Der Inquisitionsvergleich hinkt deshalb, weil Politiker eben definitionsgemäß keine "normalen" Menschen sind, sondern sich an ihr Handeln eben andere Maßstäbe richten.
Soll das jetzt heißen, dass die Vorwürfe einer Tat bei Politikern genauso schlimm wiegen sollen, wie die Tat selbst? Ich beurteile Menschen nach dem, was sie getan haben, nicht danach, was jemand ihnen vorwirft. Bei Politikern reicht vielen jedoch anscheinend schon der bloße Vorwurf aus.
Sieht man ja hier mal wieder: Ich sage: Selbst bei der Inquisition musste man erst die Beweisaufnahme abschließen und dann meinst du, sowas könne ja bei Politikern nicht gelten. Erklär mir doch mal, warum das bei Politikern nicht gelten soll.
Ernsthaft? Was ist denn das für ne argumentation? "Die opposition hat es doch darauf abgesehen sein fehlverhalten offenzulegen, also muzss braucht sie sich nicht zu wundern wenn er sich die wahrheit so hinbiegt, dass die ganze geschichte nicht auffliegt"
Nein, das habe ich nicht gesagt. Die Opposition wollte nicht sein Fehlverhalten offenlegen. Denn ob es ein Fehlverhalten war, das ist ja gerade die Frage, die uns seit Wochen bewegt. Bis jetzt ist das jedenfalls noch nicht erwiesen. Es ist möglich. Aber es ist genauso möglich, dass es eben nicht falsch war. Die Opposition wollte von Wulff etwas hören, woraus sie einen Skandal konstruieren konnte. Und er hat die Wahrheit nicht verbogen, sondern sie ohne Umschweife
und Ergänzungen gesagt.
Ihm war natürlich klar, dass die Opposition etwas hören wollte, wonach sie nicht gefragt hat. Aber in den Machtspielchen mit der Opposition nutzt man eben solche Möglichkeiten. Das macht es zwar nicht unbedingt tadellos. Aber es erklärt sein Verhalten, es ist irgendwo nachvollziehbar (mal ehrlich, seine Kritiker sind bestimmt die letzten, die sich nicht auch über den ständigen Kindergarten in der Politik aufregen), andere hätten sich genauso verhalten und vor allem ist es kein hinreichender Beleg dafür, dass er irgendwelche krummen Dinge zu verbergen hatte. Seine politischen Rangeleien mit der Opposition in Niedersachsen sind für mich zumindest kein Grund, jetzt als Bundespräsident seinen Rücktritt zu fordern.
Dasselbe gilt für dein "wer ohne sünde ist" beispiel. Dir muss doch auch der unterschied bewusst sein zwischen max mustermann der gegenüber seiner freundin nicht die ganze wahrheit sagt und einem der obersten volksvertreter der bei einer offiziellen anfrage zu seiner neutralität sich die wahrheit so hinbiegt, dass eine verbindung die potentiell geeignet ist seine neutralität in Frage zu stellen, nicht auffliegt.
Mir ist schon klar, dass für einen Politiker andere Maßstäbe gelten. Trotzdem ist er ein Mensch und handelt als solcher nur menschlich, genau wie dein Max. Ich habe nur erklärt, warum er sich vermutlich so verhalten hat, um zu zeigen, dass es nicht zwingend eine Vertuschungsmaßnahme war.
Ja damit ist nicht erwiesen dass er bestechlich ist
Danke, mehr wollte ich gar nicht sagen. Zumindest einen konnte ich überzeugen.^^
Die umstände sind deutlich genug erforscht und von wulff selber zugestanden worden, ohne dass es sie entkräftet hätte. Mit diesem verhalten hat er sich für das Amt des bundespräsidenten diskreditiert.
Siehst du, das ist das schöne an Demokratie. Es gibt so viele Meinungen.
Nachdem, was bis gestern Abend passiert ist, war ich noch nicht für einen Rücktritt.
Und da wir übrigens gerade beim Erforschen sind:
Inzwischen ist der Stand der Dinge so, dass BILD den Bundespräsidenten offenbar tatsächlich der Lüge in dem Interview bezichtigt. Zumindest behaupten zahlreiche andere Medien das, auch wenn ich auf der BILD Seite immer noch nichts dazu finde. Sollte dieser Vorwurf nun wahr sein, dann wäre das ein Grund für mich, seinen Rücktritt zu fordern. Das sollte sich doch nun aufklären lassen, immerhin hat die BILD ja ein Tonband da von.
Zwar darf sie das rechtlich nicht veröffentlichen. Ich sehe auch durchaus ein, dass der Bundespräsident nicht sein Einverständnis geben will, das Tonband der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Aber er wird wohl sicher nichts dagegen haben, wenn das in einem kleinen Kreis vorgespielt und dann beurteilt werden kann. Wenn seine Behauptung wahr gewesen wäre und wenn BILD demnach nicht die Wahrheit sagen würde, dann würde ich an Wulffs Stelle folgendes tun: Ich würde mir ein paar politische Gegner (!) rauspicken, etwa jemanden wie die Frau Roth, die sich ja schon seit Tagen heiser schreit und dann würde ich einwilligen, dass sie mal einschätzt, was er wirklich gesagt hat. Wenn sie Wulffs Version bestätigt, dann würde mir das reichen. Sollte sie das nicht bestätigen, könnte Wulff das Tonband ja immer noch freigeben, dabei würde er dann politische Gegner treffen.
Wenn Wulff sich nun aber komplett verweigert, nun, dann wird er wohl "schuldig" sein. Mal sehen, bin gespannt...
Wie ich es übrigens schon wieder kaum erwarten kann hier Kommentare zu lesen wie: "BILD widerspricht, also ist er zwingend schuldig, weil BILD lügt nie". lol