Überbevölkerung

Clawg

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Privateigentum ist etwas anderes als "das gehört mir". Privateigentum bezeichnet das von der Gesellschaft anerkannte Recht, über das eigene Leben bzw. selbst geschaffene Dinge bestimmen zu dürfen.
In diversen Naturvölkern gibt es meist eine feste, soziale Stammesstruktur. Wenn derjenige über dir entscheidet, dann hat man zu folgen. Raum für Ideen wie Privateigentum gibt es dort keines.
Bei Völkern die einfach gar nichts besitzen können, da ihre Umgebung kaum Möglichkeit dazu bietet (z.B. irgendwo in der Wüste oder im Dschungel) bzw. alles verfügbar ist, gibt es keine Infragestellung der sozialen Struktur und dementsprechend auch weniger Konflikte.
 
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Du hast keine Ahnung von Ethnologie, also versuch nicht hier irgendetwas darüber zu schreiben.

Fail.
 
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@jackdaniels
Man könnte meinen, du bist positiv auf kommunistische Umerziehungsmethoden zu sprechen.

Sorry, aber das machst du woran fest?? Ganz im Gegenteil.

Deine ach so tollen "matriarchischen" Stämme funzen bestenfalls in Familienbanden oder Stämmen noch, sobald die Dimension über die eines Dorfes hinausgeht, scheitert es. Und ob der Lebensstandard eines Waldstammes mit der eines industrialisierten Welt gleichgesetzt werden kann, ist dezent fraglich.

Ok, du hast mein Argument also noch nichtmal ansatzweise verstanden, tolle Leistung! Weil ich nett bin nochmal: mir ging es darum zu zeigen, dass die buergerliche Gesellschaft keine universelle Dimension besitzt. Ob wir wie irgendwelche Amazonas-Indianer leben koennten, ist mir sowas von absolut scheiss egal.

Ist wirklich sehr schade wenn du ein Opfer des Ostblocks bist, aber dein Beissreflex ist, ganz ehrlich, vollkommen unangebracht.
 
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Privateigentum ist etwas anderes als "das gehört mir". Privateigentum bezeichnet das von der Gesellschaft anerkannte Recht, über das eigene Leben bzw. selbst geschaffene Dinge bestimmen zu dürfen.

Stimmt. Ich hab da wohl die Begriffe Eigentum und Besitz durcheinander gebracht. :airquote: Praktisch sollte es allerdings keinen Unterschied machen da die Unterscheidung erst dann einen Sinn macht wenn der "Besitz" strittig wird. Dh wenn zwei Personen das gleiche Gut haben wollen und das Gut übertragen wird.
 
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Hallo Gottwurm,

Bedeutet Kontingenz bei dir das gleiche wie bei mir?

http://de.wikipedia.org/wiki/Kontingenz_(Soziologie)

Es bedeutet dass etwas moeglich, aber nicht notwendig ist.

Ich sage in meinen Posts das die menschliche Natur auf bestimmte Merkmale die jeder Mensch hat schliessen lässt. Die Verteilung und Ausprägung dieser Merkmale ist unterschiedlich (aka der kontingente Teil). Dadurch entsteht die Individualität und diese sorgt dafür das die Reaktion von Menschen auf ein starres System wie zb Kommunismus unterschiedlich ausfällt da die Betrachtungsweise unterschiedlich ist.

Für diese Argumentation ist die Wechselwirkung der Umwelteinflüsse auf die Genetik und somit wiederum auf die "menschliche Natur" völlig unerheblich. Die Umwelteinflüsse betreffen ja jeden Menschen wieder unterschiedlich sorgen also für unterschiedliche genetische Änderungen und fördern so die Individualität. Dafür ist es auch relativ wurscht ob zb bestimmte Volksgruppen gemeinsame genetische Unterschiede entwickeln. Deswegen kann ich auch sehr wohl davon in einer "dinglichen Weise" Sprechen.

Mein Problem liegt genau im fett markierten Teil. Du sagst, dass alle Menschen bestimmte Eigenschaften teilen. Mir geht es konkret um die Frage, ob man, wie das die Liberalen sagen, von einer universellen menschlichen Gier-Natur sprechen kann, oder nicht. Ich selber nehme, wie bereits ausgefuehrt, eher letzteres an. Ich denke, dass die "Rationalitaet" nach welcher die Menschen handeln, etwas zutiefst historisch spezifisches ist. Deswegen habe ich diese genetischen Untersuchungen angefuehrt, die eben illustrieren, dass wesentliche Eigenschaften des Menschens erst durch gesellschaftliche Strukturen hervorgebracht werden. Ich hatte die indigenen Voelker angefuehrt, um diesen Punkt weiters zu illustrieren.

Kann auch sein dass ich Dein Argument gerade ueberhaupt nicht checke und wir voll aneinander vorbei reden ;). Daher nochmal, auf den Punkt gebracht, meine Position:

Menschliche Natur ist nicht universell und ahistorisch, sondern wird durch die jeweiligen sozialen Verhaeltnisse (mit-)konstruiert. Es macht ergo keinen Sinn, davon zu sprechen, dass diese oder jene Produktionsweise illegitim sei, weil sie der menschlichen Natur widerspreche.



Nenn mir bitte ein Beispiel eines Volkes in dem es keinerlei Privateigentum gibt das würde mich doch sehr interessieren. Ich bezweifle ernsthaft das es eine Gesellschaft gibt in dem keiner auf "das gehört mir" gekommen ist.

Wenn ich mich recht erinnere, wurden Beispiele dafuer in Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns Vol.1 und Kees van der Pijl, modes of foreign relations and political economy vol.3 angefuehrt. Keine Ahnung ob Dir das hilft, bin jetzt auch zu faul es selber nochmal nachzukucken ;). Auf Spiegel online war jedenfalls vor einer Weile dieser Artikel ueber einen Anthropologen zu finden, der in einem matriarchalischen Stamm im Amazonas geforscht hat, wo es keine wesentlichen gesellschaftlichen Konflikte mehr gab; ob die allerdings Privateigentum hatten oder nicht, kann ich mich wirklich nicht mehr dran erinnern.

Alle menschlichen Gesellschaften bieten die gleiche Möglichkeit an Konfliktpotential, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung, da die Bedürfnisse des Menschen gleich sind: Nahrung, Sicherheit und Unterhaltung. Somit kann zwar die Ausprägung kontingent sein, nicht aber die Probleme selbst.

Da wuerde ich auch widersprechen. Menschliche Beduerfnisse sind nicht konstant sondern im wesentlichen sprachlich konstruiert. Biologisch / physikalisch gesehen hast Du natuerlich recht. Aber ob etwas von Menschen als Beduerfnis verstanden wird, ist eine ganz andere Frage. Wenn menschliche Beduerfnisse naemlcih ueberall gleich verstanden werden wuerden, haetten wir nicht die Situation dass Menschen im Norden fuer (relativ gesehene) Luxusbeduerfnisse auf die Barrikaden gehen, waehrend Menschen die im Sueden im Slum unter wirklcih elendsten Bedingungen leben in keinster Weise Widerstand leisten (das ist jetzt sehr polemisch, aber ich hoffe, der Punkt wird klar).

Schoene Gruesse!
 
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Mein Problem liegt genau im fett markierten Teil. Du sagst, dass alle Menschen bestimmte Eigenschaften teilen. Mir geht es konkret um die Frage, ob man, wie das die Liberalen sagen, von einer universellen menschlichen Gier-Natur sprechen kann, oder nicht. Ich selber nehme, wie bereits ausgefuehrt, eher letzteres an.

Ich glaub hier kann ich den Unterschied zwischen dem was du verstehst und ich meine verdeutlichen.

Ich sage der Mensch besitzt Gier und wird sie auch immer besitzen. Die Ausprägung wie stark dieses Gefühl ist kann endlos variieren. Da das Gefühl aber NICHT vollkommen verschwindet, kann ein System das auf Gleicheit basiert (Kommunismus) nicht funktionieren. Es wird immer Widerstand gegen das System geben. Das ist im Kapitalismus umgekehrt natürlich ganz genauso, sonst hätten wir keine Gesetze die in den Markt nach dem Willen eines Teils der Bevölkerung eingreifen.

Kann auch sein dass ich Dein Argument gerade ueberhaupt nicht checke und wir voll aneinander vorbei reden ;). Daher nochmal, auf den Punkt gebracht, meine Position:

Menschliche Natur ist nicht universell und ahistorisch, sondern wird durch die jeweiligen sozialen Verhaeltnisse (mit-)konstruiert. Es macht ergo keinen Sinn, davon zu sprechen, dass diese oder jene Produktionsweise illegitim sei, weil sie der menschlichen Natur widerspreche.

Das Problem ist das die sozialen Verhältnisse von den Bedürfnissen der Menschen geprägt sind und diese sind IMMER gleich: Nahrung, Sicherheit und Unterhaltung. Die Ausprägung dieser Bedürfnisse hängt wiederum vom Einzelnen Menschen und der Gesellschaft ab.

Da wuerde ich auch widersprechen. Menschliche Beduerfnisse sind nicht konstant sondern im wesentlichen sprachlich konstruiert. Biologisch / physikalisch gesehen hast Du natuerlich recht. Aber ob etwas von Menschen als Beduerfnis verstanden wird, ist eine ganz andere Frage. Wenn menschliche Beduerfnisse naemlcih ueberall gleich verstanden werden wuerden, haetten wir nicht die Situation dass Menschen im Norden fuer (relativ gesehene) Luxusbeduerfnisse auf die Barrikaden gehen, waehrend Menschen die im Sueden im Slum unter wirklcih elendsten Bedingungen leben in keinster Weise Widerstand leisten (das ist jetzt sehr polemisch, aber ich hoffe, der Punkt wird klar).

Ich habe NICHT gesagt das die Bedürfnisse gleich verstanden werden. Sondern nur das sie bei ALLEN Menschen existieren. Daraus folgt dann nicht die Gleichheit sondern bloss die Existenz des Bedürfnisses. Sowohl im Luxusapartment als auch im Slum sitzt ein Mensch und beide müssen Essen. Allerdings gibt es bei diesem Bedürfniss einen Unterschied: Wir Deutschen wollen das es schmeckt und der Indische Slumbewohner will erstmal das die Schale voll ist.

Der Unterschied im Protest gegen die bestehenden Verhältnisse liegt im übrigen woanders. Der Slumbewohner hat keine Zeit zu protestieren weil er bis zum Erfolg seines Protestes schon verhungert wäre (polemisch gesprochen). Solange er also irgendeine Aussicht hat sein Essen zu kriegen (zb Tagelohn) wird er diese wahrnehmen.


Danke für die Titel werd ich bei Gelegenheit mal ausleihen.
 
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Weil eine Gesellschaft die zerstritten ist keine/kaum Möglichkeiten bietet ein sicheres Leben zu führen?
Würde jeder seine persönliche Freiheit zu 100% ausüben können dann würde das ein Zusammenleben kaum möglich machen.
Darum -> Geselschaftlicher Zusammenhalt > Individueller Nutzen.
 
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Weil eine Gesellschaft die zerstritten ist keine/kaum Möglichkeiten bietet ein sicheres Leben zu führen?
Würde jeder seine persönliche Freiheit zu 100% ausüben können dann würde das ein Zusammenleben kaum möglich machen.
Darum -> Geselschaftlicher Zusammenhalt > Individueller Nutzen.

Falsche Folgerung. Gesellschaftlicher Zusammenhalt = Individueller Nutzen = Kooperation > Defektion
Stichwort: Spieltheorie, umgewandeltes Gefangenendilemma.
 
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Individueller NUtzen istz aber nicht = Gesellschaftlicher Zusammenhalt.
 
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Doch. Google mal nach Gefangenendilemma und überlege was das mit Kooperation zu tun hat. Das sagst du doch selbst: wenn jeder nur an sich denkt, und jedesmal den eigenen Nutzen maximiert werden Spannungen in einem System entstehen, die wiederum den Nutzen aller bedrohen können. Wenn aber alle kooperieren, kann ein gesicherter Nutzen für alle entstehen. Das ist doch das "tolle" an den RC Theorien: egal was du sagst, ich sage du bist falsch, und kann das begründen. Weil ich jeden Scheiß in einen Nutzen umdefinieren kann, und dann sage, aber nene, das stimmt so nicht, das kann man doch anders sehen.
Weswegen ich zu meiner Ausgangsfrage zurückkomme: warum streitet ihr über so einen Scheiß, wenn es offensichtlich ist, dass ihr zu keiner Lösung kommen werdet, und ihr euch nur gegenseitig trollt?
 
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Das Gefgangenendilemma ist eine nette Idee, aber gerade seine einfachste Form kränkelt doch an so manchen Sachen.
Es geht z.B. davon aus dass man persönlichen und gesellschaftlichen Nutzen klar definieren und MESSEN kann. Das funktioniert vielleicht bei einfachsten Dingen, als Erklärungsansatz für komplexere Sachen ist es aber nicht geeignet.
Zudem sind 2 Teilnehmer keine Gesellschaft.
Teilnehmer müssen nicht immer nach dem Maximum streben, mir reicht auch eine 7/10 um glücklich zu sein/gerade wenn ich dafür weniger Leistung erbringen muss).

Persönlicher Nutzen kann in einer großen Gesellschaft ohne Probleme gegen diese GEsellschaft sein ohne dass es sofort negative Folgen auf einen selber hat. Die Welt geht nicht unter wenn ich auch mal angetrunken Auto fahre. Da ist mein Nutzen groß und der Schaden für die Gesellschaft erstmal 0. Machen das alle wäre es anders, machen aber nicht alle.
 
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warum streitet ihr über so einen Scheiß, wenn es offensichtlich ist, dass ihr zu keiner Lösung kommen werdet, und ihr euch nur gegenseitig trollt?


wo wurde denn getrollt ?
ich wollte fragman nur zeigen das der gedanke den falschen ansatz hat.
zusammenhalt gilt nämlich nicht unbegrenzt sondern ist an bestimmte bedingungen gebunden, unter anderem den eigenen nutzen. (wenn man weit genug denkt geht es letzendlich nur darum)

man kann z.b. auch einfach fragen in welcher gesellschaft man lieber leben würde?:
1. in dieser gesellschaft herrscht ein zusammenhalt von 100%, aber das eigene glück liegt nur bei 50%.
2. in dieser gesellschaft herrscht ein zusammenhalt von 70%, aber das eigene glück liegt bei 90%.

jeder der sagt er lebe lieber in der ersten gesellschaft lügt.


Die Welt geht nicht unter wenn ich auch mal angetrunken Auto fahre. Da ist mein Nutzen groß und der Schaden für die Gesellschaft erstmal 0. Machen das alle wäre es anders, machen aber nicht alle.

es ist aber in deinem interesse (dein nutzen) das nicht jeder einfach ungestraft betrunken autofahren kann, also macht man halt mit.
ausserdem ist die eigene gefahr schon ziemlich groß als das angetrunken auto fahren jetzt ein vielversprechender nutzen ist.
 
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Das ist aber eine sehr wirre Annahme, dass in einer Gesellschaft mit mehr Zusammenhalt das durchschnittliche Glück *geringer* ist als in einer gesellschaft mit wenig Zusammenhalt. Eher das Gegenteil ist der Fall, es sei denn Du gehörst zu einer verschwindend kleinen Elite im System ohne Zusammenhalt.
 
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du hast was falsch verstanden.
das in einer gesellschaft mit mehr zusammenhalt das durchschnittliche glück geringer ist behaupte ich nicht.
gesellschaft 1. und 2. sollen nur beispiele sein.
 
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SC2

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du hast was falsch verstanden.
das in einer gesellschaft mit mehr zusammenhalt das durchschnittliche glück geringer ist behaupte ich nicht.
gesellschaft 1. und 2. sollen nur beispiele sein.

Du hast etwas falsch verstanden, denn bei dir wurde aus Freiheit->Glück.


Das ist Blödsinn.


Folglich handelt es sich um eine wirre Annahme wie es auch dacsyzygy schon erwähnt hat.
 
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Den Zusammenhalt in einer Gesellschaft würde ich nicht so definieren, dass alle gleich viel besitzen (gleich arm) sind. Sondern vielleicht eher, dass jeder die Möglichkeit hat sich frei zu entwickeln.
Wenn jeder für sich selber eine Chance sieht, dann wird er wahrscheinlich die Gesellschaft in ihrem Bestand unterstützen. Wenn nicht, dann ist ihm die Gesellschaft halt sch***-egal.

Als Beispiel, dass da in unserer Gesellschaft persönliche Entwicklung gehemmt wird, würde ich den Artikel nehmen, wo die Bahn ein Start-Up Unternehmen verhindert.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,725896,00.html

Ich glaub im Grundgesetz steht auch, dass jeder die Freiheit hat sich wirtschaftlich zu entwickeln oder so.
 
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Den Zusammenhalt in einer Gesellschaft würde ich nicht so definieren, dass alle gleich viel besitzen (gleich arm) sind. Sondern vielleicht eher, dass jeder die Möglichkeit hat sich frei zu entwickeln.
Wenn jeder für sich selber eine Chance sieht, dann wird er wahrscheinlich die Gesellschaft in ihrem Bestand unterstützen. Wenn nicht, dann ist ihm die Gesellschaft halt sch***-egal.

Halte ich fuer einen wichtigen Punkt. Ich wuerde es sogar noch weitertreiben, und sagen, dass die materiellen Unterschiede zwischen Gesellschaftsmitgliedern weniger wichtig sind als die soziale Interpretation dieser Unterschiede. Ich denke, dass den meisten Menschen eine Gesellschaft mit krasser Ungleichheit durchaus legitim erscheinen kann, dass also die soziale Interpretationsleistung wichtiger ist, als die Einkommensverteilung.

Um das klarzustellen: je ungleicher, desto schwieriger wird es, eine Gesellschaft als legitim zu interpretieren. Je gleicher, desto einfacher wird es. Aber worauf ich hinaus will ist, dass in den USA eine sehr krasse Ungleichverteilung koexistiert mit einer sehr breiten, alle sozialen Schichten durchquerenden Akzeptanz des Gesellschaftsmodells. Waehrend in Europa wir geringere materielle Ungleichheit aber gleichzeitig auch [/i]eine groessere soziale Umkaempftheit[/i] des europaischen Gesellschaftsmodells haben.

De facto ist die Interpretation von Ungleichheit ausschlaggebender als die empirische Realitaet von Ungleichheit. Und ich denke, dass die meisten Probleme sozialen Zusammenhalts, die wir in Europa haben, im wesentlichen auf das Problem mangelnder Anerkennung zurueckzufuehren sind, darauf, dass wir eine breite Masse der Bevoelkerung haben, die vom gesellschaftlichen Leben abgekoppelt ist und keinen Respekt erhaelt. Die Unterschicht, die Asozialen, wissen, dass sie nicht gewertschaetzt werden, und dass im Grunde niemand einen Fick auf sie gibt, dass sie oekonomisch ueberfluessig sind und es das beste waere, wenn sie gar nicht existieren wuerden. Also im Grunde das, was die Sarrazins uns erzaehlen. Wer von der Gesellschaft keinen Respekt erhaelt, gibt dieser Gesellschaft im Gegenzug auch keinen Respekt zurueck.
 
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In den usa hat man das selbe doch noch in viel krasserem maße, also wenn es in deutschland mal zu solchen ghettoisierungserscheinungen kommt wie in den amerikanischen großstädten, na dann gute nacht.
 
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Halte ich fuer einen wichtigen Punkt. Ich wuerde es sogar noch weitertreiben, und sagen, dass die materiellen Unterschiede zwischen Gesellschaftsmitgliedern weniger wichtig sind als die soziale Interpretation dieser Unterschiede. Ich denke, dass den meisten Menschen eine Gesellschaft mit krasser Ungleichheit durchaus legitim erscheinen kann, dass also die soziale Interpretationsleistung wichtiger ist, als die Einkommensverteilung.

Um das klarzustellen: je ungleicher, desto schwieriger wird es, eine Gesellschaft als legitim zu interpretieren. Je gleicher, desto einfacher wird es. Aber worauf ich hinaus will ist, dass in den USA eine sehr krasse Ungleichverteilung koexistiert mit einer sehr breiten, alle sozialen Schichten durchquerenden Akzeptanz des Gesellschaftsmodells. Waehrend in Europa wir geringere materielle Ungleichheit aber gleichzeitig auch [/i]eine groessere soziale Umkaempftheit[/i] des europaischen Gesellschaftsmodells haben.

Das kommt einfach von der anderen Haltung der Bevölkerung zum Staat und der eigenen Verantwortung. In den USA ist erstmal jeder für sich selbst verantwortlich(Sozialversicherungen zb). In Europa wird gern nach Vater Staat gerufen wenn es ein Problem gibt. Das sorgt dann natürlich auch dafür das bei Wohlstandsverteilungen sich der Staat anders einmischt und sobald das einmal anfängt hört es nicht mehr auf. Es ist bezeichnend wie stark die Europäischen Volkswirtschaften an ihre Staatsapparate gebunden sind.

De facto ist die Interpretation von Ungleichheit ausschlaggebender als die empirische Realitaet von Ungleichheit. Und ich denke, dass die meisten Probleme sozialen Zusammenhalts, die wir in Europa haben, im wesentlichen auf das Problem mangelnder Anerkennung zurueckzufuehren sind, darauf, dass wir eine breite Masse der Bevoelkerung haben, die vom gesellschaftlichen Leben abgekoppelt ist und keinen Respekt erhaelt. Die Unterschicht, die Asozialen, wissen, dass sie nicht gewertschaetzt werden, und dass im Grunde niemand einen Fick auf sie gibt, dass sie oekonomisch ueberfluessig sind und es das beste waere, wenn sie gar nicht existieren wuerden. Also im Grunde das, was die Sarrazins uns erzaehlen. Wer von der Gesellschaft keinen Respekt erhaelt, gibt dieser Gesellschaft im Gegenzug auch keinen Respekt zurueck.

Wenn ich so nen Absatz lese kommt mir das kotzen. Dieses Weinerliche "sie können nix für keiner mag sie wir müssen sie vor der pösen Gesellschaft schützen" ist sowas von der falsche Ansatz. Das ist genau der gleiche Quark wie Getreidelieferungen nach Afrika. Mangelnder Respekt für die sog. "Unterschicht" ist sicher nicht der Grund warum diese existiert. Eher im Gegenteil.

Durch die Transferleistungen ist die Unterschicht im übrigen von der Kaufkraft her nicht zu unterschätzen. Bis vor ein paar Jahren zb waren Sozialhilfeempfänger die allerbesten Mieter(Geld kam direkt vom Amt aufs Konto des Vermieters).

ps:das klingt jetz ein wenig härter als ich beabsichtigt habe. Bitte nicht als persönlichen Angriff verstehen Jackdaniel.
 
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Wenn ich so nen Absatz lese kommt mir das kotzen. Dieses Weinerliche "sie können nix für keiner mag sie wir müssen sie vor der pösen Gesellschaft schützen" ist sowas von der falsche Ansatz. Das ist genau der gleiche Quark wie Getreidelieferungen nach Afrika. Mangelnder Respekt für die sog. "Unterschicht" ist sicher nicht der Grund warum diese existiert. Eher im Gegenteil.

Ich denke nicht, dass mangelnder Respekt fuer das Entstehen der Unterschicht verantwortlich ist. Allerdings ist dieser mangelnde Respekt ein sozialer Auschlussmechanismus, der die sozialpsychologische Abgrenzung der Unterschicht vom Rest der Gesellschaft befoerdert. Wenn wir bspw. Jugendkriminalitaet ankucken, ist es natuerlich glasklar, dass es dort keine einfachen Erklaerungen gibt, sondern dass viele viele verschiedene Faktoren zusammenkommen. Allerdings: wenn ich mir als Jugendlicher heute von den ganzen Sarrazins jeden Tag anhoeren muesste, dass ich der letzte Dreck, oekonomisch ueberfluessig etc. bin, wuerd ich mir auch zweimal ueberlegen ob ich bereit bin, etwas fuer eine solche Gesellschaft zu tun. DAS ist der Punkt.




ps:das klingt jetz ein wenig härter als ich beabsichtigt habe. Bitte nicht als persönlichen Angriff verstehen Jackdaniel.

Kein Ding ;)
 
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Allerdings: wenn ich mir als Jugendlicher heute von den ganzen Sarrazins jeden Tag anhoeren muesste, dass ich der letzte Dreck, oekonomisch ueberfluessig etc. bin, wuerd ich mir auch zweimal ueberlegen ob ich bereit bin, etwas fuer eine solche Gesellschaft zu tun. DAS ist der Punkt.
Gut. Aber es ist natürlich einfacher, einfach auf die Straße zu gehen, jemanden zu überfallen, ihm etwas wegzunehmen. Eine Selbstbedienungsmentalität zu entwickeln.

Ich würde das Verhalten der Unterschicht da auch nicht legalisieren.

Aber ich denk mal, das war schon immer so. Etwas Neues zu schaffen ist immer schwieriger als etwas Bestehendes sich anzueignen. bzw. auf bestehenden Wegen zu gehen.
 
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Wenn wir bspw. Jugendkriminalitaet ankucken, ist es natuerlich glasklar, dass es dort keine einfachen Erklaerungen gibt, sondern dass viele viele verschiedene Faktoren zusammenkommen. Allerdings: wenn ich mir als Jugendlicher heute von den ganzen Sarrazins jeden Tag anhoeren muesste, dass ich der letzte Dreck, oekonomisch ueberfluessig etc. bin, wuerd ich mir auch zweimal ueberlegen ob ich bereit bin, etwas fuer eine solche Gesellschaft zu tun. DAS ist der Punkt.

Die Kriminalität hat eher was mit "Respekt" und Wertschätzung zu tun. Die Hemmschwelle sinkt nunmal wenn man sich abgrentzt und andere verachtet. Die Arbeitsmoral oder die Bereitschaft sich durch eigene Leistung ökonomisch zu verbessern hat damit weniger zu tun. Wenn man sich aus der "Unterschicht" rausarbeitet tut man das erstmal nicht für die Gesellschaft, das ist Egoismus feinster Sorte. Dummerweise ist die Leistung dafür deutlich anstrengender, deshalb braucht man einen Antrieb.
 
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