Hallo Gottwurm,
Bedeutet Kontingenz bei dir das gleiche wie bei mir?
http://de.wikipedia.org/wiki/Kontingenz_(Soziologie)
Es bedeutet dass etwas moeglich, aber nicht notwendig ist.
Ich sage in meinen Posts das die menschliche Natur auf bestimmte Merkmale die jeder Mensch hat schliessen lässt. Die Verteilung und Ausprägung dieser Merkmale ist unterschiedlich (aka der kontingente Teil). Dadurch entsteht die Individualität und diese sorgt dafür das die Reaktion von Menschen auf ein starres System wie zb Kommunismus unterschiedlich ausfällt da die Betrachtungsweise unterschiedlich ist.
Für diese Argumentation ist die Wechselwirkung der Umwelteinflüsse auf die Genetik und somit wiederum auf die "menschliche Natur" völlig unerheblich. Die Umwelteinflüsse betreffen ja jeden Menschen wieder unterschiedlich sorgen also für unterschiedliche genetische Änderungen und fördern so die Individualität. Dafür ist es auch relativ wurscht ob zb bestimmte Volksgruppen gemeinsame genetische Unterschiede entwickeln. Deswegen kann ich auch sehr wohl davon in einer "dinglichen Weise" Sprechen.
Mein Problem liegt genau im fett markierten Teil. Du sagst, dass alle Menschen bestimmte Eigenschaften teilen. Mir geht es konkret um die Frage, ob man, wie das die Liberalen sagen, von einer universellen menschlichen Gier-Natur sprechen kann, oder nicht. Ich selber nehme, wie bereits ausgefuehrt, eher letzteres an. Ich denke, dass die "Rationalitaet" nach welcher die Menschen handeln, etwas zutiefst historisch spezifisches ist. Deswegen habe ich diese genetischen Untersuchungen angefuehrt, die eben illustrieren,
dass wesentliche Eigenschaften des Menschens erst durch gesellschaftliche Strukturen hervorgebracht werden. Ich hatte die indigenen Voelker angefuehrt, um diesen Punkt weiters zu illustrieren.
Kann auch sein dass ich Dein Argument gerade ueberhaupt nicht checke und wir voll aneinander vorbei reden
. Daher nochmal, auf den Punkt gebracht, meine Position:
Menschliche Natur ist nicht universell und ahistorisch, sondern wird durch die jeweiligen sozialen Verhaeltnisse (mit-)konstruiert. Es macht ergo keinen Sinn, davon zu sprechen, dass diese oder jene Produktionsweise illegitim sei, weil sie der menschlichen Natur widerspreche.
Nenn mir bitte ein Beispiel eines Volkes in dem es keinerlei Privateigentum gibt das würde mich doch sehr interessieren. Ich bezweifle ernsthaft das es eine Gesellschaft gibt in dem keiner auf "das gehört mir" gekommen ist.
Wenn ich mich recht erinnere, wurden Beispiele dafuer in Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns Vol.1 und Kees van der Pijl, modes of foreign relations and political economy vol.3 angefuehrt. Keine Ahnung ob Dir das hilft, bin jetzt auch zu faul es selber nochmal nachzukucken
. Auf Spiegel online war jedenfalls vor einer Weile dieser Artikel ueber einen Anthropologen zu finden, der in einem matriarchalischen Stamm im Amazonas geforscht hat, wo es keine wesentlichen gesellschaftlichen Konflikte mehr gab; ob die allerdings Privateigentum hatten oder nicht, kann ich mich wirklich nicht mehr dran erinnern.
Alle menschlichen Gesellschaften bieten die gleiche Möglichkeit an Konfliktpotential, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung, da die Bedürfnisse des Menschen gleich sind: Nahrung, Sicherheit und Unterhaltung. Somit kann zwar die Ausprägung kontingent sein, nicht aber die Probleme selbst.
Da wuerde ich auch widersprechen. Menschliche Beduerfnisse sind nicht konstant sondern im wesentlichen sprachlich konstruiert. Biologisch / physikalisch gesehen hast Du natuerlich recht. Aber ob etwas von Menschen als Beduerfnis
verstanden wird, ist eine ganz andere Frage. Wenn menschliche Beduerfnisse naemlcih ueberall gleich
verstanden werden wuerden, haetten wir nicht die Situation dass Menschen im Norden fuer (relativ gesehene) Luxusbeduerfnisse auf die Barrikaden gehen, waehrend Menschen die im Sueden im Slum unter wirklcih elendsten Bedingungen leben in keinster Weise Widerstand leisten (das ist jetzt sehr polemisch, aber ich hoffe, der Punkt wird klar).
Schoene Gruesse!