Bei Dir schwingt es selbst in Deinem eigenen Post mit, wenn Du ehrlich bist:
"Der CEO erntet für die Jahre, die er davor geopfert hat!" Womit indirekt doch auch von Dir gesagt wird, dass er nicht für seine aktuelle Tätigkeit entlohnt wird. Das ist viel mehr die "Belohnung", die Karotte, für die Aufopferung davor. Wie in der Lotterie, einer gewinnt, die anderen buckeln genauso, schauen aber in die Röhre. Hat aber nix mehr mit einer leistungsgerechten Besolung zu tun.
Und das ich schon die ganze Zeit bewusst übertreibe um die Leute aber auch ein wenig mit der Nase drauf zu stupsen, das eventuell auch eine Menge Legendenbildung hinter diesem "der opfert ja auch sein Leben für die Firma" steckt, hast Du doch sicher auch gemerkt. Hab' ich aber vielleicht einfach einen Nerv wegen Deinem alten Herrn getroffen, sorry, aber kann ich ja nicht wissen. Biste sauer wegen der Sekretärin oder weil er es da nicht hingeschafft hat?
Ach ja Eisen, um einen hohen Blutdruck zu haben muss man nicht erst 60 werden, das hab ich jetzt schon. Bei Deinem Vater war das wohl ein Indiz füür sein Leisungsverhalten. Zu was qualifiziert mich das in Deinen Augen? Oder fress' ich einfach nur zuviel Fleisch und sauf' zu viel?
Natürlich ist ist in einem Unternehmen mit 100.000+ Mitarbeitern der Aufstieg in höhere Regionen oder gar zum CEO immer auch mit Glück verbunden. Du kannst noch so talentiert und fleißig sein, wenn in deinem Bereich alle Führungspositionen erst vor kurzem neu besetzt wurden, tja, Pech gehabt. Oder eine obere Führungskraft hält von dir gar nichts und stoppt deinen Aufstieg mit brachialer Gewalt, nur weil sie es kann. Habe unzählige solcher Stories mitbekommen. Deinem Abteilungsleiter gefällt dein personeller Führungsstil nicht und hält dich für ein Weichei, er selbst führt maximalst autoritär, tja, gelitten! Ich kenne solche Geschichten zuhauf, weil mein Dad im Sprecherausschuß für die außertariflichen Mitarbeiter zuständig war.
Und nein, du hast keinen Nerv getroffen, mein Dad hatte sich den Weg in den Vorstand wissentlich verbaut, als er selbigen in seiner Funktion als Vorsitzender eines (nicht näher genannten) Verbandes seinerzeit bloßstellte. Aber eine Position unterhalb des Vorstandes lebt es sich in einem großen DAX-Konzern auch sehr gut, von daher sieht er sehr positiv auf seine Karriere zurück. Er konnte mit 60 gehen. Ich werde selbst bei der Großkanzlei nicht ansatzweise das verdienen, was er an Rente bekommt.
Mir ging es eher darum, eine Lanze für Führungskräfte zu brechen. Du hast es
ja so aussehen lassen, als wäre da nicht viel außer Party.
Und wie Benrath schon sagt, wir spielen doch alle in dieser Lotterie mit. Kein Grund rumzuheulen. Ich weiß genau, dass mich die Kanzlei in erster Linie verheizen will, ich weiß, dass alle Schaltjahre mal ein Eigengewächs zum Partner gemacht wird und die meisten nach 2-3 Jahren von selbst wieder gehen, einfach weil es ihnen zuviel wird. Die anderen halten vllt. 7-8 Jahre durch und werden vllt. noch in den Counsel-Status erhoben. Man kennt doch die Chancen und schätzt sie realistisch ein.
Hast du irgendwie ein Problem, weil deine Karriere stock oder woher kommt diese Verbitterung, Bollo? Deine Kritik ist völlig überzeugen, gespickt mit Klischees, Vorurteilen und Unterstellungen.
dacsyzygy dagegen beschreibt das Problem zutreffend. Wenn ein Unternehmen prosperiert, sollen alle beteiligt werden (wie in der Automobilindustrie üblich), dann auch entsprechend ihrer Position und ihrer Verantwortung für den Erfolg (der Chefdesigner von BMW hat mMn größeren Anteil an einem Umsatzrekord als der Bandarbeiter). Wenn es scheiße läuft müssen aber auch alle bluten. Notfalls sollten Manager dann auf Teile ihres üppigen Gehalts verzichten. Das hätte auch eine gigantische Ausstrahlung auf die Bereitschaft der gesamten Belegschaft, doppelt so hart zu arbeiten. Es entsteht das berühmte "Wir-Gefühl".
Ich verfolge noch einen anderen Ansatz. Ob es wirklich so klug war, das Gehalt von Führungskräften so stark von variablen Faktoren abhängig zu machen, ich bin mir nicht so sicher. Womöglich wird dadurch - zusätzlich zum allgemeinen Problem des shareholder value - noch stärker der Anreiz geschaffen, kurzsichtig zu handeln. Wenn die Manager alle Optionen halten und wissen, dass diese erst ab XX,XX Euro gezogen werden können, könnte man zwar meinen, sie arbeiten hart, um das Unternehmen dahinzubringen. Man könnte aber auch befürchten, dass in manchen Fällen das (langfristige) Wohl des Unternehmens zweitrangig wird und der kurzfristige Kursanstieg (a la wir verschlanken uns und entlassen mal eben 10.000 Leute) in den Vordergrund tritt. Vllt. wäre es besser, ein höheres Fixgehalt zu zahlen, so könnte man eher den Anreiz zu langfristig klugem Handeln schaffen.