Leider war es gestern ein wenig bewoelkt und ich konnte mich nicht wirklich brauenen
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Ich fahre mal fort:
- Arbeiterrechte haben den Nutzen zu verhindern, das Arbeit angeboten wird, welche beispielsweise gesundheitliche Langzeitfolgen mit sich ziehen koennten, oder ein Mindestlohn der fest setzt, das Arbeit nur zu einem Preis angeboten werden darf den die Gesellschaft auch als "wuerdig" fuer diese Arbeit ansieht, beziehungsweise um ueberhaupt am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu koennen und nicht nur ein Arbeitssklave zu werden.
Das Beispiel mit der Kinderarbeit wuerde ich doch mal gerne von dir ausgefuehrt sehen, de facto existiert Kinderarbeit heute noch, wo sind da Unternehmen "der Gesellschaft zuvor gekommen"?
- richtige Richtung
Was "richtig" und was "falsch" ist wird von uns diskursiv bestimmt, es mag boese klingen aber ich sehe keine Moeglichkeit etwa den Holocaust objektiv-wissenschaftlich zu diskreditieren, er ist aus unserer heutigen Sicht eine Tragoedie, aber nur weil wir heute ein anderes Moralverstaendnis entwickelt haben.
- Arschlochethik
Wie ich bereits geschrieben habe kann ich nicht unabhaengig von meinen kulturellen Massstaeben aus eine moralische Perspektive einnehmen, deshalb gibt es fuer mich auch nur die Moeglichkeit einer intersubjektiven Ethik. Ich wollte nur darstellen, dass dein Verstaendnis von Moral aus unserer Sicht heraus schlicht absurd klingt und unser gesamtes Moralverstaendnis auf den Kopf stellt, das kannst du in Ordnung finden, es sollte nur zur Verdeutlichung bedont werden wie weit entfernt du von jeder moralischen Position stehst die wir normalerweise ernsthaft in Betracht ziehen koennten.
Uebrigens hast du mein Beispiel wahrscheinlich auch falsch interpretiert, es macht natuerlich einen Unterschied ob ich dem Obdachlosen nicht helfe weil ich gerade beschaeftigt bin 10 Waisenkinder aus einem brennenden Haus zu retten, oder weil ich gerade einen schoenen Spaziergang mache und mich nicht stoeren lassen will.
Fuer mich macht es daher auch Sinn, dass wir die bewusste Unterlassung einer solchen Hilfeleistung durch unser Strafgesetzbuch sanktionieren, eine solche "Arschlochethik" gefaehrdet das gesamte Zusammenleben.
- anonymer und direkter Zwang
Deine Antwort darauf ist mir schlicht unverstaendlich.
Um es noch einmal zu praezisieren, fuer mich ist ein wirklich Liberaler eher eine Person wie Bertrand Russel, Keynes, Chomsky, Rorty, Taylor oder Rawls (trotz ihrer teils grossen inhaltlichen Differenzen), also jemand der einsieht, dass Freiheit aus politischen Praemissen erfolgt und nicht apriori gegeben ist und die Ordnung dahingehend zu veraendern sieht, dass das Individuum tatsaechlich nicht einfach ein Sklave einer bestimmten Ordnung (Nordkorea oder der Markt) ist. Deshalb halte ich die Position von dir, Shao, Hitman usw. fuer totalitaer und nicht fuer liberal, da ich keine Handlungsfreiheit fuer Personen sehe, welche etwa auf Organspenden angewiesen sind.
- In einer liberalen Gesellschaft koennen Arme schnell reich werden, Reiche schnell arm
Stimmt zwar, aber nur sehr begrenzt. Eliten haben die Charakteristik sich von der Masse abzukapseln und das Eintreten in diese Elite fuer Individuen aus niedriger Herkunft erheblich zu erschweren. Die Soziologen Bourdieu oder Michael Hartmann haben dies bereits detailliert analysiert, zuerst ist es einfachen Individuen kaum moeglich auf eine der teuren Privatunis zu gehen (man vergleiche allein schon die soziale Selektion die hier schon an Schulen herrscht). In Harvard, den écoles superieurs oder "Oxbridge" wirst du zwar hier und da einige Aufsteiger finden, der grosse Rest setzt sich aus den Mitgliedern der Reichen zusammen. Wichtig ist, dass die Selektion nicht einfach nur aus Leistungspraemissen erfolgt, sondern vor allem aus dem "Habitus". Hartmann zeigt dies beispielsweise an den Frageboegen in Oxford, welche das Ziel haben nicht nur Wissen abzupruefen, sondern festzustellen ob diese Person den Habitus eines Mitglieds der Elite besitzt oder nicht. Das System funktioniert hervorragend, die Selektion an den teuren Privatunis ist und bleibt ein grosses Problem. Laut Hartmann haben wir es daher mit einer Elite zu tun, welche ihren Status nicht durch Leistung verdient hat und stellt damit ihre gesamte Existenz in Frage. Ich halte deine These daher fuer eine schlichte Behauptung, die fuer mich nichts mit der Realitaet zu tun hat.
Wie du uebrigens zu deiner Zahl von 5% kommst, wuerde mich mal interessieren.
- Organspendenbeispiel
Bist du gar nicht eingegangen "wer studieren kann blabla", wenn alle Bildung privatisiert ist, dann ist mein Organspendenbeispiel nicht weit hergeholt, da es kein "Recht" gibt studieren zu koennen wenn man nun einmal nicht aus einer wohlhabenden Familie stammt.
Weitere Probleme: Religioes-fundamentalistische Eltern (dem Kind wird hier etwas aufgezwungen, was man hier durchaus als Gewalt ansehen wuerde und was zumindest durch den staatlichen Schulzwang gelockert wird) welche das Kind von Bildung abhalten und ihm jede Chance nehmen.
- Eltern besitzen kein Geld fuer eine gesunde Ernaehrung, die Gesundheit des Kindes leidet darunter, dadurch auch seine Moeglichkeiten seine Situation zu verbessern.
- Will ich Personalentscheidungen von Unternehmen beeinflussen?
Ja! Ich meine, dass Unternehmen unter eine rigide demokratische Kontrolle gestellt werden sollten, den Personalentscheidungen sollten also zumindest strenge Grenzen gesetzt werden, ich bin daher fuer eine strenge Regulierung des Marktes und der Wirtschaft.
- "bewaehren"
Wichtig sind fuer mich mehrere Aspekte, zum Beispiel 1. Stabilitaet (verhindert gesellschaftliche Konflikte wie Kriege und Gewalt), 2. fuehrt zu gesellschaftlichem Wohlstand (also Wohlstand, welcher nicht nur einer Minderheit dient) 3. laesst dem Individuum Grundfreiheiten (Meinungsfreiheit, Freiheit zu studieren usw. usf.)
Nordkorea erfuellt den 1. Aspekt, die anderen beiden Aspekte nicht (es gibt selbstverstaendlich noch weitere wichtige Aspekte), daher akzeptiere ich das System nicht.
Noch eine weitere Frage:
Eine Kommune will wieder naturbewusst leben wie vor 200 Jahren, dies ist ihr Recht, ihr Grund ist schliesslich ihr Eigentum. Ihr Nachbar aber nutzt sein Eigentum um ein Atomkraftwerk zu errichten, es muss daher unausweichlich zu einem Konflikt kommen, obwohl der Oekokommune keine Gewalt angetan wird, entweder kommt es also zu Gewalt, oder man braucht eine 3. Instanz (Staat) welcher hier fuer Ordnung schafft.
Wie gehst du mit dem Beispiel um?