die Fakten das eine sagen oder das genaue Gegenteil: Der Hans-Werner-Weihnachtsmann hat immer recht! Schon im nächsten Jahr hat er dann ja direkt nachgelegt mit Die Basarökonomie, wo uns dann die Internationalisierung von Wertschöpfungsketten als etwas speziell Deutsches verkauft wurde, was natürlich auch nur am deutschen Lohnniveau liegen kann. Dass das Sinken des inländischen Wertschöpfungsanteils an den Exporten etwas ist, was man weltweit beobachten kann und daher wohl kaum mit spezifischen deutschen Faktoren erklärt werden kann - geschenkt! Suffice to say, dass der inländische Wertschöpfungsanteil an den dt. Exporten seit Mitte der 2000er-Jahre kein bisschen langsamer gesunken wäre als anderswo (oder gar gestiegen), obwohl die relativen Löhne ganz erheblich gesenkt worden sind. Was die "arbeitsintensiven Binnensektoren" sein sollen, welche durch die Lohnsenkung angeblich belebt werden sollen, weiß man auch bis heute nicht so genau. Und so geht es halt ständig dahin bei ihm. Immer wieder muss er sich eine neue Quatschstory ausdenken um vom alten Quatsch abzulenken.

Bei TARGET2 hat er zumindest am Anfang auch eine Grütze erzählt, dass sich einem Fußnägel hochstellen. Dazu gibt es hier ja schon einen Thread, wo ich mich mal zu ausgelassen habe. Auch beim Thema Atomausstieg scheint er krasse Außenseiterpositionen mit ziemlich hanebüchenen Annahmen zu vertreten, aber Umweltökonomie ist weit weg von meiner eigenen Expertise.

Ganz allgemein ist der Hans-Werner halt einfach immer Experte für genau das Thema, das gerade medial am meisten Aufmerksamkeit genießt (zu Corona hat er ja auch schon wieder ein Buch geschrieben). Es sei ihm zugestanden, dass er als Direktor eines führenden Wirtschaftsforschungsinstitutes auch unter gewissem Zugzwang gestanden ist, sich zu bestimmten Themen zu äußern. Das zwingt ihn aber nicht dazu, dies auf so grenzenlos dumme Art und Weise mit Teils chauvinistischen Untertönen zu tun.

Wenn man dumpfbackiges Rumgepöbel will, dann gibt man sicher lieber noch Heiner Flassbeck. Der ist zwar auch karikaturesque Weise arrogant und denkt er hätte irgendwie die ökonomische Weltenformel entdeckt, obwohl er idR nur Zeug von sich gibt, das man in jeder gescheiten Makro I und Makro II Vorlesung hört. Aber immerhin ist er konsistent und muss sich nicht alle fünf Jahre wieder eine neue Schreckgeschichte ausdenken wie das toitsche Volk nun wieder geplündert wird.


Der andere vom Spiegel dessen Name mir gerade nicht einfällt ist zwar eigentlich nicht dumm, aber er hat das MMT-Coolaid gesoffen und tut häufig so als ob das die Lösung für alles sei. Der ist mir zu naiv.
Meinst du den Type mit dem Bart? :D Fällt mir auch der Name grad nicht mehr ein.
 
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