Gustavo möchte wohl auch nicht mehr auf seine "irgendwas läuft wohl besser in Deutschland" muss wohl der "allmächtige sein der uns schützt" Theorie eingehen? [...]
Das ist übrigens Gustavos "Begründung":
Also von welchen Gründen die ich nicht hören wolle redest du?
Ich glaube du missverstehst, in welcher Situation du dich hier befindest. Was ich sage ist, dass du mittlerweile ungerechtfertigte Panikmache betreibst. Wir reden hier über Prognosen
für die Zukunft. Du hast recht, dass ich nicht weiß warum die Zahlen in Deutschland so niedrig sind; ich kann auch nur spekulieren. Was du aber völlig außer Acht lässt ist die Tatsache, dass du ganz genauso in KEINER Weise deine Prognose rechtfertigen kannst, dass die Todesfälle noch exponential (statt linear) ansteigen werden. Das einzige Argument, das ich bisher von dir dafür gehört habe, ist der komplette Zirkelschluss, dass es noch nicht so schlimm sein kann, weil es eben noch nicht so viele Todesfälle/Tag gibt.
Jetzt könnte man sagen, dass wir eben beide nicht wissen was Sache ist. Wir haben aber eben konkrete Anhaltspunkte (durch die Zahlen) vor uns liegen: Die Zahl der neuen Fälle hat sich über die letzten zwei Wochen stabilisiert und die Todeszahlen steigen auf niedrigem Niveau (!) nur noch linear, nicht exponential wie sie in anderen Ländern gestiegen sind. Wenn du vor den Trümmern des WTC stehst, kannst du natürlich gerne behaupten, dass jet fuel keine steel beams zum Schmelzen bringt, aber irgendwas muss das Ding ja zum Einsturz gebracht haben. Genau so ist es hier: Die Zahlen sprechen eine klare Sprache, bisher haben wir nicht nur deutlich weniger Tote als andere Länder, sondern eben auch deutlich niedrigere Wachstumsraten (zu einer Zeit, wo der Lockdown schon deutlich länger anhält). Wenn du immer noch bei deiner Meinung bleiben willst, dass das alles noch deutlich schlimmer wird, dann muss ich dir wohl nicht die Erklärung liefern, warum es hier besser läuft, das wird sowieso erst retrospektiv möglich sein, sondern du musst mir eine Erklärung liefern, warum wir angeblich diesen Knick im Exponentialwachstum haben.
Fallzahl und Todeszahl pro Bevölkerungseinheit sind imo ein trügerisches Maß, weil sich eine Epidemie niemals homogen innerhalb der Bevölkerung verbreitet. Größere Länder haben grundsätzlich eine langsamere Ausbreitung. Bevölkerungsdichte und soziale Segmentierung spielen auch eine Rolle. Die zu unterschiedlichen Zeitpunkten ergriffenen Maßnahmen verzerren dieses Bild zusätzlich. Dabei gehts aber nicht allein darum, wie viele Fälle es national bis dahin gibt, sondern auch wo diese auftreten. Es ist was anderes, ob du eine Menge Infektionscluster über das Land verteilt hast oder einen lokal stark konzentrierten Ausbruch, der für einen großen Teil der Fälle verantwortlich ist.
Zu deinem Sternchen: Das hängt auch vom Testregime ab. Italien testet afaik Tote standardmäßig, während das in Deutschland, so glaube ich, weiterhin im Ermessen des für die Leichenschau zuständigen Arztes liegt.
Es könnte z.B. sein, dass in Italien mehr Covid-19-Tote erfasst werden, die eigentlich nur mit milden Symptomen oder sogar symtpomlos an irgendwas anderem gestorben sind.
Wirklichen Aufschluss darüber wird erst eine nachträgliche statistische Betrachtung der Exzessmortalität geben - wo es dann allerdings auch wieder einige confounder gibt.
Grundsätzlich scheint es schon so zu sein, dass die Infektion bei uns noch nicht so stark in die Risikogruppen eingesickert ist wie etwa in Italien. Ob das an der sozialen Struktur liegt, wir aufgrund des früh erkannten Ausbruchs besser isolieren konnten und wie viel dem Zufall geschuldet ist, kann ich schlecht beurteilen.
Ich gehe unterm Strich davon aus, dass unsere Todesrate noch etwas nachziehen wird, wir aber auf einem deutlich besseren Niveau bleiben - weil wir auch verhältnismäßig früh interveniert haben.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass wir ja nicht untätig waren, bevor die bundesweiten Maßnahmen beschlossen wurden. In den stark betroffenen Regionen gab es teils deutlich früher starke Einschränkungen, was man jetzt auch am früheren Einbruch der Fallzahlen dort sieht.
Hier erweist sich imo schon, dass einerseits unser System im internationalen Vergleich gut aufgestellt ist, in Diagnostik und Versorgung, und die Gesundheitsämter durchaus gut arbeiten. Die viele Tests führen ja nicht nur zu einer Reduktion der Dunkelziffer, sondern beeinflussen auch die Verbreitung, weil sie zur Isolation von Infizierten und deren Kontakten beitragen.
Dass die Vergleiche momentan noch mit großen Unsicherheiten behaftet sind ist mir schon klar, aber mir scheinen Voraussagen von Todeszahlen wie in Italien momentan einfach nicht mehr haltbar zu sein. Warum genau warum wird sich noch zeigen, aber mir scheint wir werden aus der Situation deutlich besser herauskommen als andere, da sind wir ganz einer Meinung.
@gustavo
Und warum reichen denen normale Hilfen und Kredite dann nicht, wie sie von allen angeboten werden? Warum müssen es dann Bonds sein bei denen wir für die haften?
Mir scheint du überschätzt den Unterschied zwischen sowas wie dem ESM und Eurobonds massiv, was die Haftung angeht. Das Problem ist größtenteils politisch; Eurobonds sind eine populäre Forderung in den jeweiligen Ländern, aber wenn man die ESM-Kredite nicht konditional macht, läuft es effektiv auf dasselbe hinaus. Und ob es wirklich so sinnvoll ist, jetzt auf Reformen der politischen Ökonomie in Italien zu drängen, erscheint mir fragwürdig. Auch wenn das hier in den Medien gerne anders dargestellt wird haben die Italiener schon einen beträchtlichen Primärüberschuss erzielt in den letzten Jahren, nur hat das effektiv rein gar nichts genutzt, obwohl das von Anfang an Deutschlands Argument war. Jetzt so zu tun als könnte oder müsste man die Italiener zu "Reformen" zwingen, obwohl die Krise nicht durch den Mangel an Reformen ausgelöst wurde und die Reformen bestenfalls über einen langen Zeitraum ihre Wirkung entfalten würden erscheint mir eine recht gewagte Verhandlungsposition zu sein. Italien ist im Gegensatz zu Griechenland wohl "too big to fail".