Ja, Sarrazin muss weg. Übrigens aus dem gleichen Grund, mit dem man einem kriminellen jungen Türken aus Berlin-Neuköln deutlich die rote Karte zeigen muss. Es geht nämlich darum Grenzen zu setzen. Grenzen, die unser aller zusammenleben ordnen helfen und erst erträglich machen. Juristische und ethische grenzen. So hat die Bundesbank Recht ihn zu feuern, und auch die SPD muss mit dem Parteiordnungsverfahren die Grenzen aufzeigen. Und das nicht, weil Sarrazin - wie das im politischen Sprachgebrauch so schön heißt - dem Ruf der Bundesbank oder der SPD schadet, nein es ist schlimmer. Denn Thilo Sarrazin, den man nur verhamlosend als Provokateur bezeichnen kann, vergiftet das geselschaftliche Klima, auch wenn seine Befürworter tatsächlich glauben mögen, dem Mann lägen die Integrationsprobleme an sich am Herzen. Er "thematasiere endlich - nun gut ein bischen polemisch - das was lange unter den Tisch gefallen sei". Richtig ist, es gibt viele Probleme. Es gibt muslimische Parallelgesellschaften, es gibt Kriminalität unter türkischen Jugendlichen, Schulverweigerung und Frauendiskriminierung. Es waren mal, aber es sind keine vernachlässigten Themen mehr. Was fehlt sind tatsächliche Lösungen. Aber die bietet Herr Sarrazin gar nicht erst an, er geriert sich stattdessen als Märtyrer der Meinungsfreiheit und verkauft sein Buch super dabei. Das wäre ihm nicht vorzuwerfen, wenn Sarrazin nicht den Rassisten neue Nahrung geben würde. Das schlimme dabei, er macht abstruse biologistische Erbtheorien aus dem 19. Jhd tatsächlich wieder salonfähig. Zugespitzt: "Muslimische, v.a. türkisch stämmige Migranten werden unsere Gesellschaft genetisch bedingt verdummen, weil sie sich zudem rasant vermehren - im Gegensatz zu den intelligenten Deutschen. Die Frage wie es denn bei den deutschen Unterschichten zu geht ignoriert Sarrazin öffentlich gern. Er versteckt sich hinter vielen Statistiken, was seriös wirken soll, aber oft falsch interpretiert wird. Am Ende aber macht er nur eines: er schürt die Angst vor der sog. Überfremdung, und ignoriert die Erfolge v.a. vieler Türken der zweiten oder dritten Generation und auch die Hürden, die ihnen etwa bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz immernoch in den Weg gestellt werden. Bei allen Problemen, die beim schwierigen Thema Migration zu Recht diskutiert und gelöst werden müssen, Thilo Sarrazins Ausfürhungen enden in giftigen, rassistischen Ausfällen. Und genau das dient der Sache nicht, um die es ihm angeblich immer ging. Die SPD also muss Sarrazin Grenzen setzen, so wie es die Bundesbank heute getan hat: feuern, aber richtig!