@ Megavolt
Ich bin zwar deiner Meinung in der Hinsicht das Studiengebühren sinnvoll sind aber deine pseudo-VWL Argumentation ist leider völlig an der Realität vorbei/falsch.
1.
Das gilt natürlich nur unter folgenden Annahmen:
- perfekter freier Markt (wie gesagt nicht erfüllt, aber man kann den realen Markt als erste Näherung betrachten).
- Es gibt keine "höheren" Ziele. Es gibt keinen Gott, kein übergeordnetes Ideal. "Die Menschheit" ist eine Ansammlung von Menschen, von Individuen. Wer an einen Gott oder an einen tieferen Sinn im Leben oder an Esoterik oder sonstwas glaubt wird mir hier natürlich nicht zustimmen.
- Es gibt keine Verzerrungen in der Nachfrage. Sobald Menschen über Geld verfügen dürfen, das ihnen nicht freiwillig gegeben wurde (Politiker über Steuergelder!) ist die Nachfrage offensichtlich vollkommen entkoppelt vom Mehrwert für den Geldgeber (der ja enteignet wurde).
- Jeder Mensch weiß wirklich was er will. Das ist der am einfachsten angreifbare Punkt. Insbesondere wenn man zusätzlich noch beachtet, dass es zu Situationen ähnlich dem Gefangenendilemma kommen kann. Das ist dann auch genau der Grund dafür, warum ich den Staat nicht komplett abschaffen würde und eine (stark eingeschränkte und möglichst minimale) staatliche Einflussnahme auf den Markt für nötig und hilfreich halte. Aber das genau auszuführen führt hier zu weit, dafür wäre ein eigenes topic angebracht
Keine dieser Annahmen lässt sich auch nur zur hälfte auf die Realität übertragen. Damit ist jegliches Modell das auf diesen Annahmen aufbaut von Grund auf falsch.
Wir haben, wie du schon sagtest, keinen freien Markt, höchstens in sehr, sehr grober Näherung, wenn überhaupt.
Keine höheren Ziele? Wieviel % der Menschheit sind religiös oder streben irgendwas "höheres" an? Dürften locker über 50% sein. Eher mehr.
Verzerrungen der Nachfrage haben wir auch massig, fast unser ganzes Wirtschaftssystem basiert darauf.
Kaum ein Mensch weiß genau was er will allein schon deswegen weil wir von der dafür nötigen völligen Markttransparenz meilenweit entfernt sind.
Soweit also schonmal völlig an der Realität vorbei, aber es wird noch besser...
Siehe oben: Der Markt sorgt dafür, dass (über das Tauschmittel "Geld") sich Angebot und Nachfrage finden und aufheben können. Der Preis ist dabei der Vermittler. Deshalb ist der ideale Markt automatisch maximal effizient.
Mit dem Ansatz widerlegst du deine eigenen Aussagen zum Thema "Kulturwissenschaften sind (teilweise) unproduktiv"
Der Markt reguliert sich über Angebot und Nachfrage, stimmt. Nimmt man das Angebot als konstant an verhalten sich Nachfrage und Preis direkt proportional. Hohe Nachfrage = hoher Preis.
So wie ihr ja schon festgestellt habt gibt es für die "Kulturwissenschaften" genausoviel oder sogar mehr Nachfrage wie für die anderen Studiengänge (von der Studentenseite betrachtet). Nach deiner Logik wären die Kulturwissenschaften also die wirtschaftlich sinnvollsten Studiengänge die auch für die Menschheit den meisten Nutzen haben, da sie ja auch den höchsten Preis erzielen.
Wenn man sich nun die Arbeitslosenquoten unter Akademikern ansieht, scheint das ganze von der Arbeitgeberseite her auch zu passen, die ist nämlich sehr niedrig. Wenns nach (um dein Beispiel zu nehmen) 400 Afrikanisten keine Nachfrage gäbe, würde sich das in der Arbeitslosenquote widerspiegeln.
Deine ganze theoretische Betrachtung wird hier von der Wirklichkeit gänzlich widerlegt.
Was du generell während der VWL Vorlesungen nicht verstanden zu haben scheinst, ist die Tatsache, dass ihre Modelle, welche nur stark vereinfachte Abbildungen der Realität sind, keinerlei Anspruch darauf erheben der Realität gerecht zu werden oder ihr auch nur nahe zu kommen.
KEIN VWLer wird eine Argumentation auf einem VWL Modell aufbauen wie du es tust und dann sagen: "So ist das halt" weil er weiß das die Modelle meist wenig bis gar nicht mit der Realität übereinstimmen. Kann es auch gar nicht nach sovielen Vereinfachungen. Die Modelle eignen sich lediglich um einzelne Variablen der Gleichung zu betrachten und um sich ganz grob die Wechselwirkungen zwischen ihnen zu veranschaulichen, mehr nicht.
Und noch viel wichtiger, sämtliche Modelle der VWL haben einzig und allein ERKLÄRENDEN Charakter. Keines dieser Modelle eignet sich zur Entscheidungsfindung, in keinster Weise.