Wollte mal noch auf zwei Sachen antworten, die mir damals entgangen sind:
Viel spannender fände ich Gustavos Meinung dazu, ob die US-amerikanische Demokratie noch rettbar ist, wenn ja, wie so eine Rettung aussehen könnte.
Gibt es nen Silver Lining, irgendwas, das optimistisch stimmt?
Ich nehme an dem, was in den USA so passiert, fast nur noch über deutsche Mainstream-Medien Anteil, seit John Stewart nicht mehr am Start ist.
Aber das Meiste, was ich so mitkriege, klingt eher dystopisch.
Caveat emptor: Ich persönlich würde auf meine Meinung nicht allzu viel geben. Ich habe nicht das Gefühl dass sich solche Makrotrends wirklich voraussagen lassen. Am einfachsten ist es immer zu sagen man extrapoliert die Vergangenheit in die Zukunft und damit hat man dann auch meistens recht, bis man halt ein mal richtig daneben liegt. Die Generation der Leute, die meine Professoren waren, haben alle samt und sonders nicht vorausgesehen, dass die Sovietunion in sich zusammenfallen würde. Keiner von meinen Professoren hat Trump am Anfang der Vorwahlen eine Chance gegeben und ich war auch sehr sicher, dass Trump nicht gewinnen würde.
Was mich allerdings eher skeptisch stimmt: Wir haben die großen Zusammenbrüche mittlerweile erlebt. Die Bankenkrise ab 2008, Covid dieses Jahr. Es hat nicht wirklich dazu geführt, dass sich etwas grundlegend in der Republikanischen Partei ändert. Ich habe neulich nachgeschaut, was das Median-Alter in den unterschiedlichen Bundesstaaten ist und war erschrocken, dass ich mit 34 mich langsam diesem in mehreren Bundesstaaten annähere. Die Wähler sind zwar im Schnitt noch ein bisschen älter, aber mittlerweile sind diejenigen, die noch mit einem normalen Zwei-Parteien-System aufgewachsen sind, in dem eine Partei nicht total durchgeknallt sind, eine Minderheit und werden immer weniger. Ich sehe keine ernsthafte parteiinterne Opposition und unglücklicherweise sind die Disproportionalitäten im System so vorteilhaft für die Republikaner, dass Erdrutschniederlagen, wie sie vor 40 Jahren noch ziemlich häufig vorkamen, heute nicht mehr richtig vorstellbar sind (wenn Trumps Imkompetenz im Umgang mit dieser Krise nicht reicht, was sollte sonst reichen?)
So ironisch es klingt, aber das einzige was mir halbwegs Hoffnung macht, dass die amerikanischen Demokratie nicht komplett zerbricht ist die Tatsache, dass die Großspender der republikanischen Partei das wohl auch nicht für vorteilhaft halten.
Naja, laut den Umfragen ist die Fluktuation nicht null. Es scheint ja Leute zu geben, die sich zumindest das eine oder andere vorstellen können.
Weiß leider nicht, wie das Profil dieser Leute aussieht, insbesondere in den Swing States.
Vielleicht kann Gustavo das erhellen.
Wenige Informationen, wenig Ahnung vom politischen Geschehen. Ergibt auch Sinn: Mittlerweile hat man zwei so klar unterschiedliche Wahlmöglichkeiten, dass sich nur zwei Arten von Leuten nicht wirklich entscheiden können: Die, die keine Ahnung haben und die, die irgendwelche komischen Präferenzkombinationen haben, die orthogonal zu den Parteien sind. Die erste Gruppe überwiegt deutlich. Gibt auch keinen Grund zu glauben, dass man die irgendwie gezielt erreichen kann: Die meisten entscheiden sich spät und geben dann total idiosynkratische Gründe an, weshalb sie so entschieden haben, von denen auch niemand so genau sagen kann ob sie stimmen oder nicht.