Bildungsstreik?!

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 137386
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Clawg

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Eine Privatisierung sähe im ersten Schritt so aus, dass die Gelder nicht mehr an die Universitäten, sondern die Studenten ausgezahlt werden. Universitäten gibt man die Freiheit, die Studiengebühren wie auch die Studenten frei zu wählen. Im zweiten Schritt verkauft man die Universitäten jeweils an private Investoren.

Wenn man einfach nur die staatlichen Subventionen einer einzelnen Uni streicht, bleiben die Studenten natürlich aus, weil es gleichzeitig ja wesentlich günstigere (staatlich subventionierte) Unis gibt.
 

Benrath

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Original geschrieben von Electric.Jesus
Zum Thema "alle Unis privatisieren": Hat man versucht: Privat-Uni Bremen (Jetzt Jacobs-Universität). Stand zweimal kurz vor der Pleite, bis sich Jacobs als Sponsor gefunden hat. Der macht damit aber definitiv keinen Gewinn.

Anderes Beispiel: Witten-Herdecke. Hat auch massiv Schulden erwirtschaftet.

sry das als beispiel bringen ist mal egal wie das da war selten blöd...

eine privat uni unter xyz staatlich subventionierten..

btw bucerius ist doch auch privat, die machen glaub ich gewinn..

aber solche beispiele helfen auch keinem weiter.
 
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Original geschrieben von Clawg
Eine Privatisierung sähe im ersten Schritt so aus, dass die Gelder nicht mehr an die Universitäten, sondern die Studenten ausgezahlt werden. Universitäten gibt man die Freiheit, die Studiengebühren wie auch die Studenten frei zu wählen. Im zweiten Schritt verkauft man die Universitäten jeweils an private Investoren.

Wenn man einfach nur die staatlichen Subventionen einer einzelnen Uni streicht, bleiben die Studenten natürlich aus, weil es gleichzeitig ja wesentlich günstigere (staatlich subventionierte) Unis gibt.

Hm, könnte da nicht das Problem aufkommen, dass sich Unis etablieren, wo man für möglichst viel Geld sich ein einfaches Studium und gute Abschlussnoten "erkaufen" kann?
Im Konkurrenzkampf zwischen den Unis könnte damit sogar Werbung gemacht werden.
Wer kauft sich schon wo ein, wo er möglichst viel schuften muss?
Dass die Ausbildung bei letzterem dann letztendlich auch meist besser war, ist den meisten doch egal, sie wollen Abschluss -> Beruf -> Geld.
 

Clawg

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Original geschrieben von Ancient


Hm, könnte da nicht das Problem aufkommen, dass sich Unis etablieren, wo man für möglichst viel Geld sich ein einfaches Studium und gute Abschlussnoten "erkaufen" kann?
Im Konkurrenzkampf zwischen den Unis könnte damit sogar Werbung gemacht werden.
Wer kauft sich schon wo ein, wo er möglichst viel schuften muss?
Dass die Ausbildung bei letzterem dann letztendlich auch meist besser war, ist den meisten doch egal, sie wollen Abschluss -> Beruf -> Geld.

Im Gegenteil, die Studenten werden sich darum reissen, auf die beste, schwerste und teuerste Uni zu kommen, weil das ihre Karriere in die Höhe katapultiert.
Die Renommiertheit einer Uni würde dann noch mehr zählen als jetzt schon.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
was soll das bringen, sowas gibt es doch in den usa schon? und was ist das ergebnis? eine totale ungleichheit der bildung und eine nach oben so gut wie undurchlässige gesellschaftsstruktur. wer sich in den usa kein college und auch keine uni leisten kann, wird in der regel arm bleiben, die verschenken einen großen haufen potential
 

Clawg

Guest
Original geschrieben von HeatoR
was soll das bringen, sowas gibt es doch in den usa schon? und was ist das ergebnis? eine totale ungleichheit der bildung und eine nach oben so gut wie undurchlässige gesellschaftsstruktur. wer sich in den usa kein college und auch keine uni leisten kann, wird in der regel arm bleiben, die verschenken einen großen haufen potential

Du meinst, dass bestimmte Leute sich ohne Stipendien nicht die Spitzenunis leisten können. Richtig, die müssten sich in eher durchschnittliche Unis einschreiben.
Studieren könnte dann aber jeder, sogar Leute ohne Hochschulreife (die bekämen dann nur kein Stipendium vom Staat).

Mehrkosten für den Staat gäbe es durch das Modell nicht, aber die Uni-Landschaft würde sich deutlich verändern. Was am Ende dabei herauskommt... wer weiss? Punkt ist, dass das ein gerechteres System für alle wäre und die Qualität der Hochschulbildung deutlich steigern würde (wobei letzteres kein Argument für dieses System ist).
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Richtig, die müssten sich in eher durchschnittliche Unis einschreiben.

schön wärs. die realität ist aber, dass sie sich in gar keine unis einschreiben können.

Punkt ist, dass das ein gerechteres System für alle wäre und die Qualität der Hochschulbildung deutlich steigern würde (wobei letzteres kein Argument für dieses System ist).

was soll daran gerecht sein wenn diejenigen, die vom geburt an schon glück gehabt haben mit reichen eltern immer weiter bevorzugt behandelt werden?
 

Clawg

Guest
Wenn die Eltern meinen, dass ihr Kind fähig dazu ist, zu studieren und es dann mit Geld unterstützen ist das nichts anderes als wenn jemand ein Stipendium von einer anderen Stelle bekommt.

Was du vielleicht meinst, dass die Ausgeber der Stipendien nicht unbedingt rational handeln, also Stipendien nicht unbedingt nach Studierfähigkeit vergeben. Das ist richtig.

Unter Gerechtigkeit verstehe ich, dass niemand für ein Studium bezahlen muss, das er nicht macht, dass jeder studieren darf, wenn er es denn möchte und jeder eine freie Auswahl zwischen Universitäten haben kann (was insbesondere impliziert, dass Universitäten freie Hand haben, wie sie ihren Betrieb gestalten).


Es gibt eben keine allwissende Stelle (ganz besonders nicht den Staat, man sehe sich die hohe Abbrecherquote an!), die weise entscheiden kann, wer denn nun studieren darf (bzw. ein Stipendium erhalten soll) und wer nicht.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
unter gerechtigkeit verstehe ich, dass der staat dafür sorgt, dass die natürlich gegebenen ungleichheiten in den finanziellen möglichkeiten ausgleicht und somit nach dem leistungsprizip jedem sein wunschstudium möglich gemacht wird. ob die stelle, die das ermöglichst nun der staat ist, oder mr.gates ist egal, solange alle, die dazu in der lage sind und es möchten, studieren können, unabhängig von ihrer sozialen schicht.
 

Clawg

Guest
Original geschrieben von HeatoR
unter gerechtigkeit verstehe ich, dass der staat dafür sorgt, dass die natürlich gegebenen ungleichheiten in den finanziellen möglichkeiten ausgleicht und somit nach dem leistungsprizip jedem sein wunschstudium möglich gemacht wird. ob die stelle, die das ermöglichst nun der staat ist, oder mr.gates ist egal, solange alle, die dazu in der lage sind und es möchten, studieren können, unabhängig von ihrer sozialen schicht.

Wenn du das unter Gerechtigkeit verstehst, dann ist natürlich nur das System gerecht, das genau das macht ;)

Offen ist natürlich die Frage, ob ein gerechtes System nach deiner Definition "besser" ist als ein gerechtes System nach meiner Definition. Dafür müssten wir wieder in die Philosophie absteigen und "besser" definieren.
Ich sehe es eine Gesellschaft als "besser" an, wenn ich innerhalb dieser Gesellschaft freier (von anderen Mitgliedern dieser Gesellschaft, nicht "freier" von der Realität für mich zu sorgen) agieren kann, als in der zu vergleichenden Gesellschaft.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
ja und genau deshalb brauchen wir darüber nicht tiefer zu diskutieren. ich finde eine gesellschaft gerecht und vor allem "besser" in der die menschen sich möglichst viel umeinander kümmern, sich also nicht nur um ihr eigenes wohl sorgen, sondern auch darum, dass es möglichst vielen anderen genauso gut geht wie ihnen. das ist für mich ausdruck von menschlichkeit und ein aspekt in dem sich zeigen kann ob der mensch tatsächlich in der lage ist sich vom tier abzuheben.
 

Clawg

Guest
Tja, ich sehe den Menschen verwirklicht, wenn ihm keine Hindernisse in den Weg gelegt werden, du siehst ihn verwirklicht, wenn andere dazu verpflichtet werden, die Hindernisse für andere wegzuräumen.

Je nach dem, welche der beiden Auffassungen man vertritt, ergeben sich natürlich unterschiedliche Bildungssysteme :)

Offen bleibt natürlich die Frage, wie du begründen kannst, warum du andere, die vielleicht deine Auffassung nicht teilen, in die Pflicht nehmen darfst.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
naja du verzerrst meine aussage natürlich.

ich sehe den menschen nicht verwirklicht wenn er gegen seinen willen zu etwas verpflichtet wird, vielmehr ist ein mensch für mich dann ein guter mensch, wenn er, ohne verpflichtet zu sein und ohne zwang, ganz von sich aus das bedürfnis verspürt anderen zu helfen und sich seinen mitmenschen gegenüber hilfsbereit verhält.

imho ist das auch vollkommen einleuchtend, da eine gesellschaft in der sich die menschen miteinander für möglichst gute lebensbedingungen für alle arbeiten eine wesentlich friedlichere und somit bessere gesellschaft ist, als eine in der sich die menschen gegenseitig behindern um sich einen möglichst großen vorteil zu sichern.

du beachtest nämlich wie immer nicht die realität, ein mensch dem keine grenzen und schranken gesetzt werden und der nur für sich lebt und arbeitet wird dadurch immer seine schwächeren mitmenschen einschränken und behindern. der mensch sollte dem menschen kein wolf sein, das wussten schon die alten römer und neoliberale schlechtmenschen haben auch nach 2000 jahren nichts dazugelernt.
 

Antrax4

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Ganz im Gegensatz zu den Kommunisten, die ja soviel gelernt haben :D
Z.B. dass sie mehr erreichen, wenn sie sich als Kommunismus-Gegner ausgeben.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
och nö, können wir das ganze mal nicht in die alte grundsatzdiskusion abschweifen lassen. das führt doch eh zu nichts außer nem weiteren flamewar in dem sich die beteiligten gegenseitig dummheit vorwerfen und jeder für sich in anspruch nimmt zu wissen wie mans richtig macht. das ist langweilig :bored:
wenn du meinst, dass ich jetzt kommunist bin weil ich mir eine welt wünsche in der es möglichst vielen menschen gut geht und nicht nur einer reichen minderheit in den westlichen industrieländern, dann bin ich halt kommunist.
 

shaoling

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Du hast Claws Frage nicht im Mindesten beantwortet. Zur Erinnerung:
Offen bleibt natürlich die Frage, wie du begründen kannst, warum du andere, die vielleicht deine Auffassung nicht teilen, in die Pflicht nehmen darfst.

Ebenso könntest du mal begründen, was genau das deutsche Hochschulsystem dem amerikanischen so überlegen macht.

Wenn es um die Hochschulen als eigenständige Institutionen geht, haben die USA offenbar nicht gerade versagt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Academic_Ranking_of_World_Universities
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Times_Higher_Education_Supplement
etc.

(Ich weiß, dass es plakativ ist. Soll auch bloß ein Fingerzeig sein.)
 

Antrax4

Guest
Original geschrieben von HeatoR

wenn du meinst, dass ich jetzt kommunist bin weil ich mir eine welt wünsche in der es möglichst vielen menschen gut geht[...]
Das zeichnet keinen Kommunisten aus. Der Kommunist zwingt Menschen dazu, anderen zu "helfen". Damit wird die Hilfeleistung auf den Kopf gestellt, weil sie unter Zwang, mit Strafandohung, geschieht.
 

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Original geschrieben von sHaO-LiNg
Du hast Claws Frage nicht im Mindesten beantwortet. Zur Erinnerung:

Ebenso könntest du mal begründen, was genau das deutsche Hochschulsystem dem amerikanischen so überlegen macht.

Wenn es um die Hochschulen als eigenständige Institutionen geht, haben die USA offenbar nicht gerade versagt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Academic_Ranking_of_World_Universities
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Times_Higher_Education_Supplement
etc.

(Ich weiß, dass es plakativ ist. Soll auch bloß ein Fingerzeig sein.)

Wie wärs denn wenn ihr mal begründet warum es gerecht sein soll wenn man jeden der in irgendeiner form benachteiligt auf die Welt kommt und deswegen hilfe braucht, sprichwörtlich einfach verrecken lässt um der eigenen Freiheit willen?

Wenn man euch echt erklären muss warum man anderen helfen sollte, dann ist euch einfach netmehr zu helfen. Selbst die Neandertaler waren schlau genug als Gruppen zusammenzuhalten und einander zu unterstützen.

Und jetzt kommt ihr und meint das es ungerecht ist und gefälligst jeder selbst zusehen soll wie er klar kommt, und wenner dabei verreckt hatter halt pech gehabt. Grandiose Einstellung.
 

Antrax4

Guest
Dann wissen wir ja jetzt, wieso der Neandertaler ausgestorben ist :D
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
ach antrax du bist sooo langweilig. ich meine, du stehst hier vollkommen auf verlorenem posten, du müsstest erstmal schlüßig erklären, was daran schlecht sein soll anderen menschen zu helfen und nicht egoistisch und egozentrisch ( du merkst, diese wörter haben einen sehr negativen beigeschmack in der deutschen sprache ) zu leben.

es gilt gemeinhin als schlecht nur an sich selbst zu denken, sich für andere aufzuopfern dagegen als grundsätzlich gut. du musst erstmal erklären warum das, was die mehrheit der menschen als gut empfindet, auf einmal schlecht sein soll und du annst auch niemandem verübeln, der jemandenen der nicht so denkt, höflich gesagt, für ein arschloch hält.
 

shaoling

Guest
Heator,
deine Beiträge hier sind ein Armutszeugnis. Du bezichtigst Antrax, während du selbst noch nicht ein stichhaltiges Argument gebracht hast.

du musst erstmal erklären warum das, was die mehrheit der menschen als gut empfindet, auf einmal schlecht sein soll
Auf welchem Niveau willst du hier diskutieren?

Kreuz mal bitte in einem wissenschaftlichen Streit damit auf: "Die meisten Menschen denken dies, also beweisen Sie erstmal das Gegenteil!"

Du hast hier noch keinen einzigen Grund genannt, außer eben, das sei so und bist dafür sehr anmaßend. Das ist peinlich.

Original geschrieben von Force_Commander
Wie wärs denn wenn ihr mal begründet warum es gerecht sein soll wenn man jeden der in irgendeiner form benachteiligt auf die Welt kommt und deswegen hilfe braucht, sprichwörtlich einfach verrecken lässt um der eigenen Freiheit willen?

Wenn man euch echt erklären muss warum man anderen helfen sollte, dann ist euch einfach netmehr zu helfen. Selbst die Neandertaler waren schlau genug als Gruppen zusammenzuhalten und einander zu unterstützen.

Und jetzt kommt ihr und meint das es ungerecht ist und gefälligst jeder selbst zusehen soll wie er klar kommt, und wenner dabei verreckt hatter halt pech gehabt. Grandiose Einstellung.
Du irrst dich.

Ich finde es nicht fair, dass man Ultraliberale wie Claw und mich so oft als Menschenfeinde abstempelt, nur weil unsere Standpunkte radikal sind und scheinbar brutale Folgerungen zulassen.

Ich kann mir wenig Edleres vorstellen, als jeden Menschen bestmöglich zu erziehen und zu bilden, damit jeder seine natürlichen Anlagen voll entfalten kann. Und ich bin überzeugt, dass damit nicht nur ihm, sondern der Menschheit am meisten gedient ist.

Darüber herrscht keine Uneinigkeit, doch das ist nicht die Frage. Die Frage ist, was wir dafür tun dürfen.
Und die Freiheit des Menschen ist immernoch sein höchstes Gut. Die Frage, inwiefern ich berechtigt bin, die Freiheit von Menschen zu verletzen, um anderen zu helfen, darf man nicht einfach so übergehen.
Und wenn man so etwas schon verlangt, dann soll man bitte Gründe nennen.

Ich sage dir, warum es gerecht ist, einen hilfebedürftigen Menschen einfach so verrecken zu lassen: weil niemand verpflichtet ist, ihm zu helfen.
Der Mensch wird frei geboren und hat a priori keine andere Pflicht als die, die Freiheit anderer Menschen zu achten.
Ob er sich selbst auferlegt, anderen sogar aktiv zu helfen, ist seine Sache. Doch niemand darf ihn dazu zwingen.
 

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Original geschrieben von sHaO-LiNg

Du irrst dich.

Ich finde es nicht fair, dass man Ultraliberale wie Claw und mich so oft als Menschenfeinde abstempelt, nur weil unsere Standpunkte radikal sind und scheinbar brutale Folgerungen zulassen.

Ich kann mir wenig Edleres vorstellen, als jeden Menschen bestmöglich zu erziehen und zu bilden, damit jeder seine natürlichen Anlagen voll entfalten kann. Und ich bin überzeugt, dass damit nicht nur ihm, sondern der Menschheit am meisten gedient ist.

Darüber herrscht keine Uneinigkeit, doch das ist nicht die Frage. Die Frage ist, was wir dafür tun dürfen.
Und die Freiheit des Menschen ist immernoch sein höchstes Gut. Die Frage, inwiefern ich berechtigt bin, die Freiheit von Menschen zu verletzen, um anderen zu helfen, darf man nicht einfach so übergehen.
Und wenn man so etwas schon verlangt, dann soll man bitte Gründe nennen.

Ich sage dir, warum es gerecht ist, einen hilfebedürftigen Menschen einfach so verrecken zu lassen: weil niemand verpflichtet ist, ihm zu helfen.
Der Mensch wird frei geboren und hat a priori keine andere Pflicht als die, die Freiheit anderer Menschen zu achten.
Ob er sich selbst auferlegt, anderen sogar aktiv zu helfen, ist seine Sache. Doch niemand darf ihn dazu zwingen.

Du willst nen Grund? Vermutlich nen wissenschaftlichen/rationalen Grund nehm ich an? Hm, was für "rationale" Gründe sollte man schon haben jemandem zu helfen der hilfe braucht und nicht in irgendeiner Form eine Gegenleistung bringen kann? Ich hab einen Aufwand, mir entstehen Nachteile. Und ich bekomme nix dafür zurück. Logisch betrachet ist es völlig unsinnig anderen zu helfen, wenn man davon ausgehen muss das es sich nicht in irgendeiner Form rentiert.

Es gibt dementsprechend nur 2 Gründe für einen Menschen einem anderen zu helfen.

1. Er gehört zu den wenigen denen es ein persönliches Bedürfnis ist sowas zu tun. Die sich besser fühlen wenn sie anderen helfen können. Leute die selbstlos sind.

2. ist der um den es hier geht, Zwang. Sei es über Umverteilungsmittel wie Steuern, oder einfach das Bestrafen von unterlassener Hilfeleistung.

Wenn man sich aufs erste verlässt würde das meiner Ansicht nach in einer humanen Katastophe enden. Selbslose Menschen sind wohl eher die Ausnahme. Und von den wenigen die es gibt, haben noch weniger überhaupt die Mittel anderen zu helfen.

Zwang ist hier die einzige Möglichkeit um ein ausreichendes Maß an Hilfen für Hilfsbedürftige zu Gewähr leisten. Es gibt einfach keine Alternativen.

Und ich bezweifle ernsthaft das du und Clawg hier so selbstgefällig von "Freiheit" und "Gerechtigkeit" reden würdet wenn IHR auf hilfe angwiesen wärt.
Deine Meinung würde sich sicher schnell ändern wenn dich morgen ein Auto anfährt, und du danach Querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt und für alles hilfe brauchst. Würdest du dann auch noch so überzeugt verkünden das es falsch ist, dass andere mit ihren Steuergeldern unfreiwilligerweise die Leute bezahlen die sich um dich kümmern? Wohl kaum.

Eure Denkweise ist einfach nur egoistisch, ignorant und kurzsichtig. Freiheit ist das höchste Gut, bla. Menschen können mit zuviel Freiheit gar nicht umgehen, das artet nur in Anarchie und Chaos aus.

Und wo wir grade dabei sind. Begründe mir doch mal bitte warum die persönliche Freiheit bei der Freiheit anderer aufhören soll? Ist doch auch ungerecht jemanden zu bestrafen der sich die Freiheit nimmt dich zu erschießen weil ihm deine Nase nicht gefällt? Recht des Stärkeren. Er hat die Möglichkeit dazu, also hat er auch das Recht dazu, und es steht keinem zu ihn davon abzuhalten. Ist eure Argumentation, nur noch einen Schritt weiter gedacht. Ihr setzt hier völlig wahllos eine Grenze die ihr ebenfalls nicht begründet. Warum ist eure Grenze "richtig" und "unsere" "falsch"? Ihr habt bisher noch nichtmal den Ansatz einer Begründung für euren Standpunkt geliefert, aber meint das wir unbedingt einen liefern müssen? Etwas inkonsequent oder?

Ich hab euch jetzt mehrere Gründe genannt warum es so sein sollte wie es ist. Jetzt möchte ich von euch mal einen vernünftigen Grund haben der da gegen spricht. Und kommt mir nicht wieder mit "Freiheit ist wichtiger als alles andere" das ist ein Witz und kein Argument.
 

Clawg

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Original geschrieben von HeatoR
du musst erstmal erklären warum das, was die mehrheit der menschen als gut empfindet, auf einmal schlecht sein soll

Empfindungen können kein rationales Urteil fällen.
 
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Weil die Diktatur der Demokratie und Mehrheitsentscheidung auf lange Sicht immer siegt und siegen wird.

Ich bin für die unfreie Gewalt des öffentlichen Gutes!

Als ob Freiheit eine anthopologische Konstante wäre, es ist eine Setzung von Menschen, somit ist sie nicht mehr a priori. Dieser Wert ist sinnvoll in der Regelung von Gemeinschaften, aber es ist eben nur EIN Wert unter vielen.

Freiheit - Tugend - Gleichheit, unter all diesen Worten ist in ihren Verabsolutierung ein Verbrechen möglich. Deshalb kommt es auf eine ausgewogene Mischung an.
 
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Auch wenn ich den (Neo-)Liberalismus in vielen Punkten befürworte, halte ich es für fragwürdig bis falsch, das Prinzip der Freiheit sowie Angebot und Nachfrage auf jeden Lebensbereich anzuwenden.

Leider wird gern übersehen, dass Freiheit kein Gut ist, das kostenlos erhältlich ist. Ein Zuwachs an Freiheit ist immer mit einer Einbuße an Sicherheit verbunden. Es ist nicht einzusehen, warum man sich kompromisslos für ein Maximum an Freiheit entscheiden sollte.
 

Jesus0815

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Original geschrieben von sHaO-LiNg
Ich kann mir wenig Edleres vorstellen, als jeden Menschen bestmöglich zu erziehen und zu bilden, damit jeder seine natürlichen Anlagen voll entfalten kann. Und ich bin überzeugt, dass damit nicht nur ihm, sondern der Menschheit am meisten gedient ist.

Wenn du davon überzeugt bist, findest du es denn dann auch lohnenswert dannach zu streben? Ich persönlich denke das Gesellschaftsideale nur kollektiv in die Realität umgesetzt werden können. Das Grundgesetz gibt dabei den Rahmen vor.

Euer beider Argumentation ist nüchtern, in sich schlüssig und nachvollziehbar. Ich vermisse nur die emotionale Komponente; nicht jeder Mensch nimmt seine Umwelt derart realistisch wahr wie du und Claw. Diese emotionale Illusion aber ist es doch, die Menschen zusammen treibt. Ohne sie wird es imo schwer auf sozio-philosophischer Ebene Grundsatzdebatten zu führen.
Um wieder Bezug auf das Thema zu nehmen, wäre kostenlose Bildung eine Unzumutbarkeit für euch?
 

shaoling

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Ah, ein schöner Beitrag. Ich gehe gleich drauf ein.

Original geschrieben von OgerGolg
Als ob Freiheit eine anthopologische Konstante wäre, es ist eine Setzung von Menschen, somit ist sie nicht mehr a priori. Dieser Wert ist sinnvoll in der Regelung von Gemeinschaften, aber es ist eben nur EIN Wert unter vielen.
Das ist falsch.
Freiheit ist sehr wohl eine anthropologische Konstante, weil wir ohne sie Moral gar nicht denken können. Moral entsteht erst dadurch, dass jemand entscheiden kann, was er tut. Und genau das nennt man Freiheit.

Original geschrieben von Force_Commander
Und wo wir grade dabei sind. Begründe mir doch mal bitte warum die persönliche Freiheit bei der Freiheit anderer aufhören soll?
Wenn wir die Freiheit jedes Einzelnen über dieses Maß ausdehnen, schränken wir es gleichzeitig ein, weil dann jeder berechtigt ist, seine Freiheit zu zerstören: ein Widerspruch in sich.
 
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Shao, den tautologischen Zirkel hast du schonmal gebracht. Wiederholungen machen Dinge nur bedingt wahrer.

Beim Mandra solls ja klappen.

Freiheit ist also die Bedingung für eine freie Entscheidung (die du ja als höchsten Wert = gut preist)?

Vielmehr ist die Moral die konstruierte Möglichkeit Entscheidungen bewerten zu können.

Eine Entscheidung selbst ist erstmal keine moralische Sache. Ob ich etwas kaufe oder nicht kaufe entscheide ich nämlich nach anderen Kriterien als Moral.

Weder die Moral noch die Ökonomie geben für alles die besten Antworten. Am schlimmsten wird es, wenn behauptet wird die beiden Systeme seien auch noch das gleiche. Siehe Megavolt.

In meinen Augen sind Freiheit und Gleichheit oder andere Werte extrem sinnvolle Zuschreibungen für das Individuum und die Gesellschaft, weil sie das Überleben BESSER sichern. Aber weil sie eben nur Zuschreibungen sind, sind sie 1. kein höchstes Gut an sich und 2. verhandelbar.

Die Freiheit tritt erst mit ihrer Postulierung auf, egal ob durch die 10 Gebote oder durch die Menschenrechtserklärung der französischen Revolution.

Freie Bildung heißt übrigens: freier Zugang zur Bildung, sie muss Menschenrecht werden, weil sie die VORAUSSETZUNG für Geldverdienen ist. Sie durch Geld einzuschränken würde sie nicht frei machen, sondern EINSCHRÄNKEN. Deshalb sind staatliche oder private Unis mit mit Steuerngebühren eine Gewaltanwendung (nach Claw). Ich wüsste gerne mal ob hier einige Neoliberale auch für die private - kostenpflichtige Schule sind! Erstmal schön zahlen lassen die Kinder, wenn sie "Wissen" haben wollen. Sie müssen ja nicht zur Schule/Uni, immerhin braucht man ja auch noch Gärtner oder Putzfrauen.
Wissen als Ware, aber gleichzeitig für die Piratenpartei sein. Lächerlich.
 

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Das ist falsch.
Freiheit ist sehr wohl eine anthropologische Konstante, weil wir ohne sie Moral gar nicht denken können. Moral entsteht erst dadurch, dass jemand entscheiden kann, was er tut. Und genau das nennt man Freiheit.

Und was nutzt uns die Freiheit zur Moral wenn wir uns dafür entscheiden unmoralisch zu handeln? Wäre es da nicht im interesse aller die Freiheit zu beschränken?

Wenn wir die Freiheit jedes Einzelnen über dieses Maß ausdehnen, schränken wir es gleichzeitig ein, weil dann jeder berechtigt ist, seine Freiheit zu zerstören: ein Widerspruch in sich.

Da ist kein Widerspruch. Wer frei sein will muss auch die Freiheit haben auf sie zu verzichten wenn er das denn will sonst ist er per definition nicht frei.
 

shaoling

Guest
Original geschrieben von OgerGolg
Freiheit ist also die Bedingung für eine freie Entscheidung (die du ja als höchsten Wert = gut preist)?
Nicht Bedingung, sie sind ein und dasselbe.

Du solltest den Begriff "tautologischer Zirkel" hier übrigens nicht so abfällig verwenden.
Natürlich ist es eine Tautologie. Ich will ja gerade zeigen, dass sich das Wesen der Moral aus dem Begriff selbst ergibt. Die Form der Moral bedingt die Kategorie der Moral quasi selbst. Genau das ist mein Standpunkt.
Wenn ich ohne Tautologien arbeiten wollte, müsste ich ja moralische Prämissen aus dem Nichts herbeizaubern. Das kann ich tun, aber sobald sie dann jemand abstreitet, bin ich schon mit meinem Latein am Ende.

Original geschrieben von OgerGolg
Vielmehr ist die Moral die konstruierte Möglichkeit Entscheidungen bewerten zu können.

Eine Entscheidung selbst ist erstmal keine moralische Sache. Ob ich etwas kaufe oder nicht kaufe entscheide ich nämlich nach anderen Kriterien als Moral.
Moral ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern gleichzeitig eine Notwendigkeit.
Denn sobald ich Entscheidungen treffen kann, muss ich Entscheidungen treffen. Ich kann mich nicht entscheiden, mich nicht zu entscheiden.
Folglich muss ich meine Entscheidungen irgendwie bewerten. Diese Bewertung ist Gegenstand der Moral.
Folglich ist jede Entscheidung eine moralische Sache.
Selbst die banale Frage, ob ich Schokoladen- oder Vanille-Eis bevorzugen soll, ist a priori Gegenstand der Moral. Erst wenn sie unter moralischen Gesichtspunkten untersucht habe, kann ich zu dem Schluss kommen, dass beide Entscheidungsmöglichkeiten moralisch gleichwertig sind.

An dieser Stelle fehlt eine Unterscheidung zwischen abstrakter/idealer Freiheit: Ich entscheide mich für etwas, und konkreter/realer Freiheit: Ich kann eine Entscheidung auch umsetzen.
Aber das ist komplex und ich will es hier dabei belassen, weil wir uns damit zu weit vom eigentlichen Thema entfernen.

Original geschrieben von OgerGolg
Freie Bildung heißt übrigens: freier Zugang zur Bildung, sie muss Menschenrecht werden, weil sie die VORAUSSETZUNG für Geldverdienen ist.
Das ist ein gescheiter Ansatz, den man weiterverfolgen könnte.
Da dem Menschen, der in unserer Gesellschaft geboren wird, von vornherein die Möglichkeit genommen ist, sich selbst zu versorgen, muss er, schon um zu überleben, eine Tätigkeit ergreifen, für die er bezahlt wird. Dazu ist Bildung erforderlich, woraus man sicherlich ein Recht auf Bildung ableiten kann.

Original geschrieben von Force_Commander
Und was nutzt uns die Freiheit zur Moral wenn wir uns dafür entscheiden unmoralisch zu handeln? Wäre es da nicht im interesse aller die Freiheit zu beschränken?
Darum ist sie ja beschränkt: durch die Freiheit der anderen. Das sagte ich doch gerade?

Original geschrieben von Force_Commander
Da ist kein Widerspruch. Wer frei sein will muss auch die Freiheit haben auf sie zu verzichten wenn er das denn will sonst ist er per definition nicht frei.
Zunächst mal ist es was ganz anderes, ob ich auf meine Freiheit verzichte aus Freiheit, oder ob sie mir von jemand anderem gegen meine Entscheidung genommen wird.
Aber auch anders sehe ich nicht, wie das funktionieren soll. Wie oben schon gesagt: Freiheit ist nicht nur Möglichkeit, sondern auch Notwendigkeit. Ich kann meine Freiheit nicht irgendwo abgeben und mich damit jeder Verantwortung entziehen, weil auch dieser Schritt eine freie Entscheidung wäre, für die ich gerade stehen müsste.

Original geschrieben von TE)Kain
Wenn du davon überzeugt bist, findest du es denn dann auch lohnenswert dannach zu streben? Ich persönlich denke das Gesellschaftsideale nur kollektiv in die Realität umgesetzt werden können. Das Grundgesetz gibt dabei den Rahmen vor.
Ja, das finde ich.
Auch deiner Feststellung kann ich mich anschließen. Ich kann meine Vorstellungen von Wahrheit und Gerechtigkeit niemals umsetzen, ohne andere zu überzeugen. Schon darum hab ich ein natürliches Interesse an der Bildung aller und der Kreis schließt sich. :p

Original geschrieben von TE)Kain
Euer beider Argumentation ist nüchtern, in sich schlüssig und nachvollziehbar. Ich vermisse nur die emotionale Komponente; nicht jeder Mensch nimmt seine Umwelt derart realistisch wahr wie du und Claw. Diese emotionale Illusion aber ist es doch, die Menschen zusammen treibt. Ohne sie wird es imo schwer auf sozio-philosophischer Ebene Grundsatzdebatten zu führen.
Um wieder Bezug auf das Thema zu nehmen, wäre kostenlose Bildung eine Unzumutbarkeit für euch?
Dass es schwer ist, haben wir hier ja oft genug festgestellt. ;)

Und nein, kostenlose Bildung ist keine Unzumutbarkeit für mich. Da das vielleicht etwas inkonsistent zu meinen Grundlagen erscheint, will ich es kurz erläutern.
Zum einen ergibt sich ein gewisser sozialer Anspruch aus unserer Eigentumsordnung, die nie aus Freiheit hervorgegangen ist: Die Welt ist sozusagen schon verteilt und das auf sehr willkürliche Weise. Wer geboren wird, hat keine Chance auf Selbstversorgung, ohne sich in die bestehende Gesellschaft zu integrieren. Daraus ergibt sich für mich ein Recht auf Förderung dieser Integration. Bildung sollte da den wichtigsten Teil einnehmen.
Der wichtigere Grund liegt für mich in der Natur des Menschen. Du hast selbst angesprochen, dass Emotionen dazugehören. Das ganze Modell, das ich vorgestellt habe, basiert auf dem Begriff der Entscheidungsfreiheit. Entscheidungsfreiheit ist in der Realität aber stets an Bedingungen geknüpft. Uns allen ist klar, dass nicht jede menschliche Entscheidung wirklich einem bewussten, rationalen Entscheidungsprozess entspringt. Genau genommen, laufen wohl die wenigsten Entscheidungen so ab. Weil der Mensch also kein reines Vernunftwesen ist, sondern in seiner Entscheidungsfähigkeit, die ja immernoch die Bedingung jeder Moral ist, aufgrund seiner Natur beschränkt ist, müssen wir gewisse Abstriche machen.
Das ist auch der Grund, weshalb ich in entscheidender Hinsicht gegen Claw argumentiere: Ich sehe keinen Beleg dafür, dass eine auf vollständiger Freiheit der Individuen fußende Gesellschaft überhaupt funktioniert, eher einige gewichtige Argumente dagegen - sonst wäre ich Anarchist, denn der Anarchismus als Ablehnung jeder Gewalt, auch durch den Staat, ist immernoch die konsequenteste ethische Position. Überhaupt bin ich nicht der Ansicht, dass man eine ideale Gesellschaft auf dem Reißbrett entwerfen kann.
Welche konkreten Maßnahmen zu realer Freiheit führen, muss auch die Erfahrung zeigen. Und das muss nicht immer nur das Beharren auf absoluter Freiheit sein, die für mich eine Utopie ist. Sie ist das Ideal, das angestrebt und als Grundlage genommen werden muss.
Aber sie ist noch nicht die Lösung aller realen Probleme.
Real ist der Mensch zahlreichen Einflüssen unterworfen, die seine Entscheidungsfreiheit hemmen oder fördern. Wir wissen alle, dass ein Mensch, der unter schlimmen Bedingungen aufwächst, zum Schaf werden kann, völlig unfähig, sein eigenes Leben in Freiheit zu gestalten. Umgekehrt erhält ein Mensch durch Förderung erst die Möglichkeit, seine Gaben, darunter die Fähigkeit moralisch zu handeln, einzusetzen.
Und das ist das Ziel: Man muss die Menschen zur Freiheit erziehen. Selbstverständlich ist dies "das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht". Aber auch die Eltern sind ja wieder denselben Beschränkungen unterworfen, die sich dann wiederum negativ auf das Kind auswirken können.
Um also eine Gesellschaft zu erhalten, die nicht nur auf dem Papier, sondern in Wirklichkeit frei ist, halte ich staatliche Förderung für geboten.
Dabei bewegt man sich immer auf einem schmalen Grat, weil man prinzipiell Freiheitseinbußen hinnimmt, um am Ende mehr Freiheit zu erhalten. Darum ist große Vorsicht geboten und jede einzelne Maßnahme muss kritisch auf ihren Nutzen geprüft werden.

(Fortsetzung folgt eventuell. Ich wollte noch etwas konkreter aufs Thema zu sprechen kommen.)
 

Dekonstruktion

Guest
Die Frage ob ich Schoko-/oder Vanilleeis essen soll ist keine Frage der Moral, sondern einfach eine Geschmacksfrage. Auch ist nicht jede Handlung moralisch. Ob ich einen Grashalm aufhebe oder nicht wäre ein weiteres Beispiel dafür(aus man ist ein strikter Neo-Thomasianer). Würde man jede Handlung in den Bereich des Moralischen abschieben hätte dies unter anderem die Konsequenz, dass der Begriff der Moral stark verwässert wird.
Außerdem möchte ich dafür plädieren, dass wir in Bezug auf die Moral ersteinmanmal von unserem Alltagsverständnis ausgehen, denn dieses ist weitaus vielschichtiger als irgendwelche apriori-Konstrukte.
 

shaoling

Guest
Deine Beispiele sind unplausibel. Dass etwas keine Moral-, sondern eine Geschmacksfrage ist, bedingt eine bestimmte moralische Anschauung. Diese Feststellung kann also erst erfolgen, nachdem die Entscheidung bereits moralisch geprüft wurde. Damit fällt sie aber per Definition in den Bereich der Moral.

Warum das so ist, kannst du dir auch anhand deiner Beispiele leicht klarmachen:
Du weißt nämlich nichts über das Eis. Vielleicht wird das Schokoeis ja von Arbeitssklaven unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt, das Vanilleeis dagegen ist dahingehend unbedenklich.
Legen wir nun das von dir zitierte Alltagsverständnis des Moralbegriffs zugrunde, handelt es sich für jeden Menschen um eine höchst moralische Angelegenheit, für welches Eis man sich entscheidet.
Ähnlich verhält es sich beim Grashalmbeispiel, wenn der Grashalm etwa auf einer Wiese wächst, die jemand anderem als mir gehört. Dann sprechen wir, streng genommen, von Diebstahl.

Diese Bedingungen sind praktisch nie gegeben. Aber das müssen wir erstmal feststellen. Und die Behauptung, dass eine Entscheidung moralisch indifferent sei, ist immer eine moralische - auch wenn sie unbestritten ist.
Denn du unterstellst ja bereits Normen, die du durch moralische Betrachtungen erst ergründen willst, z.B. "jeder darf das Eis wählen, das er mag".
 

Jesus0815

Guest
Sehr schöner, nachvollziehbarer Text, Shao! Ich stimme ihm in seiner Gänze zu.
An einer Stelle möchte ich aber nachhaken:

Original geschrieben von sHaO-LiNg
Und das ist das Ziel: Man muss die Menschen zur Freiheit erziehen.

Ziel ist es also, einem Menschen im Laufe seines Lebens durch gezielte Prägung nahezubringen was Freiheit ist? Ich stimme dir zu, dass die Natur eines Menschen, beschrieben durch Veranlagung und Erfahrung (Stichwort Determinismus), ausschlaggebend auf seine Entscheidungsprozesse wirkt. Es sind diesen auch Denkprozesse unterworfen. So stellt sich für mich die Frage, ob die relative Definition von Freiheit, erst durch natürlich begrenzte Individualität ihren absoluten Wert erfährt. So mit ergibt sich eine Schaar aus Freiheitsvorstellungen, bei denen Ideale bestenfalls Orientierung bieten können.
Insofern ist es schwierig den Menschen zur Freiheit zu erziehen.
 
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Original geschrieben von Amad3us
Du nimmst hier implizit an, dass ein Kauf eines Gutes von A zwar seinen Nutzen maximiert (oder steigert) aber das dieser Kauf keinerlei! Auswirkung auf die Nutzenfunktionen der anderen besitzt.
Ist das realistisch?
Zweitens: Wieso behandelst du alle Käufe und Individuen gleich?
Drittens: Jeder Kauf kann potentiell zu Freiheitseinschränkungen
führen.
Was den Menschen "nützt" (in deiner individuenbezogenen Definition von Nutzen) ist historisch wandelbar. Man muß sich nur irgendwelche irrationalen Bedürfnisse vorstellen, die entstehen könnten. Dann würde eine Sättigung dieser irrationalen Bedürfnisse dazu führen, dass du sagst: jawohl diese irrationalen Bedürfnisse bringen die Menschheit maximal voran.

Ja es ist realistisch.
Wieso sollte ich nicht alle Individuen gleich behandeln? Wo sollte denn ein Unterschied herkommen?
Kein Kauf führt zu Freiheitseinschränkungen. Ein Kauf ist eine freiwillige Transaktion zwischen zwei Individuen und somit niemals eine Einschränkung der Freiheit (da freiwillig). Mit dem gekauften Gut könnte eine Freiheitseinschränkung begangen werden - das ist dann aber eine (strafbare) Handlung und hat nichts mit dem Kauf / dem Markt zu tun.
Und ja, natürlich sage ich das. Was Menschen voran bringt entscheidest eben nicht du und auch nicht ich sondern der jeweilige Mensch selbst. Die Nutzenfunktion ist rein subjektiv, das ist doch gerade der Sinn der Sache.


Ansonsten natürlich Zustimmung an Claw und Shao, sehr schöne Posts. Eine Sache kommt aber meiner Meinung nach bei Shaos Post etwas zu kurz:
Die Argumentationskette zusammengefasst:
Mensch muss Teil der Gesellschaft sein um überleben zu können -> Mensch muss abeiten -> Mensch braucht Bildung -> freie Bildung ist erstrebenswert
Diese Kette ist leider an zwei Punkten angreifbar. Einerseits muss ein Mensch sich nicht in die Gesellschaft integrieren. Ja, es ist sehr unangenehm nach Afrika auszuwandern und dort alleine im Busch zu leben - aber es ist zumindest möglich.
Der zweite Punkt gilt zwar allgemein abstrakt, ist aber im deutschen Sozialsystem ebenfalls nicht richtig: Dank Sozialhilfe gibt es keine Notwendigkeit zu arbeiten. Jeder Bürger kann ein angenehmes Leben führen und vollkommen problemlos überleben.
Insgesamt sehe ich deshalb die Ableitung der Notwendigkeit für freie Bildung aus diesem Ansatz heraus eher kritisch.

Zudem reden wir hier ja allgemein über Universitäten. Schulen sind bereits kostenlos, eine Gebühr für Studenten würde die allgemeine Bildung kaum beeinflussen. Ein Studium ist sicherlich keine Voraussetzung dafür, ein erfülltes Leben zu führen. Integration und Überleben in der Gesellschaft geht auch wunderbar ohne.

Auch zu beachten ist, dass nicht jeder Mensch zu höherer Bildung fähig ist. Selbst wenn man Shaos Argumentation trotz der oben erwähnten Probleme erstmal akzeptiert dann lässt sich damit nur eine freie Bildung für diejenigen ableiten, die sie auch annehmen können. Studiengebühren mit umfangreichen Stipendienprogrammen sind also vollkommen problemlos mit diesem Ansatz vereinbar.
 

Amad3us

Guest
Kein Kauf führt zu Freiheitseinschränkungen.

Ja natürlich kann ich ein Produkt auch einfach kaufen und in der Ecke liegen lassen. Aber meist ist doch die Nutzung implizit im Kauf mit drin.
Oder kauft man Kondome und lässt sie dann im Zimmer zur Dekoration bis ans Lebensende liegen...
Extrem pedantisch könnte man auch sogar im Kauf eine Freiheitseinschränkung sehen. Schließlich kann es sein, dass durch den Kauf das Gut für andere Leute nicht mehr verfügbar ist.
(Ich nehm da einfach mal eine naheliegende Definition von Freiheit, als "Anzahl Handlungsmöglichkeiten")

Und ja, natürlich sage ich das. Was Menschen voran bringt entscheidest eben nicht du und auch nicht ich sondern der jeweilige Mensch selbst.

aber das andere Freiheitsrechte zu respektieren sind, dass schreiben wir den Leuten dann doch noch vor...
 
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Original geschrieben von Amad3us
Ja natürlich kann ich ein Produkt auch einfach kaufen und in der Ecke liegen lassen. Aber meist ist doch die Nutzung implizit im Kauf mit drin.
Oder kauft man Kondome und lässt sie dann im Zimmer zur Dekoration bis ans Lebensende liegen...
Extrem pedantisch könnte man auch sogar im Kauf eine Freiheitseinschränkung sehen. Schließlich kann es sein, dass durch den Kauf das Gut für andere Leute nicht mehr verfügbar ist.
(Ich nehm da einfach mal eine naheliegende Definition von Freiheit, als "Anzahl Handlungsmöglichkeiten")

Das Gut steht auch anderen vorher nicht zur Verfügung, da es Eigentum des Besitzers ist.
Außerdem hat die Nutzung des Guts absolut nichts mit dem Kauf zu tun. Das ist die übliche "Waffen töten Menschen? - Nein, Menschen töten Menschen!" Diskussion. Der Kauf sagt erstmal absolut nichts über die Verwendung aus. Ob sich aus der Handlung eines Menschen eine Freiheitseinschränkung für einen anderen Menschen ergibt ist kein marktwirtschaftliches Problem. Nicht Güter schränken Freiheiten ein, Menschen schränken Freiheiten ein.
 
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Shao, nur weil jede Entscheidung moralisch beurteilt werden kann, hat das noch nicht zur Schlußfolgerung, dass jede Entscheidung eine Frage der Moral ist. Es ist halt nicht sinnvoll ALLES als Moral zu definieren, aber anscheinend praktischer.

Natürlich erzeugt die Entscheidung Moral, siehe Adam und Eva. Aber die Welt ist heute weiter. Wir leben in einer funktional ausdifferenzierten Welt (okay das ist eine theoretische Annahme, die aber sehr plausibel ist).

In dieser Welt gibt es Fragen, Entscheidungen und Handlungsvarianten, wie ich an diese herangehe, kommt auf das System an in dem ich mich bewege.
Nicht umsonst hat Machiavelli (der echte, nicht der fake) politische Fragen POLITISCH lösen wollen und nicht auf theologisch/moral zurückgreifen wollen.
Moral und Theologie wurden ebenso getrennt. Auch die Richter fragen heute nicht mehr: ist jemand gut, weil er sich so und so entschieden hat, sondern ist er SCHULDIG. Der Unterschied von legal und legitim.

Wir leben natürlich in einem Dilemma, welchen Blickwinkel wir einnehmen und wir MÜSSEN einen einnehmen, gerade weil auch eine Nichtentscheidung eine Entscheidung ist (wie du vollkommen richtig angemerkt hast). Welchen wir schlußendlich wählen, hängt von unserem Wissen, dem Sachverhalt und unserer Selbstbeobachtung ab. Allerdings wäre in meinen Augen eins, die schlechteste Lösung: blind einem System hinterherzulaufen und zu denken, man hat jetzt die Wahrheit oder das "Höchste Gut" gefunden. Egal ob das jetzt die individuelle Freiheit, der freie Markt oder der Kommunismus ist. Alles bleibt Verhandlungssache. Das ist zwar nicht beruhigend aber demokratisch.

Aber deine Aussagen über die Erziehung der Freiheit und die Tatsache der öffentliche Förderungen (=> Ziel eine relative Freiheit für viele, und nicht nur die faktische Macht weniger), sind schonmal sehr lobenswert. Im Grunde kommst du dann auch in Verhandlungsmodellen an. Dem kann man nur begrüssend zustimmen (natürlich als Spitze gegen die Ultraliberalen^^).
 

Clawg

Guest
Original geschrieben von Force_Commander
Und ich bezweifle ernsthaft das du und Clawg hier so selbstgefällig von "Freiheit" und "Gerechtigkeit" reden würdet wenn IHR auf hilfe angwiesen wärt.
Deine Meinung würde sich sicher schnell ändern wenn dich morgen ein Auto anfährt, und du danach Querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt und für alles hilfe brauchst. Würdest du dann auch noch so überzeugt verkünden das es falsch ist, dass andere mit ihren Steuergeldern unfreiwilligerweise die Leute bezahlen die sich um dich kümmern? Wohl kaum.
Doch, weil ich privat für genau derartige Fall versichert bin.

Im Übrigen würde mir eine völlige Abhängigkeit von der Gutmütigkeit anderer nicht mehr 'Leben' geben. Ich hätte mein Leben so oder so nicht mehr in meiner Hand.



Hast du irgendwelche Belege für folgende Aussagen:

- Wenn man sich aufs erste verlässt würde das meiner Ansicht nach in einer humanen Katastophe enden.
- Menschen können mit zuviel Freiheit gar nicht umgehen, das artet nur in Anarchie und Chaos aus.


Und wo wir grade dabei sind. Begründe mir doch mal bitte warum die persönliche Freiheit bei der Freiheit anderer aufhören soll?
Die Grundlage eines freien Systems ist nicht die Freiheit. Ich distanziere mich in dem Punkt von Shao.
Die Basis bildet das Individuum, das sich folgende Frage stellt:
In welchem System möchte ich (langfristig gesehen) leben?

Eine rationale Gesellschaft ergibt sich, wenn diese Frage rational beantwortet wird. Mein und der Verstand anderer ist die einzige Möglichkeit, in dieser Welt zu bestehen. Gewalt und Verstand schließen sich gegenseitig aus, also folgt daraus, dass man Initiation von Gewalt in all ihren Forem ausschließen sollte.
Der Begriff 'Maximale Freiheit' ist damit nicht kongruent, denn es beantwortet beispielsweise nicht die Frage, wie der Staat in der Rolle der Polizei auftreten kann. Basis ist immer die Frage, wie man selbst das bestmögliche Leben leben kann. Und eben dieses zerstört man, wenn man gegen andere Menschen Gewalt ausübt.
 

shaoling

Guest
Original geschrieben von Clawg
Im Übrigen würde mir eine völlige Abhängigkeit von der Gutmütigkeit anderer nicht mehr 'Leben' geben. Ich hätte mein Leben so oder so nicht mehr in meiner Hand.
Ist es nicht genau umgekehrt?
Wenn ich in einem politischen System lebe, das mir bestimmte Grundrechte (z.B. Leben, Bildung) garantiert, bin ich eben nicht von der Gutmütigkeit anderer abhängig. Das wäre nur der Fall, wenn mir diese Gutmütigkeit jederzeit entzogen werden könnte. Damit das nicht eintritt, sind bestimmte Grundrechte ja in der Verfassung verankert und auch nicht daraus tilgbar.

Original geschrieben von Clawg
Die Basis bildet das Individuum, das sich folgende Frage stellt:
In welchem System möchte ich (langfristig gesehen) leben?
Und wie gelangst du damit zu moralischen Schlussfolgerungen?
Aus deinem Willen lässt sich moralisch nichts folgern.

Original geschrieben von Clawg
Eine rationale Gesellschaft ergibt sich, wenn diese Frage rational beantwortet wird.
Genau hier musst du zeigen, dass und warum eine "rationale Gesellschaft" erstrebenswert ist.

Original geschrieben von Clawg
Mein und der Verstand anderer ist die einzige Möglichkeit, in dieser Welt zu bestehen.
?

Original geschrieben von Clawg
Gewalt und Verstand schließen sich gegenseitig aus, also folgt daraus, dass man Initiation von Gewalt in all ihren Forem ausschließen sollte.
Beweis?

Original geschrieben von Clawg
Basis ist immer die Frage, wie man selbst das bestmögliche Leben leben kann. Und eben dieses zerstört man, wenn man gegen andere Menschen Gewalt ausübt.
Ebenfalls eine Behauptung, die du hier noch nie schlüssig beweisen konntest.
Du definierst einfach den Begriff rational, setzt dann rational als gut und bekommst am Ende - oh Wunder - als gut wieder heraus, was du anfangs definiert hast.
Was hat das mit Erkenntnis zu tun?


Original geschrieben von OgerGolg
Shao, nur weil jede Entscheidung moralisch beurteilt werden kann, hat das noch nicht zur Schlußfolgerung, dass jede Entscheidung eine Frage der Moral ist.
Äh doch, genau das ist die Folgerung. Oder was verstehst du unter einer "Frage der Moral"?
Moral beantwortet nach Kant die Frage: "Was soll ich tun?" Das umfasst eben die Menge aller Entscheidungen.
 
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Original geschrieben von sHaO-LiNg
Äh doch, genau das ist die Folgerung. Oder was verstehst du unter einer "Frage der Moral"?
Moral beantwortet nach Kant die Frage: "Was soll ich tun?" Das umfasst eben die Menge aller Entscheidungen.

Wenn jede Entscheidung moralisch ist dann ist es redundant, von moralischen Entscheidungen zu sprechen. Wir können also den Begriff "Moral" vollständig ignorieren und einfach nurnoch von Entscheidungen sprechen.
 
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