Nicht, dass ich dafür bin, das zu verbieten. Aber ich finds als Nichtraucher auch auf der Straße teils sehr nervig, wenn jemand, der direkt vor mir läuft, raucht und ich die Schwaden im Gesicht hab. "Ausweichen" klingt gut, aber allein wenn ich morgens von meiner Wohnung zur U-Bahn laufe, muss ich auf ca. 200m bestimmt an nem Dutzend Rauchern vorbei und der Bürgersteig ist eh recht voll.
Das nehm ich hin, weil ich ein Rauchverbot auf der Straße für zu extrem halte, aber es nervt trotzdem.
Sodom&Gomorrha, ich weiß nicht in welcher Stadt, in welchem Viertel du wohnst, aber für mich ist die von dir beschriebene Rücksichtslosigkeit eher alltäglich.
Das geht dabei los, dass es auf dem Weg vom U-Bahnsteig nach oben zum Campus (TU Berlin, Menschenmenge) fast immer ein paar Idioten gibt, die sich noch im Fußgängertunnel der U-Bahn die erste Kippe anzünden.
Raucher, die an Bushaltestellen erstmal fragen oder sich wenigstens sichtlich ein paar Meter wegbewegen, bevor sie sich ne Kippe anmachen, sind mir auch eher ein fremder Anblick.
In vielen Cafés verkommt die Terrasse gerade im Sommer zum Raucherbereich. Beim Nachbartisch fragen, bevor man sich ne Zigarette anmacht? Das hab ich leider noch nie erlebt. Klar, die meisten Raucher akzeptieren es, wenn man höflich, aber bestimmt darauf hinweist, dass man sich gestört fühlt - zumindest, wenn man gerade beim Essen ist. Falls nicht, gibts schon mal Diskussionen. Musste auch schon die Kellnerin hinzurufen, die dann leider auch recht hilfslos war, weil Rauchen auf der Terrasse ja erlaubt sei, sie es also nicht verbieten könne.
Noch besser wirds, wenn man sich schon wegen des Qualms nach drinnen setzt und dann mal direkt vor dem offenen Fenster gebarzt wird, so dass der Qualm reinzieht - priceless...
Und ist es zumutbar, alle fünf Minuten erstmal ne Diskussion starten zu müssen, weil irgendein Horst meint, es störe ja bestimmt niemanden, wenn man sich 2-3m weiter ne Zigarette anzündet, deren Qualm direkt rübergeweht wird?
Eher nicht.
Wie gesagt, ich bin gegen übertriebene Verbote und finde auch, dass der Staat nicht jeden Bereich des Zusammenlebens regulieren muss. Aber die Realität, die ich erlebe, ist nun mal, dass viele Menschen unhöflich sind, grad hier in Berlin - Raucher und Nichtraucher gleichermaßen. Raucher haben nur das Pech, dass sie eine störende Angewohnheit haben, mit der man tagtäglich konfrontiert wird.
Ich sehe leider nicht, wie gegenseitige Rücksichtnahme innerhalb der Gesellschaft dieses Problem lösen kann, denn sind wir ehrlich: Die Menschen kriegen das nicht hin. Und die Voraussetzungen dafür scheinen mir auch denkbar schlecht: Der absolute Nichtraucher wird in der Regel schon empfindlich und gereizt reagieren, sobald er Qualm im Gesicht hat. Der Raucher dagegen ist süchtig und wird tendentiell gereizt reagieren, wenn man ihm das Recht auf sofortige Stillung der Sucht absprechen will bzw. er dafür eigene Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen muss.
Das liegt in der Natur der Sache.
Darum bin ich durchaus für eine Ausweitung des allgemeinen Rauchverbots auf Orte, an denen man sich naturgemäß für längere Zeit aufhält, also Bushaltestellen, Draußenbereiche in Restaraunts und Cafés, Kinderspielplätze, Parkbänke, Liegewiesen, Eingangsbereiche öffentlicher Gebäude usw.
Man braucht auch kein zusätzliches Personal, um das zu kontrollieren. Aber es hilft jedem, der sich über Rücksichtslosigkeit beschweren möchte, wenn er das Recht auf seiner Seite hat.
Und natürlich muss endlich ein komplettes Werbeverbot her. Es muss schon als Kunststück der Tabaklobby bezeichnet werden, dass wir das immernoch nicht haben.