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Erster Punkt würde ich widersprechen. Du darfst jede Serie doof finden und kritisieren. Hängt jetzt natürlich davon ab, was genau man kritisiert; dafür kann man natürlich auch wiederrum Kritik bekommen. "In der Adaption wird Charakter x, der im Buch als weiß dargestellt wird, von einer schwarzen Person gespielt." ist für mich erst dann valide Kritik, wenn die Hautfarbe des Charakters wichtig für die Story ist. Was in den meisten Fällen der Kritik, so zumindest kriege ich das mit, nicht der Fall ist.
Was gilt für dich als wichtig für die Story? Wenn in WoT in den Zweiflüssen z.B. jeder immer in Adidas Trainingsanzügen und Turnschuhen herumläuft, und die Taverne McDonalds heist und ein Goldenes M als Logo trägt, wäre es für dich valide das zu kritisieren? So weit ich sehe ist die Kleidung völlig irrelevant für die Story, und auch der Name der Taverne spielt keine Rolle.
Z.B. die Diskussionen um James Bond: Dass es bescheuert wäre, wenn James Bond von einer Frau oder von Peter Dinklage gespielt werden würde sehe ich ein, dann sollte man einen neuen 007 Charakter entwickeln. Dass es bescheuert wäre, wenn Bond von Idris Elba gespielt wird finde ich dagegen absurd. "Ian Flemming hat ihn aber als weißen Briten beschrieben" reicht mir persönlich als Begründung dafür nicht aus, aber da sind die Menschen wohl unterschiedlich.
Ich fände einen schwarzen Bond eher schlecht. Es gibt einfach keinen Grund dafür, niemand kann mir erzählen dass es keine geeigneten weißen Schauspieler gäbe, es ist einfach eine Änderung des source materials ohne jegliche Not. Das ist einfach unnötiger Quatsch. Ich fände es aber auch nicht so besonders schlimm, jedenfalls deutlich besser als der Mist in WoT, Witcher und wahrscheinlich Lotr. Der Unterschied ist, dass die Welt und die Story mit einem schwarzen Bond genauso funktioniert (solange es in der Gegenwart spielt). Es gibt keinen Grund warum ein englischer Topagent nicht schwarz sein sollte. Ein etwas isoliertes Gebiet wie Shire oder Zweiflüssen, mit relativ kleiner Bevölkerung macht hingegen überhaupt keinen Sinn wenn es so super divers ist.
Naja dann haben wir da offensichtlich unterschiedliche Definitionen. Wenn etwas aus rein monetären Gründen gemacht wird, dann ist die Ideologie dahinter Geld zu machen und nicht eine andere Ideologie zu bedienen. Und wie du weiter unten sagst: Wenn der Fokus zu sehr darauf liegt, Geld zu verdienen (Stichwort: Mainstreamtauglichkeit) anstatt ein künstlerisch anspruchsvolles Produkt zu erzeugen, dann leidet darunter die Qualität. Warum da jetzt "woke" als Ideologie eine "absolut zentrale Rolle" spielt, verstehe ich nicht. Imo ist "Wokeism" da ein komplett austauschbares Token im Vergleich zu den anderen Punkten, die bedient werden um Geld zu verdienen, siehe aktuell z.B. die drölfzigste lieblose Comic-Verfilmung. Da mache ich ja jetzt auch nicht Comic-Bücher für verantwortlich.
Dann nenn es meinetwege aus monetären Gründen, das ändert aber nichts an dem Fakt dass die Ideologie Hauptverantwortlich ist. Gäbe es die Ideologie nicht würde Amazon nicht erwarten mit dem Bedienen der Ideologie Geld machen zu können.
Und ich verstehe nicht was jetzt Comicverfilmungen damit zu tun hat. Wokeism ist mitverantwortlich für schlechte Filmen und Serien. Niemals habe ich oder sonst irgender behauptet dass es der einzie Grund ist, und ohne alle Serien und Filme super gut wären. Es gibt genug andere Gründe warum eine Serie scheiße sein kann, nur gehts um die gerade nicht.
Dieses Argument scheint mir sehr unehrlich zu sein. Das ein Fan eines Werkes bei einer Verfilmung des Werkes gerne hätte dass man sich an das Original hält und keine willkürlichen Änderungen am Setting macht als Ideologie zu bezeichnen ist extrem weit hergeholt. Ist es auch eine Ideologie wenn man keine Scheiße essen will?Das ist eine triviale Aussage der keiner widersprechen wird. Die zentrale Frage ist, wie man "passend besetzt" definiert und was das für einen persönlich bedeutet, und da scheiden sich die Geister natürlich. Du hast Recht, es gibt hier Ideologie. Die ist aus meiner Sicht aber auf beiden Seiten vorhanden. Die "anti-woke" Bewegung hat auch sehr ideologische Anteile die besagen, dass passend besetzt bedeutet, es soll so besetzt sein wie es schon immer gewesen ist. Dafür gibt es in 99% der Zeit aber keinen guten Grund, weil sich z.B. über die Hautfarbe von fiktionalen Charakteren gestritten wird.
Es gibt vielleicht einen absolut minimalsten Anteil an Leuten die wirklich aus ideologischen Gründen generell keine schwarzen Charaktere sehen will, wie winzig dieser Anteil ist zeigt aber der enorme Erfolg von Serien wie Arcane. Komischerweise gibt es bei guten Serien wo das casting zum setting passt, die Millionen von Trollen nicht die die Sachen immer nur deswegen schlecht bewerten weil sie ja keine Frauen und Schwarze sehen wollen.
Das wirft ein paar Dinge durcheinander. Die Gegenthese von "keine schwarzen Hobbits im Shire" ist nicht "es verfälscht die Geschichte nicht wenn man schwarze Hobbits in eine Geschichte einbaut".Ich darf natürlich der Meinung sein, dass es z.B. keine schwarzen Hobbits im Shire geben darf, weil Tolkien nichts in der Hinsicht geschrieben hat. Das empfinde ich aber als die deutlich ideologischere Position als die Haltung, dass es Tolkiens Gesamtwerk nicht verfälscht, wenn man schwarze Hobbits in eine Geschichte einbaut.
Nach meiner Meinung, und nach dem was ich so gelesen habe, von so ziemlich allen Leuten die dieses diversity casting kritisieren wäre es kein Problem schwarze Hobbits in eine Geschichte einzubauen. Nur bitte nicht in der Art dass sie random im shire zu spawnen scheinen, das macht nämlich überhaupt keinen Sinn und passt nicht zum Setting.
Wenn es schwarze Hobbits gibt, dann wahrscheinlich in einer Gegend die wesentlich mehr Sonne sieht, und in der Gegend sind dann wahrscheinlich alle schwarz. Und wenn ein solcher im Shire auftaucht braucht er einen guten Grund für die lange Reise und warum er da bleibt (der soll bitte nicht sein "weil wir gerne einen schwarzen Hobbit sehen wollten").
Zu erwarten dass die Welt bitte Sinn machen soll und nicht der Vorlage widersprechen ist keine Ideologie, und erst recht nicht mehr Ideologie als die Forderung dass alles überall unbedingt ganz super divers zu sein hat, ohne jegliche Begründung im Setting zu haben. Diese Behauptung ist einfach absurd (und natürlich offensichtlich ideologisch geprägt).