Original geschrieben von Force_Commander
Sowie ich dich hier verstanden habe wäre es für dich völlig in Ordnung dich dafür zu entscheiden jemandem nicht zu helfen, auch wenn er dadurch verhungert. Und das ist keine moralische Entscheidung, jedenfalls nach meinem Moralverständnis. Ist sowieso problematisch was wir hier machen. Wir Argumentieren auf Basis des Moralbegriffs, aber haben offensichtlich keine einheitliche Vorstellung von Moral.
Du verwechselt hier zwei grundverschiedene Begriffe.
Wir sprechen einmal von Moral als Kategorie, etwa gleichbedeutend mit Ethik. Nach dieser Definition ist natürlich jede Entscheidung, die in diese Kategorie fällt, eine moralische Entscheidung: auch wenn ich mich entscheide, ein moralisches Gebot zu brechen.
Ich behaupte weiterhin, dass man jede Entscheidung unter diesem Gesichtspunkt als moralisch auffassen muss. Begründung steht oben.
Außerdem verstehen wir unter Moral eine konkrete Moraltheorie: du hast deine, ich hab meine. Dann meinen wir mit einer moralischen Entscheidung eine Entscheidung, die ganz speziellen Normen entspricht.
Original geschrieben von Force_Commander
Ich sehe keinen Unterschied darin ob man jemanden erschießt, oder ihn einfach verhungern lässt.
Dann wärst du sicher nicht überrascht, wenn jetzt gleich zwei Polizisten vor deiner Tür erscheinen und dich wegen tausendfachen Mords festnehmen würden, oder?
Denn in jedem Moment sterben überall auf der Welt unzählige Menschen an Hunger und anderem Elend. Du könntest diesen Menschen einfach helfen, schon eine Spende von wenigen Euros kann in Afrika einen Menschen monatelang ernähren.
Stattdessen gibst du dein Geld für irgendwelchen Schnickschnack aus.
Laut deiner eigenen Theorie bist du also ein Mörder.
Und jetzt komm mir nicht mit: Die sind ja soweit weg. Wie weit weg muss ein Hungernder denn sein, damit ich nach deiner Theorie nicht mehr verpflichtet bin, ihm zu helfen. Reicht es, wenn er aus meinem Blickwinkel verschwindet: aus den Augen, aus dem Sinn? Oder benutzen wir den euklidischen Abstand: bin ich 15m weg, muss ich helfen, bei 20m ists ok, ihn verrecken zu lassen?
Original geschrieben von Force_Commander
Sowie ich dich hier verstanden habe wäre es für dich völlig in Ordnung dich dafür zu entscheiden jemandem nicht zu helfen, auch wenn er dadurch verhungert.
Das kommt ganz drauf an. Grundsätzlich fühle ich mich verpflichtet, Notleidenden zu helfen.
Aber diese Pflicht kennt Grenzen. Sie muss sie kennen, weil ich ja nicht jedem Notleidenden helfen kann. Diese Grenzen sind willkürlich und ich allein lege sie fest. Denn das ist
meine Pflicht, nicht deine oder irgend jemands. Ich begrüße es, wenn auch andere Menschen diese Pflicht empfinden, aber wenn sie es nicht tun, bin ich nicht berechtigt, sie mit Gewalt zu zwingen.
Das ist so, weil ich nicht beweisen kann, wann es pflichtgemäß ist, jemandem zu helfen und wann nicht. Das ist etwas, das jeder mit sich selbst ausmachen muss. Ich wähle meinen Weg, du deinen.
Gewalt darf ich nur anwenden, wenn jemand zweifelsfrei und nach absolut unstrittigen Kriterien sündigt. Und das ist genau dann der Fall, wenn er aktiv Gewalt gegen jemand anderen ausübt, also als Verteidigung der Freiheit.
Original geschrieben von Force_Commander
Und wenn du jemandem die Freiheit nimmst dir deine Freiheit zu nehmen? Was gibt dir dazu das Recht?
Ich nehme ihm überhaupt nichts. Freiheit kann ich jemandem nur durch Gewalt nehmen. Wenn ich nichts tue, übe ich aber auch keine Gewalt aus und nehme folglich niemandem seine Freiheit.
Ich vermute mal, dass deine Definition von Freiheit einfach unbrauchbar ist. Du scheinst Freiheit als die Summe aller realen Möglichkeiten aufzufassen. Darum geht es in einem moralischen Zusammenhang aber nicht.
Wenn ich in eine Grube falle, aus der ich nicht mehr rauskomme, bin ich real höchst unfrei. Trotzdem ist mir keine Gewalt angetan worden, weil mir ja niemand was getan hat.
Wenn ich vom Blitz getroffen werde, ist das auch eine reale Einschränkung meiner Freiheit. Dennoch gibt es keinen moralischen Konflikt, weil ja niemand den Blitz auf mich geschleudert hat.
Ein moralischer Konflikt entsteht erst, wenn eine Person einer anderen Person Gewalt antut. Damit es keinen Konflikt gibt, muss genau das verboten sein.
Original geschrieben von Force_Commander
Sowie ich euch bisher verstanden hab, lässt sich eure Einstellung ohne das Recht des Stärkeren eh nicht rechtfertigen. Wenn es richtig ist das der starke dem schwachen nicht helfen braucht, da dies eine Einschränkung seiner Freiheit bedeutet, ist das in Sachen realer Freiheit für den schwachen Gleichbedeutend mit dem fall das der starke mit ihm machen kann was er will. Er ist völlig von dessen Gnade abhängig.
Wie kommst du denn auf diesen Unsinn?
Wenn wir zwei Personen haben, eine starke und eine schwache, die sich beide moralisch verhalten, also auf Gewalt verzichten, ist die schwache keineswegs von der starken abhängig. Warum sollte sie es sein?
(Dass es in unserer konkreten gesellschaftlichen Situation anders aussieht, weil sich ein Mensch eben allein gar nicht mehr selbst versorgen kann, wurde bereits erwähnt. Genau darum sind unter diesen Umständen für mich auch soziale Maßnahmen gerechtfertigt.)
Original geschrieben von Force_Commander
Für das erste seid du und Schao ein ganz guter Beleg. Wenn es euch schon so ankotzt das bei euch Steuern erhoben werden um damit anderen zu helfen, ist wohl nicht davon auszugehen das ihr freiwillig irgendwem helfen würdet.
Warum polemisierst du hier schon wieder?
Ich habe weder behauptet, dass mich Steuern ankotzen, noch dass ich niemals freiwillig irgendwem helfen würde.
Ich erläutere das jetzt zum letzten Mal:
Ob ich jemandem helfen will, ist hier nicht die Frage. Die Frage ist, ob ich berechtigt bin, andere
mit Gewalt zur Hilfe zu zwingen.
Und so sehr ich mir wünschen mag, Menschen zu helfen. Das allein verleiht mir nicht das Recht, andere Menschen gewaltsam dazu zu verpflichten.
Kain hat schon richtig bemerkt, dass es problematisch ist, mit Menschen zu diskutieren, die sich ihre Meinung nach Beliebigkeit bilden, weil sie einem unentwegt denselben Fehler unterstellen.
Aber genau den mache ich ja nicht. Ich vertrete meinen moralischen Standpunkt hier nicht, weil er mir sympathisch ist, sondern weil ich durch Nachdenken zu der Einsicht gelangt bin, dass es der einzig vertretbare ist.