Brexit - Chance oder Risiko

Scorn4

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Ne im Ernst, was würdest Du denn erwarten? Massive Unsicherheit, Investitionsdip, Deutschland als größtes Land stark in Kernindustrien betroffen, Lieferketten kaputt … dass da keine unmittelbar positiven Konjunkturimpulse für den Binnenmarkt bei rauskommen werden ist wohl hoffentlich nicht allzu umstritten. Klar, einige werden da einigermaßen unbeschadet rauskommen, aber netto wird das schon merkliche Bremsspuren hinterlassen–––falls es so passiert. Die Welt wird nicht untergehen, aber jubeln wird sicherlich nur eine kleine Minderheit in Europa und Vladimir, Jinpin und Donald außerhalb Europas.
Das mit er Unsicherheit und der Lieferketten ist zum größten Teil schon gelaufen. Jede große Firma hat schon zugesehen, ihr Zeug von woanders zu beziehen. Ein Abnehmermarkt wird wegfallen; das wird aber keine Rezession auslösen sondern einfach geschluckt.

@scorn: Ich bin mir nicht so sicher ob Labour da auf der Gewinnerseite steht. Wie SFJ schon schrieb ist Corbyn ein verlogener Bastard vor dem Herrn und eigentlich auch Brexiteer. Den werden sie auch aufgrund des geänderten Wahlmodus für den Parteivorsitzenden nicht abgesägt bekommen weil er an der Basis beliebt ist, egal wie sehr ihn die Fraktion hasst. Da ist es imho tatsächlich wahrscheinlicher, dass die LibDems oder eine neue Partei plötzlich massiv an Gewicht gewinnen. Eine gemischte "Fraktion/Gruppe der Vernunft" gibt es ja schon.
Corbyn verlogen? Weiß ich jetzt nicht genau, aber er ist halt Politiker. Der wird halt dafür bezahlt und tut das, wofür er eine Mehrheit hat. Siehst du es kommen, dass er dann vors Volk tritt und nach einer gewonnen Wahl erzählt, dass GB wohl doch aus der EU austreten muss? Ich nicht.
Neue Parteien mögen sich da wohl bilden, aber die große Frage für die nächste Wahl wird sein: was denkt ihr über den Brexit? Da gibt es nicht viele Alternativen.

A) wir bleiben (atm Labour)
B) wir gehen mit Mays Deal (Tories)
C) wir gehen, aber mit einem anderen Deal (Tories)
D) wir gehen ohne Deal (Tories)

Da sind drei Positionen, die zwar von den Tories vertreten werden, aber keine Mehrheit innerhalb der Paretei haben. Für den Austritt waren beim Referendum knapp mehr als 50%, aber bei den Spielvarianten dürfte kein Block größer sein als der Remain-Block. Deswegen sehe ich Labour in einem Neuwahlenszenario als Sieger. Auch eine neue Partei muss sich da irgendwo positionieren und eine der vier Optionen als Steckenpferd nutzen, also entweder Remain und sich neben Labour stellen oder als Brexit-Partei. Für so eine Partei sind Optionen B und C unattraktiv; B, weil es halt Mays Deal ist und C, weil man sich da von der EU abhängig macht und die Position ohnehin für einen Wahlkampf zu wischiwaschi ist. Option D müsste es sein, viel Spaß damit.
 
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Also die Sache mit Corbyn ist, dass er Stalinist/Altlinker ist, den Brexit eigentlich ganz doll findet, insgeheim den Antisemitismus gar nicht so schlimm findet usw. ––– er steht recht gut für alles was man an "der Linken" schlimm finden kann. Da eine Freundin von mir recht lange bei Labour aktiv war, habe ich das ziemlich hautnah mitbekommen. Sie war sehr am Kotzen als er durch seine Rattenfänger-von-Hameln-Qualitäten Parteivorsitzender wurde, und letztendlich haben sich ihre Befürchtungen bzgl. der Parteientwicklung bestätigt.

Die SPON-Artikel fassen das Dilemma eigentlich ganz gut zusammen:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/brexit-bloss-kein-zweites-referendum-a-1255181.html
http://www.spiegel.de/politik/ausla...byn-und-das-taktische-manoever-a-1255178.html

tldr: Die EU sollte froh sein wenn der Mist endlich vorbei ist und die Briten raus sind. Bevor sich das UK nicht intern darüber klar wird was sie wollen werden sie keine konstruktive Rolle in der EU spielen können–––Ähnlich wie Deutschland sich mal klarwerden sollte was für eine Rolle es spielen möchte in der Weltpolitik und welche Identität es haben möchte. Diese ganzen nicht ausgetragenen Konflikte um Identität nach innen und nach außen schwächen uns ähnlich wie die Briten eben mit der Brexit-Frage und den damit verbundenen Problemkomplexen fremdeln.
 

Deleted_228929

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Shit hits the fan -> Muskete -> fubar.

Ne im Ernst, was würdest Du denn erwarten? Massive Unsicherheit, Investitionsdip, Deutschland als größtes Land stark in Kernindustrien betroffen, Lieferketten kaputt … dass da keine unmittelbar positiven Konjunkturimpulse für den Binnenmarkt bei rauskommen werden ist wohl hoffentlich nicht allzu umstritten. Klar, einige werden da einigermaßen unbeschadet rauskommen, aber netto wird das schon merkliche Bremsspuren hinterlassen–––falls es so passiert. Die Welt wird nicht untergehen, aber jubeln wird sicherlich nur eine kleine Minderheit in Europa und Vladimir, Jinpin und Donald außerhalb Europas.
Das sind Sachen, die sich nach meinem Dafürhalten in Größenordnungen bewegen, dass sie kein Mensch seriös aus dem ganzen Noise herausrechnen kann. Insbesondere nicht in einem ohne nervöser werdenden weltwirtschaftlichen Umfeld.



Alter. Nach dem Satz befasse ich mich mit deinen Beiträgen zu diesem Thema nicht mehr.
Bin jetzt kein Corbyn-Fachmann. Gehöre auch sicher nicht zu den Leuten, die eine linke(re) Wirtschaftspolitik schlecht fänden. Aber sonderlich modern kommt der mir nicht rüber. Bei der Antisemitismussache hat er, soweit ich sie verfolgt habe, kein gutes Bild abgegeben.
 
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Alter. Nach dem Satz befasse ich mich mit deinen Beiträgen zu diesem Thema nicht mehr.

Entschuldigung was? Es ist faktisch dokumentiert, dass Jeremy Corbyn freundschaftliche Beziehungen mit der PKK unterhält/unterhielt, HAMAS und Hisbollah als seine Freunde bezeichnet hat und offenen Antisemitismus als Parteivorsitzender erst dann verurteilte als der öffentliche Druck zu groß wurde. Er war ein dicker Homie von Hugo Chavez und findet die de-facto Diktaturen auf Kuba und in Venezuela so toll, dass er sie, ähnlich wie Antisemitismus, immer erst dann minimal kritisiert wenn er dazu gezwungen ist. Ebenso hatte er in der Vergangenheit keine Probleme auf Events aufzutauchen die von prominenten Holocaustleugnern ausgerichtet und finanziert wurden. Und das ist jetzt nur die ganz knappe Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus den deutschsprachigen und englischsprachigen Wikipedia-Artikeln. Natürlich hat er auch eine Handvoll Positionen die man okay finden darf, aber seine Liste an fragwürdigen Tätigkeiten ist für einen potentiellen zukünftigen PM des UK beängstigend lang. Wenn Du ihn toll finden möchtest, bitte. Mir vorzuwerfen ich würde ihn willkürlich und ungerechtfertigt in eine fragwürdige Ecke stellen ist aber mE etwas arg gewagt.

SFJ:
Ich würde mich jetzt nicht als Spezialisten für Konjunkturprognose bezeichnen, aber ich habe genügend der Paper gelesen die sich konkret damit befasst haben (insb. den Kram von Felbermayer und Ottaviano) weil ich es für diverse von mir betreute Seminar- und Abschlussarbeiten lesen musste. Und ohne Dich oder Dein Fachwissen persönlich angreifen zu wollen gestehe ich mir da insgesamt doch einen gewissen Wissens- und Verständnisvorsprung zu. Zudem habe ich nicht mehr behauptet, als dass es ungefähr so kommt wie es der Median der damit befassten Forscher ungefähr erwartet. Klar, ob es jetzt eine Rezession im technischen Sinne wird oder nicht ist natürlich nicht vorzusehen, aber diese eher semantische Unterscheidung interessiert auch keine Sau. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird man aber bei einem harten Brexit einen Knick in den BIP-Zeitreihen des UK, sowie DE+Benelux+FR+IT sehen. Circa 60% der Importe des UK kommen aus der EU, egal wie man sich vorbereitet, das ist eine Handelsumlenkung in einem Ausmaß das man nicht eben wegplanen kann. (Und gut 50% der Exporte des UK gehen in Richtung EU.) Allein Deutschland steht für ~15% der Importe und ~10% der Exporte. (Die Daten sind jeweils für das Jahr 2017.)

Angesichts des völlig unklaren zukünftigen Verhältnisses von EU und UK halte ich es auch für sehr gewagt zu behaupten, dass sich mehr als die top aufgestellten internationalen Großkonzerne, nämlich die kleineren Mittelständler die einen großen Teil des Handels ausmachen, so perfekt vorbereitet hätten, dass da nichts auf die Realwirtschaft durchschlagen wird. Allein die zu erwartende Abwertung im Rating könnte fiese Auswirkungen u.a. auf den Wechselkurs haben und die Staatskasse des UK zusätzlich belasten, wo sie ja jetzt schon ziemlich mittelgut dastehen wegen des Sparkurses der letzten Jahre (knapp 2% Budgetdefizit, deutlich über 80% Debt to GDP). Zusätzlich hat das UK eine ausgesprochen hohen Anteil von Schulden gegenüber dem Ausland (Staat plus private HH und U), nämlich über 400% des BIP. Das ist etwas weniger als dreimal so viel wie Deutschland und etwas weniger als doppelt so viel wie Frankreich. Ein gutes Viertel der Staatsschulden liegen im Ausland, was eher wenig ist im EU-Vergleich, aber bei eventuellen Haircuts nicht hilfreich ist (vgl. Reinhart/Rogoff "This time is different").
Unabhängig von der Währungsstruktur der öffentlichen und privaten Schulden des UK gegenüber dem Ausland werden sich die Finanzierungsbedingungen sicherlich nicht verbessern, da das Pfund, wegen der negativen Handelsbilanz und der dann deutlich geringeren Möglichkeiten das durch den eigenen (starken) Finanzsektor in der EU zu finanzieren, langfristig eher unter Abwertungs- als Aufwertungsdruck kommen dürfte. Das liegt auch in der mäßigen Arbeitsproduktivität im UK, das diesbezüglich zu den schlechtesten Ländern der OECD, zusätzlich mit negativem Trend, gehört.

All das legt nicht gerade nahe, dass das UK superdupermegagut durch einen harten Brexit kommen wird–––sondern halt eher das Gegenteil. Und das Wegfallen des Marktzugangs für die Länder mit denen die EU DCFTAs* hat habe ich gar nicht mal thematisiert, das verstärkt die Handelseffekte. Klar kann man keine seriöse Punktprognose abgeben, aber qualitativ ist die ganze Sache mit "Shit hits the fan" recht gut umschrieben.

*Freihandelsabkommen mit hoher Koordinations- und Abstimmungswirkung: Kanada, Japan, Südkorea, Vietnam, … Da kommt auch ein relevanter Handelsanteil zusammen.
 

Scorn4

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Entschuldigung was? Es ist faktisch dokumentiert, dass Jeremy Corbyn freundschaftliche Beziehungen mit der PKK unterhält/unterhielt, HAMAS und Hisbollah als seine Freunde bezeichnet hat und offenen Antisemitismus als Parteivorsitzender erst dann verurteilte als der öffentliche Druck zu groß wurde. Er war ein dicker Homie von Hugo Chavez und findet die de-facto Diktaturen auf Kuba und in Venezuela so toll, dass er sie, ähnlich wie Antisemitismus, immer erst dann minimal kritisiert wenn er dazu gezwungen ist. Ebenso hatte er in der Vergangenheit keine Probleme auf Events aufzutauchen die von prominenten Holocaustleugnern ausgerichtet und finanziert wurden. Und das ist jetzt nur die ganz knappe Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus den deutschsprachigen und englischsprachigen Wikipedia-Artikeln. Natürlich hat er auch eine Handvoll Positionen die man okay finden darf, aber seine Liste an fragwürdigen Tätigkeiten ist für einen potentiellen zukünftigen PM des UK beängstigend lang. Wenn Du ihn toll finden möchtest, bitte. Mir vorzuwerfen ich würde ihn willkürlich und ungerechtfertigt in eine fragwürdige Ecke stellen ist aber mE etwas arg gewagt.
Erst einmal habe ich persönlich keine Meinung zu Corbyn. Es geht mir bei der Brexitfrage nicht darum, ob May oder Corbyn am Steuer sitzen.
Davon abgesehen sind es zwei paar Schuhe, ob jemand A) ein Stalinist ist oder B) Beziehungen zu Cuba, PKK und Hamas unterhält. Habe ich dich richtig verstanden, dass er sowohl ein Linksextremer Chavez-Bro ist, der gleichzeitig ein rechtsextremer Holocaustleugner ist? Da scheinen die politischen Hitjobs durcheinander zu gehen. Ich glaube durchaus, dass ihm das vorgeworfen wird. Kannst du vielleicht Stellen finden, an denen er persönlich sagt, dass Großbritannien mehr Stalin braucht oder der Holocaust überbewertet ist? Ansonsten bitte den Rufmord etwas runterfahren.
 

Deleted_228929

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SFJ:
Ich würde mich jetzt nicht als Spezialisten für Konjunkturprognose bezeichnen, aber ich habe genügend der Paper gelesen die sich konkret damit befasst haben (insb. den Kram von Felbermayer und Ottaviano) weil ich es für diverse von mir betreute Seminar- und Abschlussarbeiten lesen musste. Und ohne Dich oder Dein Fachwissen persönlich angreifen zu wollen gestehe ich mir da insgesamt doch einen gewissen Wissens- und Verständnisvorsprung zu. Zudem habe ich nicht mehr behauptet, als dass es ungefähr so kommt wie es der Median der damit befassten Forscher ungefähr erwartet. Klar, ob es jetzt eine Rezession im technischen Sinne wird oder nicht ist natürlich nicht vorzusehen, aber diese eher semantische Unterscheidung interessiert auch keine Sau. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird man aber bei einem harten Brexit einen Knick in den BIP-Zeitreihen des UK, sowie DE+Benelux+FR+IT sehen. Circa 60% der Importe des UK kommen aus der EU, egal wie man sich vorbereitet, das ist eine Handelsumlenkung in einem Ausmaß das man nicht eben wegplanen kann. (Und gut 50% der Exporte des UK gehen in Richtung EU.) Allein Deutschland steht für ~15% der Importe und ~10% der Exporte. (Die Daten sind jeweils für das Jahr 2017.)

Angesichts des völlig unklaren zukünftigen Verhältnisses von EU und UK halte ich es auch für sehr gewagt zu behaupten, dass sich mehr als die top aufgestellten internationalen Großkonzerne, nämlich die kleineren Mittelständler die einen großen Teil des Handels ausmachen, so perfekt vorbereitet hätten, dass da nichts auf die Realwirtschaft durchschlagen wird. Allein die zu erwartende Abwertung im Rating könnte fiese Auswirkungen u.a. auf den Wechselkurs haben und die Staatskasse des UK zusätzlich belasten, wo sie ja jetzt schon ziemlich mittelgut dastehen wegen des Sparkurses der letzten Jahre (knapp 2% Budgetdefizit, deutlich über 80% Debt to GDP). Zusätzlich hat das UK eine ausgesprochen hohen Anteil von Schulden gegenüber dem Ausland (Staat plus private HH und U), nämlich über 400% des BIP. Das ist etwas weniger als dreimal so viel wie Deutschland und etwas weniger als doppelt so viel wie Frankreich. Ein gutes Viertel der Staatsschulden liegen im Ausland, was eher wenig ist im EU-Vergleich, aber bei eventuellen Haircuts nicht hilfreich ist (vgl. Reinhart/Rogoff "This time is different").
Unabhängig von der Währungsstruktur der öffentlichen und privaten Schulden des UK gegenüber dem Ausland werden sich die Finanzierungsbedingungen sicherlich nicht verbessern, da das Pfund, wegen der negativen Handelsbilanz und der dann deutlich geringeren Möglichkeiten das durch den eigenen (starken) Finanzsektor in der EU zu finanzieren, langfristig eher unter Abwertungs- als Aufwertungsdruck kommen dürfte. Das liegt auch in der mäßigen Arbeitsproduktivität im UK, das diesbezüglich zu den schlechtesten Ländern der OECD, zusätzlich mit negativem Trend, gehört.

All das legt nicht gerade nahe, dass das UK superdupermegagut durch einen harten Brexit kommen wird–––sondern halt eher das Gegenteil. Und das Wegfallen des Marktzugangs für die Länder mit denen die EU DCFTAs* hat habe ich gar nicht mal thematisiert, das verstärkt die Handelseffekte. Klar kann man keine seriöse Punktprognose abgeben, aber qualitativ ist die ganze Sache mit "Shit hits the fan" recht gut umschrieben.

*Freihandelsabkommen mit hoher Koordinations- und Abstimmungswirkung: Kanada, Japan, Südkorea, Vietnam, … Da kommt auch ein relevanter Handelsanteil zusammen.
Malaka, dass UK ökonomisch auf's Maul fliegen wird bei einem harten Brexit, habe ich nirgends in Zweifel gezogen. Mir ging es um die steile These, die ganze EU würde deshalb wirtschaftlich in die Grütze gehen. Oder produziert die seltsame Insel irgendwelche superwichtigen Inputgüter, die die kontinentale Wirtschaft so dringend braucht? (Wenn du jetzt "Finanzdienstleistungen" sagst, wünsche ich dir eitrige, blutige Wucherungen an den Arsch in einem Ausmaß, wie noch nie jemand eitrige, blutige Wucherungen am Arsch gehabt hat!)

Vma gibt's einen negativen Nachfrageeffekt, wenn UK-Importe ordentlich sinken. Wobei mir etwas die Phantasie fehlt, dass UK jetzt so der mega Nachfrager ist.

Außerdem wissen wir ja alle, dass Nachfrage eh mindestens irrelevant, wenn nicht gar gefählich ist. Besonders Staatsnachfrage ist bekanntlich regelrecht toxisch für die Wirtschaft. Siehe Italien. Die brauchen gar keinen Brexit für eine Rezession. Oder ist die Rezession dort schon das ex ante Ergebnis des Brexit. Der Sachverständigenrat hat hierzu doch sicher wichtige Erkenntnisse. :deliver:

Eher wir uns ein China- bzw. US-Crash schaden als dass dieses dumme Land da endlich die EU verlässt.
 

Deleted_228929

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Nachtrag, vorhin ganz übersehen:

Habe ich dich richtig verstanden, dass er sowohl ein Linksextremer Chavez-Bro ist, der gleichzeitig ein rechtsextremer Holocaustleugner ist? Da scheinen die politischen Hitjobs durcheinander zu gehen.
Was soll daran ungewöhnlich sein? Gibt doch die Story vom RAF-Terroristen, der der jüdischen Geisel in Entebbe lapidar erklärt hat, er sei Idealist kein Antisemit, nachdem die Geisel ihm ihre KZ-Tätowierung gezeigt hat.

Ganz weit links und ganz weit rechts sind halt nicht die Antipoden, für die man sie halten mag. Wagenknecht und Weidel sind sich ja auch bei vielem einig.
 
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Antisemitismus ist eigentlich keine Eigenschaft der rechten sondern vielmehr der extremen. Linksextreme, rechtsextreme, extrem religiöse, extreme Verschwörungstheoretiker: im judenhass kommen die gerne zusammen.
 

Scorn4

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Ja das mag ja alles sein, aber Corbyn ist jetzt auch kein RAF-Terrorist. Bevor ich nicht direkte Quotes bekomme, halte ich das erstmal für Unterstellung.
 
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Das auf Zeit spielen konnte man schon seit Dezember 2018 beobachten. Jetzt wurde im englischen Parlament ein dreistufenplan vorgestellt: Endresultat - Abstimmung über eine Verschiebung. Natürlich wird die Verschiebung am 14.03 angenommen.

Was ist mit der EU? Die wollten knallhart bleiben und keinen Aufschub geben wenn es kein Referendum oder Neuwahlen gibt, die die Verschiebung rechtfertigen. Entweder die Eu ist eingeknickt oder ein Referendum oder Neuwahl ist schon längst beschlossen.

https://www.tagesschau.de/ausland/brexit-abstimmung-125.html

Im Westen nix neues: Wird jetzt wahrscheinlich offiziel zur Verschiebung kommen. 14.03 wird eine Verschiebung beschlossen, May fragt die EU. Alle Mitgliedsstaaten der EU sagen ja - Verschiebung auf 2 Jahre. Gott ist dieser Brexit ein Kindergarten.
 
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klingt fast so als wärst du enttäuscht.

bist du so scharf auf einen harten Brexit?
 

parats'

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Ich wäre froh wenn dieser Affenzirkus ein Ende hat, egal ob harter Brexit oder doch ein Verbleib in der EU als Ausgang.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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klingt fast so als wärst du enttäuscht.

bist du so scharf auf einen harten Brexit?

warum nicht? die eu wirds verkraften, im schlimmsten fall hat UK ein problem. im besten fall passiert aber nichts wildes und damit wäre ein präzedenzfall geschaffen, der gegen das ständige gefasel von der alternativlosigkeit der EU in ihrer heutigen form streitet. dann könnte man vielleicht auf den weg gelangen, die EU endlich wieder zu einer reinen wirtschaftsunion ohne jegliche weitere politische agenda oder gesetzgebungskompetenz für wirtschaftlich vergleichbar starke staaten zu schaffen.
 
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Warum nicht? Hab ich weiter oben geschrieben: Keiner hat Bock auf Leichen an der inneririschen Grenze. Das mag Soziopathen wie dir egal sein, aber den meisten Menschen sind Menschenleben halt schon noch wichtig.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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na sorry aber wenn die so dämlich sind wegen eines grenzhäusschens wieder nen krieg vom zaun zu brechen soll deswegen ganz europa bzw das ganze empire in geiselhaft genommen werden und nicht mehr souverän entscheiden können? seit wann lässt man sich von terroristen und fanatikern die politik diktieren?

abgesehen davon, dass man da sicherlich auch eine andere lösung findet. irgend ne sonderwirtschaftszone nordirland mit eigenen freihandelsverträgen mit irland wäre nur eine von tausend möglichkeiten den status quo trotz brexit nicht fühlbar zu verändern.
 
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Jo wäre es, ich sage ja nicht da gibt es keine Lösungen. Sowas hat May ja unter anderem vorgeschlagen; wurde aber im Haus abgelehnt. Insofern nimmt sich das Empire also selbst in Geiselhaft.
 

Scorn4

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na sorry aber wenn die so dämlich sind wegen eines grenzhäusschens wieder nen krieg vom zaun zu brechen soll deswegen ganz europa bzw das ganze empire in geiselhaft genommen werden und nicht mehr souverän entscheiden können? seit wann lässt man sich von terroristen und fanatikern die politik diktieren?
Wow. Versuchst du, ein komplexes Thema, mit dem du nicht nicht auskennst, anhand einfacher Erklärungmuster pauschal als irrelevant abzustempeln? Oder bist du mit der Materie vertraut und scherst dich nicht um Konsequenzen? Ich nehme ersteres an und hoffe, damit richtig zu liegen.

Die Bevölkerung von Nordirland ist zu einem großen Teil in zwei verfeindete paramilitärische Blöcke gespalten, die sich bis vor knapp 20 Jahren aufs bitterste bekämpft haben. Der Konflikt ist zur Zeit nicht heiß, aber in lebhafter Erinnerung und die Narben sind nicht verheilt. Ein wichtiger Streitpunkt war genau die harte Grenze zwischen der Republik Irland und dem zu GB gehörenden nördliche Teil Irlands. Mit einer Grenze, die durch den ungeregelten EU-Austritts Großbritanniens entstehen würde, käme diser Streitpunkt zurück und damit, so die Befürchtung, auch die heiße Phase des Knflikts.

Dass der Auslöser für einen Konflikt richtig diumm ist, hat so einem Auslöser noch nie seine Wirkkraft genommen. Dass man die Grenze irgendwann mit einem irgendwie geregeltem Abkommen aufweichen könne, mag richtig sein, aber bis dahin wird viel Wasser durch die Themse fließen. Ein Abkommen, das das Thema gelöst hätte, wurde ja vor kurzem durch das Parlament abgelehnt und ich sehe kein neues Abkommen auf dem Tisch oder in greifbarer Zukunft. Der Nordirlandkonflikt hätte dagegen schon ab dem 29. März ausreichend Anlass, wieder aufzuflammen. Möchtst du das wirklich schön reden?
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Oder bist du mit der Materie vertraut und scherst dich nicht um Konsequenzen? Ich nehme ersteres an und hoffe, damit richtig zu liegen.

du liegst leider falsch :deliver:
entsprechend kannst du dir die geschichtsstunde sparen, alles und noch viel mehr darüber hinaus bekannt. aber du bist auf meinen punkt überhaupt nicht eingegangen. 1. ist "ihr macht politische entscheidung x oder y nicht oder wir werden gewalttätig" kein mittel der politik das man ernstnehmen darf. 2.
Ein Abkommen, das das Thema gelöst hätte, wurde ja vor kurzem durch das Parlament abgelehnt und ich sehe kein neues Abkommen auf dem Tisch oder in greifbarer Zukunft.
warum hat das parlament das denn abgelehnt? evtl. hatten manche abgeordneten ein interesse gerade durch die nichtlösung dieses konflikts einen brexit zu verhindern, siehe aber 1.

wir leben im jahr 2019 ich bin nicht mehr bereit rücksicht auf irgendwelche hängengebliebenen konfessionskonflikte in westeuropa zu nehmen, wir sind hier doch nicht im nahen osten ey. wenn die in den letzten jahrzehnten seit ende des konflikts nicht in der lage gewesen sind ein gehirn zu entwickeln, dann ist das halt so. das ist, wie bereits gesagt, kein grund demokratische entscheidungen einfach abzublasen und sich von gewalttätern die regeln diktieren zu lassen.

überhaupt scheint mir das thema einfach nur die neueste anti brexit sau zu sein, die durchs dorf getrieben wird, zumindest ist es erst seit relativ kurzer zeit so präsent als grund gegen den brexit, da ja die ganzen katastrophenszenarien zum wirtschaftlichen kolaps (ES WIRD KEINE ANTIBIOTIKA MEHR GEBEN!!!111) nicht so zünden wollten. und hier kann man immer auf "es werden menschen sterben carl, deswegen geht das nicht, carl" machen.
 
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Scorn4

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OK, also ist es b) du scherst dich nicht um Konsequenzen. Einen zur Ruhe gelegten Konflikt wieder aufflammen zu lassen, würdest du also bewusst inkauf nehmen, dass dadurch Menschen sterben könnten, ziehst du ins Lächerliche. Und das alles für welchen positiven Vorteil an der ganzen Sache genau?
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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den vorteil, dass demokratisch getroffene entscheidungen umzusetzen sind und man mit terroristen weder verhandelt noch sich von ihnen die regeln diktieren lässt? abgesehen davon, dass ich immer noch nicht sehe, wieso es zwingend sein muss, dass der konflikt wieder entflammt. das scheint mir, wie bereits mehrfacht gesagt, einfach ein horrorszenario von brexit feinden zu sein, das man nun wieder hervorholt, um die demokratische entscheidung der briten zu torpedieren.

PS: warum ich den brexit perspektivisch gut finde, habe ich oben schon geschrieben. es ist ein testballon und wenn, was ich persönlich erwarte, nichts weiter dramatisches passiert, könnte das die EU als politisches gebilde erledigen. das fände ich wünschenswert, weil ich mir eine EU, die einzig auf wirtschaftliche kooperation ausgelegt ist und nur wirtschaftlich vergleichbar starke länder beinhaltet wünsche.
 

Scorn4

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Offensichtlich nimmst du die Gefahr von neuem Terrorismus und Instabilität bewusst inkauf, wenn dafür die EU aufgelöst wird. Du wiegst beides gegen einander auf, sagst, Terrorismus müsse ja nicht ZWINGEND kommen und sprichst auf der positiven Seite vom Ende der EU im Infinitiv.

Keine Ahnung, was für eine ideologie das sein soll, aber das ist ganz klarer Extremismus. Und das alles vor dem Vorwand "demokratischer entscheidungen". Lächerlich.

PS: Wenn man mit den von der jeweiligen Seite unterstützten pramailitärischen Bewegungen nicht VERHANDELN soll, was denn bitte sonst? Einsperren oder auf der Straße abknallen hat ja Jahrzehnte nicht besonders toll funktioniert. Ich sehe nicht, wieso die Rückkehr dazu irgendwie wünschenswert sein sollte, selbst wenn man dafür die EU begräbt.
 
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Gelöschtes Mitglied 137386

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sagt doch keiner, dass man nicht verhandeln soll. ich habe schon drei mal geschrieben, dass ich glaube, dass es da durchaus kompromissfähige lösungen gäbe und ich das gefühl habe - wohlgemerkt nur das gefühl, wenn du fakten dazu hast, hau sie gerne raus - dass die möglichen lösungen eher von den brexitgegnern blockiert werden, um ebendiesen zu verhindern.

im endfeffekt muss aber klar sein, dass am ende das durchgezogen wird, was beschlossen wurde. was wäre denn sonst die botschaft? droht ihr uns mit gewalt, knicken wir ein und ihr bekommt was ihr wollt?
 

Scorn4

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im endfeffekt muss aber klar sein, dass am ende das durchgezogen wird, was beschlossen wurde. was wäre denn sonst die botschaft? droht ihr uns mit gewalt, knicken wir ein und ihr bekommt was ihr wollt?
Zunächst einmal droht da noch keiner. Zum anderen wurde das Karfreitagsabkommen auch demokratisch abgeschlossen und würde durch das Ziehen einer harten Grenze zumindest im Geist verletzt werden.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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aber wer sagt denn, dass eine harte grenze zwingend ist? und wie definiert man harte grenze? ist die grenze zur schweiz für dich "hart" oder die zu norwegen? ich hab da noch nie länger als ein paar minuten gestanden (außer es ist stau) man wird mit nem deutschen kennzeichen idr einfach durchgewunken. warum soll das in nordirland nicht möglich sein? oder man lässt die grenze einfach ganz offen und kontrolliert bzw. verzollt waren erst auf der hauptinsel und schafft für den waren- und personenverkehr in irland freizonen. es gibt tausend möglichkeiten, den brexit deswegen nicht durchzuziehen erscheint mir, wie gesagt, vorgeschoben.
 
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Uhm, weil all das was du hier vorschlägst die Briten nicht wollen weils dann kein echter Brexit sei?
 
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So wie ich das verstanden habe, wollte Nordirland (Partei die mit May ne allianz hat) diese Freihandelszone mit Irland (Grenze mit England am Meer) nicht, weil sie befürchten, langfristig den Anschluss an England zu verlieren.
 
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Ja das mag ja alles sein, aber Corbyn ist jetzt auch kein RAF-Terrorist. Bevor ich nicht direkte Quotes bekomme, halte ich das erstmal für Unterstellung.

Es erscheint mir unsinnig mich hier unter Rechtfertigungsdruck für etwas setzen zu lassen was in der Presse hoch und runtergejodelt wurde seit der Mann an der Spitze der Labour Party steht nur weil Du es offenbar nicht mitbekommen hast. Gerade gestern durch Zufall auf einen englischen Sender geschaltet "blabla Corbyn bla Antisemitism blub" … :rolleyes:

@SFJ: Naja, UK ist halt eines der 4 größten Ländern nach Einwohnern. Die Handelsverschränkung mit Deutschland ist deutlich größer als mit anderen EU-Ländern. Siehe dazu was ich oben an Zahlen nannte. 90 Mrd EUR Exporte nach UK sind halt schon mehr als nur Peanuts. Selbst ein 10% Einbruch ist dann schon das BIP einer mittleren Großstadt und zu allem Übel konzentriert es sich auch noch recht stark auf einige wenige Branchen. Ähnliches gilt in schwächerer Form für die anderen genannten Länder. Entsprechend halte ich es nicht für aus der Luft gegriffen, dass sich der Brexit auch auf dem Festland sehr deutlich bemerkbar machen wird.

@Heat: Reine Wirtschaftsunion ist Schwachsinn. Gerade der ganze politische Kram drumherum ist wichtig, um sich nicht perspektivisch von größeren Playern in der Welt ficken lassen zu müssen.
 

Benrath

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Krasses Paper und wahrscheinlich coole Identifikationstrategie. Recht hohe Elastizität und überelastische Nachfrage.
 
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Es erscheint mir unsinnig mich hier unter Rechtfertigungsdruck für etwas setzen zu lassen was in der Presse hoch und runtergejodelt wurde seit der Mann an der Spitze der Labour Party steht nur weil Du es offenbar nicht mitbekommen hast. Gerade gestern durch Zufall auf einen englischen Sender geschaltet "blabla Corbyn bla Antisemitism blub" … :rolleyes:

ich hab kA, aber der podcast meines vertrauens hat die vorwürfe als BS eingeordnet. wenn das tatsächlich in der presse viel platz findet, ist es für dich ja um so leichter entsprechendes zu verlinken?!
die stelle im podcast liefere ich nach, soblad ich sie gefunden habe.. istn paar wochen her
 

Scorn4

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Achso. Na dann ... warum hast du das nicht gleich gesagt?
 

Deleted_228929

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@SFJ: Naja, UK ist halt eines der 4 größten Ländern nach Einwohnern. Die Handelsverschränkung mit Deutschland ist deutlich größer als mit anderen EU-Ländern. Siehe dazu was ich oben an Zahlen nannte. 90 Mrd EUR Exporte nach UK sind halt schon mehr als nur Peanuts. Selbst ein 10% Einbruch ist dann schon das BIP einer mittleren Großstadt und zu allem Übel konzentriert es sich auch noch recht stark auf einige wenige Branchen. Ähnliches gilt in schwächerer Form für die anderen genannten Länder. Entsprechend halte ich es nicht für aus der Luft gegriffen, dass sich der Brexit auch auf dem Festland sehr deutlich bemerkbar machen wird.
Die deutsche Exportwirtschaft hat auch den wirtschaftlichen Zusammenbruchs Südeuropas gut überstanden. Wobei da ja UK und USA (und China) kräftig geholfen haben. Gerade hier sehe ich denn auch das Problem: Diesmal gibt es wohl niemanden, der den Nachfrageausfall an anderer Stelle ausgleichen könnte. Das ist halt genau das, was ich meine: Der Brexit alleine ist evtl. keine so große Gefahr, aber in einer sich generell eintrübenden Weltkonjunktur sozusagen noch die sherry on top.


Krasses Paper und wahrscheinlich coole Identifikationstrategie. Recht hohe Elastizität und überelastische Nachfrage.
Wat für'n Ding?
 
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kritiker: Er hat letzten Sommer nach massiver Kritik eingeräumt, dass er gegen Antisemitismus in der Partei zu zögerlich vorgegangen ist. Die Vorwürfe gibt es zudem schon sehr lange. Im Februar haben (u.a.) deswegen einige Labour-Abgeordnete eine neue Fraktion aufgemacht.

Scorn: Och komm. Seine politischen Einstellungen waren nichtmal als mein Hauptpunkt gedacht. Er steht für eine sozialistische Politik sehr alter Schule die absehbar einfach aus nicht finanzierbaren Wohltaten mit der Gießkanne besteht. Klar, da sind auch Sachen darunter die wir als selbstverständlich erachten, z.B. sich nicht bis zur Rente für ein Studium verschulden müssen, aber insgesamt ist es eine Mischung aus "verstaatlichen!", "Sozialausgaben erhöhen" und "Militär abschaffen!" die halt unrealistisch ist und dem UK mit oder ohne Brexit nicht weiterhelfen wird. Nicht, dass die Tories etwas besseres in petto hätten, aber er ist halt absolut nicht die Lösung auch wenn er durch viele Versprechen die Naiven begeistert. Zudem pflegt er, wie so viele in den letzten Jahren, eine "wir gegen die"-Rhethorik was mir persönlich auch nicht gefällt.

SFJ: Naja, DE hat 2008/9 vergleichsweise "gut" überstanden durch eine massiv antizyklische Wirtschaftspolitik wie du schon sagst. Ein gutes Beispiel dafür wie Ausgabenmultiplikatoren in der Rezession deutlich größer als im Boom sein können. Übrigens hat auch Deutschland selbst die Ausgaben erhöht, allerdings hauptsächlich durch Umschichtung. Der Knick im BIP ist trotzdem überdeutlich sichtbar. Diverse Landesbanken gibt es nicht mehr bzw. sie gingen pleite … usw.
 

Scorn4

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Scorn: Och komm. Seine politischen Einstellungen waren nichtmal als mein Hauptpunkt gedacht. Er steht für [...] "Militär abschaffen!" [...]
OK, nachdem du ihm unterstellt hast, ein Stalinist zu sein, habe ich dich um entsprechende Quotes gebeten, die kamen nicht.
Stattdessen hast du ihm unterstellt, ein Holocaustleugner zu sein. Ich habe dich um Quotes gebeten, die kamen nicht.
Und jetzt unterstellst du ihm, das Militär abschaffen zu wollen. Hast du dafür entsprechende Zitate, wo er sich mit nem Journalisten zusammensetzt und dem sagt, dass GB ohne Armee besser dran wäre? Oder ballerst du einfach Bullshit in diesen Thread?
 
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Hast Du vielleicht einmal Google angeworfen und geschaut was an Nachrichten rausploppt wenn man "corbyn antisemitism" eingibt? Hast Du vielleicht einfach mal, wie ich schrieb, in den (englischen) Wikipediaartikel zu ihm und den zu seinen Positionen geschaut?
Wenn Du zu jeder Behauptung einen originalen Wortlaut von Corbyn verlangst und dich nicht wie alle anderen hier mit Zeitungsberichten von seriösen Blättern zufrieden gibst, dann ist das eine Messlatte die nicht erfüllbar ist, weil sie einen recht hohen Zeiteinsatz mit sich bringt der mal so nebenbei für eine Internetdiskussion deutlich übertrieben scheint.

Ich zieh mir problemlos den Schuh an, dass ich teilweise Dinge verkürzt wiedergegeben habe, weil sie hier nicht im Vordergrund stehen. Aber inhaltlich ändert das wenig. Nein, er hat nicht wörtlich "Militär abschaffen" gesagt, aber er ist gegen die NATO und eine Abrüstung der britischen Nuklearwaffen sowie ein sehr weitgehendes Absehen von internationalen Interventionen. Das klingt für Deutsche Ohren erstmal toll weil Frieden und so, aber es ist halt leider gleichbedeutend mit "Lasst uns das UK von der weltpolitischen Landkarte nehmen." Mit so einer Einstellung überlässt man anderen das Feld, und es ist nicht sonderlich weit hergeholt, dass die meisten nicht-EU Akteure eher bereit sind ohne Skrupel mit Waffengewalt ihre Werte und Interessen durchzusetzen als es die meisten einzelnen EU-Staaten sind. Corbyns Position sehe ich daher als verantwortungslos an. Solche Politiken würden nach einem Brexit die Selbstverzwergung des UK tendenziell noch verstärken und den "Westen" als Wertegemeinschaft weiter schwächen. Er würde so tatsächlich langfristig für einen Verfall von Werten wie Menschenrechten etc. sorgen, denn man braucht sich keine großen Illusionen zu machen: Außerhalb von EU/US/AUS/NZ/JP/SK sind den allermeisten Regierungen gewisse Errungenschaften absolut scheißegal. Klar gibt es auch innerhalb dieser Länder diesbezügliche Probleme, aber das sind im Vergleich mit dem was im Rest der Welt häufig die Baseline darstellt einfach nur krasse Luxusprobleme.

Ähnlich kann ich zu "Verstaatlichung" usw. schreiben, wo der typische Berliner Grünenwähler vielleicht ganz romantisch an "Solidarität", "Orientierung am Gemeinwohl" und "Grundeinkommen" denkt, was aber bei den britischen Bahnen einfach nur "Ineffizienz, heute für Sie in einer anderen Farbe" bedeuten würde.

tl;dr: Meine wesentlichen Punkte sind insgesamt nicht sonderlich kontrovers was das Meinungsbild über Corbyn angeht. Tatsächlich dürften sie nichteinmal unter Labour-Abgeordneten großartig kontrovers sein. Wenn Dich diese Punkte so stören, dass Du sie als Bullshit beiseitewischen willst bis ich Dir ein Video liefere in dem Jeremy C. höchstselbst jeden Punkt bespricht und zugibt … ja, dann bitte. Das ist mE aber keine akzeptable Diskussionskultur.
 

Scorn4

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Hast Du vielleicht einmal Google angeworfen und geschaut was an Nachrichten rausploppt
Ja, habe ich. Da gibt es einige Kontroversen, die sich mir bei oberflächlicher Lektüre als "könnte man so oder so sehen" gezeigt haben. Um tiefer zu gehen, hätte ich echt Zeit investieren müssen. Da du ja absolute Kategorien benutzt, hätte ich jetzt angenommen, dass du irgendwo deinen Finger näher am Puls hättest und direkt liefern könntest.

Stattdessen antwortest du auf meine Frage nach stichhaltigen Quellen quasi mit "googelt halt mal". Das reicht nicht. Vor allem nicht, wenn du ihm unterstellst, finstere Motive unter Politblabla zu verstecken. Du sagst Stalinist und Holocaustleugner. Du sagst, er will das Militär abschaffen. Das sind alles radikale Positionen. Wo und wann hat er die vertreten? Wann hat er gesagt, dass Großbritannien mehr Stalin braucht und auch ohne Militär leben kann? Wann hat er gesagt, dass der Holocaust überbewertet ist? Wenn du dafür keine Grundlage hast, dann ist das halt nur bullshit. Das war jetzt ein hartes Wort von mir, passt aber wie die Faust aufs Auge.

Jetzt bist du tatsächlich konkret geworden beim Thema Militär und wir sehen, dass "das Militär abschaffen" etwas anderes ist als NATO-Skeptiker zu sein. Erst einmal ist das nicht ein und daselbe, das möchte ich festhalten, weil es deutlich zeigt, weswegen ich dich hier so deutlich festgenagelt habe. Quellen dafür hast du auch wieder nicht geliefert, sondern das einfach nur irgendwie behauptet. Um da mitsprechen zu müssen, habe ich wieder viel Zeit investiert, um einmal zu verstehen, wovon du da überhaupt sprichst.
Punkt 1: NATO
Ist ein schwieriges Thema, ohne deutliche Unterstützung aus den USA sowieso wenig wert und wir sehen ja alle, was da gerade los ist. Ich bin mir daher nicht sicher, wie Corbyns Äußerungen da zu bewerten sind.
Punkt 2: Atomwaffen
Ein Teil des nuklearen Arsenals ist fest in Schottland installiert. Atomwaffen sind sowieso kontrovers und gerade in der heutigen zeit muss man sich fragen, ob und gegen wen man die überhaupt einsetzen würde. Was passiert mit denen, wenn Schottland nach einem Brexit ein zweites Referendum hält? Ich bin mir daher nicht sicher, wie Corbyns Äußerungen da zu bewerten sind.
Punkt 3: internationale Interventionen
Ich sehe kein Beispiel in den letzten 20 Jahren, wo Interventionen sich tatsächlich überwiegend positiv ausgewirkt haben. Ist vielleicht nur meine Meinung, bleibt aber trotzdem ein schwieriges Thema. Dagegen zu sein halte ich für eine vertretbare Position in einem kontroversen Diskurs.

Was jetzt nach den drei Stichpunkten als Fazit überbleibt, ist, dass Corbyn zu schwierigen politischen Themen eine begründbare Position bezieht, während du stark verallgemeinernd seine Positionen falsch und ideologisch verzerrt darstellst. So wird dann auch ein Holocaustleugner aus jemandem, der mal für die Palästinenser Partei ergriffen hat.
 
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Die dt presse hat auch uni sono geschrieben dass die afd auf Flüchtlinge an der Grenze schießen will. Bisschen medienskepsis wär schon angebracht
 

Deleted_228929

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SFJ: Naja, DE hat 2008/9 vergleichsweise "gut" überstanden durch eine massiv antizyklische Wirtschaftspolitik wie du schon sagst. Ein gutes Beispiel dafür wie Ausgabenmultiplikatoren in der Rezession deutlich größer als im Boom sein können. Übrigens hat auch Deutschland selbst die Ausgaben erhöht, allerdings hauptsächlich durch Umschichtung. Der Knick im BIP ist trotzdem überdeutlich sichtbar. Diverse Landesbanken gibt es nicht mehr bzw. sie gingen pleite … usw.
Ich habe nicht von der GFC gesprochen, sondern von der Eurokrise. Ich hab mir die Daten der BuBa-Datenbank heute Nachmittag nochmal angeschaut. Die Warenexporte (ohne DL, waren für GR und PT nicht verfübar) nach Südeuropa+Irland haben sich nach 2009 zunächst erholt, sind mit Einsetzen der austerity aber wieder runter und haben letztlich erst letztes Jahr wieder das Niveau von vor der GFC erreicht (nominale Werte, wohlgemerkt). Der Rückgang betrug ca. 10 Mrd. bei Quartalsdaten. Hat die dt. Wirtschaft, wie gesagt, auch weggesteckt, weil US/UK und ganz krass China eingesprungen sind. Wird jetzt, wie gesagt, wohl nicht der Fall sein. Außer der Chinese gibt nochmal richtig Gas. Wer weiß...
 
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Scorn:
"festgenagelt"? :rolleyes:
Das Gesamtbild ergibt für mich jemanden der wiederholt an der Seite der größten Diktatoren aufgetreten ist und nur dann offen Position gegen indiskutable Positionen bezieht wenn es nicht anders geht. Es macht mE schon einen sehr großen Unterschied mit welchen Leuten man sich öffentlich und regelmäßig umgibt. Bei Corbyn sind das traditionell halt Leute gewesen die nahelegen, dass er seine Positionen eher nach deren Gusto auslegt als nach dem was man nach "bestem Wissen und Gewissen" reininterpretieren könnte.
Ich verstehe wiederum nicht, wie man bei einem Menschen, der die Nähe zu zweifelhaften Persönlichkeiten und Institutionen so offensiv pflegt, annehmen könnte, dass er trotzdem ein ganz dufter Kerl ist.
Bzgl. Deiner Einwände sind wir uns sachlich vermutlich nichtmal uneinig.
Ich habe halt durch diverse Kontakte auf Konferenzen schon genügend vollkommen wahnsinnige Linke aus UK und USA kennengelernt die teils auch in den Kreisen unterwegs sind aus denen sich die wirtschaftspolitischen Berater der eher sozialistisch orientierten Democrats und Labours rekrutieren. Also New School, Levy Institute … usw. Diese Leute gehen häufig stark in die Richtung extrem linke Anarcho-Marxisten. Teilweise technisch brilliante Menschen, aber mit sehr sehr schrägen Überzeugungen. Und genau das ist halt auch das Ökosystem um Corbyn herum. Natürlich hat das auch meinen Eindruck stark geprägt, dass dort dann auch gerne Mal Israel ganz nebenbei als Unrechts- oder Apardheidstaat bezeichnet wird und viel Verständnis für Venezuela und Kuba geäußert wird––ironischerweise häufig von gutsituierten Leuten aus dem Lateinamerikanischen Raum die die Möglichkeit hatten z.B. an der New School zu studieren.
So sehr ich mich selbst als jemanden verstehe der die soziale Marktwirtschaft schätzt, so sehr haben mich diese Begegnungen davon überzeugt, dass bei einem großen Teil der Linken in den Amerikas und auch im UK einfach ein absurder Realitätsverlust eingesetzt hat. Denn das sind alles politisch enorm engagierte und meinungsstarke Menschen, teilweise auch sehr intelligent, aber gleichzeitig auch vollkommen kompromissunfähig und davon überzeugt, dass jeder der nicht der gleichen Meinung ist unbedingt Faschist ist. Das sind Radikale die nicht einmal die Existenz abweichender Meinungen akzeptieren können oder gar hören wollen.
Vielleicht erklärt Dir das auch ein wenig warum ich Corbyn und wofür er steht so sehe, denn für genau diese Menschen ist er eine Lichtfigur.

kritiker:
Hätte die AfD eine realistische Machtoption wäre es mE auch zu erwarten, dass Anstrengungen in genau diese Richtung unternommen würden. Vielleicht würden sie nicht direkt schießen, aber es würde mich tatsächlich nicht überraschen.

SFJ:
Naja, die gingen ja ziemlich übergangslos ineinander über. Wir sind uns da auch nicht uneinig. Und weil es jetzt eine europäische Geschichte ist, werden USA und China höchtens "lol" sagen und zusehen wie wir das selber regeln. Deswegen kann es halt ohne erneute Stabilisierungspakete durchaus einen recht deutlichen Dip geben.
 
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