hier steht doch aber:
"Als Reinertrag bezeichnen die Statistiker die Einnahmen, die einem Arzt nach Abzug aller Kosten für seine Praxis übrigbleiben. Steuern und Sozialversicherungsbeiträge müssen vom Reinertrag noch gezahlt werden, womit er ungefähr dem Bruttogehalt eines Arbeitnehmers entspricht."
nach abzug aller kosten für die praxis schließt für mich auch die kosten für bezahlung der apparatur ein. jedenfalls ist deine statistik so nicht wirklich aussagekräftig, denn angestellte anwälte sind nicht der maßstab, gerade in einem berufsfeld in dem es so viele selbstständige gibt. genausowenig kann man den angestellten krankenhausarzt zum mittelwert der ärzteschaft machen.
Ist schon ein wenig her, wollte das ganze aber dennoch kurz richtig stellen. Mit Kosten sind hier wirklich nur _laufende_ Kosten gemeint. Ersatz von kaputten Geräten, Personalkosten, Renovierungskosten (neue Einrichtung Wartezimmer blablubb).
Wenn du selbstständiger Arzt sein willst musst du die Praxis _KAUFEN_. Alle mit dem Kauf verbundenen Kosten werden hier nicht berücksichtigt. Kauf gilt hier in doppelter Bedeutung. Zum Einen muss die übernommene Einrichtung bezahlt werden (oder eben neu gekauft werden). Zum Anderen musst du einen Arztsitz zugesprochen bekommen. Du kannst nicht einfach sagen "ich mach hier ne Bude auf". Das ist alles recht sozialistisch geregelt, somit musst du je nach Fachrichtung und Region also von einem scheidenen Arzt sozusagen das Niederlassungsrecht erkaufen. Kannst du dir so vorstellen wie den Markenwert eines Unternehmens.
Wenn du also als Nervenarzt nach 10 Jahren Ausbildung (5 Jahre Studium, 5 Jahre Facharztausbildung, ohne darfst du dich nicht niederlassen) endlich für 200 k deine Praxis samt Sitz gekauft hast und daran noch abbezahlen darfst und das bei 60+ Stunden pro Woche würde ich halt 100 k Brutto nicht unbedingt feiern.
Du darfst hier auch nicht vergessen, dass es keine "Gehaltserhöhung" im eigentlichen Sinn gibt. Die gesetzliche Gebührenordnung ändert sich immer wieder, manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Wirklich mehr Geld ins System wird für niedergelassene Ärzte eigentlich nicht gepumpt (nichts, was mehr als ein Inflationsausgleich wäre). Du kannst nur versuchen Leistungen zu verkaufen, die die Patienten privat bezahlen (fett absaugen ohne medizinische Notwendigkeit etc.).
Nachdem das hier alles sehr weinerlich klingt. Man kann von den gezahlten Summen sicherlich leben, unter der Brücke wohnt da niemand. Aber für die lange Ausbildung und verantwortungsvolle Arbeit + allen Risiken einer Selbstständigkeit gibt es eben Jobs mit einem _deutlich_ besseren Payoff. Man sollte hier auch nicht vergessen, dass im Ausland für die _gleiche_ Tätigkeit eben einfach mal das doppelte gezahlt wird. (Und ja, nur jeder 2te Absolvent geht wirklich als Arzt in den medizinischen Sektor, der Rest geht ins Ausland oder nutzt seine Ausbildung anderweitig, nicht zuletzt auch wegen einer schlechte Life/Work-Balance).
€: Radiologen haben natürlich Kohle zum Fressen, es kommt bei niedergelassenen Ärzten wirklich immens auf die Fachrichtung an. Lustigerweise zeigt dies eben, dass Einkommen selbst innerhalb des gleichen Berufs recht ungleich verteilt werden (Radiologen sind nicht per se wichtiger oder weniger wichtig wie ein Kinderarzt o.ä.)