Den Sinn in etwas zu suchen ebenso. Leider ist das i.d.R. egal. Es gibt keinen Grund warum wir gerade auf dieser Erde leben und nicht in einer anderen Welt. Es ist passiert und damit hat sich das auch.
Dann sag mir doch mal, wie du zu DIESER Erkenntnis gekommen bist?
Beantworte mir eine Frage: Wenn ein Blinder behauptet, es gäbe keine Farben, weil er sie nicht sehen kann, gibt es dann wirklich keine Farben?
Na ja, selbst wenn ich wüsste, dass Gott existieren würde, wäre das für mich nicht uneingeschränkt ein Grund zur Freude. Okay, das würde implizieren, dass nicht alles Zufall ist und auch ein Leben nach dem Tod in Aussicht stellen, was ja an sich schön wäre. Aber ich frage mich einfach immer wieder, was sich Gott eigentlich denkt.
Wie steht er zu uns als Menschen? Sind wir ein gescheitertes, vergessenes Experiment? Spielt er mit uns und schaut, wie viel % der Bevölkerung seinen Kriterien genügen? Oder ist vielleicht schon lange fort (immerhin haben wir nach christlicher Lehre seit mindestens 2000 Jahren nichts mehr von ihm gehört) und hat sich eine neue bessere Schöpfung gesucht?
Dieses Gerede vom liebenden Gott, nehme ich den Kirchen nämlich nicht so ganz ab. Selbst wenn wir die ganzen Schattenseiten des Lebens ignorieren, wo Gott eingreifen könnte, gibt es immer noch die Sache mit der Religion. Wenn jetzt zum Beispiel das Christentum die wahre Religion ist, warum sagt Gott das nicht? Einfach einmal im Leben eine kurze Nachricht an jeden Menschen so wie "Guude, da bin ich und übrigens Christentum ftw" würde doch schon sehr helfen und alle Religionskonfilkte beenden. Das kann doch nicht zuviel verlangt sein für jemand, der in 7 Tagen ein Universum herstellt.
Aber nein, es kommt nichts und man muss halt das Glück haben, vom Christentum zu hören (und sich dazu zu bekennen) sonst droht die ewige Verdammnis. Das wirkt alles so sinnlos und grausam auf mich, dass mir manchmal die Nichtexistenz Gottes fast tröstlicher erscheint.
Naja, das was du hier beschreibst, ist das christliche Gottesbild. Ein Gott, der wie ein Mensch ist, nur einfach größer, mächtiger und besser. Einfach zu verstehen und mit ihm lässt sich einfach manipulieren. Der "Gott", den ich meine, hat viele Namen. Brahman, Nirwana, Großer Geist, Nullpunktenergie, 5. Dimension, Gott, Allah, Nexus, ich persönlich nenne es Mutter, aber der Name ist auch völlig irrelevant. Sie entzieht sich allen Sinnen und Gedanken. Sie kann nicht beschrieben, nur erfahren werden.
Sie ist das alles durchstrahlende Licht, das überall ist. Sie ist die reine Liebe und Mitgefühl. Es ist "das helle Licht", welches man sieht, wenn man stirbt. In jedem von uns steckt ein kleiner Funken oder Splitter dieser Mutter, die Buddhisten nennen es zB Buddhanatur und die Gnostiker Göttlicher Funke. Dieser Funke ist beinahe gefangen in unserer Biopsyche, in dem, was wir als "Ich" wahrnehmen. Doch erkennen wir dieses Selbst, diese Buddhanatur, die in jedem steckt, dann erkennen wir die Wahrheit und den Sinn des Lebens. Buddha hat es erkannt, Krishna hat es erkannt, Jesus hat es erkannt, Platon hat es erkannt, Hugo von Hoffmannstal hat es erkannt, Erwin Schrödinger hat es erkannt, Ajja hat es erkannt und noch ein ganzen Haufen anderer Menschen.
Diese liebende Güte kann von jedem erlangt werden, egal, wie er sich nennt. Sie steckt in jedem von uns und ist immer da.
Hugo von Hoffmanstal - Weltgeheimnis
Der tiefe Brunnen weiß es wohl,
Einst waren alle tief und stumm,
Und alle wußten drum.
Wie Zauberworte, nachgelallt
Und nicht begriffen in den Grund,
So geht es jetzt von Mund zu Mund.
Der tiefe Brunnen weiß es wohl;
In den gebückt, begriffs ein Mann,
Begriff es und verlor es dann.
Und redet' irr und sang ein Lied –
Auf dessen dunklen Spiegel bückt
Sich einst ein Kind und wird entrückt.
Und wächst und weiß nichts von sich selbst
Und wird ein Weib, das einer liebt
Und – wunderbar wie Liebe gibt!
Wie Liebe tiefe Kunde gibt! –
Da wird an Dinge, dumpf geahnt,
In ihren Küssen tief gemahnt ...
In unsern Worten liegt es drin,
So tritt des Bettlers Fuß den Kies,
Der eines Edelsteins Verlies.
Der tiefe Brunnen weiß es wohl,
Einst aber wußten alle drum,
Nun zuckt im Kreis ein Traum herum.