Das ist derselbe Artikel, mit dem du schon mal kamst. Liest du, was du verlinkst?
Das Argument, dass man Infektionsherde abtötet und Immunität hinterlässt, kann prinzipiell funktionieren. Aber dazu muss man mit dem Hammer warten, bis es auch eine hohe Zahl an Infektionen gibt - genau dieses Argument kam übrigens auch schon mehrmals, u.a. von mir.
Bei uns gibt es aber nicht so viele Infektionen, darum ist der Zeitpunkt für drastische Maßnahmen aus dieser Perspektive zu früh.
Italien dürfte von diesem Effekt stärker profitieren, weil die mit der Durchseuchung viel weiter sind. Wie sehr das ins Gewicht fällt, hängt aber sehr davon ab, wie hoch die Dunkelziffer tatsächlich ist.
Das Grundproblem an dem Argument, was dieser Artikel macht, ist für mich weiterhin: Wenn wir einen sozialverträglicheren Weg kennen, um R langfristig niedrig genug zu halten, d.h. maximal knapp über 1, dann hätten wir von Anfang an diesen Weg gehen und notfalls - und zwar örtlich begrenzt - nachschärfen sollen.
Das einzige Argument dagegen ist, dass man R viel besser kontrollieren kann, wenn die Fallzahlen absolut niedrig sind, weil bestimmte Eindämmungsmaßnahmen schlecht skalieren. Das halte ich aber nicht für überzeugend, weil wir genau diese Maßnahmen ja angewendet haben, als die Zahlen noch niedrig waren und das offenbar nicht funktioniert hat. Ich halte daher für fraglich, ob die zusammen mit Social Distancing jetzt den riesigen Unterschied machen. Was wir auf jeden Fall wissen, ist, dass der Lockdown gewaltigen wirtschaftlichen und sozialen Schaden anrichtet.