Bildungsstreik?!

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Original geschrieben von Electric.Jesus
Beispiele dafür, was Forschung bedeutet, wenn die Wirrtschaft involviert ist: Benz AG stellt Psychologen ein, die den ganzen Tag nichts anderes machen als zu erforschen, wie ein Auto klingen muss (Türschließen, Handbremse, Motorgeräusch etc.), damit es dem Kunden maximal gut gefällt. Das führt natürlich zu besserem Absatz, hat aber m.E. mit Erkenntniszuwachs nichts zu tun.

Nun könnte man aber argumentieren, dass durch genau diese Forschung das Wohlbefinden von allen Autokäufern in diesem Land gesteigert wird - was dann letztendlich verdammt viel mehr "gut fühlen" ist.

Bei dem Punkt mit den Stiftungen hast du natürlich Recht, das gleiche habe ich übrigens auch schon geschrieben. Es wäre wirklich sehr interessant zu sehen, ob private Forschungseinrichtungen die staatliche Forschung ersetzen könnten.

Wie gesagt: Für den Forscher ist es irrelevant, ob er an seinem (unabhängigen, d.h. nicht durch direkte wirtschaftliche Interessen getriebenen) Forschungsprojekt dank staatlicher Gelder oder dank einer privaten Stiftung arbeiten kann. Die Frage ist also letztendlich: Würde es genug Stiftungen (oder ähnliches) geben um ein brauchbares "Forschungsvolumen" zu erreichen und würden viele kleine private Stiftungen besser oder schlechter arbeiten als eine staatliche (zentrale) Vergabe von Forschungsgeldern?
Ein mögliches Problem bei der staatlichen Forschung ist beispielsweise, dass letztendlich die Bürokratie entscheidet, welcher Zweig stärker gefördert wird. Über Stiftungen entscheidet das letztendlich der Geldgeber, so dass Forschung weniger bürokratisch getrieben ist und stattdessen wohl tendenziell stärker durch kurzfristige "Hypes" getrieben wird.
Schade, dass wir nicht einfach mal beide Modelle in einem Experiment gegeneinander antreten lassen können ;)
 

Comeondieyoung

Guest
Und nach welchen Kriterien willst du diese antreten lassen?
Forschungspluralitaet wird nur durch den Staat moeglich, gerade innerhalb der Forschung laesst sich doch sehr leicht manipulieren. Wenn ein Unternehmen eine Studie haben will die beweist, dass ihr Produkt besser ist als das der Konkurrenz, dann kriegt sie das Unternehmen (mit was fuer fragwuerdigen Methoden auch immer) auch zustande.
Ausserdem waeren es wohl kaum "viele kleine private" Stiftungen, sondern auch nur wieder grosse Unternehmen (welche auch jetzt bereits genuegend Einfluss auf die staatliche Geldvergabe nehmen).
 

Clawg

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Original geschrieben von Electric.Jesus
[BIch weiß eben einfach aus Erfahrung, wie wichtig es ist, dass man in der Forschung von der Wirtschaft unabhängig ist. Deswegen gibt es ja das Erfolgsmodell DFG.

Da ist es übrigens so, dass nur Vorhaben gefördert werden, denen von Experten bescheinigt wird, dass sie innovativ, machbar und erkenntnisfördernd sind. Also hat man dort schon einen Selektionscharakter.
So ist es wohl auch in der Wirtschaft.

Allerdings wird auch gewährleistet, dass Geisteswissenschaften zu Themen fortschen können, die später nicht zu finanziellem Mehrwert führen, sondern ausschließlich einen Erkenntnisgewinn bedeuten.

Aha, und anhand welcher Kriterien? Einen Erkenntnisgewinn bringt wohl jegliche Forschung.

Im Übrigen werden Gelder zu einem Teil auf Basis rein politischer Entscheidungen oder persönlicher Interessen verteilt.
 

Comeondieyoung

Guest
Das ist doch immer der Fall, bestimmte Phaenomene interessieren die Gesellschaft nun einmal mehr als andere. Die Wirtschaft wiederum interessier sich nur fuer den Bereich der fuer sie Erkenntnis im Sinne von Gewinnmaximierung bringt, dies schraenkt Forschung allerdings stark ein.

Die Gesellschaft will z.B. wissen "was verursacht Krebs?". Die Margarineindustrie wiederum will eine Studie die bescheinigt, dass der Konsum von Margarine vorbeugend gegen Krebs wirkt, beides kann man "Erkenntnisfortschritt" nennen, trotzdem gibt es hier doch einen gewissen Unterschied bei der Fragestellung.
 
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Original geschrieben von Comeondieyoung
Das ist doch immer der Fall, bestimmte Phaenomene interessieren die Gesellschaft nun einmal mehr als andere. Die Wirtschaft wiederum interessier sich nur fuer den Bereich der fuer sie Erkenntnis im Sinne von Gewinnmaximierung bringt, dies schraenkt Forschung allerdings stark ein.

Genau dazu sind dann ja die privaten Stiftungen da: Die können Grundlagenforschung fördern.
Die relevante Frage ist also, welche dieser Möglichkeiten wir bevorzugen (angenommen die insgesamt zur Verfügung stehenden Forschungsgelder konstant sind):
i) Festlegung der Forschungsprioritäten durch (willkürliches und oft uninformierte) Bürokratie und Beamtentum.
ii) Festlegung der Forschungsprioriäten durch (willkürliche, oft uninformierte) private Geldgeber.

Da ich die durchschnittliche Bildung und die durchschnittliche geistige Reife eines Millionärs, der eine solche Forschungsstiftung gründet, deutlich höher einschätze als die eines durchschnittlichen Beamten/Ministers, der über den Forschungsetat bestimmt würde ich prinzipiell die zweite Variante bevorzugen.
Dann bleibt aber immernoch das Problem: Wie schaffen wir es, dass das Forschungsvolumen ohne staatliche Förderung nicht einbricht? Wir haben immerhin keine Kultur der privaten Forschungsförderung in diesem Land.

Eine mögliche Lösung wäre mein schon vorher vorgeschlagener Ansatz: Freiwillige Steuern. Dann kann jeder Bürger freiwillig Forschungsprojekte unterstützen.
In der Übergangsphase würde ich das so organisieren, dass wir einen fixen Steuersatz haben (der ist nicht freiwillig, jeder Bürger muss z.B. 25% Steuer zahlen). Allerdings hat jeder Bürger die Option, die Verteilung seines Geldes frei zu regeln. Er kann also sagen, dass 20% seiner Steuer in Bildung, 40% in Forschung, 20% in Sozialabgaben und 20% zu Polizei/Feuerwehr/etc gehen sollen. Oder 100% in die Forschung und nichts in andere Bereiche. Der Staat legt dann das Budget der jeweiligen Bereiche nichtmehr "planwirtschaftlich" fest sondern durch die Finanzierungswünsche der Bürger wird vollkommen automatisch bestimmt, welcher Bereich wieviel Geld erhält. Gibt es also eine Unterfinanzierung der Polizei so liegt es einzig und allein bei den Bürgern, dafür zu sorgen, dass dieser Mißstand behoben wird - und wenn sie dennoch der Polizei wenig Geld zuteilen müssen sie halt damit leben, dass viele Verbrechen nicht aufgeklärt werden können.
Dies könnte man natürlich beliebig verfeinern, d.h. man könnte so weit gehen dass es möglich wird, Gelder innerhalb großer Gebiete gezielt zu verteilen (20% Krebsforschung, 40% Kernphysik, 40% Psychologie oder auch 20% für Einheiten die sich mit Morden beschäftigen, 80% für Einheiten die sich mit Vergewaltigungen beschäftigen, 0% für Einheiten die sich mit Verletzung von Patenten beschäftigen ;) ). Das eröffnet ganz neue und enorm interessante Möglichkeiten der demokratischen Teilnahme jedes Bürgers.
 

Comeondieyoung

Guest
Der minderbemittelte Beamte wird doch auch beraten von Leuten die von dem Thema Ahnung haben, es ist doch nicht so das Millionen einfach willkuerlich in ein bestimmtes Projekt gesteckt werden.

Was deinen freiwilligen Ansatz der Steuer angeht, hoert sich ganz interessant an, allerdings wuerde dies die Planung innerhalb der Politik doch erheblich erschweren und einzelne Buerger mit sehr viel Geld haetten einen deutlich hoeheren direkten Einfluss auf eigentlich demokratisch geordnete Bereiche wie Verwaltung, Polizei, Forschung usw. Wenn ein Milliardaer droht demnaechst der Polizei kein Geld mehr zu bezahlen wenn sie nicht folgende Bedingungen erfuellen sollte so wirkt dies dem demokratischen System entgegen anstatt etwa zu mehr Basisdemokratie zu fuehren.
 

Electric.Jesus

Guest
@ Megavolt: Die Idee ist cool, hatte ich in ähnlicher Form auch schon mal. Das Problem ist, dass es nicht funktioniert, weil der Staat als Souverän alle Einnahmen für alle Ausgaben verwenden darf (sog. Gesamtdeckungsprinzip) und eine Zweckbindung von Staatseinnahmen nicht vorgesehen ist (Non-Affektationsprinzip).

Man müsste also zunächst die Gesetzeslage so ändern, dass eine Zweckbindung möglich ist. Und dann stellt sich die Frage, was mit den Budgets der Minister passiert. Ich prophezeihe, dass eine der Herren und Damen dann ganz schön mit den Ohren schlackern, weil auf einmal keine Kohle mehr da ist.

Ne anteilige Lösung funktioniert leider auch nicht, weil die Regierung schlau genug ist, das Geld, das nicht zweckgebunden ist, so zu verteilen,. dass der Status quo beibehaltne werden kann.

Cool wäre es halt, wenn man einen kleinen Prozentsatz der Steuern (z.B 3-5%) bis zur Aufstellung des Haushalts einbehalten dürfte und es dann zweckgebunden verteilen kann.
 
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Original geschrieben von MegaVolt


Eine mögliche Lösung wäre mein schon vorher vorgeschlagener Ansatz: Freiwillige Steuern. Dann kann jeder Bürger freiwillig Forschungsprojekte unterstützen.
In der Übergangsphase würde ich das so organisieren, dass wir einen fixen Steuersatz haben (der ist nicht freiwillig, jeder Bürger muss z.B. 25% Steuer zahlen). Allerdings hat jeder Bürger die Option, die Verteilung seines Geldes frei zu regeln. Er kann also sagen, dass 20% seiner Steuer in Bildung, 40% in Forschung, 20% in Sozialabgaben und 20% zu Polizei/Feuerwehr/etc gehen sollen. Oder 100% in die Forschung und nichts in andere Bereiche. Der Staat legt dann das Budget der jeweiligen Bereiche nichtmehr "planwirtschaftlich" fest sondern durch die Finanzierungswünsche der Bürger wird vollkommen automatisch bestimmt, welcher Bereich wieviel Geld erhält. Gibt es also eine Unterfinanzierung der Polizei so liegt es einzig und allein bei den Bürgern, dafür zu sorgen, dass dieser Mißstand behoben wird - und wenn sie dennoch der Polizei wenig Geld zuteilen müssen sie halt damit leben, dass viele Verbrechen nicht aufgeklärt werden können.

Halte ich auch für einen exzellenten Ansatz. Letzten Endes würde das garantieren, dass wir genau die Gesellschaft bekommen die wir verdienen. Und die Sachsen würden schon sehen was sie davon haben, wenn sie jahrelang ihr ganzes Geld in die Ausländerpolizei und in Programme gegen Linksextremismus stecken...
 

Amad3us

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Eine mögliche Lösung wäre mein schon vorher vorgeschlagener Ansatz: Freiwillige Steuern. Dann kann jeder Bürger freiwillig Forschungsprojekte unterstützen. In der Übergangsphase würde ich das so organisieren, dass wir einen fixen Steuersatz haben (der ist nicht freiwillig, jeder Bürger muss z.B. 25% Steuer zahlen). Allerdings hat jeder Bürger die Option, die Verteilung seines Geldes frei zu regeln. Er kann also sagen, dass 20% seiner Steuer in Bildung, 40% in Forschung, 20% in Sozialabgaben und 20% zu Polizei/Feuerwehr/etc gehen sollen. Oder 100% in die Forschung und nichts in andere Bereiche. Der Staat legt dann das Budget der jeweiligen Bereiche nichtmehr "planwirtschaftlich" fest sondern durch die Finanzierungswünsche der Bürger wird vollkommen automatisch bestimmt, welcher Bereich wieviel Geld erhält. Gibt es also eine Unterfinanzierung der Polizei so liegt es einzig und allein bei den Bürgern, dafür zu sorgen, dass dieser Mißstand behoben wird - und wenn sie dennoch der Polizei wenig Geld zuteilen müssen sie halt damit leben, dass viele Verbrechen nicht aufgeklärt werden können.

Damit wird staatliche Willkür nur durch Willkür per Massendiktat ersetzt. Wieso sollte die Aktion eines Bürgers rational sein? Wieso sollte die durchschnittliche Zuteilung angemessen sein?
 
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genau, dann investieren alle dummen bürger in das, was kurzfristig den höchsten und offensichtlichsten nutzen bringt und in 30 jahren ist das land irreparabel im arsch, weil wir z.b. forschungsmäßig mit kongo konkurrieren :elefant:
 

Comeondieyoung

Guest
Naja auch dann wuerde es natuerlich weiterhin gewisse oeffentlich ausgetragene Diskurse ueber die notwendige Verwendung der Gelder gehen (vermutlich sogar deutlich verstaerkt).
Wie gesagt, ich sehe das Problem weiterhin, dass etwa Personen mit sehr viel finanzieller Macht so noch einen erhoehten Einfluss gewinnen wuerden, auch wenn dieser Einfluss nicht demokratisch legitimiert ist. Andererseits hat diese Idee natuerlich auch positive und interessante Aspekte, halte ich aber weiterhin fuer unrealisierbar.

Auch sehe ich gerade etwa bei der Geldvergabe in Forschung ein doch sehr grosses Problem, fuer viele Buerger ist es schlicht nicht einsichtig warum etwa in Felder wie Archeologie oder Astronomie Geld ausgegeben werden sollte, wenn dies schon ein schwieriges Thema ist fuer Politiker und Wissenschaftsverbaende, wie dann erst fuer Wilhelm Wuehlshausen?
 

Clawg

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@MegaVolt:
Im Gegensatz zur Polizei gibt es bei der Forschung keinen Grund für eine Übergangsregelung. Niemand ist auf Forschung kurzfristig angewiesen, auf Forschung aus öffentlicher Hand schon garnicht.

@ahja:
Weshalb sollte es interessant sein, ob wir mit dem Kongo forschungsmäßig konkurrieren können?
Letztlich ist öffentliche Forschung eine Subvention an in- und ausländische Unternehmen. Das führt zu einer massiven Fehlallokation der Gelder und ist moralisch wie auch wirtschaftlich deswegen klar zu verurteilen.

@Comeondieyoung:
Argumentiere bitte, wieso diese Forschungsgebiete für jeden Menschen einen objektiven darstellen sollte.
 

Comeondieyoung

Guest
"Objektiv" sowieso nicht, das Thema hatten wir bereits (ich warte noch immer auf deine objektiv begruendbare Ethik). Es kann auch sowieso niemals sein das wirklich jeder Buerger jede seiner Interessen verwirklicht sieht, dies ist unmoeglich aber unumgaenglich will man eine gesellschaftliche Ordnung gruenden, muessen Kompromisse zugunsten des Gemeinwohls eingegangen werden.
 

Clawg

Guest
Original geschrieben von Comeondieyoung
"Objektiv" sowieso nicht, das Thema hatten wir bereits (ich warte noch immer auf deine objektiv begruendbare Ethik). Es kann auch sowieso niemals sein das wirklich jeder Buerger jede seiner Interessen verwirklicht sieht, dies ist unmoeglich aber unumgaenglich will man eine gesellschaftliche Ordnung gruenden, muessen Kompromisse zugunsten des Gemeinwohls eingegangen werden.

Was auch immer "Gemeinwohl" ist, ein völlig subjektiver Begriff. Für mich wäre z.B. "Gemeinwohl", wenn die gesamte Klimaforschung gestrichen würde und das Geld in Mikronährstoffen investiert und diese nach Afrika/Asien verschifft würden.

Letztlich wird also an dem geforscht, was politisch durchsetzbar ist. Mit der Realität (oder dem "Gemeinwohl") muss das garnichts mehr zutun haben.
 

Comeondieyoung

Guest
"Gemeinwohl" ist ein sozio-kultureller Begriff genauso wie "Individuum".
Ich bin nun auch kein grosser Freund von vielen Forschungsprogrammen fuer die die Regierung Geld ausgibt, ich glaube aber kaum das dies besser waere wenn man die Forschung privatisieren wuerde und sie einzig und allein der oekonomischen Effizienz als einziges Kriterium Preis geben wuerde. Welches Unternehmen bitte haette einen Vorteil davon in dein Projekt (welches sich fuer mich nun zumindest etwas seltsam anhoert) zu investieren?
 

Clawg

Guest
Original geschrieben von Comeondieyoung
"Gemeinwohl" ist ein sozio-kultureller Begriff genauso wie "Individuum".
Ich bin nun auch kein grosser Freund von vielen Forschungsprogrammen fuer die die Regierung Geld ausgibt, ich glaube aber kaum das dies besser waere wenn man die Forschung privatisieren wuerde und sie einzig und allein der oekonomischen Effizienz als einziges Kriterium Preis geben wuerde.

Definiere bitte "besser".

Was "besser" ist, kann nur jeder für sich selbst entscheiden.


Welches Unternehmen bitte haette einen Vorteil davon in dein Projekt (welches sich fuer mich nun zumindest etwas seltsam anhoert) zu investieren?

Die Verteilung Mikronährstoffe (z.B. Vitamin A) steht auf Platz 1 der kosteneffizientesten (gerettete Leben / 75 Milliarden $ Kosten) globalen Projekte.
http://www.ipa.org.au/library/publication/1222757484_document_60-4_fenwick.pdf

Geldgeber für derartige Projekte gibt es genug (man denke an Warren Buffet, Bill Gates etc., wobei die eher in Bevölkerungsreduktion investieren).
 

Comeondieyoung

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Es ist nicht moeglich in einem gesellschaftlichen System fuer jeden Menschen eine Loesung anzubieten die wirklich jeden zufriedenstellt.
Was die Mikronaehrstoffe angeht, eventuell irre ich mich tatsaechlich, aber ich halte es doch fuer vernuenftiger den Menschen zu helfen eine Landwirtschaft aufzubauen mit der sie sich selbstversorgen koennten und nicht auf irgendwelche Pillen angewiesen sind (wovon wieder vor allem grosse Pharmakonzerne profitieren).
 

Clawg

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Original geschrieben von Comeondieyoung
Es ist nicht moeglich in einem gesellschaftlichen System fuer jeden Menschen eine Loesung anzubieten die wirklich jeden zufriedenstellt.
Ein guter Anfang wäre, mal aufzuhören, für andere zu bestimmen, wie sie ihre Zeit verbringen und ihr Geld ausgeben sollen.

Was die Mikronaehrstoffe angeht, eventuell irre ich mich tatsaechlich, aber ich halte es doch fuer vernuenftiger den Menschen zu helfen eine Landwirtschaft aufzubauen mit der sie sich selbstversorgen koennten und nicht auf irgendwelche Pillen angewiesen sind

Definiere "vernünftig". Zumindest die Studie sieht das anders.

Es hängt letztlich davon ab, in welchen Zeitabständen man denkt. 5 Jahre voraus? 20 Jahre voraus? Wer bestimmt, welcher Zeitrahmen und welche Gruppe von Menschen betrachtet werden soll? Welche Art von Lebensweise ist "besser" als eine andere?

Lauter Fragen ohne objektive Antwort. Egal wieviele Experten man an die Frage ansetzt, sie wird immer falsch beantwortet. Du begründest ein demokratisches System damit, dass man die Fragen nicht beantworten kann. Ich sage, dass man diese Fragen überhaupt nicht stellen kann oder sollte. Nur der Einzelne kann über das eigene Leben entscheiden.

(wovon wieder vor allem grosse Pharmakonzerne profitieren).
Jaja, ich weiss. Es ist unmoralisch Menschenleben zu retten, wenn man dabei gleichzeitig profitiert... :bored:
 
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Original geschrieben von Comeondieyoung
Der minderbemittelte Beamte wird doch auch beraten von Leuten die von dem Thema Ahnung haben, es ist doch nicht so das Millionen einfach willkuerlich in ein bestimmtes Projekt gesteckt werden.

Was deinen freiwilligen Ansatz der Steuer angeht, hoert sich ganz interessant an, allerdings wuerde dies die Planung innerhalb der Politik doch erheblich erschweren und einzelne Buerger mit sehr viel Geld haetten einen deutlich hoeheren direkten Einfluss auf eigentlich demokratisch geordnete Bereiche wie Verwaltung, Polizei, Forschung usw. Wenn ein Milliardaer droht demnaechst der Polizei kein Geld mehr zu bezahlen wenn sie nicht folgende Bedingungen erfuellen sollte so wirkt dies dem demokratischen System entgegen anstatt etwa zu mehr Basisdemokratie zu fuehren.

Die Beratung ist aber keinesfalls objektiv. Es ist wirklich schwer zu sagen, ob nun der Beamte oder der Schnitt der Bevölkerung bei Forschungsprojekten besser entscheiden kann aber insbesondere bei Investitionen in Militär, innere Sicherheit etc. ist mein Modell imho doch sehr überlegen. Wenn du generell Angst davor hast, die Bevölkerung über Forschungsschwerpunkte entscheiden zu lassen dann könnte man ja auch einfach einen großen Punkt "Forschung" anführen (dem dann vom Wähler Geld zweckgebunden zugewiesen wird) und innerhalb dieses Oberbegriffs kann dann die Verteilung weiterhin von Beamten geregelt werden. Letztendlich muss dies auf diese Art und Weise geschehen, da man dem Bürger ja keine 5 Millarden Optionen zur Geldverteilung anbieten kann, d.h. man muss irgendwann bei groben Gebieten aufhören und die Detailverteilung dann anders regeln. Wo genau man diesen Punkt nun ansetzt ist sicherlich kein triviales Problem.

Wer mehr Steuern zahlt unterstützt den Staat mehr als jemand, der wenige Steuern zahlt. Ich sehe es als Vorteil und keineswegs als Nachteil an, dass er dann auch einen größeren Einfluss auf die Geldverteilung hat. Immerhin ist er ja der Nettozahler und es ist mehr als ungerecht, wenn er einfach von den Nettoempfändern ausgebeutet werden darf.
Basisdemokratie ist dadurch nicht gefährdet, er hat immernoch nur eine Stimme. Und selbst der größte Milliardär in Deutschland zahlt nichtmal im Ansatz genug Steuern um wirklich ein Druckmittel gegen den Finanzminister zu haben ;)

Original geschrieben von Electric.Jesus
@ Megavolt: Die Idee ist cool, hatte ich in ähnlicher Form auch schon mal. Das Problem ist, dass es nicht funktioniert, weil der Staat als Souverän alle Einnahmen für alle Ausgaben verwenden darf (sog. Gesamtdeckungsprinzip) und eine Zweckbindung von Staatseinnahmen nicht vorgesehen ist (Non-Affektationsprinzip).

Man müsste also zunächst die Gesetzeslage so ändern, dass eine Zweckbindung möglich ist. Und dann stellt sich die Frage, was mit den Budgets der Minister passiert. Ich prophezeihe, dass eine der Herren und Damen dann ganz schön mit den Ohren schlackern, weil auf einmal keine Kohle mehr da ist.

Natürlich wäre das momentan in Deutschland nicht umsetzbar, das ist mir schon klar. Man müsste natürlich die Rahmenbedingungen anpassen. Entsprechend würde man eben dem Staat den Status als Souverän aberkennen - etwas was mir prinzipiell sehr gut gefällt ;)
Dass die Minister mit den Ohren schlackern ist dabei doch vollkommen egal. Sie müssen kein Budget mehr planen, ihre Aufgabe ändert sich dann eben vollkommen: Ihre neue Arbeit ist es, das schon zugeteile Geld innerhalb der Teilbereiche zu verwalten. Ihnen wird also massiv Macht genommen, die direkt das Volk erhält. Sie müssen dann - wenn in einem Bereich plötzlich kein Geld mehr vorhanden ist - auch für Schließungen etc. sorgen. Ein ganz wichtiger Punkt dabei ist, dass keine Schulden aufgenommen werden dürfen (so dass die Minister wirklich nur das zugeteile Geld verwenden).

Original geschrieben von Clawg
@MegaVolt:
Im Gegensatz zur Polizei gibt es bei der Forschung keinen Grund für eine Übergangsregelung. Niemand ist auf Forschung kurzfristig angewiesen, auf Forschung aus öffentlicher Hand schon garnicht.

Es gibt immer einen Grund für eine Übergangsregelung. Menschen brauchen Zeit, um sich an neue Situationen zu gewöhnen.
Zudem besteht immer die Möglichkeit, dass das Modell falsch ist und alles schiefgeht. Auch wenn ich persönlich davon überzeugt bin, dass es besser funktionieren wird - das Wohl eines ganzen Staates würde ich nicht darauf wetten.
 

Comeondieyoung

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Auch die Maximierung der individuellen Freiheit (die damit sowieso zur Unfreiheit vieler Individuen durch den indirekten Zwang fuehren wuerde) ist ein gesellschaftliches System und nicht objektiv begruendbar, ueberhaupt ist dieses Prinzip wie viele weitere auch nur aus sozio-historischen-kulturellen Praemissen entstanden.
Du zitierst eine Studie zu der es unzaehlige weitere gibt die auch zu anderen Schluessen kommen. Gerade die Pharmaindustrie ist wohl besonders in Entwicklungslaendern nicht gerade als der freundliche Helfer bekannt sondern versucht massiv Abhaengigkeit von ihren Produkten zu erzeugen. Deshalb wuerde ich es sicherlich vorziehen diesen Laendern lieber eine Moeglichkeit zu geben souveraen ihre Probleme zu loesen.
 

Comeondieyoung

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In einer Demokratie sollte eben ein Milliardaer nicht mehr wert sein als ein Arbeitsloser, das ist bereits ein Widerspruch in sich, da Demokratie ein egalitaeres Prinzip ist und nicht mit "der Steuerzahler ist Kunde" verwechselt werden darf.
 
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Original geschrieben von Comeondieyoung
In einer Demokratie sollte eben ein Milliardaer nicht mehr wert sein als ein Arbeitsloser, das ist bereits ein Widerspruch in sich, da Demokratie ein egalitaeres Prinzip ist und nicht mit "der Steuerzahler ist Kunde" verwechselt werden darf.

Ist er in meinem Modell auch nicht. Der Milliarär hat exakt eine Stimme und ist exakt genauso viel wert wie jeder andere Mensch. Er hat auf die Politik exakt den gleichen Einfluss wie jeder andere Bürger auch.
Zu behaupten, er wäre mehr wert als ein anderer Mensch wäre nur sinnvoll, wenn du den Wert eines Menschen an seinem Steueraufkommen messen willst, genau das sagst du nämlich damit. Ist das wirklich deine Absicht?
 

Electric.Jesus

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Original geschrieben von MegaVolt


Ist er in meinem Modell auch nicht. Der Milliarär hat exakt eine Stimme und ist exakt genauso viel wert wie jeder andere Mensch. Er hat auf die Politik exakt den gleichen Einfluss wie jeder andere Bürger auch.
Zu behaupten, er wäre mehr wert als ein anderer Mensch wäre nur sinnvoll, wenn du den Wert eines Menschen an seinem Steueraufkommen messen willst, genau das sagst du nämlich damit. Ist das wirklich deine Absicht?

All animals are equal but some are more equal. ^^

@Megavolt & Clawg: ihr könnt Euch doch bestimmt mit libertärem Paternalismus anfreunden, oder? Jeder hat die Wahlfreiheit, aber als Default-Einstellung wird immer das angeboten, was objektiv den besten Nutzen hat. Das ist m.E. ein guter Kompromiss zwischen Selbstverantwortung und Freiheit auf der einen, ermöglicht aber eine benevolente Steuerung.
 
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Original geschrieben von Electric.Jesus


All animals are equal but some are more equal. ^^

@Megavolt & Clawg: ihr könnt Euch doch bestimmt mit libertärem Paternalismus anfreunden, oder? Jeder hat die Wahlfreiheit, aber als Default-Einstellung wird immer das angeboten, was objektiv den besten Nutzen hat. Das ist m.E. ein guter Kompromiss zwischen Selbstverantwortung und Freiheit auf der einen, ermöglicht aber eine benevolente Steuerung.

Damit kann ich mich teilweise auch anfreunden. Soweit ich das Konzept verstehe, geht es ja auch darum, Leute in die Lage zu versetzen, vernünftig und selbstverantwortlich handeln zu können und ihre "wahren" Präferenzen entdecken zu können - meiner Ansicht nach in letzter Konsequenz die einzige Aufgabe des Staates. Die Frage ist bloß, wo dieses System kippt und in "harten" Paternalismus abgleitet, weil ja keineswegs gewährleistet ist, dass der Staat in dieser Hinsicht tatsächlich ohne Selbstinteresse agiert. Die Grenze zum Authoritarismus ist daher leider fließend. Das Konzept gibt dem Staat eben eine gewisse erzieherische Kompetenz in die Hand, die natürlich auch mißbraucht werden kann.
 
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Original geschrieben von MegaVolt

Der Milliarär hat exakt eine Stimme und ist exakt genauso viel wert wie jeder andere Mensch. Er hat auf die Politik exakt den gleichen Einfluss wie jeder andere Bürger auch.

Wie gesagt finde ich die Idee grundsätzlich sehr, sehr gut. Allerdings was es dabei unbedingt zu beachten gäbe, ist die Art, wie über bestimmte massenmedial vermittelte Diskurse die Entscheidungsfindung der Bevölkerung beeinflusst wird. Wenn in der Bild Zeitung über den Krebs von Barbara Rudnik berichtet wird, werden viele in Forschung investieren. Wenn die Welt gegen linke Chaoten wettert, wird viel Geld in Programme gegen Linksextremismus investiert werden. Wie gesagt, die Idee ist geil, aber vorraussetzungsvoll! Ich denke, dass sich das sehr gut mit der von Jesus angesprochenen Idee des weichen Paternalismus ergänzen lässt, also der Idee, dass der Staat zuvorderst versucht, die Bürger in eine Position zu bringen, wo sie mündige und vernünftige Entscheidungen treffen, und ihnen dann die Souveränität über die Steuergelder anzuvertrauen.

Wenn man das dann noch mit weitergehenden demokratischen Rechten verknüpft, hätte ich nichts mehr zu meckern :D.
 

Amad3us

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Wenn in der Bild Zeitung über den Krebs von Barbara Rudnik berichtet wird, werden viele in Forschung investieren. Wenn die Welt gegen linke Chaoten wettert, wird viel Geld in Programme gegen Linksextremismus investiert werden.

Genau das ist doch das Problem. Es wird hier immer indirekt das Bild von einem vollkommen freien, mündigem Individuum gezeichnet. Irgendwelche externen Einflüsse auf die Entscheidungsfindung innerhalb des Individuums werden ignoriert.
Deshalb nochmal meine Frage: Wieso soll bei individueller Allokation von Forschungsgeld etwas besseres herauskommen als bei staatlicher Zuweisung?
 

Clawg

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Original geschrieben von Amad3us


Genau das ist doch das Problem. Es wird hier immer indirekt das Bild von einem vollkommen freien, mündigem Individuum gezeichnet. Irgendwelche externen Einflüsse auf die Entscheidungsfindung innerhalb des Individuums werden ignoriert.
Deshalb nochmal meine Frage: Wieso soll bei individueller Allokation von Forschungsgeld etwas besseres herauskommen als bei staatlicher Zuweisung?

Definiere "besser" und du hast die Antwort.
 
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Original geschrieben von jack.daniels
Wie gesagt finde ich die Idee grundsätzlich sehr, sehr gut. Allerdings was es dabei unbedingt zu beachten gäbe, ist die Art, wie über bestimmte massenmedial vermittelte Diskurse die Entscheidungsfindung der Bevölkerung beeinflusst wird. Wenn in der Bild Zeitung über den Krebs von Barbara Rudnik berichtet wird, werden viele in Forschung investieren. Wenn die Welt gegen linke Chaoten wettert, wird viel Geld in Programme gegen Linksextremismus investiert werden. Wie gesagt, die Idee ist geil, aber vorraussetzungsvoll! Ich denke, dass sich das sehr gut mit der von Jesus angesprochenen Idee des weichen Paternalismus ergänzen lässt, also der Idee, dass der Staat zuvorderst versucht, die Bürger in eine Position zu bringen, wo sie mündige und vernünftige Entscheidungen treffen, und ihnen dann die Souveränität über die Steuergelder anzuvertrauen.

Wenn man das dann noch mit weitergehenden demokratischen Rechten verknüpft, hätte ich nichts mehr zu meckern :D.

Der Staat kann dabei so viel Propaganda und "Volksbildung" betreiben wie er will - solange er niemals physische Gewalt auf die Bürger ausübt. Politische Bildung könnte z.B. auch so ein Punkt in der Liste sein ... wenn die Bevölkerung dann im Schnitt glaubt, dass der Staat zu viel Einfluss nimmt, kann sie ihm einfach die Mittel dafür streichen ;) Und wenn sie sich nicht informiert genug fühlen entsprechend die Mittel erhöhen.

Natürlich wird es immer eine Abhängigkeit davon geben, was die Bild gerade berichtet. Das ist in diesem Modell wohl unvermeidbar. Lösen könnte man es, indem nicht eine Geld-Wahl alle 4 Jahre macht sondern jedem Bürger jederzeit die Möglichkeit gibt, seine Präferenzen zu ändern (könnte sogar online geschehen oder jederzeit beim zuständigen Bürgeramt oder auch per Brief). Ist man also nicht mehr an Wahlzettel (und Wahlen allgemein) gebunden würde das Problem massiv entschärft, da sich die "Bild-Effekte" über ein Jahr gut herausmitteln könnten.
 
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