lol, habt ihr endlich auch mal mitbekommen dass das RKI seit dem 20. März von Verlangsamung auf Eindaemmung geschwenkt ist*, hat ja hier im forum nur 13 Tage und nen Kinderyoutube Kanal gedauert um überhaupt die verschiedenen Strategien auf dem schirm zu haben, nice one, guten Morgen
aber seitenweise bwl scheiße rumrotzen....
*Wer Quellen will darf selber googlen, "the Hammer and the Dance" sollte hier vermutlich den wenigsten ein Begriff sein, aber mit ein bisschen Eigeninitiative findet sich da bestimmt was im web (fuer komplett geistig minderbemittelte gibs sogar ne doitsche version), der rest zum ehemaligen "deutschen Sonderweg" ergibt sich aus den who Empfehlungen und den RKI Pressekonferenzen.
Das RKI hat noch am 19. März in seinem Bulletin eine Strategie der Verlangsamung empfohlen. Aber klar, einen Tag später werfen sie das über den Haufen. Vermutlich weil sie in der Nacht den Blogpost The Hammer and the Dance gelesen haben.
Merkel hat am WE noch als Ziel eine Verdopplungszeit von 10, dann korrigiert auf um die 14 Tage als Voraussetzung für eine Lockerung der Maßnahmen ausgegeben. Das ergäbe keinen Sinn, wenn die Strategie zwingend "zurück zur Containment-Phase", statt Verlangsamung wäre.
Die offizielle deutsche Strategie bleibt Verlangsamung, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird.
Bei Lichte betrachtet kann man auch konstatieren, dass wir keine echte Strategie haben. Unser Handeln folgt bisher dem Paradigma "man muss was tun". Die Diskussion über die langfristige Strategie hat grad erst begonnen.
https://www.youtube.com/watch?v=3z0gnXgK8Do
tl;dw
- "Flatten the curve" ist vermutlich langfristig illusorisch
- Mai empfiehlt eher derart harte Maßnamen, sodass relativ kurzfristig wieder auf Eindämmung der Epidemie umgeschaltet werden kann (siehe Südkorea)
Meine Meinung:
Bisher haben dass, was Mai fordert, nur Staaten hingekriegt, die weitaus schmerzbefreiter in Sachen Datenschutz sind, als wir. Die Zahlen muss man natürlich erstmal abwarten, aber ich bin da sehr skeptisch. Im Moment kann man nur hoffen, dass unsere derzeitigen Maßnahmen in Verbindung mit dem wärmer werdenden Klima reichen. Wenn nicht, winken früher oder später italienische Zustände.
Die Argumentation ist insgesamt recht schlüssig, aber das trifft auf andere Ansätze auch zu.
Ich bin nach wie vor skeptisch, warum man unbedingt eine harte Suprression fahren muss - außer um örtlich begrenzt einen Kollaps des Gesundheitssystems abzuwenden.
Ein paar Punkte würde ich kritisieren:
1. Die Proposition, dass man die Infektionszahlen "so schnell wie möglich" runterdrücken muss, ist für sich einfach unsinnig, weil kein Bezug zu den Kosten hergestellt wird. Vielleicht ist es wesentlich effizienter R auf 0,9 zu bringen und die Infektionen langsam ausklingen zu lassen, als unbedingt R = 0,5 zu erzwingen? Solange wir nicht wissen, welche Maßnahmen was bringen und wie viel kosten, lässt sich darüber keine Aussage machen.
2. Das ganze basiert auf der Hoffnung, dass man es einerseits in vertretbarer Zeit schafft wieder unter eine gewisse Schwelle zu kommen: Sie sagt 1000 und dass man dafür zwei Monate (!) bräuchte. Ob man politisch zwei Monate im Lockdown durchhält, während die Zahlen so schnell fallen, halte ich für keineswegs gesichert.
Andererseits bin ich weiterhin skeptisch, wie sicher man es selbst bei wieder sehr niedrigen Anfangszahlen in einer deutlich gelockerten Situation schafft, dieses niedrige Niveauzu zu halten. Ich sehe durchaus ein, dass die Voraussetzungen dafür beim zweiten Mal besser sind, weil viel mehr Menschen wissen, worum es geht. Aber garantiert ist der Erfolg keineswegs. Und der Preis des Misserfolgs wäre dann ja ein erneuter Lockdown. Wiederum ist fragwürdig, ob man das hinnehmen will.
3. Man erreicht so nur eine äußerst geringe Herdenimmunität, auch in den Gruppen mit geringem Risiko. Das könnte sich bei einer möglichen Herbst-/Winterwelle als nachteilig erweisen, wenn Covid-19 mit Grippe und Co zusammen kommt und wir weiterhin keine effektive Therapie haben sollten.
Grundsätzlich bin auch nicht so pessimistisch. Die Zahlen des RKI sind aufgrund unseres dürftigen Meldewesens zwar schwer zu lesen, aber es sieht ja einigermaßen danach aus, dass die Neuinfektionen bereits auf einem beherrschbaren Niveau stagnieren - und zwar bevor diese absurden Kontaktverbote überhaupt Zeit hatten ihre Wirkung zu entfalten.
Es beginnt sich zu erweisen, dass hier vor allem der politische Aktionismus seine Blüten getrieben hat.