@ Dac:
Ich finde schon, dac, dass bei einer so, ich sag mal, "auslaendischen" Argumentation schon einige Belege angebracht waeren, und nicht nur obskure Verweise auf Deine bestehende Expertise ueber monetaere Zusammenhaenge. Damit will ich gar nicht sagen, dass Du notwendigerweise falsch liegen musst, es liegt durchaus im Bereich des Moeglichen, dass sich die Dinge so darstellen. Z.b. die Art, wie sich Eliten rekrutieren, spricht durchaus dafuer, dass ein bestimmtes, ich sag mal "Klassenbewusstsein" bei diesen Eliten vorhanden sein kann.
Das Problem das ich damit habe ist aber folgendes: Du gehst im Grunde von einer einheitlichen Ideologie und einer einheitlichen Klasse aus, einem globalen Netzwerk kapitalistischer Eliten welches mehr oder weniger sychronisiert und zielbewusst agiert.
Sicherlich gibt es verschiedene Foren, ueber die versucht wird, eine Vereinheitlichung der Eliten anzustreben, ich denke da beispielsweise an den European Round Table of Industrialists, frueher die Mont Pelerin Society, diverse Think Tanks (Project for a new american century etc.).
Allerdings ist das nur eine Tendenz in einem widerspruechlichen Gewebe. Genauso gibt es eine Tendenz zur Fragmentierung von Klassenbewusstsein und Klassenhandeln. Es gibt haeufig Phasen in der Geschichte, wo dominante Machtbloecke einfach zerfallen, ohne dass sich fuer lange Perioden ein neuer Block bilden kann. Du subsummierst einfach voellig disparate Phaenomene unter das angebliche einheitliche "Interesse" dieser Eliten: Kriege, Rohstoffe, Praesidenten etc. Ich halte es fuer wenig plausibel, dass Deine Eliten in der Lage sind, hier ein gemeinsames Interesse ueberhaupt zu formulieren.
Das ist der erste Einwand. Der zweite ist, dass eine Manipulation in solchem gigantischen, globalen Masstab ungeheure kognitive Kapazitaeten vorraussetzen wuerde. Eine kleine Gruppe von Menschen ist definitiv nicht in der Lage, gleichzeitig Kriege zu planen, Politiker zu manipulieren, Rohstoffe zu rauben und nebenher sich noch ums legale Geschaeft zu kuemmern. Das impliziert wiederum, dass auf externe Expertise zurueckgegriffen werden muss. Konkret wuerdest Du Planungs- und Beratungsstaebe mit wahrscheinlich tausenden von Experten benoetigen, um eine derartige Manipulation ueberhaupt kognitiv bewaeltigen zu koennen. Das wiederum impliziert, dass das Risiko, dass diese Verschwoerung auffliegt, exponential waechst. Je mehr Leute an einer Verschwoerung beteiligt sind, desto groesser die Wahrscheinlichkeit, dass einer plaudert. Oder zwei oder drei. Irgendwann wuerde sich das nicht mehr vertuschen lassen.
Dritter Einwand: die relative Autonomie der Politik. Politik und Wirtschaft stehen nicht in einem Verhaeltnis einseitiger Determinierung. Beide sind, gerade heutzutage, sehr eng verflochten, das gebe ich zu. Allerdings verfuegt der Staat immer noch ueber eine Eigenlogik, und der Versuch einer direkten, unverhohlenen und machtbasierten Einflussnahme auf den Staat wuerde mittelbar zu Abwehrreaktionen fuehren. Politische Souveraenitaet ist ein sehr wirkungsmaechtiges Konzept, und ich stelle die These in den Raum, dass bestimmte oekonomische Wucherungen nur solange von der Politik geduldet werden, solange diese Wucherungen die Ausuebung von Souveraenitaet foerdern oder zumindest nicht behindern. Wuerde jetzt denke ich zu weit fuehren, dass en Detail herzuleiten, mach ich vielleicht spaeter.
so long!