Coronavirus Sterben wir oder doch nicht?

parats'

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Sicher auch bei den kommenden Minusgraden?
Ist ja nicht so, dass man da mit einem Glühwein in fröhlicher Runde stehen würde.
Mir fällt es nur schwer zu glauben, dass das eine effektive Maßnahme sein soll um die Fallzahlen zu drücken.
Wir sehen dann mal. ;)
 
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Mir erscheint die Ausgangssperre eher sinnbefreit. Ich mein, wer geht denn freiwillig bei den Temperaturen zum Saufen in den Park?
Bars/Restaurants haben ebenfalls alle zu und die nächtlichen Goa Parties sind auch eher nicht am Start.

i beg to differ:

Ärger über Punsch zum Mitnehmen (05.12.)

ezWeW2e.jpg


Punsch zum Mitnehmen lockt dieses Wochenende zahlreiche Besucher in die Altstadt – dort vor allem in die Getreidegasse. Bis Sonntagabend ist das Ausschenken der alkoholischen Getränke noch erlaubt, nur konsumiert muss der Punsch 50 Meter vom Lokal entfernt werden.
 

Benrath

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Ist es am Ende nicht das typische Capex/Opex Dilemma? Also im Sinne von Eigentum der IT Infrastruktur oder Nutzung externer Ressourcen und Outsourcing.

Es geht mehr um Outsourcing um die IT Infrastruktur zu nutzen. Ich darf quasi nix direkt ansteuern beim ITZ und der Dienstleister dann irgendwie indirekt, weil für den Kanäle aufgebaut sind, aber nicht für mich und meine IT der nachgelagerten Behörde.

Wenn ich z.B. was direkt an einer Datenbank machen will, müsste ich die Scripte wahrscheinlich erst an den Dienstleister schicken (oder er erstellt sie) und dann leitet er sie an jemand anders weiter (as far as i know)...
Das gleiche würde wahrscheinlich für Formulare gelten, mit denen man z.B. Covid Dinge abfragen wollen würde. Es kann keiner mal eben so in einer vorgefertigten Umgebung ein Formular bauen und halbwegs schnell online stellen ohne dass ein Dienstleister und das der IT Host mitmachen.

Server und so stehen schon im Eigentum das Bundes afaik. Wer sie pflegt etc. weiß ich nicht.
Daher täten dort oder an anderen Stellen mehr IT Kräfte dem ÖD schon gut, man müsste nur seine Bezahlung anpassen. Höherer Dienst geht nur mit kompletten Studium etc, aber das brauchst du ja nicht zwingend im IT Bereicht und scheinbar ist der xte Jurist wichtiger. Im mittleren und gehobenen Dienst ist die Bezahlung wohl zu schlecht im Vergleich zu dem was man sonst bekommt.
 

parats'

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@BB und hasch ist ja gut, alles Säufer. ;)

@benrath ich hatte das jetzt so verstanden, dass es eigentlich einen Haufen an Projekten gibt, dieser aber maximal mit externen Dienstleistern bewerkstelligt werden können, was dann in Überführung in den Regelbetrieb eben zu dem Dilemma führt. Wenn die Infrastruktur aber eh beim Staat als Anlagegut steht ist ja alles klar, da fehlt es wirklich "nur" an Arbeitskraft. Ob man dafür den mittlere / gehobenen Dienst öffnen muss kann ich nicht sagen. Ich habe einige Azubis gehabt, die sind nach der Ausbildung zur städtischen IT hier in Hamburg als Administrator gegangen und sind eigentlich alle recht glücklich was den verdienst etc. angeht. Karriere kann man in dem Sinne natürlich nicht machen, aber man macht sich nicht krumm und hat ein solides Arbeitsumfeld was viel auffängt, dafür geht man halt mit ein paar hunderten Brutto weniger nach Hause. Hat alles vor und Nachteile. ;)
Natürlich nicht vergleichbar mit einem IGM oder IG BCE Betrieb.
 

Benrath

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Ja teilweise fehlt es nur an Arbeitskraft. Du siehst das ja teilweise an Fragen zu Datenbank Design etc. meinerseits im Mathe Forum, weil es intern niemanden gibt den ich fragen kann. Ich finde es unverständlich, dass es da nicht einfach eine Art Cost Center innerhalb der Verwaltung gibt, wo Leute flexibel Fragen zu Projekten beantworten. Wenn es unbedingt sein muss, können die den Behörden dann virtuelle Rechnungen stellen, damit sehen kann, obs genutzt wird.

Wenns anders nicht geht, können die auch Rahmenverträge mit dem Bund abschließen.
 
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Paar hunderte? Du kannst hier schon in die Tausende gehen. Nahbereichsempirie: Ein Arbeitskollege von mir hat ne Ausbildung (FIAE), knapp 7 Jahre mehr Berufserfahrung und verdient 1200 Euro Brutto weniger als ich. Wir machen im Prinzip das gleiche. Der kündigt auch demnächst, weil die Personalabteilung ihm wegen des fehlenden Studiums den Aufstieg verweigert.

Der Tarifvertrag geht da viel zu sehr nach dem Abschluss und überhaupt nicht nach Leistung oder Fähigkeiten. Das Problem ist hier, das im IT Bereich die Grenzen zwischen Ausbildung und Studium fließend ineinander übergehen, aber der Tarifvertrag den Unterschied zwischen einem Master Informatik und einem FIAE wie den Unterschied zwischen einem Bauingenieur und einem Maurer behandelt.

Deshalb sind ausgeschriebene Stellen außerhalb des höheren Dienstes auch kaum noch zu besetzen. Wenn morgen 100 neue Stellen im IT Bereich im mittleren Dienst ausgeschrieben werden, sind davon in einem Jahr wahrscheinlich noch 90 unbesetzt - und das in Coronazeiten.
 
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parats'

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Beim FIAE ist es nochmal etwas anders gelagert, vor allem weil der Bedarf deutlich höher ist. Meine FIAEs sind alle in der privaten Wirtschaft geblieben, die FISIs halt zum Teil eben zur Stadt gegangen. Dort gab es "gutes Geld" für Berufseinsteiger nach der Ausbildung bei wirklich ordentlichen Rahmenbedingungen.
Der gelernte Anwendungsentwickler ist halt aktuell gefragt wie nie. Mein Schwager ist jetzt mit 45k nach seiner Ausbildung als junior consultant eingestiegen und das mit 21j nach seinem Fachabtitur plus anschließender dualer Ausbildung (Zentrum von Hamburg, das schiebt natürlich nochmal das Gehalt). Das ist halt sau viel, wenn ich da an meine Zeit von vor über 10 Jahren zurückdenke, wenn auch nur schwer vergleichbar. Das der öffentliche Dienst da nur bedingt mitkommt ist verständlich, ist schließlich alles Steuergeld etc pp. Das es ist nicht förderlich ist, zeigen dann eben so Beispiele wie bei Benrath der prinzipiell massig Ressourcen braucht und einfach nichts bekommt. Der Witz ist, dass man sich dann an IT Dienstleister aus der privaten Wirtschaft rantraut mit Tagessätzen die durchaus zwei Vollzeitstellen abdecken könnten (überspitzt formuliert).

Aber zurück zu Corona und Maggus.
 
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Söders Vorstoß ist imo richtig. Über Details kann man immer streiten. Meine Kritik würde eher Richtung nicht weit genug gehen.

Insgesamt finde ich die aktuelle Performance der Politik beklagenswert. Man scheint sich so sehr an die Pandemie gewöhnt zu haben, dass sie nur noch Teil des üblichen Theaters ist. Auf Rationalität und Expertise legt man offenbar längst keinen Wert mehr. Strategie hat es von Anfang an nie gegeben.

Mich würde interessieren, wie etwa Gustavo das einschätzt, der sich afair im Frühjahr sehr lobend über die deutsche Politik geäußert hatte.

Inhaltlichen ist mir unverständlich, warum man sich nicht stärker an Ländern orientiert, bei denen der Wellenbrecher deutlich erfolgreicher war.
Imo hieße das u.a. die Auslastung des öffentlichen Nahverkehrs zu senken und Home Office konsequent zu erzwingen.
Dazu könnte man imo endlich mal FFP2-Masken zum Standard machen. Zu Beginn der Maskenpflicht haben Leute wie Lauterbach darauf hingewiesen, dass die Alltagsmasken eine Übergangslösung sein sollten. Das scheint man seither vergessen zu haben.
 
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parats'

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Ich würde mal vermuten, dass bei etwa gleichen Infektionszahlen nach Weihnachten alles einmal dicht gemacht wird und dann der zweite Teil Ferien/Urlaubssaison den Lockdown etwas abfedert was die üblichen Probleme bei der Betreuung etc angeht.
Soweit man liest bewegen sich Merkel und co auch in diese Richtung.
 
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Das wäre auf jeden Fall effizient, da zwischen den Jahren in vielen Branchen eh nicht viel los ist.
Ich glaube aber nicht, dass es genug bringt, nur bis 10. Januar alles runterzufahren. Die Leute werden auf ja weiterhin treffen und begegnen.
Darum benötigt man imo auch einen wirkungsvollen Follow-Up.
Ich würde daher für den ganzen Januar noch mit Maßnahmen planen, die deutlich über dem jetzigen Teilshutdown liegen.



Btw, ich könnte mich über Müller aufregen, der selbstgefällig verkündet, andere Bundesländer könnten sich gerne an Berlin orientieren. Bitte nicht! kann man da nur antworten.
 
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Hatte Söder nicht auch in Bezug auf Weihnachten auch wieder auf die "christliche Prägung" verwiesen? Ist dem Virus halt scheißegal, ich geh weiter fest davon aus, dass man vielerorts nach Weihnachten ordentliche Spikes bei den Inzidenzen sehen wird.

Aktuell regt mich auch regelmäßig wieder das Wording auf, es immer mal wieder von Schließung der "Geschäfte" die Rede, wenn man das so lausig formuliert, muss man sich nicht wundern, wenn jetzt manche wieder anfangen richtig zu hamstern.
 

Benrath

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In meinem Umfeld will auch keiner auf Weihnachten verzichten aber viele nehmen die Kinder frühzeitig aus der Kita, Schulen machen früher dicht und man versucht Home Office in der Woche for Weihnachten. Time will tell.
 
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Andererseits scheint die Bereitschaft an Weihnachten auf Gewohntes zu verzichten eher gering ausgeprägt. Laut Umfragen sind drei Viertel der Leute für die Einschränkungen, aber fast die Hälfte plant dagegen zu verstoßen.
Das deckt sich mit meiner Nahbereichsempirie: Diejenigen, die Weihnachten legal verbringen, hätten das eh getan. Die anderen schränken sich einfach nicht ein.

Da scheint mir Söders Auffassung deutlich klüger als Müllers: Der klopft sich selbst auf die Schulter, weil er die Kontaktbeschränkungen an Weihnachten nicht lockert - nur ist das ein schmerzloser Eingriff, weil sich eben die aller meisten einfach nicht dran halten werden.
 

parats'

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Btw, ich könnte mich über Müller aufregen, der selbstgefällig verkündet, andere Bundesländer könnten sich gerne an Berlin orientieren. Bitte nicht! kann man da nur antworten.

Man sollte sich grundsätzlich beim allem nicht an Berlin orientieren.

Wir haben unser Weihnachten schon durchgeplant. Wir fahren einfach nach SH, da dürfen sich mehr Erwachsene treffen. :troll:
Mal im ernst, wir teilen uns einfach auf die Familien auf an allen Tagen und dann geht das idR. schon ganz gut.
 
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Da scheint mir Söders Auffassung deutlich klüger als Müllers: Der klopft sich selbst auf die Schulter, weil er die Kontaktbeschränkungen an Weihnachten nicht lockert - nur ist das ein schmerzloser Eingriff, weil sich eben die aller meisten einfach nicht dran halten werden.
Das sich manche Leute nicht dran halten werden, kann man natürlich bei jeder Anordnung anbringen. Find ich jetzt relativ belanglos. Man gibt halt ein klares Signal, dass Kontakte ok sind, weil Jesus. Nach Weihnachten macht man dafür dann wieder random irgendwas zu, wo sich eigentlich nicht groß Leute anstecken.
 
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Ich finde die neuen Lockdown-Ankündigungen und insbesondere das Papier der Leopoldina enttäuschend. Es wird pauschal alles geschlossen, bisherige Erkenntnisse scheinen nicht einzufließen und mir stellt sich wieder die gleiche Frage wie im März: Wie geht es danach weiter?

Was ist nach dem nächsten Lockdown anders als im Oktober, als wir ja auch noch niedrige Zahlen hatten?

Im Frühjahr hat uns der Sommeranfang geholfen und jetzt?

Ich sehe einfach kein Konzept, keine Perspektive.

Hab mich im Großen und Ganzen an alle Regeln gehalten, aber meine Compliance geht gerade den Bach runter. :|
 
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Kultusministerium gestern: "Prüfungen in Klassen mit Wechselunterricht müssen stattfinden."
Kultusministerium heute: "Prüfungen in Klassen mit Wechselunterricht dürfen nicht stattfinden."

Anweisung kam, nachdem wir bereits einen kompletten Plan aufgestellt hatten, um die Prüfungen hygienekonzeptkonform über die Bühne zu bringen.

Und alle so: :|

Im Ernst: Was soll dieser blinde Aktionismus auf einmal? Erst lässt man alles irgendwie vor sich hinlaufen und jetzt kommen täglich teils entgegengesetze Anweisungen. Ja spinnst du.
 

Gustavo

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Insgesamt finde ich die aktuelle Performance der Politik beklagenswert. Man scheint sich so sehr an die Pandemie gewöhnt zu haben, dass sie nur noch Teil des üblichen Theaters ist. Auf Rationalität und Expertise legt man offenbar längst keinen Wert mehr. Strategie hat es von Anfang an nie gegeben.

Mich würde interessieren, wie etwa Gustavo das einschätzt, der sich afair im Frühjahr sehr lobend über die deutsche Politik geäußert hatte.


Zwiegespalten. Mit der ökonomischen Reaktion bin ich sehr zufrieden und da wurden alle meine Erwartungen deutlich übertroffen, weil ich mich auf jede Menge "unsere Kinder müssen das alles mal bezahlen" eingestellt hatte, als ob "unsere Kinder" es nicht genauso bezahlen würden, wenn Deutschland langfristig vom Wachstumskurs abkommt.

Mit der Reaktion auf den Anstieg bei den Fallzahlen bin ich generell sehr unzufrieden. Caveat emptor: Ich war seit Beginn des Ausbruchs nicht mehr in Deutschland (reise allerdings morgen zurück) und wenn ich mit meinen Freunden rede, dann nicht über die Coronapolitik der Bundesregierung, insofern basieren meine Einschätzungen beinahe exklusiv darauf, was ich aus den Medien mitbekomme. Meine Einschätzung ist, dass man da unnötigerweise den Fehler gemacht hat, zu sehr auf Momentaufnahmen und Extrembeispiele zu schauen. Imho kam da vieles zusammen, was ziemlich pathologisch an der deutschen Debatte ist:

- Alles war immer auf die Betrachtung "was macht die Politik" gerichtet. Der deutsche Michel schaut immer noch als Erstes darauf, was "der Staat" macht. Was die Politik macht ist natürlich wichtig, aber es gab und gibt gute Anhaltspunkte, dass vieles von dem Erfolg im internationalen Vergleich eben NICHT der Härte der Regeln zuzuschreiben war, sondern der Tatsache dass die Deutschen sie tatsächlich recht strikt verfolgt haben. Der Erfolg verkehrte sich dann natürlich exakt in dem Moment ins Gegenteil, als die gelockerten Regeln (die dann eben auch befolgt werden) auf die verschlechterten Rahmenbedingungen des Herbst/Winters trafen. Es wurde massenhaft das Argument angeführt, dass man die Zustimmung der Bevölkerung braucht, sonst sind alle Regeln nichts wert. Natürlich ist das nicht völlig unwichtig, aber die Regeln zu lockern, wenn man es eigentlich nicht sollte, damit die Leute sich auch wirklich an die zu lockeren Regeln halten, statt abzuwarten bis man tatsächlich einen spürbaren Rückgang in der compliance von strengeren Regeln merkt, war einfach absolut unsinnig.

- In den Medien war viel zu viel "einerseits/andererseits"-Argumentation zu lesen, was imho mit dem bias der gebildeteren Schicht bzgl. (gesellschaftspolitischem) Liberalismus zu erklären ist. Selbst als die Zahlen schon bei 20k pro Tag waren wurden immer noch Leute in Talkshows eingeladen, die lamentierten dass Kultur oder Berufsausübung ein Grundrecht sei, als ob der Staat garantieren muss, dass irgendwelche hochsubventionierten Theater weiter vor 10% Auslastung spielen können (weil sonst gibt es keine Kultur mehr) oder dass Restaurants geöffnet bleiben müssen, bis jeder, der dumm genug ist, sich länger in Innenräumen aufzuhalten damit er mal woanders als in der eigenen Küche essen kann, sich infiziert hat. Diese Besitzstandswahrung hat die deutsche Politik komplett verinnerlicht. Das ärgert mich insbesondere deshalb, weil diejenigen, deren Besitzstände gewahrt werden, sowieso eher (Ausnahmen gibt es natürlich viele) zu denen gehören, die von der Pandemie nicht so sehr betroffen sind. Wenn ein Theater defizitär vor 20 statt vor 200 Leuten spielt, was bringt es der Maskenbildnerin, dass sie weiterhin "Berufsfreiheit" genießt, wenn das Theater sie von seinen Einnahmen so oder so nicht bezahlen könnte? Wem es aber tatsächlich etwas bringt ist der pensionierte Oberstudienrat, der dann noch einer der 20 ist, die sich nicht einschränken müssen.

- Verwaltungsgerichte und die Medien haben da auch eine eher unrühmliche Rolle gespielt. Viel zu häufig wird das Argument "irgendetwas ist Grundrecht" so ausgelegt, als sei der Staat dazu angehalten, die Ausübung zu garantieren und die Geschäftsgrundlage zu wahren, als gäbe es keine Pandemie. Auch kann es imho nicht sein, dass dieses dümmliche "man kann Grundrechte nicht auf Vorrat einschränken" Argument dauernd angebracht wird: Warum denn nicht? Ist es tatsächlich zu viel verlangt eine intertemporale Abwägung zu treffen, ob das Einschränken von Grundrechten heute nicht besser ist als morgen Grundrechte noch deutlich stärker einschränkungen zu müssen? Warum muss in jeder Talksendung jemand sitzen, der dieses Vulgärliberalismus-Argument "der Dachstuhl brennt zwar, aber ich sitze im Erdgeschoss und da ist es noch schön kühl" vertritt (siehe etwa Boris Palmer, Susanne Gaschke, Dagmar Rosenfeld)?
Was da an Zeit für schwachsinnige Argumentationen eingeräumt wurde wie "warum kriegen wir es nicht so gut hin wie Taiwan oder Australien?" anstatt sich zu fragen, warum wir lange Zeit viel besser durch die Pandemie gekommen sind als Länder, die tatsächlich ähnliche Ausgangslagen hatten wie wir (Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien, Frankreich; in eingeschränkterem Maße auch Italien, Spanien und die USA)? Oder wie viel über die "Querdenker" berichtet wurde, als ob das ein nennenswertes Problem wäre und nicht irgendeine Randgruppe von Spinnern, die sich aus der ganzen Republik sammeln müssen, um eine Demo von halbwegs nenneswerter Größe zustande zu bringen? Generell war es auch wieder viel zu viel Nabelschau: Warum muss immer noch darüber diskutiert werden, dass die Politik die Bürger nicht als mündig behandelt, wenn wir alle längst aus den Nachbarländern wissen, dass das Bild vom mündigen Bürger in diesem Fall zu gesellschaftlich suboptimalen Ergebnissen führt? Da kommen dann wiederum Lindner und Kubicki ebenfalls mit dem Vulgär-Liberalismus um die Ecke, dass der Staat den Bürger nicht erziehen braucht, obwohl wir tagtäglich vor Augen geführt bekommen, dass das, was die Bürger sagen was sie wollen, teilweise nicht mal in sich selbst kohärent ist, jedenfalls aber ganz bestimmt nicht in der Situation? Selbst wenn die Bürger heute weniger Einschränkungen gewollt hätten, was nicht mal wirklich der Fall war, wollen sie in drei Monaten eben auch keine hohen Fallzahlen. Wenn nur entweder das eine ODER das andere geht, muss der Staat halt entscheiden und imho hat er sich viel zu sehr an ersterem orientiert als an letzterem.

- Zu guter Letzt finde ich auch einige Kritikpunkte einfach maßlos überschätzt. Andauernd darf irgendwer in Talkshows behaupten, man hätte sich über den Sommer nicht vorbereitet, ohne dass je hinterfragt wird, wie sehr das überhaupt möglich gewesen sein kann, wenn die anderen Länder Europas es auch alle nicht geschafft haben. Ist es wirklich plausibel, dass alle auf dieselbe Art versagen? Oder ist es wirklich plausibel, dass innerhalb von ein paar Monaten im Sommer ein funktionierender Remote-Unterricht aufgebaut werden kann, wenn das hier in den USA auch niemand hinbekommt? Sicher hätte man da einiges besser machen können, aber ich glaube nicht dass niemand in den Kultusminsterien auf die Idee gekommen ist, dass es vielleicht doch nicht so dumm wäre, Zoom am FJ-Strauß-Gymnasium in Hof einzusetzen, wenn selbst in Harvard und Yale alles über Zoom läuft, aber anscheinend ist es halt einfach nicht möglich.
 
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Ich finde die neuen Lockdown-Ankündigungen und insbesondere das Papier der Leopoldina enttäuschend. Es wird pauschal alles geschlossen, bisherige Erkenntnisse scheinen nicht einzufließen und mir stellt sich wieder die gleiche Frage wie im März: Wie geht es danach weiter?

Was ist nach dem nächsten Lockdown anders als im Oktober, als wir ja auch noch niedrige Zahlen hatten?
Welche Erkenntnisse hättest du denn gerne berücksichtigt gesehen?

Die Idee ist, dass man einen harten Lockdown für so lange verhängt, bis die Gesundheitsämter wieder einen effektiven Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehen leisten. Das wird etwa 4 bis 6 Wochen dauern, jenachdem wie effektiv der Lockdown ist. Danach kann man mit einigen Anpassungen auf ein Einschränkungsniveau zwischen Oktober und November zurück und das bis zum Frühjahr halten.
Dass man ab da die Pandemie bei relativ weiter Öffnung kontrollieren kann, wissen wir aus diesem Jahr. Die Hoffnung ist, dass das Impfen so erfolgreich verläuft und im Laufe des Sommers genug Impfstoff zur Verfügung steht, dass man für den nächsten Herbst und Winter nur noch moderate Einschränkungen benötigt.




@Gustavo

Den ersten Punkt kann ich so nicht nachvollziehen. Ich mag hier nochmal die besondere Berliner Perspektive haben. Aber die Einhaltung der bestehenden Regeln war hier spätestens seit dem Hochsommer ein großes Problem, wurde aber nie wirklich von der Politik adressiert, weil die Zahlen eben so gering waren, dass man meinte, sich das leisten zu können.

Ich bin grundsätzlich eher skeptisch gegenüber der These, dass wir besser durch die erste Welle gekommen sind, weil der deutsche Michel sich lieber als andere an Regeln hält.
Imo gibt es dafür keinen Beleg und es bedarf dieser Erklärung auch nicht, weil man die Unterschiede länderübergreifend anderweitig erklären kann.
Ganz informativ dazu fand ich: https://www.nature.com/articles/s41591-020-1112-0
Da wird Exzessmortalität während der ersten Welle in 21 Staaten verglichen - leider mangels Daten ohne Deutschland. Aber afair waren wir in der ersten Welle nicht allzu weit von Österreich entfernt - und es viele mir, ehrlich gesagt, auch sehr schwer einen klaren Unterschied im deutschen und österreichischen Verhältnis zur Regelbeachtung auszumachen.

Die Rolle von Medien und anderer Akteure (Branchenverbände bspw.) sehe ich genau so kritisch.
Nur sollte sich die Politik davon imo nicht so treiben lassen. Da kann man durchaus mehr eigene argumentative Akzente setzen und stärker in den Diskurs eingreifen.
Hätte ich mir tatsächlich auch von der Bundesregierung gewünscht, die insgesamt von den Verantwortungsträgern noch den besten Eindruck hinterlässt.

Den letzten Punkt halte ich für eine Ausrede und würde entgegen halten: Mir ist durchaus plausibel, dass alle bzw. viele europäische Länder auf gleiche Art versagt haben. Warum denn nicht?
Wenn alle Schüler schlechte Noten haben, impliziert das nicht, dass den Schülern kein Vorwurf zu machen ist.

Den undifferenzierten Vorwurf, man hätte nicht die Voraussetzungen für digitalen Fernunterricht geschaffen, habe ich eher selten gehört. Aber dass der Sommer nicht genutzt wurde, ist doch in vielen Punkten einfach nicht von der Hand zu weisen. Das betrifft imo alle Ebenen von Politik und Verwaltung.
Das eklatanteste Versäumnis ist in meinen Augen, dass man es nicht geschafft hat, sich auf eine Strategie zu verständigen und diese durch konkrete langfristige Pläne und Maßnahmen zu implementieren. Dieser Mangel war bereits im Frühjahr offenkundig und man hat ihm nie abgeholfen.
Natürlich kann man nicht erwarten, dass wir innerhalb weniger Monate die Voraussetzungen für digitalen Fernunterricht schaffen. Aber man hätte ja wohl erwarten dürfen, dass die Kultusverwaltungen sich irgendwie auf eine mögliche zweite Welle vorbereiten? Es hat mancher Orts fast den Anschein, als hätte man bewusst auf jede Planung und Vorbereitung verzichtet aus Angst, das könne dazu einladen, dass dann auch tatsächlich Einschränkungen kommen.
Anderes Beispiel: Grenzen. Natürlich können wir uns nicht so effektiv abschotten wie Australien, Neuseeland oder Südkorea. Aber nur weil man die Grenzen nicht hundertprozentig dicht bekommt, muss man sie doch nicht völlig offen lassen.
Auch im Bereich Homeoffice hätte man über den Sommer zumindest eine Bewegung in die richtige Richtung anregen können.
Wieso ist es in einer hoch entwickelten Volkswirtschaft wie unserer nicht in größerem Umfang möglich, das Heer an Kurzarbeitern und neuen Arbeitslosen für sinnvolle Aufgaben in der Pandemiebekämpfung zu rekrutieren? Warum wurde die Bundeswehr nicht früher eingesetzt?
Warum wurde die Wissenschaft niemals systematisch in die politischen Entscheidungsprozesse eingebunden, sondern muss sich auf eigene Initiative wie jetzt wieder mal durch die Stellungnahme der Leopoldina Gehör verschaffen? Warum gibt es in Deutschland kein wissenschaftliches Monitoring der Inzidenz?
Warum gibt es keine Kontrolle der Quarantäne? Hat man jemals die Compliance überprüft?

Die Liste ließe sich noch eine Weile fortsetzen. Natürlich kann man nicht alles machen, aber zwischen alles und nichts gibt es ja beliebig viele Schattierungen und in vielen Bereichen habe zumindest ich den Eindruck, dass wir schon relativ nahe an nichts sind.





Btw, mal eine weitere traurige Anekdote aus dem Berliner Corona-Alltag: Meine Frau hat gestern ihren Opa (~95) im Pflegeheim besucht. Zu unserer Überraschung konnte sie einfach reinspazieren: Keine Eingangskontrolle, keine Ausgabe von FFP2-Masken, von Schnelltests ganz zu schweigen. Das Desinfektionsmittel hätte man in der Wand neben dem Fahrstuhl gut übersehen können.
Das ganze kurz, nachdem es einen Ausbruch mit mehr als 20 infizierten Bewohnern gab ...
 
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Ich finde die neuen Lockdown-Ankündigungen und insbesondere das Papier der Leopoldina enttäuschend. Es wird pauschal alles geschlossen, bisherige Erkenntnisse scheinen nicht einzufließen und mir stellt sich wieder die gleiche Frage wie im März: Wie geht es danach weiter?

Was ist nach dem nächsten Lockdown anders als im Oktober, als wir ja auch noch niedrige Zahlen hatten?

Im Frühjahr hat uns der Sommeranfang geholfen und jetzt?

Ich sehe einfach kein Konzept, keine Perspektive.

Hab mich im Großen und Ganzen an alle Regeln gehalten, aber meine Compliance geht gerade den Bach runter. :|

Die Perspektive ist: Es wird besser wenn es warm wird, also im Mai ist der Spuk vorbei.
Das wird genauso überraschend kommen, wie der Anstieg der Fallzahlen im Oktober und die Erkenntnis, dass es mit dem "Wellenbrecher" Lockdown im November nicht getan ist.

Bis dahin wird weiter planlos herumgewurschtelt, sich wichtig gemacht und Geld zum Fenster hinausgeschmissen. Ein Konzept gibt es nicht.
 
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parats'

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Auszug aus Lanz gestern Abend bzgl. Lockdown und Weihnachten von der Leopoldina. Fand ich relativ interessant und dauert ca. 25Minuten.
 
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Welche Erkenntnisse hättest du denn gerne berücksichtigt gesehen?

z.B. das sich junge Kinder seltener anstecken und fast nie schwere Verläufe entwickeln. Warum dann Kindergärten/Grundschulen schließen?
Auf der anderen Seite kommt es immer wieder zu Superspreads in Schlachtereien - die bleiben aber offen -
Würstchen > Kinderbetreuung/Bildung?

Oder Ansteckung in Geschäften scheint ja eine untergeordnete Rolle zu spielen, alle tragen Masken, viel qm Luft. Anderseits darf ich immer noch jeden Tag/jede Stunde einen anderen Haushalt besuchen.

Die Idee ist, dass man einen harten Lockdown für so lange verhängt, bis die Gesundheitsämter wieder einen effektiven Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehen leisten. Das wird etwa 4 bis 6 Wochen dauern

Das hatten wir doch alles schon, aber diesmal rettet uns nicht in ein, zwei Monaten der Sommeranfang. Wenn wir wieder auf den Zahlen von Oktober sind - warum sollten die Gesundheitsämter die Nachverfolgung diesmal schaffen? Was ist dann anders als vor 2 Monaten?
 

Deleted_228929

Guest
z.B. das sich junge Kinder seltener anstecken und fast nie schwere Verläufe entwickeln. Warum dann Kindergärten/Grundschulen schließen?
Auf der anderen Seite kommt es immer wieder zu Superspreads in Schlachtereien - die bleiben aber offen -
Würstchen > Kinderbetreuung/Bildung?
Wo sind denn Kitas und Schulen dicht?

Davon ab: Auch wenn man selbst keinen schweren Krankheitsverlauf hat, ist man immer noch ansteckend.
 
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z.B. das sich junge Kinder seltener anstecken und fast nie schwere Verläufe entwickeln. Warum dann Kindergärten/Grundschulen schließen?
Auf der anderen Seite kommt es immer wieder zu Superspreads in Schlachtereien - die bleiben aber offen -
Würstchen > Kinderbetreuung/Bildung?

Oder Ansteckung in Geschäften scheint ja eine untergeordnete Rolle zu spielen, alle tragen Masken, viel qm Luft. Anderseits darf ich immer noch jeden Tag/jede Stunde einen anderen Haushalt besuchen.
Ich hab da keine expliziten Forderungen nach Kitaschließungen gelesen. Wurde nicht sogar darauf hingewiesen, dass Maßnahmen sich erstmal auf die älteren Schüler konzentrieren sollten?
Ich bin selbst Vater von zwei kleinen Kindern und habe die Kitaschließungen im Frühjahr stark kritisiert, erst recht aufgrund der imo exorbitanten Dauer.
Ich glaube und hoffe nicht, dass das ein zweites Mal so kommt. Aber wenn man zwei oder drei Wochen wirklich kompletten Lockdown macht, dann würde ich die Kitas und Grundschulen einschließen.

Deine Abwägung Kita/Schule über Schlachthof teile ich vollkommen.
Das scheint mir für das Papier der Leopoldina allerdings ein zu spezifisches und zu regionales Problem zu sein. Das ist ja sehr allgemein auf ganz Deutschland bezogen.
Wenn es Hinweise gibt, dass bestimmte Betriebsarten vermehrt zu Ausbrüchen führen bzw. ein höheres Risiko bergen, dann sollte man sie ab einer gewissen Inzidenz natürlich schließen. Das gilt ja für Gastronomie und andere genauso.

Bei Geschäften spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Einerseits lassen sich direkte Ansteckungen niemals ausschließen, auch wenn das Risiko insgesamt eher gering ist. Klar, in der Theorie ist alles gut durchlüftet, regelmäßig desinfiziert und alle tragen brav ihre Masken. Die Realität sieht dann doch häufig anders aus: Alltagsmasken halten Aerosole nicht vollständig zurück, werden halbherzig getragen, zu selten gewaschen oder sind verwaschen und hoch durchlässig. Im Zweifel reicht ein hoch infektiöser Superspreader, bspw. ein Mitarbeiter und du hast einen Cluster, den du aufgrund der Anonymität der Kontakte niemals nachvollziehen kannst.
Dazu kommt ein allgemeines indirektes Risiko: Menschen sind Anlasskonsumenten. Jeder Grund das Haus zu verlassen schafft Gelegenheiten für zwischenmenschlichen Kontakt und damit ein, wenn auch kleines Ansteckungsrisiko. Man fährt mit den Öffis hin, trifft sich mit nem Freund zum Bummeln, unterwegs wird gequatscht und ein Glühwein gezischt usw.



Das hatten wir doch alles schon, aber diesmal rettet uns nicht in ein, zwei Monaten der Sommeranfang. Wenn wir wieder auf den Zahlen von Oktober sind - warum sollten die Gesundheitsämter die Nachverfolgung diesmal schaffen? Was ist dann anders als vor 2 Monaten?
Die Hoffnung ist, dass man stärker auf die Einhaltung der Regeln pocht und unsere Nachbarn die Lage auch in den Griff kriegen. Sollten die das nicht schaffen, müsste man tatsächlich nochmal ernsthaft drüber nachdenken die Grenzen zeitweise zu schließen.
Dazu steht zu hoffen, dass ein gewisser Lerneffekt bei der Politik eintritt und man sich endlich dazu durchringt, sich auf die einzig sinnvolle Strategie (dauerhaft niedrige Fallzahlen) zu committen. Am besten wäre ein Stufenplan, der für wieder steigende Inzidenzen eine Kaskade von Maßnahmen vorsieht, die dann auch zwingend ergriffen werden müssen, bis die Zahlen wieder sinken.



Auszug aus Lanz gestern Abend bzgl. Lockdown und Weihnachten von der Leopoldina. Fand ich relativ interessant und dauert ca. 25Minuten.
Tatsächlich interessant und erschreckend, wie eklatant die Wissenschaftsfeindlichkeit/Realitätsverleugnung hier zur Schau gestellt wird. Der Tiefpunkt war für mich Robin Alexanders Apologie der Politik: Die wünsche sich doch sehnlichst, dass die Zahlen runtergehen und habe im Sommer sogar vereinbart, dass die Inzidenz nicht über 50 pro 100.000 gehen darf. Offenbar ist die Jobbeschreibung von Spitzenpolitikern mit "wünscht sich, dass alles gut wird" vollständig erfasst.
:troll:
Viola Priesemann wirkt leider etwas zu perplex und nicht abgebrüht genug darin Bullshit zu callen.
 
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Das wird wohl noch vor Weihnachten harte Einschränkungen geben. Infektionszahlen bei fast 30k, 600 Tote gestern.
 
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Gustavo

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@Gustavo

Den ersten Punkt kann ich so nicht nachvollziehen. Ich mag hier nochmal die besondere Berliner Perspektive haben. Aber die Einhaltung der bestehenden Regeln war hier spätestens seit dem Hochsommer ein großes Problem, wurde aber nie wirklich von der Politik adressiert, weil die Zahlen eben so gering waren, dass man meinte, sich das leisten zu können.

Ich bin grundsätzlich eher skeptisch gegenüber der These, dass wir besser durch die erste Welle gekommen sind, weil der deutsche Michel sich lieber als andere an Regeln hält.
Imo gibt es dafür keinen Beleg und es bedarf dieser Erklärung auch nicht, weil man die Unterschiede länderübergreifend anderweitig erklären kann.
Ganz informativ dazu fand ich: https://www.nature.com/articles/s41591-020-1112-0
Da wird Exzessmortalität während der ersten Welle in 21 Staaten verglichen - leider mangels Daten ohne Deutschland. Aber afair waren wir in der ersten Welle nicht allzu weit von Österreich entfernt - und es viele mir, ehrlich gesagt, auch sehr schwer einen klaren Unterschied im deutschen und österreichischen Verhältnis zur Regelbeachtung auszumachen.


Na ja, ich will jetzt nicht sagen dass das die Erklärung für alles ist, aber wie du ja selbst sagst sind Österreich und Deutschland sich kulturell so ähnlich und ähnlich gut durch den Lockdown gekommen, so dass ich da jetzt nicht unbedingt ein Argument dagegen sehen würde; insbesondere da Österreich (und auch die Schweiz) eigentlich nur am Anfang den Malus hatten, näher am ursprünglichen europäischen Hotspot zu sein als wir.
Prinzipiell ist mir auch nicht ganz wohl dabei, zu sagen dass das der entscheidende Grund ist, weil es sich schwer quantifizieren lässt, aber der Science-Artikel überzeugt mich jetzt auch nicht so richtig: Ganz egal ob man Daten aus aggregierten Bewegungsprofilen oder den Oxford-Stringency-Index nimmt, Deutschland ist keineswegs außergewöhnlich früh oder außergewöhnlich streng mit seinem Lockdown gewesen, trotzdem stehen wir sehr viel besser da als bspw. Großbritannien, Frankreich oder die Niederlande, von Belgien, Italien oder Spanien ganz zu schweigen.



Den letzten Punkt halte ich für eine Ausrede und würde entgegen halten: Mir ist durchaus plausibel, dass alle bzw. viele europäische Länder auf gleiche Art versagt haben. Warum denn nicht?
Wenn alle Schüler schlechte Noten haben, impliziert das nicht, dass den Schülern kein Vorwurf zu machen ist.


Wahr, es impliziert nicht dass es unmöglich ist, aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit dahingehend würde ich schon sehen. Letztendlich würde ich dazu keine definitive Aussage machen wollen, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass in Landes- wie Bundes-Ministerien niemand auf die Gedanken kommt, die wir hier im Forum durch arXiv lesen auch hatten; insbesondere weil die Bundesministerien natürlich auch auf externe Expertise zugreifen können. Vielleicht ist allerdings nicht zu klar zum Ausdruck gekommen, dass ich damit technische Mittel gegen Covid meinte, also alles, was ohne Einschränkungen des Alltags durch die Bürger machbar wäre. Aber wenn ich höre und lese, dass sich Leute hinstellen und sagen "warum hat nicht längst jeder Bürger der sie will FFP2-Masken?" oder "warum machen wir keine Massenschnelltests in Pflegeheimen" vermute ich halt, dass das nicht so einfach ist, weil ich mir nicht recht vorstellen kann, dass es daran liegt dass auf solche Gedanken nur Talkshow-Insassen kommen, keine Ministerialdirigenten und Fachpolitiker. Selbiges mit Corona-App etc. pp.


Den undifferenzierten Vorwurf, man hätte nicht die Voraussetzungen für digitalen Fernunterricht geschaffen, habe ich eher selten gehört. Aber dass der Sommer nicht genutzt wurde, ist doch in vielen Punkten einfach nicht von der Hand zu weisen. Das betrifft imo alle Ebenen von Politik und Verwaltung.
Das eklatanteste Versäumnis ist in meinen Augen, dass man es nicht geschafft hat, sich auf eine Strategie zu verständigen und diese durch konkrete langfristige Pläne und Maßnahmen zu implementieren. Dieser Mangel war bereits im Frühjahr offenkundig und man hat ihm nie abgeholfen.
Natürlich kann man nicht erwarten, dass wir innerhalb weniger Monate die Voraussetzungen für digitalen Fernunterricht schaffen. Aber man hätte ja wohl erwarten dürfen, dass die Kultusverwaltungen sich irgendwie auf eine mögliche zweite Welle vorbereiten? Es hat mancher Orts fast den Anschein, als hätte man bewusst auf jede Planung und Vorbereitung verzichtet aus Angst, das könne dazu einladen, dass dann auch tatsächlich Einschränkungen kommen.


Ich habe gestern im Flieger meine ganzen offenen Telefon-Tabs gelesen und weil sich die Dinger irgendwann so sehr häufen, dass ich nicht nachkomme, habe ich auch einiges aus dem Sommer noch auf dem Telefon gehabt und da war noch klar die Linie "einen zweiten Lockdown KANN es nicht geben" und "Schulen DÜRFEN nicht geschlossen werden" gefahren, obwohl jedem hätte klar sein müssen, dass das leere Worte sind, wenn die Zahlen drastisch hoch gehen. Vielleicht wäre Wechselunterricht noch eine Lösung gewesen, aber mir ist ehrlich gesagt nicht so recht klar, wie man den personalmäßig hätte durchziehen können, insofern war eigentlich nur remote learning als Lösung denkbar. Da hat sich wenig getan, das war aber auch nicht zu erwarten. Beim Rest bin ich unklar, was eine Strategie und langfristige Pläne und Maßnahmen hätten bringen können.
Letztendlich scheint es mir bei der ganzen Debatte auch nicht so wirklich um die Schüler zu gehen, sondern eher darum, dass man die Eltern entlastet. Das wäre aber halt außer durch normalen Unterricht so oder so schwer möglich gewesen. Sicher kann man sich bspw. fragen, warum nicht schneller reagiert wurde und warum man nicht sagt, dass man den ausgefallenen Unterricht im Sommer 2021 nachholt, statt jetzt auf Biegen und Brechen die Schulen offen zu lassen, aber so richtig sehe ich nicht, was man groß hätte anders machen können.


Anderes Beispiel: Grenzen. Natürlich können wir uns nicht so effektiv abschotten wie Australien, Neuseeland oder Südkorea. Aber nur weil man die Grenzen nicht hundertprozentig dicht bekommt, muss man sie doch nicht völlig offen lassen.
Auch im Bereich Homeoffice hätte man über den Sommer zumindest eine Bewegung in die richtige Richtung anregen können.
Wieso ist es in einer hoch entwickelten Volkswirtschaft wie unserer nicht in größerem Umfang möglich, das Heer an Kurzarbeitern und neuen Arbeitslosen für sinnvolle Aufgaben in der Pandemiebekämpfung zu rekrutieren? Warum wurde die Bundeswehr nicht früher eingesetzt?
Warum wurde die Wissenschaft niemals systematisch in die politischen Entscheidungsprozesse eingebunden, sondern muss sich auf eigene Initiative wie jetzt wieder mal durch die Stellungnahme der Leopoldina Gehör verschaffen? Warum gibt es in Deutschland kein wissenschaftliches Monitoring der Inzidenz?

Warum gibt es keine Kontrolle der Quarantäne? Hat man jemals die Compliance überprüft?

Die Liste ließe sich noch eine Weile fortsetzen. Natürlich kann man nicht alles machen, aber zwischen alles und nichts gibt es ja beliebig viele Schattierungen und in vielen Bereichen habe zumindest ich den Eindruck, dass wir schon relativ nahe an nichts sind.


Na ja, da überschätzt du imho die Steuerungsfähigkeit von Politik generell. Wie willst du Quarantäne bei Tausenden von Leuten überwachen? Wie Firmen dazu zwingen, Homeoffice zuzulassen? Einfach dekretieren scheint ja in Deutschland nicht drin zu sein, denn dann wird direkt wieder mit Klagen gedroht, genau wie bei den Geschäftsschließungen auch, außerdem würde die Wirtschaft sicherlich Sturm laufen, was bei der Union immer auf offene Ohren stößt, außer es geht einfach nicht anders als ihre Wünsche zu ignorieren. Auch einfach mal Systeme für Kurzarbeiter aus dem Boden stampfen erscheint mir schwierig, weil der Staat rechtlich und organistorisch einfach nicht dazu in der Lage ist, Leute auf nicht freiwilliger Basis in kurzer Zeit zu irgendwas zu verpflichten. Mir fallen aus dem Stegreif auch ein Haufen Sachen ein, die man machen könnte, wenn man China wäre, aber wir sind halt nicht China und ich habe noch von keinem Land gehört, dass es auf diesem Weg irgendetwas aus dem Boden gestampft hat. Entweder die Leute ziehen mit oder sie ziehen nicht mit und auch wenn sie sich an Regeln halten, die compliance wie in Südostasien ist halt einfach nicht da und unsere Grenzen auf die Art zumachen, dass es ernsthaft etwas bringt wie in Australien oder Neuseeland ist halt auch nicht drin. Ich bin mir btw nicht sicher ob du nicht doch recht hast und das alles möglich ist, aber es fällt mir einfach schwer zu glauben. Was mich so negativ stimmt ist aber, dass ich im Grunde genommen das Gefühl habe, auch mit offenen Grenzen und offenen Schulen wäre vieles davon nicht nötig gewesen, hätte man einfach früher runtergefahren und klar kommuniziert, dass im Zweifelsfall besser zu früh als zu spät die Bremse angezogen wird. Wenn das heißt, dass Schüler sechs Wochen Weihnachtsferien haben statt zwei und der wir letztendlich die Lasten gesellschaftlich so verteilen, dass alle sie tragen und nicht nur diejenigen, die Restaurants und Einzelhandel betreiben (aber nicht ihre Vermieter, nicht ihre Banken etc.), dann sei es halt so.


€dit: Ich will nochmal unterstreichen, dass ich es durchaus für glaubwürdig halte, dass einiges am mangelnden Willen scheitert. Mir ist btw nicht klar, warum der Bund nicht längst sowas wie eine offizielle deutsche Khan-Academy* gegründet hat. Sicher kann das Regelunterricht nicht ersetzen, aber ich vermute dass das, professionell gemacht, um Welten besser ist als den durchschnittlichen Oberstudienrat selbst seinen Unterricht aufnehmen zu lassen und dann Aufgabenzettel per Email zu verschicken. Ich sehe es btw selbst auch: Früher, als ich TA war, haben wir einzeln R-Skripte geöffnet, Code laufen lassen und Outputs korrigiert. Heute kriegt das für die meisten Aufgaben ein Skript hin und ich komme mit vielleicht 1/4 der TAs/graders aus, die man gebraucht hätte, als ich selbst noch TA war.


*besser wäre natürlich noch sowas wie Great Courses, wo man Leute die WIRKLICH gut unterrichten können hinstellt, man ordentliche Grafiken einbaut und Leute anheuert um Chat support machen, aber das kann tatsächlich eine Weile dauern.
 
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Das wird wohl noch vor Weihnachten harte Einschränkungen geben. Infektionszahlen bei fast 30k, 600 Tote gestern.
Ich hoffe unsere "Nicht möglich"-Lehrerbrigade und die Kultusverwaltungen sind stolz, dass sie sich solange gegen Einschnitte gestemmt haben, bis 10.000+ Omas gestorben sind, nur um dieselben Einschnitte dann eh zu machen und auch noch für länger. Solide Planung. :rolleyes:
 
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Ich hoffe unsere "Nicht möglich"-Lehrerbrigade und die Kultusverwaltungen sind stolz, dass sie sich solange gegen Einschnitte gestemmt haben, bis 10.000+ Omas gestorben sind, nur um dieselben Einschnitte dann eh zu machen und auch noch für länger. Solide Planung. :rolleyes:

An meiner Schule gibt es seit langem nen breiten Konsens, das diese "Schulen bleiben um jeden Preis offen"-Politik Bullshit ist. Wir hatten in den letzten beiden Monaten insgesamt 5 Klassen in Quarantäne, 2x hatten Lehrer Corona, da musste dann z.T. bis zu 1/3 der Lehrkräfte in Quarantäne. In meiner 10. Klasse hat es dadurch mittlerweile komplett die Planung zerschossen, das 2. Halbjahr wird die Hölle für die Schüler.

Vor allem sieht man jetzt, dass Online-Unterricht durchaus klappt. Man darf halt nicht das beschissene Mebis nutzen, sondern muss auf proprietäre Lösungen ausweichen. Wir dürfen hochoffiziell MS Teams nutzen, was in Sachen Usability und Features wirklich in Ordnung ist. (Das Thema Datenschutz klammere ich bewusst aus, es geht aktuell leider erstmal um pragmatische Lösungen.) Allerdings muss man auch hier bemängeln, dass die Versorgung der Schulen mit technischen Geräten lachhaft ist. Im September beantragte Leihgeräte für Schüler kommen im Dezember an. Webcams und Mikros für den Online-Unterricht vom Klassenzimmer aus gibt es nicht, wir nutzen nun die Dokumentenkamera als Kamera und Mikro. (INNOVATIONSSTANDORT BAYERN)

Von so Späßen wie sich teils im Tagesrhythmus widersprechenden Anweisungen von "ganz oben" und völlig ineffizienter Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern ganz zu schweigen. Redet man halt öffentlich nicht drüber. Es gab schon Klagen von Eltern- und Lehrerverbänden.

Ich glaube, ich habe schon im April geschrieben, dass man im Sommer die Infrastruktur hochfahren muss. Was ist passiert? Praktisch nix. Die Lernplattform Mebis, die das geile Kultusministerium eigentlich als Primäroption für Homeschooling vorgesehen hat, ist immer noch clunky as fuck und stürzt praktisch täglich ab. Viele Schulen sind sogar noch schlechter ausgestattet als meine hier. Aber DIE SCHULEN BLEIBEN OFFEN. War halt die einfachere und billigere Lösung. Bei flächendeckenden Schulschließungen haste aber natürlich auch noch das Problem der berufstätigen Eltern. Ab der 7. Klasse gehts, vorher muss da aber jmd. daheim sein.

Falls ab Montag doch noch komplett auf Distanzunterricht in BY umgestellt wird, raste ich ein wenig aus. Dann müsste ich nämlich meine Deutsch-Schulaufgabe in der 10. zum insgesamt 4. Mal verschieben. Nicht falsch verstehen: Menschenleben gehen vor Schulaufgaben. Aber es muss doch möglich sein, irgendwie Planbarkeit reinzubringen. Zumindest für nen Zeitraum von 2 Monaten. Das ist, was uns Lehrer gerade so massiv anpisst. Die Zahlen sind seit Monaten hoch. Jetzt plötzlich totaler Aktionismus, davor ein "ja mei, wird schon irgendwie werden", währendessen die oben beschriebenen Quarantänen und Ausfälle.

Wobei die Sache etwas Gutes hat: So gut wie aktuell war der Zusammenhalt im Kollegium noch nie. #immerhin
 
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parats'

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Eine gute Übersicht der aktuellen Lage je Bundesland (bzw fast alle) und die Forderung eines schnellen Lockdowns bis zum 10.01.2021

Immer mehr Länderchefs dringen auf einen harten Lockdown für ganz Deutschland. „Wir können nicht mehr warten“, warnt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann stellte die Lockerungen über Weihnachten infrage.

https://www.welt.de/politik/deutsch...ona-Massnahmen-die-Laender-jetzt-fordern.html
€: Ist jetzt hinter der Bezahlschranke. :|
 
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Btw, mal eine weitere traurige Anekdote aus dem Berliner Corona-Alltag: Meine Frau hat gestern ihren Opa (~95) im Pflegeheim besucht. Zu unserer Überraschung konnte sie einfach reinspazieren: Keine Eingangskontrolle, keine Ausgabe von FFP2-Masken, von Schnelltests ganz zu schweigen. Das Desinfektionsmittel hätte man in der Wand neben dem Fahrstuhl gut übersehen können.
Das ganze kurz, nachdem es einen Ausbruch mit mehr als 20 infizierten Bewohnern gab ...
Und Opa heute positiv getestet. Feels bad. Frau obviously bestürzt. :8[:
 
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Ich befürchte dass es sich nicht klären lassen wird, da wir vermutlich keinen Test bekommen.

Im dem Heim gab es ja kürzlich einen Ausbruch. Der positive Test war wohl nur ein routinemäßiger Schnelltest. Bestätigung durch PCR steht noch aus.
Frau befürchtet natürlich, dass sie ihn angesteckt haben könnte. Scheint mir äußerst unwahrscheinlich, da sie die ganze Zeit FFP2-Maske trug und der Kontakt auch nur 10 bis 15 Minuten war, größtenteils mit Abstand. Zudem ist es afaik auch unwahrscheinlich, dass ein Antigentest bereits 2,5 Tage nach Kontakt positiv ist.





@Gustavo

Wir sind, glaube ich, nicht besonders weit auseinander. Ich sage auch nicht, dass man das alles einfach mal hätte machen können. Eventuell wären manche Dinge gescheitert, ob an der Umsetzung oder an Gerichten. Meine Kritik ist, dass man sich bei weitem nicht so reingehängt hat, wie es der historischen Situation angemessen gewesen wäre.

Ich meine allerdings auch einen Hauch Naivität bezüglich der geistigen Beweglichkeit in deutschen Behörden rauszulesen. Vielleicht hattest du zu lange nicht mit solchen zu tun.
Nur mal als Beispiel:
Die CDU-Politikerin Susanne Eisenmann, Kultusministerin von Baden-Württemberg, sagte bereits: "Manche Forderungen zeigen, dass die Leopoldina bei den Corona-Maßnahmen nicht ganz auf der Höhe der Zeit zu sein scheint."

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) lehnte den Vorschlag als "untauglich" ab. Ihr sei völlig unverständlich, wie eine solche Äußerung von einer Akademie der Wissenschaft in die Öffentlichkeit getragen werden könne. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagte, in dem Stadtstaat brauche man eine Aussetzung der Präsenzpflicht ab dem 14. Dezember nicht, da die Ferien in Hamburg am 19. Dezember beginnen.
https://www.tagesschau.de/inland/kmk-corona-schulen-101.html

Die Welt der Politik und die Welt der Pandemie sind in vielerlei Hinsicht getrennt. Und es hat in den letzten 9 Monaten offenbar nicht gut genug geklappt, zwischen diesen Welten zu vermitteln. Viele Politiker reden über dieses Thema, als sei es ein politisches Thema wie jedes andere, wo man sich die Realität irgendwie so zurechtinterpretieren kann, dass man selbst noch ganz gut darsteht. Nur funktioniert das halt nicht mit diesem Virus. Wenn du da verbaselst rechtzeitig die nötigen Schritte zu ergreifen, kann jeder den Misserfolg am Bodycount ablesen.
Hast du zufällig die Lanz-Sendung mit Viola Priesemann gesehen? Da wird diese Problemlage imo recht anschaulich demonstriert.

Stephan Weil hat vor ein paar Wochen (afair auch bei Lanz) mal die Frage beantwortet, ob bei den MP-Konferenzen denn Wissenschaftler zugegen seien - sinngemäß: Nö, bei denen erzählt doch eh jeder was anderes, da könnte man sich ja erst recht auf nichts einigen.
Man sollte ja eigentlich meinen, dass jeder Politiker mit Entscheidungsgewalt wenigstens über den Wissensstand des Coronavirus-Update-Podcasts verfügt. Zahlreiche öffentliche Auftritte vermitteln mir den Eindruck, dass das entweder absolut nicht der Fall ist, dieselben Leute unentwegt wider besseres Wissen handeln oder sich gegen Widerstände nicht gut genug durchsetzen können.
Ein schlechtes Zeugnis stellt jede einzelne dieser Erklärungen aus.


Zu ein paar inhaltlichen Punkten:

-Homeoffice
Warum soll man sowas im Zuge eines Lockdowns nicht vorschreiben können? In anderen Ländern geht das doch auch. Wenn es direkt nicht geht, dann eben indirekt, indem man Auflagen bezüglich Auslastung von Räumlichkeiten usw. macht, die regelmäßig erzwingen, dass ein Teil der Mitarbeiter von zu Hause aus arbeitet oder man zeitlich staffelt, was ja epidemiologisch ähnlich sinnvoll wäre.

-Schulen
Ich sehe nicht, inwiefern Wechselunterricht unbedingt personalintensiver sein muss als gewöhnlicher Unterricht. In der optimalen Form heißt es ja nur, dass die Hälfte der Schüler jeweils 2 Wochen Pause bzw. Fernunterricht hat und die Lehrkräfte pro Gruppe fix sind. Man benötigt pro Normalklasse also 2 Lehrkräfte, was die meisten Schulen meiner Kindheitserinnerung nach haben dürften.
Mir geht es vor allem darum, dass keine abgestuften Konzepte existieren. Eine Option könnte z.B. auch sein, dass man wenigstens die Präsenzpflicht aufhebt und fakultativen Fernunterricht ermöglicht für die Schüler, die das - evtl. unterstützt durch Eltern - leisten können.
In der Mittelstufe machen z.B. nicht wenige Schüler einen Schüleraustausch zwischen einigen Monaten bis zu einem Jahr. Jenachdem, wo es hingeht, lernen die in der Zeit auch nichts aus dem deutschen Lehrplan. Trotzdem können viele das regelmäßig kompensieren. Sicherlich wird man das nicht von jedem Kevin aus Marzahn erwarten können. Aber für viele wohlsituierte Mittelschichtsfamilien ist so eine Situation ab einer gewissen Altersstufe doch stemmbar.
Sowas Khan-Academy-artiges hatte ich auch schon mal vorgeschlagen. Afaik gibt es da schon einzelne kommerzielle Angebote, die sogar auf die jeweiligen Rahmenlehrpläne zugeschnitten sind.

-Quarantäne
Auch hier kann ich dein Unmöglichkeitsdenken nicht nachvollziehen. Natürlich hängt die Compliance auch von intrinsischen Eigenschaften ab, aber doch wohl auch von den Rahmenbedingungen, die man durchaus steuern kann. Es wäre ja schon mal einiges wert bspw. durch anonyme Nachbefragungen einen groben Überblick zu haben, wie hoch die Compliance ist und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt. Dann könnte man sogar in gewissem Maße beobachten, wie sie auf Policy-Änderungen reagiert. Und gerade bei überschaubaren Fallzahlen ist dann auch viel möglich, um die Compliance zu fördern. Bspw. kann man die Quarantäne verkürzen, wenn man mehr testet - bei entsprechend niedrigen Fallzahlen.
Und ja, wenn man feststellt, dass die Compliance ein großes Problem wird, dann bleiben letztlich nur Kontrolle und Sanktionen. Sowas ist natürlich immer imperfekt und birgt auch gewisse Risiken eines Backlashs. Totale Kontrolle ist kein realistisches Ziel. Aber es genügt ja das Risiko signifikant zu machen, indem man Sanktionen empfindlich gestaltet und konsequent durchsetzt.
Wie man das genau umsetzt, ist dann letztlich egal. Effizient wäre natürlich digitale Unterstützung. Ob das in Deutschland möglich wäre, kA. Das große Probleme sehe ich an der Möglichkeit der Standortüberwachung des Smartphones jetzt nicht - immerhin ist man gesetzlich verpflichtet sich am selben Ort aufzuhalten. Es weiß also eh jeder, wo man ist bzw. sein sollte. Sonst benötigt man halt etwas Manpower, um händisch Kontrollanrufe durchzuführen und in Verdachtsfällen auch mal an die Tür zu klopfen.
All das steht natürlich unter einer Kosten-Nutzen-Abwägung. Solange man Grund hat mit der Compliance zufrieden zu sein, muss man natürlich nicht viel kontrollieren, sondern kann die Ressourcen anders nutzen. Und wie bei der Konktaktverfolgung gilt, dass die Kontrolle unmöglich wird, wenn die Inzidenz zu hoch ist.

-Grenzschließungen
Sind in Europa immer ein delikates Thema, aber wenn ein Nachbarland bekanntermaßen eine Inzidenz hat, die um ein Vielfaches höher liegt als bei uns, warum nicht? Was meinst du mit "auf die Art zumachen, dass es ernsthaft was bringt"? Glaubst du, wenn Deutschland die Einreise aus Belgien, Frankreich oder Österreich verbietet, schleusen die Leute sich hier massenhaft ein, um Tagestourismus zu betreiben, einzukaufen oder Freunde zu besuchen? Das scheint mir kaum realistisch.
So eine Maßnahme ist im Vergleich zu Ländern mit weniger starken Außenbeziehungen halt kostspieliger, wenn man es konsequent macht und damit Grenzpendler aussperrt bzw. zum Homeoffice zwingt.

Letztlich sind das und zig andere Sachen einzelne Punkte, die hier und da was machen. Das größte Versäumnis so im Big Picture ist imo, dass man sich niemals auf eine Strategie geeinigt und ein stringentes Verfahren beschlossen hat, wie man sie umsetzt. Sinnvoll wäre imo gewesen, dass man die Strategie direkt in das Infektionsschutzgesetz aufnimmt und dort auch gleich stufenweise Gegenmaßnahmen grob festschreibt. Da es hier ja letztlich um ein Bundesgesetz und ohne jeden Zweifel eine Angelegenheit von nationaler Tragweite geht, verstehe ich auch nicht, warum im Zweifelsfall da nicht einfach die Bundesregierung eingreifen kann, wenn bspw. ein Bundesland es absolut nicht geschissen kriegt.
Die Bundesregierung scheint mir während der ganzen Pandemie das Wesentliche viel klarer im Blick zu haben als die Landesregierungen - denen es imo zum Teil auch tatsächlich an Kompetenz fehlt (siehe oben). In Hamburg z.B. soll ja Herr Schmidt-Chanasit eine nicht ganz unwichtige Rolle als Berater spielen - also jemand, der teils relativ deutlich Vorschläge macht, die der wissenschaftlichen Leitmeinung widersprechen.
Hier ist mir persönlich auch unklar, warum Merkel, die ja im Gegensatz zu den MPs die Situation sehr gut zu durchschauen scheint, nicht mehr das Heft in die Hand genommen hat. Hätten sie und Spahn nicht die Möglichkeit eine Art nationalen Pandemierat ins Leben zu rufen, wo dann wirklich ausgewählte Experten drinsitzen. Davon könnte dann auch immer eine Handvoll bei den Bund-Länder-Treffen dabei sein und wissenschaftlichen Input geben. Insbesondere könnte man sich von so einem Gremium per Gutachten die Strategie absegnen lassen. Dann lässt man noch den Ethikrat draufgucken und welches Gericht traut sich dann bitte noch die Umsetzung dieser Pandemie-Strategie zu behindern?



[Edit]
Ein Punkt, der mich mittlerweile auch tierisch nervt, ist die Wehleidigkeit der MPs über die Bürde ihres Amtes: Es sei ja so schwierig, man müsse ja eine Million Dinge berücksichtigen usw. Das ist halt Unsinn: Wer meint eine Million Dinge berücksichtigen zu müssen, um die richtige Entscheidung zu treffen, der hat keine Chance sie zu treffen, weil man so viel einfach nicht bedenken kann.
Und wer selbst die Lage nicht klar sehen oder die nötigen Schritte durchsetzen kann, der wasche die Hände in Unschuld und mache, was die Experten sagen. Oder übertrage informell oder per (Grund?)Gesetzänderung die Kompetenz an die Kanzlerin, die will uns kann.
Aber es einerseits besser wissen wollen und sich gleichzeitig damit rausreden, man wisse ja nicht, ist schwach.
 
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parats'

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Die FDA hat grünes Licht für Pfizer/Biontech gegeben. Ab Montag geht es dann auch in den USA los mit dem impfen. Mal sehen wann wir hier soweit sind.
 
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https://www.tagesspiegel.de/politik...er-protesten-an-corona-erkrankt/26712108.html

Ein Mitorganisator einer Leipziger „Querdenken“-Demo musste offenbar wegen einer Corona-Infektion in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Wie die „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) berichtet, wurde der Mann gut eine Woche nach der Kundgebung am 7. November in einer Leipziger Klinik künstlich beatmet.

„Einer der bekannten Querdenker, der in Leipzig demonstriert hat, wurde acht Tage später intubiert“, sagte der Direktor der Leipziger Uniklinik, Professor Christoph Josten, auf der sächsischen Landespressekonferenz.

:catch:
 
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Ich sehe nicht, inwiefern Wechselunterricht unbedingt personalintensiver sein muss als gewöhnlicher Unterricht. In der optimalen Form heißt es ja nur, dass die Hälfte der Schüler jeweils 2 Wochen Pause bzw. Fernunterricht hat und die Lehrkräfte pro Gruppe fix sind. Man benötigt pro Normalklasse also 2 Lehrkräfte, was die meisten Schulen meiner Kindheitserinnerung nach haben dürften.
Mir geht es vor allem darum, dass keine abgestuften Konzepte existieren. Eine Option könnte z.B. auch sein, dass man wenigstens die Präsenzpflicht aufhebt und fakultativen Fernunterricht ermöglicht für die Schüler, die das - evtl. unterstützt durch Eltern - leisten können.
In der Mittelstufe machen z.B. nicht wenige Schüler einen Schüleraustausch zwischen einigen Monaten bis zu einem Jahr. Jenachdem, wo es hingeht, lernen die in der Zeit auch nichts aus dem deutschen Lehrplan. Trotzdem können viele das regelmäßig kompensieren. Sicherlich wird man das nicht von jedem Kevin aus Marzahn erwarten können. Aber für viele wohlsituierte Mittelschichtsfamilien ist so eine Situation ab einer gewissen Altersstufe doch stemmbar.
Sowas Khan-Academy-artiges hatte ich auch schon mal vorgeschlagen. Afaik gibt es da schon einzelne kommerzielle Angebote, die sogar auf die jeweiligen Rahmenlehrpläne zugeschnitten sind.

- Wechselunterricht ist nicht personalintensiver. Allerdings schafft man natürlich nicht so viel Stoff wie im Präsenzunterricht. Je jünger die Schüler sind, desto schwieriger wird es. Die Großen können schon gut selbstständig lernen, bei den Faulen muss man halt anschieben. Aber alles halb so wild, man darf nicht so tun, als wäre Schule der heilige Gral der Wissensvermittlung.
- Das von dir vorgeschlagene Konzept des Wechselunterrichts ist aber Quatsch. Es gibt Klassen und die haben ihre Fachlehrer, zumindest an weiterführenden Schulen. Man teilt die Klassen in 2 Gruppen auf und unterrichtet im Tageswechsel. Dadurch kommt es auch nicht dazu, dass Schüler in zwei Wochen Homeschooling komplett den Anschluss verlieren.
- Der Kevin aus Marzahn hat das gleiche Recht auf eine angemessene Beschulung wie der Jamie-Fynn aus gutem Hause. Man muss da schlicht schulscharf agieren. Jede Schule hat andere Bedingungen. Das kriegen die Schulen selber einfach am besten hin.
- Private Angebote wären teils sicher nett, allerdings muss man die Kirche auch im Dorf lassen. Die allermeisten Schüler, egal ob am Gym oder an der Hauptschule, stecken jetzt nicht unfassbar viel Energie in ihr Lernen. Wenn die Lehrer an den Schulen sich reinhängen, kann man den Kindern schon ein gutes virtuelles Lernangebot machen. Das kann man dann auch mit privaten Angeboten anreichern. Auch da braucht es mMn gar keinen behördlichen Überbau. Lass das die Schulen selbst entscheiden. Läuft btw aktuell hier auch so. Der Lehrplan gilt, Prüfungen müssen geschrieben werden. Wie man zum Ziel kommt, entscheidet letzten Endes der Lehrer. Spart Bürokratie. Hat aber natürlich das Caveat, dass manche Lehrer beim Homeschooling versagen, weil sie sich z.B. nicht mit den technischen Möglichkeiten auseinandersetzen.
 
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Das ist doch genau der Punkt, den ich die ganze Zeit schon mache: Es sind eben nicht alle Schüler gleich, also sollte man Ungleichbehandlung zulassen.
Familien, die z.B. zu Hause nicht Deutsch sprechen oder wo Mama an der Kasse sitzt und Papa Pakete schleppt, benötigen die Unterstützung von Schule und Kita dringender als viele andere.
Man hat es völlig versäumt hier eine Priorisierung vorzunehmen und differenziertes Vorgehen zu ermöglichen mit dem Ergebnis, dass jetzt wohl erstmal wieder alles zugeht von der gymnasialen Oberstufe bis runter zur Krippe.

Wechselunterricht im Zweiwochentakt ist epidemiologisch optimal, weil alle Schüler regelmäßig für die Quarantänezeit zu Hause sind.
Klar ist das didaktisch nicht die erste Wahl, aber es ist eine Möglichkeit die nötige Kontaktreduktion auch an Schulen zu erreichen, ohne ganz schließen zu müssen.


[Edit]
Echt gut, wie die FDP, flankiert von Pseudo-Experten wie Schmidt-Chanasit, jetzt schon wieder nach "einer" Strategie verlangt und im Subtext gleich mitliefert, dass diese Strategie ja nur in der Konzentration auf die Risikogruppen bestehen könne.
Wenn solche Leute Politikberatung in Hamburg machen, wundert nicht, dass die Chefs sich nicht einigen können.
 
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- Wechselunterricht ist nicht personalintensiver. Allerdings schafft man natürlich nicht so viel Stoff wie im Präsenzunterricht. Je jünger die Schüler sind, desto schwieriger wird es. Die Großen können schon gut selbstständig lernen, bei den Faulen muss man halt anschieben. Aber alles halb so wild, man darf nicht so tun, als wäre Schule der heilige Gral der Wissensvermittlung.
- Das von dir vorgeschlagene Konzept des Wechselunterrichts ist aber Quatsch. Es gibt Klassen und die haben ihre Fachlehrer, zumindest an weiterführenden Schulen. Man teilt die Klassen in 2 Gruppen auf und unterrichtet im Tageswechsel. Dadurch kommt es auch nicht dazu, dass Schüler in zwei Wochen Homeschooling komplett den Anschluss verlieren.
- Der Kevin aus Marzahn hat das gleiche Recht auf eine angemessene Beschulung wie der Jamie-Fynn aus gutem Hause. Man muss da schlicht schulscharf agieren. Jede Schule hat andere Bedingungen. Das kriegen die Schulen selber einfach am besten hin.
- Private Angebote wären teils sicher nett, allerdings muss man die Kirche auch im Dorf lassen. Die allermeisten Schüler, egal ob am Gym oder an der Hauptschule, stecken jetzt nicht unfassbar viel Energie in ihr Lernen. Wenn die Lehrer an den Schulen sich reinhängen, kann man den Kindern schon ein gutes virtuelles Lernangebot machen. Das kann man dann auch mit privaten Angeboten anreichern. Auch da braucht es mMn gar keinen behördlichen Überbau. Lass das die Schulen selbst entscheiden. Läuft btw aktuell hier auch so. Der Lehrplan gilt, Prüfungen müssen geschrieben werden. Wie man zum Ziel kommt, entscheidet letzten Endes der Lehrer. Spart Bürokratie. Hat aber natürlich das Caveat, dass manche Lehrer beim Homeschooling versagen, weil sie sich z.B. nicht mit den technischen Möglichkeiten auseinandersetzen.

Ich finde Wechselunterricht in Kleingruppen führt gar nicht zu soooviel Stoff, der verpasst wird. Wenn ich 10 SuS was beibringen muss, ist das viel effektiver als 20. Teile ich die Gruppen noch nach Leistung wird es noch effektiver.
Bzgl. Home-Schooling und Co. bin ich mittlerweile komplett frustiert und werde für die Woche Home-Schooling keine digitalen Lernangebote anbieten. Berlin hat seit März nichts gemacht, es gibt nur eine Lernplattform - die ist für die Grundschule absolut unbrauchbar und bis zum Einloggen in den Kurs habe ich schon die Hälfte meiner SuS verloren. Weiterhin dürfen die Angebote nur ein "Zusatzangebot" darstellen, weil Chancengleichheit und so :deliver:
Meine Kids werden dementsprechend in ihren Arbeitsheften, Büchern und Co. arbeiten dürfen. Zusätzlich gibt es ein kleines Angebot an digitalen Aufgaben per QR-Code und Anton.App. Lösungen zur Selbstkontrolle dürfen bei mir per E-Mail erfragt werden und die Kinder erreichen mich über meine Satellite-Nummer von 8:00 - 14:00. Muss für die eine Woche einfach reichen.
Ich gebe mir nicht nochmal den Act, alles komplett digital aufzubereiten, mit H5P stundenlang interaktive Aufgaben zu erstellen und am Ende machen es 2 Kinder.
 

parats'

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Punkte für die Sitzung heute. alles andere als ein kompletter Lockdown wäre aber wohl eine Überraschung. Notiz an mich: morgen einen Weihnachtsbaum kaufen, auch wenn die offen bleiben sollen, gibt es bestimmt einen run. :ugly:

In der Pandemie wollen Bund und Länder nun doch hart durchgreifen. Weitreichende Einschränkungen sollen laut einem Entwurf spätestens ab Mittwoch gelten, auch über Feuerwerk wird neu nachgedacht. Offene Fragen gibt es noch bei Schulen und Kitas.

https://www.welt.de/politik/deutsch...mie-Der-Entwurf-zum-Lockdown-ab-Mittwoch.html
 
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Interessant wäre zu erfahren, was das Ziel des Lockdowns ist. Sich da möglichst schnell festzulegen könnte der elenden Öffnungsdiskussion, die wir ab Januar haben werden, vorgreifen.

Lauterbach hat sich ja abermals mit der (imo absolut zutreffenden) Prognose vorgewagt, dass ein sinnvoller Lockdown, der die Handlungsfähigkeit der Gesundheitsämter wieder herstellt, wohl deutlich länger als bis zum 10. Januar gehen muss.
 
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