Ich gehe davon aus, dass die bisherigen Maßnahmen effektiv genug sind, um die Neuinfektionen demnächst einknicken zu lassen. Man wird den Lockdown dann zum großen Erfolg erklären, weil er uns schließlich gerettet habe und schrittweise zu einer gemäßigten Strategie übergehen, die uns durch den Sommer bringt. Drosten erwähnte heute nochmal eine Studie, nach der man durch warmes Wetter eine R-Reduktion um 0,5 erwarten könne. Wenn wir einen Basiswert von ungefähr 2,6 annehmen, mit dem gerade viel gerechnet wird, dann müssten wir die Ansteckungsrate nur noch halbieren und wären im Geschäft.
Schwierig wird es dann Richtung Herbst und Winter, wenn die übliche Grippe- und Erkältungssaison sich voll mit einer zweiten Covid-19-Welle überlappt. Wenn es bis dahin keine effektive Therapie gibt, steht uns ein dunkler Winter ins Haus.
Ok dann nochmal saistaed:
https://medium.com/@tomaspueyo/coronavirus-the-hammer-and-the-dance-be9337092b56
Du wirst ab Chart 7 adressiert und es wird nochmal ganz ausführlich erklärt, warum Supression die beste Methode ist.
Ich kenne beide Beiträge dieses Autors und finde sie eher mäßig. Darum hab ich jetzt auch keine Lust, diesen Artikel zu sezieren und die Arbeit, daraus griffige Argumente zu extrahieren, werde ich dir nicht abnehmen.
Das einzige valide Argument, was da aufgestellt wird, ist die Hypothese, dass Suppression R nicht nur kurzfristig senkt, sondern einen erheblichen Langzeitnutzen hat, weil bestimmte R-reduzierende Maßnahmen nur begrenzt mit höheren absoluten Fallzahlen skalieren. Wenn das so ist und dieser Effekt sehr stark ist, könnte es sich in der Tat lohnen, den Hammer für kurze Zeit auszupacken, um dann eine relaxierte Strategie zu fahren, die R unter 1 hält.
Es ist nur einfach so, dass offenbar fast niemand davon ausgeht, dass das so funktioniert. Der einzige Hinweis darauf sind anekdotenhaften Verweise auf einige asiatische Länder, die das bisher gut hinkriegen. Die arbeiten aber einerseits unter zum Teil deutlich anderen Voraussetzungen, außerdem wissen wir auch da noch nicht, ob das langfristig funktioniert. Was wir aber mit Sicherheit wissen, ist, dass wir genau diese Strategie am Anfang versucht haben - sehr viele Tests, Verfolgung der Infektionsketten -, das hat halt relativ schnell nicht mehr funktioniert.
Man kann jetzt durchaus die These vertreten, dass das mit stärkeren Grenzkontrollen und einer insgesamt geschärften Wahrnehmung irgendwie besser läuft, aber es ist letztlich Spekulation.
Wenn man grundsätzlich davon ausgeht, dass man R mit moderaten Maßnahmen unter 1 halten kann, dann sollte man imo gleich zu dieser Strategie übergehen und kann sich die initialte Suppression-Phase sparen.