Russland mal wieder

Scorn4

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Das ist leider so ein bisschen die Erkenntnis, der ich mittlerweile auch folgen würde: Der erste Schock der Sanktionen dürfte verflogen sein, ab hier wird es für Putin und Konsorten eher leichter als schwerer damit umzugehen. Man könnte es nochmal mit einem weiteren Schock versuchen, der dann vermutlich ein quasi Totalembargo sein müsste. Das wäre für uns deutlich kostspieliger und wahrscheinlich würde Putin auch das verdauen.
Nein. Die Sanktionen sind so umfangreich, dass sich Russland da erstmal nicht erholt. Nur mal so als Beispiel stellt Russland keine nennenswerten Mikrochips her und ist auf Importe angewiesen. Die Sanktionen verhindern den Import und Russland steht nun ohne da und muss klarkommen. Das wird Jahrzehnte brauchen, bis da interner Ersatz vorhanden ist. Überhaupt, wäre Russland in der Lage, sowas mal eben selber zu machen, wäre es gar nicht in so eine Abhängigkeit gerutscht.
 
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Aber China produziert Chips. Selbst wenn sich Peking offiziell dran beteiligen würde, über die grüne Grenze ist sowas schnell geliefert und für die Nato praktisch nicht durchsetzbar, ausser man inkludiert China in die Sanktionen. Dann haben wir aber ganz andere Sorgen.
 

Gustavo

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81% der Russen befürworten Putins Faschismus. Nur soviel dazu, dass in Deutschland schon wieder dieses falsche Narrativ von "Putins Krieg" geführt wird, mit dem die armen armen Russen ja gar nichts zu tun haben. Das ist Schwachsinn. Keine Ahnung warum Deutsche so gern in Russenärsche kriechen. Putin ist nicht das Problem, sondern ein Symptom. Das Problem ist (fast) die gesamte russische Gesellschaft und Mentalität.

Ich würde auch nicht unbedingt darauf vertrauen, dass die Russen alle genau wie am Ende der Sovietunion sehnsüchtig darauf warten, dass das Regime zusammenbricht, aber ich habe gestern eine Podiumsdiskussion mit Mark Beissinger gesehen und ihn gefragt, was er von der Zahl hält und er meinte das erscheint ihm unrealistisch hoch. Er wollte nicht so weit gehen zu behaupten, dass Levada die Zahlen fälscht, aber da wird wohl schon relativ viel preference falsification betrieben bei den Befragten. Grigo Pop-Eleches hat coole Umfragedaten aus der Spätzeit des Eisernen Vorhangs, da siehst du gut dass die Umfragen auch gekippt sind auf eine Art, die vermuten lässt, dass keineswegs so viele Leute von der Sinnhaftigkeit des real gelebten Sozialismus überzeugt waren wie vormals behauptet.

Wobei ich auch sagen muss, diese Idee bzgl. Umerziehung würde nur wieder in einer Katastrophe enden. Im Großen und Ganzen scheint es nur eins zu geben, das Menschen dauerhaft zuträglicher für die Demokratie macht, und das ist wenn sie in einer Demokratie leben und sich ihre Lebensumstände merklich verbessern. Ich würde sagen da kann man Russland durchaus eine goldene Brücke hin bauen, wenn sie ihr aktuelles Regime loswerden, aber das wäre ein langer Weg. Die Erfahrung, die Russland bisher mit Demokratie gemacht hat, hauptsächlich in den 90ern, sind einfach zu verheerend.


Für diesen Überfall muss es Konsequenzen geben. Ich befürchte Wirtschaftsinteressen und die kurzzeitige Gedächnisleistung der westlichen Konsumgesellschaft wird in zwei Jahren keinen Furz drauf geben. Und das wird der zweite Skandal.

Bin da auch zuversichtlicher, ähnlich wie Heator. Wenn wir von Dingen reden würden, die die "Konsumgesellschaft" direkt kauft wäre es etwas anderes, Moral an der Ladentheke lässt sich tatsächlich nicht durchsetzen. Aber Russland produziert halt nichts was wir tatsächlich wollen, es sitzt nur auf einem massiven Rohstoffvorkommen, aber das kauft nicht Lieschen Müller an der Tankstelle. Bezweifle dass die Politik da so leicht einknickt.


Das Problem ist, dass bspw. Rohöl einfach an andere Länder verkauft wird. Gerade Indien nimmt doch dankbar den Preisabschlag auf Ural crude oil dankend an und die Spotpreise haben sich mittlerweile auch wieder angenähert. Da mittlerweile auch SA nicht mehr nur in USD abrechnet, scheißt die gesamte Welt auf westliche Sanktionen und mit CIPS gibt es auch Alternativen.

Öl wird auch auf einem Weltmarkt gehandelt und die Amerikaner waren ziemlich erfolgreich darin, den Iran davon abzuschneiden. Wenn der Westen das wirklich will ist das keineswegs das große Problem, Russland davon abzuschneiden, solange der Westen sich einig ist. So weit sind wir offensichtlich noch nicht aber warten wir es mal ab.



Außerdem ist es doch grundsätzlich erstmal richtig, wenn die Branchen ihre Bedenken äußern. Wie soll denn sonst fundiert abgewogen werden? Klar macht ein Branchenvertreter erst mal mimimi, muss man halt filtern.
Ich finde es auch einen Unterschied, ob Firmen aufgrund von externen Entwicklungen der globalen Märkte leiden oder durch aktive Entscheidungen der Bundesregierung. Kann aber verstehen, wenn man das anders sieht.

Prinzipiell richtig, aber imho wird häufig genug unterschlagen, wie sehr man da filtern muss. Ist imho extrem krass, was man Industrievertretern im öffentlichen Diskurs an Gejammer durchgehen lässt. Gibt kaum eine Interessenvertretung, bei der ich innerlich so stark diskontiere wie bei der Industrie, wenn sich irgendwas auch nur minimal negativ auf sie auswirkt. Bin ziemlich sicher wenn Leibeigenschaft noch existieren würde, würde der BDI uns vorrechnen, dass das zwar ein trauriges Überbleibsel aus dunklen Zeiten ist, die deutsche Industrie aber mittelfristig ohne sie leider nicht überleben kann.


Das wäre imo ohnehin der worst case: irgendwelche Sanktionen aussprechen und im Winter wieder aufheben, weil wir merken, dass uns die Kosten doch zu hoch sind. Damit würden wir Putin beweisen, wie abhängig wir sind. Im Moment ist das noch so ein Damoklesschwert, das über beiden Köpfen hängt. Außerdem würden wir allen Diktatoren der Welt zeigen: ein Krieg muss nur brutal und schnell genug sein, dann ist alles tutti.

Das Argument höre ich dauernd, verstehe es aber nicht so richtig ehrlich gesagt. Was verliert der Westen denn, wenn er die Sanktionen nicht durchhält? Putin verliert zumindest für ein paar Monate einnahmen und *falls* die Russen sich merklich davon beeindrucken lassen würden, würde das garantiert innerhalb der ersten paar Wochen passieren und nicht im Herbst, wenn es tatsächlich mit Gas wieder knapp werden könnte.
Das Drohpotential des Westens ist doch Stand heute höher als es je sein wird. Mittlerweile müsste ja so ziemlich jeder verstanden haben, dass Gas als Zwischenlösung eher früher als später abgelöst werden muss, denn zu dem offensichtlichen Problem kommt jetzt auch noch ein Versorgungsproblem. Es ergibt imho wenig Sinn damit zu drohen, dass wir kein russisches Gas mehr kaufen, während wir andererseits alle mehr oder weniger offen zugeben, dass wir uns generell von Gas wegbewegen wollen.
 
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Nein. Die Sanktionen sind so umfangreich, dass sich Russland da erstmal nicht erholt. Nur mal so als Beispiel stellt Russland keine nennenswerten Mikrochips her und ist auf Importe angewiesen. Die Sanktionen verhindern den Import und Russland steht nun ohne da und muss klarkommen. Das wird Jahrzehnte brauchen, bis da interner Ersatz vorhanden ist. Überhaupt, wäre Russland in der Lage, sowas mal eben selber zu machen, wäre es gar nicht in so eine Abhängigkeit gerutscht.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen bezweifle ich auch nicht, sondern dass das Putin politisch in Gefahr bringt.
 

Scorn4

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Die Möglichkeit steht im Raum und macht das Regime zumindest paranoider.
Das Ziel der Sanktionen sollte aber auch eigentlich nciht sein, Putin zu stürzen sondern die russische kriegsführung zu sabotieren. Außerhalb von diesem recht kruzfristigen Zweck sind Sanktionen eigentlich nicht wirksam.
 
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Bin da auch zuversichtlicher, ähnlich wie Heator. Wenn wir von Dingen reden würden, die die "Konsumgesellschaft" direkt kauft wäre es etwas anderes, Moral an der Ladentheke lässt sich tatsächlich nicht durchsetzen. Aber Russland produziert halt nichts was wir tatsächlich wollen, es sitzt nur auf einem massiven Rohstoffvorkommen, aber das kauft nicht Lieschen Müller an der Tankstelle. Bezweifle dass die Politik da so leicht einknickt.

Öl- und Gaspreise werden schon Druck nach oben erzeugen. Bei nichts ist der Deutsche empfindlicher als Veggie-Day, Temperatur in seiner Stube unter 22° C und mit 180km/h günstig über die BAB zu pflügen. Sind sozusagen Geburtsrechte. Nochmal, eigentlich wurde derart viel Porzellan von Putin zertrümmert, dass es eigentlich nicht möglich sein sollte, ohne weiteres zum Status Quo zurück zu kehren. Ich hoffe ernsthaft, ich liege da falsch, glaube da aber noch nicht an unsere Prinzipienfestigkeit. Wenn der Schmerz in der Industrie zu groß wird, Inflation und potentielle Rezession zuschlagen, wird man sich das nicht mehr leisten können wollen.

Jetzt sind alle noch Pro-Ukraine, klare Sache. Ob das in zwei Jahren noch so ist, wenn hier der Jahresurlaub und der neue Audi A6 in Gefahr sind? Hab da meine Zweifel.
 
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parats'

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Öl wird auch auf einem Weltmarkt gehandelt und die Amerikaner waren ziemlich erfolgreich darin, den Iran davon abzuschneiden. Wenn der Westen das wirklich will ist das keineswegs das große Problem, Russland davon abzuschneiden, solange der Westen sich einig ist. So weit sind wir offensichtlich noch nicht aber warten wir es mal ab.
Dann fehlt mir vielleicht ein Puzzlestück.
Die USA können doch nur an einer Stelle den Hebel ansetzen. Nämlich beim Zugang zu Dollar Devisen, da der Handel für Öl bisher in USD abgewickelt wird.
Wenn Saudi Arabien jetzt, wie zumindest angekündigt, sein Öl an die Chinesen in Renminbi verkauft, sind die USA raus.
Wo wäre denn jetzt der Hebel?
 
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Nein. Die Sanktionen sind so umfangreich, dass sich Russland da erstmal nicht erholt. Nur mal so als Beispiel stellt Russland keine nennenswerten Mikrochips her und ist auf Importe angewiesen.
Die halbe Welt macht bei den Sanktionen nicht mit: China, Indien, halb Afrika usw.
Es wird schwerer und teurer, aber Russland wird weiter an Chips und anderes benötigtes Zeug rankommen.
 

Gustavo

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Dann fehlt mir vielleicht ein Puzzlestück.
Die USA können doch nur an einer Stelle den Hebel ansetzen. Nämlich beim Zugang zu Dollar Devisen, da der Handel für Öl bisher in USD abgewickelt wird.
Wenn Saudi Arabien jetzt, wie zumindest angekündigt, sein Öl an die Chinesen in Renminbi verkauft, sind die USA raus.
Wo wäre denn jetzt der Hebel?

Sekundärsanktionen. Die Amerikaner sanktionieren Firmen, die mit Staat X Geschäfte machen, ganz wie im Iran. Das würden sie aus vielerlei Gründen mit Saudi-Arabien nicht machen, aber mit einem Pariahstaat wie Russland ginge es. Keine Entität, die hinreichend Öl aus Russland kaufen würde, um einen nennenswerten Unterschied für Russland als Staat zu machen, kann es sich leisten von den USA und der EU sanktioniert zu werden. In Asien nimmt bspw. kaum noch eine Raffinerie das iranische Öl ab und dafür reichten Trumps Sanktionen aus. Sanktionen, von denen klar ist dass sie dauerhaft von beiden Parteien in den USA und der EU getragen würden, wären kaum zu unterlaufen. Wer würde so ein Risiko eingehen?



Öl- und Gaspreise werden schon Druck nach oben erzeugen. Bei nichts ist der Deutsche empfindlicher als Veggie-Day, Temperatur in seiner Stube unter 22° C und mit 180km/h günstig über die BAB zu pflügen. Sind sozusagen Geburtsrechte. Nochmal, eigentlich wurde derart viel Porzellan von Putin zertrümmert, dass es eigentlich nicht möglich sein sollte, ohne weiteres zum Status Quo zurück zu kehren. Ich hoffe ernsthaft, ich liege da falsch, glaube da aber noch nicht an unsere Prinzipienfestigkeit. Wenn der Schmerz in der Industrie zu groß wird, Inflation und potentielle Rezession zuschlagen, wird man sich das nicht mehr leisten können wollen.

Jetzt sind alle noch Pro-Ukraine, klare Sache. Ob das in zwei Jahren noch so ist, wenn hier der Jahresurlaub und der neue Audi A6 in Gefahr sind? Hab da meine Zweifel.

Du neigst zu solchen Großbehauptungen, aber ich verstehe ehrlich gesagt nicht so richtig woher deine Überzeugung kommt. "Hab da meine Zweifel" ist schon mal deutlich zahmer formuliert als der Post davor, immerhin. Ich habe am Gegenteil meine Zweifel: Letztendlich reden wir über marginale Preise, nicht über absolute und das wird dann sicherlich auch deutlich so kommuniziert werden. Selbst in einem Szenario von 50% höheren Energiepreisen würden wir ja durchaus Verhaltensänderungen sehen.


€dit:



Die halbe Welt macht bei den Sanktionen nicht mit: China, Indien, halb Afrika usw.
Es wird schwerer und teurer, aber Russland wird weiter an Chips und anderes benötigtes Zeug rankommen.

Nur dass der Teil der halben Welt, der noch mit Russland handelt, größtenteils nichts verkauft was Russland braucht. Du stellst dir das ein bisschen arg einfach vor scheint mir: Chips kriegt Russland nicht aus China und Ersatzteile für so ziemlich alles, was Russland nicht aus China gekauft hat, ebenfalls nicht. Wäre für mich jedenfalls kein großer Trost wenn ich weiterhin Labneh kaufen könnte, aber alles was technisch aufwändiger ist als ein Taschenrechner wird in etwa so wie eine RTX3090 zu kaufen.
 
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parats'

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Sekundärsanktionen. Die Amerikaner sanktionieren Firmen, die mit Staat X Geschäfte machen, ganz wie im Iran. Das würden sie aus vielerlei Gründen mit Saudi-Arabien nicht machen, aber mit einem Pariahstaat wie Russland ginge es. Keine Entität, die hinreichend Öl aus Russland kaufen würde, um einen nennenswerten Unterschied für Russland als Staat zu machen, kann es sich leisten von den USA und der EU sanktioniert zu werden. In Asien nimmt bspw. kaum noch eine Raffinerie das iranische Öl ab und dafür reichten Trumps Sanktionen aus. Sanktionen, von denen klar ist dass sie dauerhaft von beiden Parteien in den USA und der EU getragen würden, wären kaum zu unterlaufen. Wer würde so ein Risiko eingehen?
Valider Punkt den ich total außen vor gelassen habe. Die USA hatten es im Falle von Nordstream 2 und den Baufirmen ja ähnlich gemacht.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Die halbe Welt macht bei den Sanktionen nicht mit: China, Indien, halb Afrika usw.
Es wird schwerer und teurer, aber Russland wird weiter an Chips und anderes benötigtes Zeug rankommen.
1. Das was Gustavo sagt, so einfach ist das nicht und 2. selbst wenn es so wäre ist schwerer und teurer besser als einfach und billig. Alles was Russland schadet, ist erstmal gut.
 

Shihatsu

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Sekundär Sanktionen sind faktisch schon in Kraft. Egal wohin ich schaue. Das BAFA dreht komplett im Roten, sämtliche Chipversorgungsthemen sind nochmal komplexer geworden und Autothemen kommen gerade als Welle auf uns zu. Und das ist nur bei den offensichtlichen Dingen. Wenn das "hart" gemacht wird wird's lustig. Aber alles was US Dependance hat oder viel Umsatz übern Teich macht sanktioniert jetzt schon in vorrauseilendem Gehorsam. Selten so eine Einigkeit erlebt.
 
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Und dann gibt es noch Firmen die versuchen ihr Russlandgeschäft aufrecht zu erhalten "weil unsere Produkte nicht subventioniert sind und das legal ist".
Ich persönlich habe diese Woche lange für Angebote für Russland gearbeitet, einfach nur weil unsere Vertriebler für Russland ihren Job weiter machen. Leider (aus meiner persönlichen Sicht) hat meine Firma keine generelle Aussage gemacht ob ja oder nein zu Aufträgen aus Russland...

Und ich war dann in dieser Woche immer der Buhmann der schlechte Nachrichten überbringen durfte:
- nein, es gibt aktuell keine Namhaften SPS Hersteller die in Richtung Russland liefern, das muss sich der Kunde dann selber bestellen --> wird der Kunde dann über Alibaba bekommen (kein Witz, zum Teil haben die Russen darüber schon Ersatzteile bestellt)
- nein, es gibt aktuell keine Namhaften Motor + Frequenzumrichter Hersteller die in Richtung Russland liefern. Aber China wird das übernehmen + ggf. gibt es noch 1-2 deutsche Firmen die es machen (klären wir gerade).
 

Scorn4

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Die halbe Welt macht bei den Sanktionen nicht mit: China, Indien, halb Afrika usw.
Es wird schwerer und teurer, aber Russland wird weiter an Chips und anderes benötigtes Zeug rankommen.
Welche Hersteller von RAM-Bausteinen aus China, Indien und halb Afrika gibt es? Ernst gemeinte Frage.
Gleiches für Prozessoren.
 
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Die Exportbeschränkungen sind aufgrund der Spezialisierung und der komplexen internationalen Supply chains vermutlich wichtiger und wirksamer als der Importstopp, zumindest für alles außer Gas.

Für Öl, Nickel, Aluminium etc wird Russland alternative Abnehmer finden für 20% Discount. Wir bezahlen dafür dann 20% mehr, haben dann insgesamt einen großen Nachteil.

China alleine ist ja Abnehmer für >50% des weltweiten Export an Aluminium, Nickel, Öl etc. -- also gibt es da leider gar keine Probleme, abnehmen zu finden.

Bei Gas ist es etwas anders, weil man das nicht so leicht woanders hin transportieren kann (für Nickel ist das auch nicht trivial, aber letztlich mit Bahn lösbar).

Gas wiederum würde uns am meisten schaden.

Ist also ein echtes Dilemma.

Ich bin daher tendenziell auch im Camp "mehr Waffen und andere Güter der Ukraine liefern, und das Exportverbot (und Versuche, es zu umgehen) scharf kontrollieren.

Dafür dann an der Rohstoff-Import-Front eher etwas vorsichtiger sein. Ich glaube wenn wir -6% GDP haben und stark steigende Arbeitslosigkeit, zusätzlich zu den Problemen mit Inflation und Energiepreisen, dass wir (also die Regierung) dann insgesamt die "Kampfeslust " verlieren würde.
 

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Bei Gas ist es etwas anders, weil man das nicht so leicht woanders hin transportieren kann (für Nickel ist das auch nicht trivial, aber letztlich mit Bahn lösbar).
Was macht Nickel da so besonders? Insbesondere im Vergleich zu Aluminium?


Ich bin daher tendenziell auch im Camp "mehr Waffen und andere Güter der Ukraine liefern, und das Exportverbot (und Versuche, es zu umgehen) scharf kontrollieren.

Dafür dann an der Rohstoff-Import-Front eher etwas vorsichtiger sein. Ich glaube wenn wir -6% GDP haben und stark steigende Arbeitslosigkeit, zusätzlich zu den Problemen mit Inflation und Energiepreisen, dass wir (also die Regierung) dann insgesamt die "Kampfeslust " verlieren würde.
#2
 

Gustavo

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Was macht Nickel da so besonders? Insbesondere im Vergleich zu Aluminium?

Verstehe die Liste auch nicht so richtig. Gerade Aluminium produziert China doch selbst ein Vielfaches von Russland. Für Russland sind beides nur Rundungsfehler ihrer Exporteinnahmen und wenn ein kleiner Teil des weltweit produzierten Vorkommens nicht zu Marktpreisen verkauft wird, weil Russland keinen Zugang zum Weltmarkt hat, wird das den Preis nicht nennenswert beeinflussen. Zumal das alles halt mega aufwändig wird, wenn man offiziell nix in Dollar abwickeln kann.
 
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Nickel war nur ein Beispiel, alle Metalle sind leichter (woanders hin) zu transportieren als Gas.

Aluminium war tatsächlich ein schlechtes Beispiel. Da hat Russland keinen großen Anteil. Palladium wäre ein anderes besseres Beispiel neben Nickel.
 
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Was alle immer mit den Chips haben. Es gibt quasi keine russischen Produktionsanlagen für irgendwas die nicht auf ausländischer technik aufbauen und nein, das meiste davon kommt nicht aus china. Die sind einfach komplett gefickt. Nach und nach wird alles kaputt gehen von der dreherei über ganze fabriken bis zum hochgelobten zugnetz. Klar lässt sich das theoretisch auch alles selbst her stellen aber nicht von jetzt auf gleich und nicht ohne know how.
 

Gustavo

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Die sind allerdings, kontra Mackia, ein ziemlich gutes Beispiel warum Russland in einer beschissenen Lage ist: SMIC ist immer noch sehr von amerikanischer Hard- und Software angewiesen, dazu von niederländischen Maschinen. Der ganze Sinn von SMIC war ja, in dem Bereich konkurrenzfähig mit TSMC zu werden*, damit China genug Chips für China herstellen kann. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis steht in einer miserablen Relation für China: Ein bisschen zusätzlicher goodwill von Russland, das sowieso schon bei allem möglichen arg auf China angewiesen ist oder es sein wird, für harte Sanktionen des einzigen Herstellers in einem strategisch enorm wichtigen Industriezweig, den China aufbauen will? Dazu noch von einem Produkt, das gerade sowieso überall knapp ist und dementsprechend in China selbst gebraucht wird UND teuer auf dem Weltmarkt verkauft werden kann?




*ohne Taiwan militärisch einzunehmen :ugly:
 
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Um Russland strategisch abhängig zu machen? Vielleicht ist es aus Chinas Sicht dann die Kosten wert.
 
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Der ganze Sinn von SMIC war ja, in dem Bereich konkurrenzfähig mit TSMC zu werden*,
the thing is: es gibt ja jetzt keine genetischen gründe, warum insel-china gegenüber festland-china die oberhand in halbleitern hat. zumal südkorea da auch noch ein wörtchen mitzureden hat. also davon mal abgesehen, die fertigungstiefe ist noch ein paar jahre hinterher, aber kapital und manpower sind da. was sie ggf. dran hindert, sich patente. die lösen sich aber in einem wirtschaftskrieg zunehmend in luft auf.
 

Deleted_228929

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Jemand Lust, sein Sonntagsfrühstück nochmal in Augenschein zu nehmen? Man genehmige sich die folgenden Artikel zur Haltung der Randparteien zu Putins Vernichtungskrieg:



Was für Faschisten-Abschaum. Warum sind die eigentlich in getrennten Parteien? Gibt's irgendwas wo Leute wie Wagenknecht sich von der AfD unterscheiden?
 

Gustavo

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the thing is: es gibt ja jetzt keine genetischen gründe, warum insel-china gegenüber festland-china die oberhand in halbleitern hat. zumal südkorea da auch noch ein wörtchen mitzureden hat. also davon mal abgesehen, die fertigungstiefe ist noch ein paar jahre hinterher, aber kapital und manpower sind da. was sie ggf. dran hindert, sich patente. die lösen sich aber in einem wirtschaftskrieg zunehmend in luft auf.

Die Chinesen werden aber keinen Handelskrieg anzetteln, nur um ein bisschen russischen Goodwill abzugreifen. Das bleibt die Crux der ganzen Geschichte.
 
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China unternimmt einige Anstrengungen um sich zu lösen, egal ob Parallelsystem zu SWIFT oder technologisch. Huawei duerfte noch in guter Erinnerung sein. Den westlichen Sanktionensbaukasten gegenüber Russland duerfte man sich auch genau ansehen.
 
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Letzten Monat wollte mir da noch irgendso ein Rando erzählen, dass die AfD eine viel bessere Position einnähme als die Linkspartei lol
Gibt ja auch noch Leute die die Linkspartei immer noch für wählbar halten und glauben, dass sie mit dem Erbe der SED abgeschlossen hätten 🤷‍♂️


edit: Der taz-Artikel ist echt priceless :rofl2: … die Begründung "wenn man XXX macht muss man ja irgendwann auch mit einer Reaktion rechnen" kann man 1 zu 1 ummünzen auf "wenn man einen kurzen Rock trägt muss man ja irgendwann auch damit rechnen vergewaltigt zu werden" … astreine Täter-Opfer-Umkehr die genau die selben Personen mit eben jenem Minirock-Beispiel empört zurückweisen würden. Was für ein albernes Willkür-Gelaber von Leuten die sich alles so drehen wie es ihnen gerade passt. :rofl2:
 
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Kriegsverbrechen mehren sich.

Wohl hunderte tote Zivilisten in den Straßen.
 
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Die "mobilen Krematorien" waren wohl gar nicht für die eigenen gefallen Soldaten gedacht, wie es am Anfang hieß.
 
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Kriegsverbrechen mehren sich.

Wohl hunderte tote Zivilisten in den Straßen.
Ich oute mich mal als Naivling, der damit zu Beginn des Krieges nicht gerechnet hatte. Die EU spricht jetzt von Konsequenzen. Nur was will man tun? In Sachen Sanktionen ist man im Wesentlichen so weit gegangen, wie man offenbar bereit ist zu gehen. Militärisch hat man seine Grenzen auch klargemacht.
Es scheint, als stünden wir vor dem moralischen Dilemma, dass Putin und Co sich alles herausnehmen können, was sie wollen und dafür demnächst womöglich noch mit einer "Off-Ramp" belohnt werden. Feels wrong ...
 
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Die Kriegsverbrechen sollten zumindest zu einer Verstärkung der Waffenlieferungen führen. Auch Offensivwaffen, denn offenkundig ist es inakzeptabel, wenn russische Städte langfristig von Russland besetzt werden.

Zu dem, was besetzten Gebieten dräut, muss man ja nur in den Donbas schauen. Guter Thread dazu:
 

Gelöschtes Mitglied 160054

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Beim Marathon ist mir aufgegangen das wir vor Russlands Einfall in die Ukraine klar hätten kommunizieren müssen das die Ukraine europäisches Territorium ist und man keinen Angriffskrieg toleriert und Instant NATO Waffen an die Ukrainische Grenze hätte verlegen müssen. Und dann im Fall der Fälle durchziehen.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Ja, hätte hätte Panzerkette. Natürlich hätte man im Vorfeld alles anders machen müssen. Aber selbst die Ukrainer haben zwar stets vor der Möglichkeit einer solchen Invasion gewarnt, aber so richtig geglaubt haben es selbst sie noch kurz vor dem Einmarsch nicht. Es hat einfach auf keiner Ebene einer rationalen Abwägung Sinn ergeben.

Insofern ist es auch egal, was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist, daraus können wir für die Zukunft lernen, aber jetzt geht es darum, wie wir Russland verbluten lassen können.
 
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Kriegsverbrechen mehren sich.

Wohl hunderte tote Zivilisten in den Straßen.

17:11 Uhr

RIA: Russland dementiert Massenmord an Zivilisten in Butscha


Das russische Verteidigungsministerium dementiert einem Agenturbericht zufolge einen Massenmord an Zivilisten in Butscha. Jegliches von der Ukraine veröffentlichte Bild- und Filmmaterial in diesem Zusammenhang stelle eine Provokation dar, berichtet RIA unter Berufung auf das Ministerium. Alle russischen Einheiten hätten Butscha am 30. März verlassen, meldete Interfax.

Was für eine Provokation, was fällt den Ukrainern denn ein! Das können gar keine Russen gewesen sein, weil die sind ja schon vor 3 Tagen weg gewesen, in der langen Zeit wären die Leichen schon lange despawned! :mond:
 
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bestimmt eine spezielle militärische false flag erschießungsaktion :rolleyes:

währenddessen winden sich Lamprecht und Scholz darum alte Marder zu liefern WEIL DIE BUNDESWEHR DIE GERADE SELBST DRINGEND BRAUCHT :rofl2:

Gott wie schäme ich mich Bürger dieses Kacklands zu sein. Man hätte uns beim letzten Mal einfach richtig vernichten sollen.
 
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Dieses Wieseltum treibt einem doch jeden Tag aufs Neue die Schamesröte ins Gesicht.

Einem Bericht der "Welt" zufolge hatte Lambrecht die Waffenlieferungen allerdings womöglich verschleppt. Bereits am 28. Februar habe der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall eine Liste mit lieferbaren Waffen an das Verteidigungsministerium übersandt, berichtete das Blatt.

Darauf seien Waffen und Munition im Auftragswert von insgesamt mehr als einer halben Milliarde Euro verzeichnet, die das Unternehmen kurzfristig an die Ukraine liefern könne, schreibt die "Welt". Alternativ wurde demnach angeboten, die Güter binnen weniger Monate an die Bundeswehr zu liefern, wenn diese ihrerseits baugleiche oder ähnliche Waffen aus ihren Depots sofort an die Ukraine weiterreiche.

Aus den Dokumenten gehe hervor, dass Rheinmetall auf die Liste mit ihren Angeboten bis mindestens zum 25. März keine Antwort erhielt - also fast vier Wochen lang, berichtete die "Welt".

Afaik regelt Habecks Ministerium die fabrikneuen Waffenlieferungen deutlich schneller ab.
 
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