Russland mal wieder

Gustavo

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eine gruppe menschen alleine wegen ihrer herkunft zu diskriminieren hat nur dann nichts damit zu tun, wenns russen sind.


Es geht ja nicht um ihre "Herkunft", sondern um ihre Staatsangehörigkeit. Und man kann halt schlecht "Völkerverständigung" zwischen Russen und Ukrainern machen, wenn man die Ukrainer nicht berücksichtigt. Ob das jetzt nicht passiert, weil keine Solisten Ukrainer sind, kann man sich drüber streiten, aber du überziehst imho schon deutlich. Insbesondere hier:

jeder tote russe ist ein guter russe! lol


vernunft ist stets bei wenigen nur zu suchen - und die leute fragen sich, wie der erste ww anfangen konnte. bei der hiesigen begeisterung und next stop moscow attitüden - what could possibly go wrong, geht ja nur gegen den ivan. diese bestien. burn them all.

:8[:

Garantiert niemand hier freut sich über "tote Russen". Mir wäre es 1000x lieber die russische Invasion würde dadurch enden dass die Soldaten einfach aufhören zu kämpfen. Aber realistisch ist halt momentan nur, dass die Offensive dadurch endet, dass die Russen militärische Verluste erleiden und das bedeutet halt auch tote russische Soldaten. Wie soll es sonst enden?
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Nein aber deine Verdammnis an jeden der irgendwie russische Wurzeln hat ist halt dum
Äh ich hab selbst russische Wurzeln wie ein gewichtiger Teil von Ukrainern? Mein eigener Vater ist ethnischer Russe und Russisch ist meine Muttersprache. Bis zum 24.2 war er sogar sowas wie ein typsicher Exilrusse und Putin Fanboy. Seit dem 24.2 ist alles auf dieser Welt komplett anders. Jeder Russe mit einem Hirn hasst das real existierende Russland
 

GeckoVOD

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Ne es geht darum, dass ich ein paar russischsprachige Psychiater und Psychologen zur Hand habe, aber nur 1 Frau. Deswegen suche ich weibliche Psychologinnen, die russisch sprechen in Hamburg. Denn wie man sich vielleicht vorstellen kann, ist es in dem Fall ein bisschen schwierig mir einem männlichen Therapeuten.
PTK HH / umliegen Bundesländer und [Anlaufstelle Flüchtlinge] zusammenbringen, alles darüber hinaus ist relativ nutzloses Flickenwerk im Kleinklein. Die PTK dürften die beste Übersicht über niedergelassene Therapeuten, Ausbildungszentren und größere Verbände haben, als man es als externer Vermittler haben kann, besonders wenn man vermutlich nicht selbst überall vor Ort sein kann.

Und wie Du siehst Gecko, fand der Typ genau das witzig. Vielleicht kannst Du ja zwischen deinem hate auf mich mal checken, was das für ein Typ ist.
"Ich verstehe" und ziehe die Konsequenzen aus der Beobachtung.
 

Scorn4

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Es heißt, die ukrainische Armee habe den Ring um Sumy zerschlagen und nähere sich der russischen Grenze. Die Front östlich von Kiev löst sich wohl gerade auf, die Russen ziehen ihre Truppen ab, womöglich für eine Verlegung nach Donezk/Luhansk
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Angeblich will Russland jetzt eine Art BRD/DDR Linie fahren. Wäre natürlich wieder next level Dummheit, weil es ja so gut geklappt hat ein diktatorisches Unrechtsregime direkt neben einem
freien Zwillingsstaat zu etablieren, der dann vom Westen als „Fenster zur Welt“ gepimpt wird bis zum Exitus.
 

Celetuiw

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Angeblich will Russland jetzt eine Art BRD/DDR Linie fahren. Wäre natürlich wieder next level Dummheit, weil es ja so gut geklappt hat ein diktatorisches Unrechtsregime direkt neben einem
freien Zwillingsstaat zu etablieren, der dann vom Westen als „Fenster zur Welt“ gepimpt wird bis zum Exitus.
Das kannste nicht eins zu eins vergleichen, da es ja in den Seperatistengebieten tatsächlich russischstämmige Mehrheiten und ein (authentisches?) Zugehörigkeitsgefühl zur russischen Kultur gibt.
Die Teilung Deutschlands war nicht nur eine sytemische Teilung, sondern auch die Teilung eines Volkes.
Aber ich will nicht sagen, dass ich es deswegen für eine erfolgsversprechende Idee halte.
Vielmehr verlagert Russland seine Kriegsziele, weil die ursprünglichen nicht mehr militärisch erreichbar sind.
Putin wird nicht in der Lage sein, die Ukrainische Regierung abzusetzen und die Armee zu besiegen. Wahrscheinlich aber wohl darin, bisherige Geländegewinne zu sichern. Das deckt sich imo auch mit der Weigerung des Westens, schwere Offensivwaffen zu liefern, die zur Rückeroberung von Gebieten geiegnet werden, also truppentransporter, gepanzerte Infanteriefahrzeuge, Panzer, Flugzeuge, Artillerie.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Das kannste nicht eins zu eins vergleichen, da es ja in den Seperatistengebieten tatsächlich russischstämmige Mehrheiten und ein (authentisches?) Zugehörigkeitsgefühl zur russischen Kultur gibt.
Die Teilung Deutschlands war nicht nur eine sytemische Teilung, sondern auch die Teilung eines Volkes.
Das wäre im Donbass genau so. Dort leben auch (russischsprachige) Ukrainer, vor allem leben aber auf dem Gebiet der Ukraine viele russischse Ukrainer, die aus dem Donbass geflohen sind, weil sie unte Putins Terrorschergen, die dort das Sagen haben, nicht leben wollen. Das wäre genau so eine Spaltung des Volkes wie in der DDR. Nur weil es in der DDR auch überzeugte Komministen gab (man errinere sich, in den ersten Jahren gab es auch Menschen, die IN die DDR geflogen sind, weil sie Komminismus so toll fanden), macht es nicht das nicht weniger zu einer Trennung des Volkes als jetzt im Donbass.

Und der Effekt würde sich mit der Zeit verstärken. Die Westukraine würde dann mit westlichem Geld zugeschüttet und in einen für osteuropäische Verhältnisse reichen Superstaat aufgepimpt und die Leute im Donbass müssten auf Russenniveau leben. Da wird bei vielen auch der Rubel sehr schnell fallen.

Putin wird nicht in der Lage sein, die Ukrainische Regierung abzusetzen und die Armee zu besiegen. Wahrscheinlich aber wohl darin, bisherige Geländegewinne zu sichern.
Im Donbass stimmt das vermutlich, aber in anderen Landesteilen zB im
Nordosten und Nordwesten rücken die Ukrainer bereits wieder vor und erobern Ortschaften zurück. Bei Kiew bzw von Kiew sollen sich Verbände bereits wieder nach Belarus zurückgezogen haben.

Das deckt sich imo auch mit der Weigerung des Westens, schwere Offensivwaffen zu liefern, die zur Rückeroberung von Gebieten geiegnet werden, also truppentransporter, gepanzerte Infanteriefahrzeuge, Panzer, Flugzeuge, Artillerie.
Andererseits hat der Tschechische Präsident gestern live in TV gesagt Tschechien würde
Flugzeuge liefern. Und Biden hat sein No ggü Polen wohl auch revidiert. Ich weiß es natürlich nicht, aber ich glaube das letzte Wort ist da noch nicht gesprochen.
 
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die iron dome pläne sehen gut aus, ich hoffe, die verzetteln sich da jetzt nicht und bringen das zügig in trockene tücher, da gefällt mir alles dran: a) das wirs aus israel beziehen, b) das wir damit potentiell auch polen und das baltikum mit abdecken und c) das es verfügbar und nicht tollcollect-artig selbst entwickelt wird (ergo, tatsächlich in 2-3 jahren einsatzbereit sein dürfte statt 10 jahre +). ist natürlich kein allheilmittel, aber das dürften gut investierte 2 milliarden sein.
 

Scorn4

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Angeblich will Russland jetzt eine Art BRD/DDR Linie fahren. Wäre natürlich wieder next level Dummheit, weil es ja so gut geklappt hat ein diktatorisches Unrechtsregime direkt neben einem
freien Zwillingsstaat zu etablieren, der dann vom Westen als „Fenster zur Welt“ gepimpt wird bis zum Exitus.
Mal im Ernst. Die bauen keinen Zwillingsstaat auf. Sowas lebt höchstens drei Wochen und dann gibt es ein Referendum. Was soll das auch für ein Staat sein mit gerade mal 6 mio. Einwohnern in Luhanks/Donezk laut Vorkriegszahlen.
Die Bevölkerung dort sind tatsächlich mehrheitlich Russen, aber das Zugehörigkeitsgefühl zu Russland hat in den letzten Wochen sehr gelitten. Putin hat aus denen gute Ukrainer gemacht.
 

Celetuiw

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Im Donbass stimmt das vermutlich, aber in anderen Landesteilen zB im
Nordosten und Nordwesten rücken die Ukrainer bereits wieder vor und erobern Ortschaften zurück. Bei Kiew bzw von Kiew sollen sich Verbände bereits wieder nach Belarus zurückgezogen haben
Nee stimme ich dir zu. Ohne mich jetzt gut in der Bevölkerungstruktur der Ukraine auszukennen würde ich auch glauben, dass es Putin um einen Anschluss der östlichen Gebiete bei Donezk und Luhansk geht.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest

Die G7 lassen sich nicht erpressen und sagen Fuck You zu Putins Finte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er die Kröte schlucken wird und nichts passieren wird. Russland braucht unsere Euros mehr als wir deren Gas, so einfach ist es. Er hat geblufft (mal wieder) und verloren (mal wieder).

Ich muss echt sagen, ich bin momentan richtig Stolz auf die EU und den Westen. So viel Entschlossenheit und Geschlossenheit hätte ich denen fast nicht zugetraut, insbesondere die Grünen Minister machen ihre Sache gut. Deutschland insgesamt nach wie vor zu hasenfüßig, zu langsam, zu zögerlich, die echte Führungsmacht des freien Europa ist im Moment in Warschau. Aber immerhin blockiert man nicht zu sehr.
 
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Die Bevölkerung dort sind tatsächlich mehrheitlich Russen, aber das Zugehörigkeitsgefühl zu Russland hat in den letzten Wochen sehr gelitten. Putin hat aus denen gute Ukrainer gemacht.

Man sieht ja immer nur kleine Puzzleteile, aber so ein Teil hatte ich letzte Woche vor Augen.

Eine Mutti aus dem Kindergarten, die wir etwas näher kennen, da unser Sohn mit ihren Sohn ziemlich dicke ist, hat mich angeschrieben ob wir noch Größe 104 für Jungs übrighätten, es wäre für ukrainische Bekannte. Klar haben wir zusammenpackt + Spielzeug und ihr gleich vorbeigebracht.

Ich wusste zwar, dass sie russischsprachige Ukrainerin ist, aber habe das Thema bisher eher vermieden. Jetzt natürlich mal vorsichtig nachgefragt.
Sie erstmal so richtig fertig von den Ereignissen, also immer an der Grenze das gleich Tränen fließen. Ihr Vater ist gerade angekommen und außerdem nach und nach mehrere Bekannte, alles Frauen mit Kindern. Ihr Bekanntenkreis ist russischsprachig, aber einfach mal alle sind Richtung Westen geflohen. Keine Ahnung wie das vor dem Krieg war, aber jetzt scheinen alle in erster Linie Ukrainer zu sein. Vielleicht war der Überfall für die Russischsprachigen nochmal härter, weil man das dem großen Bruder nicht zugetraut hätte. Darüber zu reden während unsere Jungs in der Sonne toben und dort gerade Krieg herrscht, alles harte Kost. :-/

104er Klamotten waren für Zwillingsjungs die als letztes mit ihrer Mutter angekommen sind. Hat sich einfach unglaublich darüber gefreut, Wenigstens was.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Laut Bellingcat und wohl jetzt auch Wallstreetjournal weisen 3 von 4 Mitgliedern der ukrainischen Verhandlungsdelegation Vergiftungserscheinungen auf, die auf Chemiewaffen hindeuten ->


Russen... inb4 #nOtALlRuSSiaNs
 

Celetuiw

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Ganz interessant über die weltweite Wahrnehmung zur Ukraine.
 
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Ist das interessant?
Dass Länder am anderen Ende der Welt, von denen sich insbesondere wenige eine wertegeleitete Außenpolitik leisten können, nicht an Sanktionen beteiligen, scheint mir eher trivial. Das ist halt auch ein ganz anderes Kosten-Nutzen-Verhältnis, weil deren Sanktionen kaum etwas bewirken würden, sie umgekehrt aber relativ starke Nachteile zu befürchten hätten.
Der Verweis auf die Bevölkerungszahl ist irreführend. Von den 10 wirtschaftsstärksten Ländern sanktionieren alle, bis auf China und Indien.

Was der Westen daraus lernen könnte, ist wohl, dass er strategische globale Zusammenarbeit wieder stärker gewichten könnte - allerdings nicht in Form von Almosen, sondern echte Deals, die beiden Seiten Vorteile bringen.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Ist das interessant?
Dass Länder am anderen Ende der Welt, von denen sich insbesondere wenige eine wertegeleitete Außenpolitik leisten können, nicht an Sanktionen beteiligen, scheint mir eher trivial. Das ist halt auch ein ganz anderes Kosten-Nutzen-Verhältnis, weil deren Sanktionen kaum etwas bewirken würden, sie umgekehrt aber relativ starke Nachteile zu befürchten hätten.
Der Verweis auf die Bevölkerungszahl ist irreführend. Von den 10 wirtschaftsstärksten Ländern sanktionieren alle, bis auf China und Indien.

Was der Westen daraus lernen könnte, ist wohl, dass er strategische globale Zusammenarbeit wieder stärker gewichten könnte - allerdings nicht in Form von Almosen, sondern echte Deals, die beiden Seiten Vorteile bringen.


Eben, das finde ich jetzt nicht so bemerkenswert. Ich errinere mich da an ne lange Debatte mit ner Exfreundin, die in ihrem geballten Eurozentrismus völlig shocked war, dass die Leute auf Bali quasi keine Ahnung vom WK2 hatten und für die das im Endeffekt irgendwie "ja Leute in Europa hatten iwie Krieg und hier in China und so auch" bedeutet hat. Natürlich geht nem Menschen in der Zentralafrikanischen Republik oder so die Sache am Arsch vorbei, wir haben doch auch keinerlei Ahnung von den zahllosen Konflikten, die die dort führen.
 

Scorn4

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Naja der Unterschied ist ja schon, dass der WK2 was mit Weltgeschichte zu tun hat und die Geschichte von Bali halt nicht. Wenn Bali vor 400 Jahren im Meer versunken wäre, dürfte das nicht viel geändert haben. Ein Aufbleiben der WK2 oder eine ereignislose Fahrt von Franz Josef über den Appelkai ändert dagegen alles. Auch auf Bali.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Das tut dieser Krieg ja auch, allein weil es die Wirtschaft auf der ganzen Welt gehörig durcheinanderwirbelt. Natürlich kommt was davon auch auf Bali oder in Patagonien an. Den Menschen ist das nur nicht so bewusst, weil für sie Europa einfach am Arsch der Welt liegt.
 

Scorn4

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Das sind ja jetzt zwei unterschiedliche Argumente.
Argument I ist, dass die Bedeutung von X nicht ankommt, weil es zu weit weg ist / am Arsch der Welt liegt. Die Schlachten bei Midway und Wake Island sowie eigtl. der ganze Pazifikkrieg fand echt weit weg statt; irgendwas zu finden, das weiter weg ist, ist zwar möglich, aber echt schwer. Trotzdem weiß ich davon und bin mir bewusst, wie diese Ereignisse unser heutiges Jetzt geformt haben.
Argument II ist, dass die Dramatik von X nicht im ganzen Umfang wahrgenommen wird wird das vergleichbare Y, weil die emotionale Nähe fehlt. OK, da bin ich an Bord. In der Ukraine sterben ja fast echte Menschen, was z.B. in Syrien oder Lybien nicht der Fall ist. Jemand aus z.B. Jordniane könnte das genau andersherum sehen.
 
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Ich habe jetzt einige Geschichten von Zulieferern gehört die mich alle nicht so fröhlich stimmen:
- aus der Ukraine kam wohl relativ viel Elektroblech, also die Bleche die Trafos und Motoren benötigen. Ca. 1/3 der Weltproduktion (oder nur Europa?) ist weggefallen - der Preis hat sich verdreifacht. Im Sommer drohen hier Engpässe.
- Isolierpapier für Öl-Transformatoren kamen aus der Ukraine, d.h. die Trafohersteller werden ggf. Probleme bekommen.
- heute höre ich: es kam wohl reltiv viel Inertgas aus der Ukraine. Inertgas benötigt man zur Herstellung von Halbleitern - die braucht man wiederum überall, aber z.B. in Frequenzumrichtern auch. Umrichter haben eh durch Corona und die ganze Problematik Lieferzeiten von 12-18 Monaten (früher waren das 10-20 Tage für kleine Standardumrichter). Das kann sich also nochmal verschlimmern.

Fazit: eine durch Corona (und teilweise auch dem Texas-Erfrierungs-Winter) war die Situation eh schon angespannt - und jetzt wird es nochmal schlimmer.
Liefertermine können nicht gehalten werden, Investitionen werden wohl zurückgestellt wenn man die Umsätze nicht mehr (oder nur sehr verspätet) buchen kann. Es kommen ein paar haarige Jahre auf uns zu.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Also, wir sollten uns da nix vormachen, wir werden ziemlich sicher in ne kleinere bis mittlere Rezession rutschen. Ist halt so, werden wir schon überleben.
 
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In zwei Wochen stehen bei allen deutschen auto Herstellern die Bänder still, weil die kabelbäume aus der Ukraine kommen und da seit vier wochen der nachschub erst gestockt und nun zum erliegen gekommen ist, das wird 2008 auf covid roids :ugly:
 
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Was mich ankotzt ist, dass sich der Ivan da wahrscheinlich am Ende irgendwie mit einem faulen Kompromiss zur Lasten der Ukraine rauswieseln wird, die vernünftige Welt das mit nem großen Kloß im Hals akzeptieren muss, weil man den Bastarden nicht einfach per B-52 und CIA Mordkommando die Leviten lesen kann, weil die Spinner am Ende leider halt immer noch nen roten Knopf für Welt aus haben. Sehr unbefriedigend.

Was steht denn zur Debatte? Krim zu Russland, wahrscheinlich auch die Ost-ukrainischen Gebiete um den Korridor zu schließen, die komplette Schwarzmeerküste zwischen Krim und Transnistrien um die Ukraine komplett vom Meer und von all den dort liegenden Rohstoffen abzuschneiden ist dann doch nur ne Frage der Zeit. Ukraine armer Bauernstaat, die Oligarchen machen fett Cash mit Gas und Öl.

Und wir finanzieren die Husos auch noch, anstatt mit der Ukraine in mittlerer Zukunft neben Norwegen und den Niederlanden einen westlichen, vernünftigen Partner in Sachen Rohstofflieferungen zu haben.

Wo sind die Geheimdiensttodesschwadrone wenn man sie braucht? Putin und seinen ganzen Stab killen, pro westliche Drohne installieren (Nawalny?), Russland über ne Generation cool werden lassen und happy europa life mit EU von Lissabon bis Wladiwostok mit billig Gas und Öl und Wodka für alle.

So wirds aber nicht kommen. Weil der Ivan einfach ne Meise hat. Schade.
 

Deleted_228929

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Was mich ankotzt ist, dass sich der Ivan da wahrscheinlich am Ende irgendwie mit einem faulen Kompromiss zur Lasten der Ukraine rauswieseln wird, die vernünftige Welt das mit nem großen Kloß im Hals akzeptieren muss, weil man den Bastarden nicht einfach per B-52 und CIA Mordkommando die Leviten lesen kann, weil die Spinner am Ende leider halt immer noch nen roten Knopf für Welt aus haben. Sehr unbefriedigend.

Was steht denn zur Debatte? Krim zu Russland, wahrscheinlich auch die Ost-ukrainischen Gebiete um den Korridor zu schließen, die komplette Schwarzmeerküste zwischen Krim und Transnistrien um die Ukraine komplett vom Meer und von all den dort liegenden Rohstoffen abzuschneiden ist dann doch nur ne Frage der Zeit. Ukraine armer Bauernstaat, die Oligarchen machen fett Cash mit Gas und Öl.

Und wir finanzieren die Husos auch noch, anstatt mit der Ukraine in mittlerer Zukunft neben Norwegen und den Niederlanden einen westlichen, vernünftigen Partner in Sachen Rohstofflieferungen zu haben.

Wo sind die Geheimdiensttodesschwadrone wenn man sie braucht? Putin und seinen ganzen Stab killen, pro westliche Drohne installieren (Nawalny?), Russland über ne Generation cool werden lassen und happy europa life mit EU von Lissabon bis Wladiwostok mit billig Gas und Öl und Wodka für alle.

So wirds aber nicht kommen. Weil der Ivan einfach ne Meise hat. Schade.
Traurig, aber vermutlich wahr. Gerade der erste Absatz ist auch eine starke Befürchtung von mir.
 

Celetuiw

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Traurig, aber vermutlich wahr. Gerade der erste Absatz ist auch eine starke Befürchtung von mir.
So wirds laufen, schrob ich ja auch schon weiter oben. Und dazu kommt so bitter die Wahrheit da auch ist: der Westen wird die teuren teuren Sanktionen und Militärlieferungen nicht aufrecht erhalten, wenn ein diesbezüglicher Waffenstillstand als Angebot auf dem Tisch ist.
 
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missachtet aber ein bisschen, dass russland derartig viel porzelan zerschlagen hat, dass es sich davon auf absehbare zeit nicht mehr erholen wird. wenn ende der woche noch der letzte trigger gezogen wird, dass die gas-lieferungen eingestellt werden, wars das mit russland wie wir es die letzten 20 jahre kennen. wenn eins der potentiellen ziele war, die ukraine von der eu wegzuhalten, dann gratulation, you failed. belaruss wackelt auch bedenklich, die nato erlebt ihren zweiten frühling, selbst finnland und schweden überlegen einen nato-beitritt, europa und sehr gemäßigte pro-russische länder wie deutschland wenden sich von russischen rohstoffen ab, weil zu riskant. die lieferketten weltweit werden in rekordzeit neu geordnet.
 

Deleted_228929

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Kurzer Beitrag zur sich anbahnenden Agrarkrise:


Kurzfristig wären die Lager in der Ukraine sogar knallvoll, da ist das unmittelbare Problem in der Tat, die leer zu kriegen damit die neue Ernte von diesem Jahr aufgenommen werden kann. Allerdings laufen fast alle Agrarexporte der Ukraine über ihre Häfen.

Da muss dringend was passieren mMn. Evtl. könnte ja irgendein neutrales Land, z.B. die Türkei, den Export organisieren. Odessa ist ja noch nicht vom Krieg beeinträchtigt.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Ich bin hier eher bei YNC. Der Zivilisations- und vor allem auch Vertrauensbruch in Russland ist so massiv, so unerhört, dass es unter Putin vermutlich nie wieder zu einer Normalisierung kommt. Oder kann sich irgendwer vorstellen, dass Putin in 2 Jahren wieder neben Scholz und Macron (wenn der noch da ist) und co. auf irgend nem Gipfel händeschüttelnd Fotos macht? Selbst WENN die Russen sich auf die Positionen von 2014 zurückziehen. Russland ist erstmal auf absehbare Zeit ziemlich gebumst.
 
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Was mich ankotzt ist, dass sich der Ivan da wahrscheinlich am Ende irgendwie mit einem faulen Kompromiss zur Lasten der Ukraine rauswieseln wird, die vernünftige Welt das mit nem großen Kloß im Hals akzeptieren muss, weil man den Bastarden nicht einfach per B-52 und CIA Mordkommando die Leviten lesen kann, weil die Spinner am Ende leider halt immer noch nen roten Knopf für Welt aus haben. Sehr unbefriedigend.

Was steht denn zur Debatte? Krim zu Russland, wahrscheinlich auch die Ost-ukrainischen Gebiete um den Korridor zu schließen, die komplette Schwarzmeerküste zwischen Krim und Transnistrien um die Ukraine komplett vom Meer und von all den dort liegenden Rohstoffen abzuschneiden ist dann doch nur ne Frage der Zeit. Ukraine armer Bauernstaat, die Oligarchen machen fett Cash mit Gas und Öl.

Und wir finanzieren die Husos auch noch, anstatt mit der Ukraine in mittlerer Zukunft neben Norwegen und den Niederlanden einen westlichen, vernünftigen Partner in Sachen Rohstofflieferungen zu haben.

Wo sind die Geheimdiensttodesschwadrone wenn man sie braucht? Putin und seinen ganzen Stab killen, pro westliche Drohne installieren (Nawalny?), Russland über ne Generation cool werden lassen und happy europa life mit EU von Lissabon bis Wladiwostok mit billig Gas und Öl und Wodka für alle.

So wirds aber nicht kommen. Weil der Ivan einfach ne Meise hat. Schade.
Dazu passend:

Ich bin nicht ganz so pessimistisch. Russland ist schwer getroffen und wird die Nachwirkungen über Jahre spüren, vielleicht Jahrzehnte. Deutlich schwerer dürfte es allerdings werden, das Ganze zu einer politischen Niederlage für Putin zu machen, statt nur für Russland.
 
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Ich gehe sehr pessimistisch in die Nachkriegszeit, weil das ganze Geschwafel von Werte und Sanktionen in absehbarer Zeit der kalten kapitalistischen Pragmatik weichen wird.

Geld hat keine Moral.

Die westlichen Firmen die sich jetzt alle aus Russland aufgrund des politischen Drucks zurückgezogen haben, werden, sofern sich der mediale Fokus wieder verschiebt, schneller als uns allen lieb ist erneut die Moskauer Innenstadt beliefern, die deutsche Industrie wird russisches Gas kaufen, weils einfach billiger und vor allem verfügbar ist.

Darüber hinaus ist Westeuropa nicht der alleinige Nabel der Welt. China, bei kontinuierlicher Industrialisierung, wird Russland mit Kusshand Öl und Gas abkaufen.

Ich glaube auch, dass Russland außenpolitisch nicht auf das Vorkriegsniveau mit Händeschütteln mit Westeuropa zurückkommen wird, aber das ist Geplänkel, denn im Hintergrund wird der Rubel rollen.

Das einzige was, neben dem politischen Ansehen, wirklich leiden wird sind die Investitionen in Russland, da die Rechtsstaatlichkeit spätestens jetzt dort gestorben ist und keiner baut in so einem Umfeld eine Fabrik

Wir werden sehen.
 
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What if Putin Didn’t Miscalculate?​

The conventional wisdom is that Vladimir Putin catastrophically miscalculated.
He thought Russian-speaking Ukrainians would welcome his troops. They didn’t. He thought he’d swiftly depose Volodymyr Zelensky’s government. He hasn’t. He thought he’d divide NATO. He’s united it. He thought he had sanction-proofed his economy. He’s wrecked it. He thought the Chinese would help him out. They’re hedging their bets. He thought his modernized military would make mincemeat of Ukrainian forces. The Ukrainians are making mincemeat of his, at least on some fronts.
Putin’s miscalculations raise questions about his strategic judgment and mental state. Who, if anyone, is advising him? Has he lost contact with reality? Is he physically unwell? Mentally? Condoleezza Rice warns: “He’s not in control of his emotions. Something is wrong.” Russia’s sieges of Mariupol and Kharkiv — two heavily Russian-speaking cities that Putin claims to be “liberating” from Ukrainian oppression — resemble what the Nazis did to Warsaw, and what Putin himself did to Grozny.
Several analysts have compared Putin to a cornered rat, more dangerous now that he’s no longer in control of events. They want to give him a safe way out of the predicament he allegedly created for himself. Hence the almost universal scorn poured on Joe Biden for saying in Poland, “For God’s sake, this man cannot remain in power.”
The conventional wisdom is entirely plausible. It has the benefit of vindicating the West’s strategy of supporting Ukraine defensively. And it tends toward the conclusion that the best outcome is one in which Putin finds some face-saving exit: additional Ukrainian territory, a Ukrainian pledge of neutrality, a lifting of some of the sanctions.

But what if the conventional wisdom is wrong? What if the West is only playing into Putin’s hands once again?
The possibility is suggested in a powerful reminiscence from The Times’s Carlotta Gall of her experience covering Russia’s siege of Grozny, during the first Chechen war in the mid-1990s. In the early phases of the war, motivated Chechen fighters wiped out a Russian armored brigade, stunning Moscow. The Russians regrouped and wiped out Grozny from afar, using artillery and air power.

Russia’s operating from the same playbook today. When Western military analysts argue that Putin can’t win militarily in Ukraine, what they really mean is that he can’t win clean. Since when has Putin ever played clean?

“There is a whole next stage to the Putin playbook, which is well known to the Chechens,” Gall writes. “As Russian troops gained control on the ground in Chechnya, they crushed any further dissent with arrests and filtration camps and by turning and empowering local protégés and collaborators.”

Suppose for a moment that Putin never intended to conquer all of Ukraine: that, from the beginning, his real targets were the energy riches of Ukraine’s east, which contain Europe’s second-largest known reserves of natural gas (after Norway’s).
Combine that with Russia’s previous territorial seizures in Crimea (which has huge offshore energy fields) and the eastern provinces of Luhansk and Donetsk (which contain part of an enormous shale-gas field), as well as Putin’s bid to control most or all of Ukraine’s coastline, and the shape of Putin’s ambitions become clear. He’s less interested in reuniting the Russian-speaking world than he is in securing Russia’s energy dominance.

“Under the guise of an invasion, Putin is executing an enormous heist,” said Canadian energy expert David Knight Legg. As for what’s left of a mostly landlocked Ukraine, it will likely become a welfare case for the West, which will help pick up the tab for resettling Ukraine’s refugees to new homes outside of Russian control. In time, a Viktor Orban-like figure could take Ukraine’s presidency, imitating the strongman-style of politics that Putin prefers in his neighbors.

If this analysis is right, then Putin doesn’t seem like the miscalculating loser his critics make him out to be.

It also makes sense of his strategy of targeting civilians. More than simply a way of compensating for the incompetence of Russian troops, the mass killing of civilians puts immense pressure on Zelensky to agree to the very things Putin has demanded all along: territorial concessions and Ukrainian neutrality. The West will also look for any opportunity to de-escalate, especially as we convince ourselves that a mentally unstable Putin is prepared to use nuclear weapons.

Within Russia, the war has already served Putin’s political purposes. Many in the professional middle class — the people most sympathetic to dissidents like Aleksei Navalny — have gone into self-imposed exile. The remnants of a free press have been shuttered, probably for good. To the extent that Russia’s military has embarrassed itself, it is more likely to lead to a well-aimed purge from above than a broad revolution from below. Russia’s new energy riches could eventually help it shake loose the grip of sanctions.

This alternative analysis of Putin’s performance could be wrong. Then again, in war, politics and life, it’s always wiser to treat your adversary as a canny fox, not a crazy fool.
 
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Ich habe jetzt einige Geschichten von Zulieferern gehört die mich alle nicht so fröhlich stimmen:
- aus der Ukraine kam wohl relativ viel Elektroblech, also die Bleche die Trafos und Motoren benötigen. Ca. 1/3 der Weltproduktion (oder nur Europa?) ist weggefallen - der Preis hat sich verdreifacht. Im Sommer drohen hier Engpässe.
- Isolierpapier für Öl-Transformatoren kamen aus der Ukraine, d.h. die Trafohersteller werden ggf. Probleme bekommen.
- heute höre ich: es kam wohl reltiv viel Inertgas aus der Ukraine. Inertgas benötigt man zur Herstellung von Halbleitern - die braucht man wiederum überall, aber z.B. in Frequenzumrichtern auch. Umrichter haben eh durch Corona und die ganze Problematik Lieferzeiten von 12-18 Monaten (früher waren das 10-20 Tage für kleine Standardumrichter). Das kann sich also nochmal verschlimmern.

Fazit: eine durch Corona (und teilweise auch dem Texas-Erfrierungs-Winter) war die Situation eh schon angespannt - und jetzt wird es nochmal schlimmer.
Liefertermine können nicht gehalten werden, Investitionen werden wohl zurückgestellt wenn man die Umsätze nicht mehr (oder nur sehr verspätet) buchen kann. Es kommen ein paar haarige Jahre auf uns zu.
Hab jetzt auch bei mir im Job die erste Erfahrung damit gemacht. 12m Stahlrohrmaste angefragt, sind momentan exorbitant teuer und haben enorme Lieferfristen. Gibt auch nur eine Firma, die mir überhaupt ein Angebot gemacht hat. Stahl wird echt knapp werden in der nächsten Zeit, die V2A-Preise sind auch schon enorm in die Höhe geschossen.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Ich gehe sehr pessimistisch in die Nachkriegszeit, weil das ganze Geschwafel von Werte und Sanktionen in absehbarer Zeit der kalten kapitalistischen Pragmatik weichen wird.
Ich glaube Du unterschätzt wirklich wie sehr da auch in den Köpfen vieler Verantwortlicher ein Schock und Paradigmenwechsel stattgefunden hat.

Was wir hier sehen ist die Geburt eines echte, keines metaphorischen, Faschismus in Europa. Das ist nicht mehr business as usual, soetwas gab es schlichtweg in unserer Zeitrechnug (also nach 45) nicht mehr und die Monströsität die Russland geworden ist, ist mit nichts vergleichbar, was wir je gekannt haben:


Wie kann ein Land drei Generationen lang die Früherkennung von Faschismus trainieren und ihn dann, wenn er Europa ins Gesicht springt, nicht als das benennen, was er ist? Kein deutsches Regierungsmitglied, kein prominenter Politiker spricht aus, was auf der Hand liegt: dass Putins Herrschaft sich zu einem faschistischen Regime entwickelt hat.

Das Zögern ist einfach zu erklären, einerseits. Die Bundesrepublik ist nicht nur auf dem heiligen Versprechen des "Nie wieder" gegründet, sondern hat auch zu Recht die Einzigartigkeit des Nationalsozialismus zur Grundlage ihres Geschichtsbildes gemacht. Andere des Faschismus zu bezichtigen kann also als Versuch der Selbstentlastung ausgelegt werden.

Andererseits: Welches Land, wenn nicht Deutschland, hat die Pflicht, auszusprechen, wenn Faschismus wiederersteht? Und wer, wenn nicht die Deutschen, müsste aus dieser Feststellung die entschlossensten Konsequenzen ziehen?

Der Vorwurf ist so schwerwiegend, dass man es sich auch mit der Begründung schwer machen muss. "Das faschistische Spiel lässt sich auf vielerlei Weise spielen", mahnte der italienische Philosoph Umberto Eco. Er selbst vertrat eine recht weite Definition, in der schon wenige Merkmale ausreichten, um "Ur-Faschismus" auszumachen, etwa der Nationalismus oder die Ablehnung der Moderne. Heute geht es aber nicht um soziologische Frühwarnung, sondern um potenzielle teure Folgen, weshalb hier besser zu einer engen Begriffsbestimmung gegriffen werden soll.

Der Faschismus verdankt seinen Namen dem römischen Rutenbündel (fasces). Eine Rute bricht schnell, viele Ruten zusammen hingegen bleiben unbeugsam. Was Faschismus so gefährlich macht, ist die sich selbst verstärkende, fanatisierende Wirkung, die diese Zusammenbindung aller Kräfte entfaltet. Der Faschismus steht damit in radikaler Feindschaft zum liberalen Individualismus. Letzterer muss sterben, damit Ersterer wachsen kann. In Deutschland hieß das schließlich: Du bist nichts, dein Volk ist alles.

Damit es so weit kommen kann, braucht es einen Kult um einen Führer, der als Beschützer einer als rein empfundenen Gemeinschaft verehrt wird, die sich von Feinden bedroht wähnt, sich für überlegen hält und glaubt, ihre Ansprüche mit Gewalt durchsetzen zu dürfen.

Trifft das alles auf das Regime von Wladimir Putin zu? Die kulthafte Verehrung des Präsidenten betreiben schon seit Langem das Staatsfernsehen, die orthodoxe Kirche, die Putin zum Schutzpatron gegen einen vermeintlich moralisch verrotteten Westen erhebt, und natürlich die Putin-Partei "Einiges Russland", die zuletzt Zehntausende Russen in einem Moskauer Stadion versammelte, um dem Vorwärtsverteidiger des Vaterlandes im Flaggenmeer zu huldigen.

Bedroht sieht Putin das russische Volk von außen wie von innen. Ethnische Russen in der Ukraine seien Opfer eines "Genozids", das "Nazi-Regime" in Kiew entwickele Massenvernichtungswaffen, und in Russland selbst versuche der "kollektive Westen (...) auf die sogenannte fünfte Kolonne zu setzen, auf Nationalverräter", sagte Putin in einer Rede am 16. März. Er verspricht: "Das russische Volk wird immer die echten Patrioten von den Lumpen und Verrätern unterscheiden können und sie einfach ausspucken wie eine in den Mund geflogene Mücke. Ich bin überzeugt, dass eine solche natürliche und nötige Selbstreinigung der Gesellschaft unser Land nur stärkt."

Die reine Gemeinschaft, die sich über ihre Gegner erhebt wie der Mensch übers Insekt, da ist sie. In diesem hyperbolischen Notwehrwahn wird der Streubombenbeschuss von Zivilisten ebenso zum gerechtfertigten, ja patriotischen Akt wie die Ermordung und Inhaftierung von Oppositionellen. Parlament, Justiz, Polizei, Medien, Wirtschaft, Schulen – alle wichtigen Stränge der Gesellschaft sind im Putin-Staat auf Kampf ausgerichtet, darauf, in einer manichäischen Ordnung von Freund und Feind das Kollektiv zu beschützen.

Der grüne Europa-Abgeordnete Sergey Lagodinsky postete vor wenigen Tagen auf Twitter ein russisches Propaganda-Video, in dem martialisch gepanzerte Polizisten auf eine Gruppe von Zivilisten zustürmen – aber nicht, um sie festzunehmen, sondern um sich mit ihnen unterzuhaken und ein "Z" zu formen, das Symbol der Loyalität mit dem Präsidenten und seinem Krieg. Der gespenstische Clip ist die Botschaft des Bündels: Du bist mit uns, oder du bist gegen uns; du stärkst uns, oder du schwächst uns. Dissens ist Verrat.

Faschismus ist eben kein Epochenphänomen. Warum sollte er es auch sein, wenn das Russland von heute unter einem ganz ähnlichen Versailles-Syndrom von gefühlter Demütigung und Entrechtung leiden kann wie die Weimarer Republik vor hundert Jahren? Was Putin seit Jahren verbreitet, ist ja nichts anderes als eine Nato-Dolchstoß-Legende gegen das in Osteuropa unbesiegte Russland.

Die Argumentation könnte hier enden, mit der schlichten Feststellung, dass das Ding beim Namen genannt werden muss, um seine Gefährlichkeit zu begreifen. Die Frage ist also, was es nutzt, von Faschismus zu sprechen. Ist der Angriff auf die Ukraine nicht schlimm genug? Wozu da noch ein "Kampfbegriff"? Es stimmt: Das Wort Faschismus ist nicht irgendein Name. Es wohnt eine Aufforderung darin. Das Wort in einer freiheitlichen Demokratie auszusprechen heißt zugleich, Widerstand mobilisieren zu müssen.

Darum geht es, tatsächlich. Europa hat es eben nicht nur mit einem Kriegsverbrecher und Massenmörder zu tun, nicht also bloß mit einem mächtigen Kriminellen, sondern mit einem Feind der Grundfesten dessen, wofür Deutschland eine besondere Schutzverantwortung trägt. Der Totalitarismus nimmt auch in China zu, aber Putin propagiert einen auf Revanche gerichteten Imperialismus. Zu glauben, sein Expansionismus würde an der Westgrenze der Ukraine haltmachen, ist naiv. Der tschechische Schriftsteller Milan Kundera nannte Mitteleuropa einmal "die größte Vielfalt auf dem kleinsten Raum", im Gegensatz zur Sowjetunion, die "geringste Vielfalt auf dem größten Raum" schaffen wollte. Das ist heute wieder wahr, es war ebenso wahr für Hitler-Deutschland, und es darf Europa kein drittes Mal passieren. Wenn historische Verantwortung heißt, eine annäherungsweise Wiederholung der Vergangenheit zu verhindern, dann wird Deutschland dieser Verantwortung gerade auf teils beschämende Weise nicht gerecht.

Der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck glaubt, der "soziale Frieden" wäre gefährdet, wenn die Heiz- und Energiepreise weiter stiegen. Vielleicht sollte sich Habeck fragen, was stattdessen gefährdet ist, wenn den Deutschen in dieser Stunde nicht mehr zugemutet (oder vielleicht sogar: ermöglicht?) wird. Unterhalb der Verpflichtungen zu bleiben, die das zivilisatorische Versprechen "Nie wieder" fordert, hat seinerseits zivilisatorische Folgen. Abstumpfung ist eine davon, die Unterlassungsschuld eine weitere. Auch eine moralische Unterforderung kann traumatisieren – fragen Sie Leute, die bei Verbrechen nicht helfen konnten.

Von einem liberalen Bundesfinanzminister Christian Lindner, der sich für einen Tankrabatt starkmacht, könnte man derweil erwarten, seinen Wählern gleichzeitig zu erklären, dass Deutschland leider einen noch viel größeren Faschismus-Rabatt gewährt, wenn es weiter Öl und Gas aus Russland kauft. Sicher, es wäre riskant, das Land von seinem wichtigsten Energieversorger zu kappen, die Folgen wären nur wenige Monate durchzuhalten.

Aber das Risiko muss Deutschland in Kauf nehmen, weil es die beste Chance bedeutet, einen Zerstörungsfeldzug zu beenden. Wie hoch wären denn die Kosten, wenn Putin nicht binnen Monaten gestoppt würde? Alle Kosten, die jetzt entstehen, entstehen, damit in Zukunft nicht mit noch mehr Menschenleben bezahlt werden muss.

Der Kanzler jener Partei schließlich, die mit ihrem Antifaschismus ansonsten bei jeder Gelegenheit auf der Barrikade ist, bleibt bei der passendsten Gelegenheit im Bundestag auf seinem Sessel sitzen. Nach dem dramatischen Hilferuf des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vergangene Woche hielt Olaf Scholz, SPD, eine Antwort nicht für nötig. Aus dem belagerten Kiew mit seinem eigenen Kleinmut konfrontiert, flüchtete sich das deutsche Parlament ins offenbar allerhöchste Prinzip: die Tagesordnung.

Angemessen wäre das Gegenteil. Im Angesicht eines neuen Faschismus müsste Deutschland an der Spitze einer Bewegung stehen, die unablässig neue Ideen dazu produziert, wie sich Putins Kriegsmaschine bremsen lassen könnte, ohne einen Atomkrieg zu riskieren.

Warum nicht etwa Millionenbeträge auf Informationen aussetzen, die helfen, kriminell erworbenes Vermögen von Kreml-loyalen Oligarchen zu beschlagnahmen? Das würde Putins Hofstaat schwächen, während das Geld die Ukraine stärken könnte. Warum nicht desertierenden russischen Soldaten Asyl und Geld anbieten? Bei dem Versuch gäbe es nichts zu verlieren. Ein deutliches Signal von Wohlwollen sollte die Bundesregierung schließlich an alle potenziellen Putin-Gefährten senden, die mit dem Gedanken spielen, den Diktator zu stürzen: Beendet den Krieg, und ihr werdet belohnt – zumindest kommen die Gaseinnahmen zurück.

Wenn das Problem Faschismus heißt, dann heißt die Lösung, das Rutenbündel auszudünnen, bis es bricht.
 
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zumal da ja auch enteignungen im raum stehen, renault ist wohl richtig gefickt mit seine werken und lada, dazu die ganzen geleasten flugzeuge, die russland kurzerhand konfisziert hat und die zahlungen ausgesetzt. das ist ein flurschaden, der sich nicht so schnell reparieren lässt. reputation wird in jahren/jahrzehnten aufgebaut im hiesigen fall innerhalb von tagen verspielt. das wird dauern. das ist diesmal nicht die krim.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest

Tjaaaa Russland will jetzt doch nicht mehr "sofort" auf Rubel umsellen. Wer hätte das gedacht :rolleyes:

Ich sag es ja schon seit Tagen, man muss gegenüber Russland die Eier auf den Tisch hauen. Wir sitzen am längeren Hebel, DIE brachen uns viel mehr als wir die. Sie können überhaupt nichts gegen uns machen. Und genau das müssen wir ausspielen. Man darf Putin keinen Milimeter nachgeben.
 
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