Russland mal wieder

Deleted_228929

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Ich bin echt mal gespannt was bei Verhandlungen rauskommen soll. Normativ ist aus meiner Sicht selbst ein Kompromiss a là "Ukraine verzichtet auf Donbass und Krim" ist mMn ein Schlag ins Gesicht der Ukraine und ein teilweises Signal, dass man mit kriegerischer Gewalt auch in Europa immer noch was erreichen kann. Eigentlich ist alles andere als Rückkehr zum Gebietsstand von vor 2014 aus moralischer Sicht ungerecht.
 
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Ossetschkin erklärte dies mit Berufung auf eine Quelle im FSB, den „Gulagu.net“ am 4. März veröffentlicht hatte, mit großer Resonanz. Dieser Bericht, den viele für authentisch halten, spricht ebenfalls dafür, dass der Befehl zum Einmarsch auch für Putins eigene Dienste überraschend kam. Die Führung wies westliche Vorwürfe über Angriffsvorbereitungen als „Hysterie“ zurück. Und in Moskau nahmen viele an, dass ein Krieg auch für Russland so schlimme Folgen haben würde, dass Putin es bei der Drohung belassen würde.

„Auf uns werden alle Hunde losgelassen“, schrieb Ossetschkins Geheimdienstquelle. „Wir werden wegen der Analyse verflucht.“ Deren mangelnde Qualität erklärte die Quelle damit, dass „niemand wusste, dass es diesen Krieg geben wird, das wurde vor allen versteckt“. Demnach wurden die Analysen zur Lage in der Ukraine in dem Glauben verfasst, dass es bei bloßer Theorie bleibe, „fürs Abhaken“. Man habe sie aber „in siegesgewissem Stil“ schreiben müssen, „damit niemand fragt, warum man da so viele Probleme sieht“. Auch habe sich niemand ernsthaft auf die westlichen Sanktionen vorbereitet, weil niemand davon ausgegangen sei, dass es wirklich zum Krieg komme. „Das ist die Kehrseite der Heimlichkeit.“

wenn das stimmt, war das ein Zapp Brannigan Move.
 
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Ich bin echt mal gespannt was bei Verhandlungen rauskommen soll. Normativ ist aus meiner Sicht selbst ein Kompromiss a là "Ukraine verzichtet auf Donbass und Krim" ist mMn ein Schlag ins Gesicht der Ukraine und ein teilweises Signal, dass man mit kriegerischer Gewalt auch in Europa immer noch was erreichen kann. Eigentlich ist alles andere als Rückkehr zum Gebietsstand von vor 2014 aus moralischer Sicht ungerecht.
Ich stimme dir grundsätzlich zu.

Aber auch in dem Szenario würden Sanktionen und der Pariah-Status lange bleiben. Sowie die Ukraine russlandfeindlich bleiben und aufgerüstet. Russland viel ärmer. Ein richtiger Erfolg für Russland wäre das nicht
 
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Weiss man eigentlich inzwischen was aus Gasgerds Besuch bei seinem Kumpel geworden ist? Hat er ne Gehaltserhöhung bekommen?
Finde da nichts zu.
 
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Naja, einen törichten Krieg in der Ukraine zu bringen, ist nochmal was anderes als einen Atomkrieg zu starten, der Russlands tatsächlichen Untergang bedeuten könnte.

Ich hab keinerlei Einblicke in die russische Führungsebene, aber die beste Analogie, in die ich Einblick habe, ist die Wehrmachtsführung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und da hätte ich es für unwahrscheinlich gehalten, dass gegen einen solchen Schritt Hitlers nichts unternommen worden wäre.

Du willst es es irgendwie nicht verstehen oder?
Die Frage ist doch nicht "ob weite Teile der russischen Militärführung einen Vorbehalt gegen eine russischen Erstschlag haben". sondern ob sie überhaupt Einfluss auf die Entscheidung hätten... :rolleyes:
(das Hitler Ding ist ja wirklich einfach nur noch an den Haaren herbeigezogen...)
 
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Gustavo

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Mein Lacher des Tages zum Thema:

Auf Twitter hat jemand einen alten Witz dazu gebracht, den es in vielen Ländern gibt, finde leider den Tweet gerade nicht. Tenor: Typ hält Schild "Der König ist ein Dummkopf" hoch. Als die Polizei kommt und ihn verhaften will argumentiert er "auf dem Schild steht doch gar nicht welchen König ich meine", darauf nimmt ihn die Polizei trotzdem fest "wir wissen alle wer der Dummkopf ist."
 
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Du willst es es irgendwie nicht verstehen oder?
Die Frage ist doch nicht "ob weite Teile der russischen Militärführung einen Vorbehalt gegen eine russischen Erstschlag haben". sondern ob sie überhaupt Einfluss auf die Entscheidung hätten... :rolleyes:
(das Hitler Ding ist ja wirklich einfach nur noch an den Haaren herbeigezogen...)
Genau, und in dieser Frage halte ich es für unrealistisch, dass die russische Militärführung keinen Einfluss auf militärische Entscheidungen haben soll. Mein Beispiel sollte zeigen, dass das der historischen Erfahrung mit vergleichbaren Regimen widersprechen würde.
 
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Genau, und in dieser Frage halte ich es für unrealistisch, dass die russische Militärführung keinen Einfluss auf militärische Entscheidungen haben soll. Mein Beispiel sollte zeigen, dass das der historischen Erfahrung mit vergleichbaren Regimen widersprechen würde.

Ach und bei der Frage ob man mit schlecht ausgerüsteten, unerfahrenen Soldaten in die Ukraine einmarschieren sollte um sich vor der ganzen Welt lächerlich zu machen, da hatten "weite Teile der russischen Militärführung" wohl offenbar keinen Einfluss.
Oder warte, hey, das sind einfach alles Vollidioten, ja genau, das wird es sein..."weite Teile der russischen Militärführung" bestehen aus Trotteln. Na das war ja einfach.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Ach und bei der Frage ob man mit schlecht ausgerüsteten, unerfahrenen Soldaten in die Ukraine einmarschieren sollte um sich vor der ganzen Welt lächerlich zu machen, da hatten "weite Teile der russischen Militärführung" wohl offenbar keinen Einfluss.
Oder warte, hey, das sind einfach alles Vollidioten, ja genau, das wird es sein..."weite Teile der russischen Militärführung" bestehen aus Trotteln. Na das war ja einfach.

Ich sehe, der Strategieversteher ist eingeloggt. Kein Unterschied zwischen "Krieg in Ukraine läuft nicht so gut wie erhofft" und "wir provozieren mal eben einen Atomkrieg, in dem wir im Übrigen auch unterlegen sind", exakt dasselbe.



na das ist ja mal ne echt riskante Wette....

Wirst du irgendwie mit der Zeit dümmer? 🤨
 
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Breaking news: Ich rautiere Gustavo :deliver:

Edit: Hier eine gute Übersicht über die Lage in der Ostukraine, wo ein großer Teil der ukrainischen Streitkräfte gebunden ist und mittelfristig die Gefahr besteht, dass diese Truppen abgeschnitten und vernichtet werden.
 

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Deleted_228929

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Wollte ich auch gerade schon schreiben. Vorhin ein Interview mit dem ORF-Korrespondenten in der Ukraine gesehen. Der meint auch dass es inzwischen doch eng wird für die ukrainische Armee, weil Russland von Süden her ganz gut vorrückt und langsam aber sicher auf Dnipro zumarschiert. Dass die ukrainische Armee nach Westen ausweichen kann erscheint ja nicht realistisch, nehme ich an?

Andererseits scheint Russland China um Waffenlieferungen ersucht zu haben. Das wäre dann die gute Nachricht (wenn es stimmt), denn das würden sie sicher nicht tun wenn sie nicht der Meinung wären dass es super läuft.
 
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Ich beginne schon wieder mich für mein Land zu schämen. Bitte Putins Geldhahn zudrehen jetzt. Je weniger Zeit Russland hat Geländegewinne zu erzielen, desto besser ist die ukrainische Position in Verhandlungen.
 
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Naja, was heißt denn "weniger Zeit"? Ich gehe nicht davon aus, dass die russischen Panzer stehen bleiben, nur weil der Staatsbankrott eingetreten ist.
Zerstörte Wirtschaft scheint Putin ja egal zu sein und die Bevölkerung nicht zum Aufstand zu bewegen.
 
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Es ist doch offensichtlich, dass Putin unter Druck steht. Inzwischen wird ihm halbwegs klar sein, in was für einen Scheißhaufen er sich da mit dem Gesicht zuerst reingeworfen hat.
Je schneller und härter wir jetzt die Daumenschrauben anziehen, desto eher wird Putin nach einem Strohhalm greifen, der ihm irgendwie ermöglicht noch halbwegs heil aus der Sache rauszukommen.
Unsere Regierung ist besorgt um den nächsten Winter und ob wir stärkste Sanktionen auf Dauer durchhalten. Ich finde, wir sollten gerade deshalb die stärksten verfügbaren Sanktionen wählen, damit dieser Zustand nicht dauerhaft aufrechterhalten werden muss.
Noch dazu bedeutet ein früheres Einknicken Putins auch ein früheres Ende des Krieges.

Ich sehe einfach nicht, wie die Position unserer Regierung moralisch durchzuhalten ist, insbesondere wenn der Krieg länger und dreckiger wird.
 
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Wir wurden jetzt btw. vom Verkehrsministerium aufgefordert, alle über das Internet zugänglichen Videostreams von Parkplatzbelegungen an Autobahnen abzuschalten. Etwaige Truppenbewegungen sollen wohl nicht von der russischen Internet-Trollarmee mitverfolgt werden können. I'm doing my part! :deliver:
 
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mich für mein Land zu schämen

Sind wir mal ehrlich, in so einem verweichlichten feigen Drückerbergerland will doch keiner mehr leben.
Wie wäre es mit einem bw.de Freiwilligenkorps, Mackia leitet die Operation, Erfolg somit "garantiert" :rofl:
Also ich würde es feiern, und jedem Verlust entsprechende Ehrerbietung erweisen :mond:
 

Deleted_228929

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Ich hab ne bessere Idee: Wir stellen ein bw.de Strafbattalion zusammen, bestehend aus tzui und kritiker und schicken das direkt nach Mariupol. Und als Ehrerbietung bekommt jeder Gewinner der Husowahl ab sofort die tzui-Medallie am großen kritiker-Band verliehen. Eine Anklage vor dem IGH wegen des Einsatzes intellektueller Massenvernichtungswaffen bin ich bereit in Kauf zu nehmen.

Ein like von jedem, der dafür ist!
 

Benrath

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Wir wurden jetzt btw. vom Verkehrsministerium aufgefordert, alle über das Internet zugänglichen Videostreams von Parkplatzbelegungen an Autobahnen abzuschalten. Etwaige Truppenbewegungen sollen wohl nicht von der russischen Internet-Trollarmee mitverfolgt werden können. I'm doing my part! :deliver:

Hab da auf Twitter was gesehen dass nur die streams abgeschaltet wurden aber die Kameras noch online und frei erreichbar waren. Wart ihr das auch :deliver:
 

Das Schaf

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Wir wurden jetzt btw. vom Verkehrsministerium aufgefordert, alle über das Internet zugänglichen Videostreams von Parkplatzbelegungen an Autobahnen abzuschalten. Etwaige Truppenbewegungen sollen wohl nicht von der russischen Internet-Trollarmee mitverfolgt werden können. I'm doing my part! :deliver:
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Dass die ukrainische Armee nach Westen ausweichen kann erscheint ja nicht realistisch, nehme ich an?
Diesbezüglich kannst du in den Memoiren deines Großvaters nachlesen, dass der Rückzug der Heeresgruppe Süd 1943/1944 auch deshalb sehr schwer war, weil dort diverse Flüsse von Nord nach Süd verlaufen.
Den größten davon haben die Ukrainer im Rücken, den Dnjepr.
Um nach Westen auszuweichen, müssen die ukrainischen Verbände sich alle in Richtung der wenigen Flussübergänge zurückziehen und das unter russischer Verfolgung und Bedrohung aus der Luft. Das ist schwierig und kann potentiell in einer ähnlichen Katastrophe enden, wie wenn die Truppen eingeschlossen werden.
 
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Unsere Regierung ist besorgt um den nächsten Winter und ob wir stärkste Sanktionen auf Dauer durchhalten. Ich finde, wir sollten gerade deshalb die stärksten verfügbaren Sanktionen wählen, damit dieser Zustand nicht dauerhaft aufrechterhalten werden muss.
Noch dazu bedeutet ein früheres Einknicken Putins auch ein früheres Ende des Krieges.

Ich sehe einfach nicht, wie die Position unserer Regierung moralisch durchzuhalten ist, insbesondere wenn der Krieg länger und dreckiger wird.

Die Entscheidung die jetzt bezüglich der russischen Energielieferungen getroffen wird ist langfristiger und teurer, als es in der öffentlichen Debatte rüberkommt.
Ich habe den Eindruck alle denken, mit ein paar Tagen weniger heizen ist es dann getan und dann ist bald wieder Frieden, oder wir verfügen über Alternativen.

Nein, im Gegenteil. Es ist gesetzlich geregelt, dass Personenhaushalte weiter mit Gas versorgt werden müssen. Am Ende wird es alleine die Industrie ausbaden und dort potentiell hunderttausende Jobs kosten. Besonders betroffen sind: Chemie, Metall, Glas-, Keramik- und Papierproduktion. Das hat das Potential Deutschland in eine echte Rezession zu befördern.
Und wenn wir dank öffentlicher Empörung keine Rohstoffe mehr aus Russland beziehen, dann ist das bis auf weiteres so und hört nicht in einem Jahr wieder auf - gleichzeitig ist unklar wann überhaupt ausreichend Alternativen zur Verfügung stehen.

Daher finde ich es SEHR wichtig, diese Entscheidung gut zu überlegen. Es gibt dann erstmal kein Zurück mehr.
 
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Hab da auf Twitter was gesehen dass nur die streams abgeschaltet wurden aber die Kameras noch online und frei erreichbar waren. Wart ihr das auch :deliver:
Ich darf auf diese Frage nicht antworten. :troll:

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Jo normalerweise schon. Halt in so ner Auflösung und Positionierung, dass keine personenbeziehbaren Daten (Gesichter und Kennzeichen) erkannt werden können. Aber Militärkonvois kann man darüber schon ganz gut erkennen.
 
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Diesbezüglich kannst du in den Memoiren deines Großvaters nachlesen, dass der Rückzug der Heeresgruppe Süd 1943/1944 auch deshalb sehr schwer war, weil dort diverse Flüsse von Nord nach Süd verlaufen.
Den größten davon haben die Ukrainer im Rücken, den Dnjepr.
Um nach Westen auszuweichen, müssen die ukrainischen Verbände sich alle in Richtung der wenigen Flussübergänge zurückziehen und das unter russischer Verfolgung und Bedrohung aus der Luft. Das ist schwierig und kann potentiell in einer ähnlichen Katastrophe enden, wie wenn die Truppen eingeschlossen werden.
Außerdem würde man damit doch wahrscheinlich auch einen Korridor nach Kiew öffnen, was man ja offenbar unbedingt verteidigen möchte, oder?
 

Deleted_228929

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Diesbezüglich kannst du in den Memoiren deines Großvaters nachlesen, dass der Rückzug der Heeresgruppe Süd 1943/1944 auch deshalb sehr schwer war, weil dort diverse Flüsse von Nord nach Süd verlaufen.
Den größten davon haben die Ukrainer im Rücken, den Dnjepr.
Um nach Westen auszuweichen, müssen die ukrainischen Verbände sich alle in Richtung der wenigen Flussübergänge zurückziehen und das unter russischer Verfolgung und Bedrohung aus der Luft. Das ist schwierig und kann potentiell in einer ähnlichen Katastrophe enden, wie wenn die Truppen eingeschlossen werden.
Ah jo, danke für die Erläuterung. Dass die choke points ja auch für die zurückziehende Armee ein Problem sind hatte ich nicht bedacht.

Bezüglich Erdgasboykott stimme ich übrigens Mackiavelli zu. Das sollten wir uns sehr gut überlegen, auch wenn ich es nicht so absolut als nicht zurücknehmbar sehen würde.
 
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Scorn4

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Diesbezüglich kannst du in den Memoiren deines Großvaters nachlesen, dass der Rückzug der Heeresgruppe Süd 1943/1944 auch deshalb sehr schwer war, weil dort diverse Flüsse von Nord nach Süd verlaufen.
Den größten davon haben die Ukrainer im Rücken, den Dnjepr.
Um nach Westen auszuweichen, müssen die ukrainischen Verbände sich alle in Richtung der wenigen Flussübergänge zurückziehen und das unter russischer Verfolgung und Bedrohung aus der Luft. Das ist schwierig und kann potentiell in einer ähnlichen Katastrophe enden, wie wenn die Truppen eingeschlossen werden.
Naja das ist jetzt nicht gan zdie militärische Situation oder Berohungslage. Die russiche Armee hat hier bei weitem nicht die logistische Grundlage, um massive Manöver in Form von auf einanderfolgenden mechanisierten Wellen in die Schlacht zu werfen und mit großen Umfassungsbewegungen zu drohen. Der Vergleich zu 43/44 ist da nicht hilfreich. Auch der Dnjepr im Rücken ist gerade nicht das Thema, die Front bei Donezk ist etwa 250 km vom Dnjepr entfernt.
Was Kriegsführung in der Ukraine bisher bestimmt hat, war die Kontrolle über Versorgungsrouten. Der ukrainische Frontbogen nördlich von Donezk ist von den großen Verkehrsarterien abgeschnitten, das bereitet schonmal Versorgungsschierigkeiten und behindert einen geordneten Rückzug, sollte dieser nötig werden. Gleichzeitig ist die gesamte Donezkfront bedroht, wenn die Russen südlich von der Front Melitopol/Mariupol von Huljajpole 40 km weiter nördlich nach z.B. Pokrowske vorrücken und mit der N15 eine der beiden Versorgungslinien nach Osten abschneiden. Mit einem weiteren 80 km Marsch nördlich von Pokrowske nach Pawlograd wäre dann auch die E50 unterbrochen und die Ostfront abgeschnitten. Das würde bei dem bisherigem Tempo eine bzw drei Wochen dauern.
Die Ukraine müsste bis dahin dann auf jeden Fall Dnipro und Zaporizha halten und die rückfallenden Verbände sicher auf die Westseite vom Dnjepr bringen. Da hätte man dann noch eine halbe Ukraine, die man entlang des Dnjepr effektiv verteidigen könnte und hätte die Front bei Kiev für alle Einheiten mit Offensivkraft zur Verfügung, um Gegenspiel in die Frontbewegungen zu bringen. Vorausgesetzt natürlich, die russichen Vorstöße aus Kherson/Mykolaiv könnhe weiterhin in Schach gehalten werden. Russland hätte dann jedoch seine Kriegsziele größtenteils erfüllt und würde vorschlagen, ein wenig von dem bereits eroberten Gebiet für verschiedene Friedensszenarien eventuell halbwegs günstig abzugeben.
 
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Die Entscheidung die jetzt bezüglich der russischen Energielieferungen getroffen wird ist langfristiger und teurer, als es in der öffentlichen Debatte rüberkommt.
Ich habe den Eindruck alle denken, mit ein paar Tagen weniger heizen ist es dann getan und dann ist bald wieder Frieden, oder wir verfügen über Alternativen.

Nein, im Gegenteil. Es ist gesetzlich geregelt, dass Personenhaushalte weiter mit Gas versorgt werden müssen. Am Ende wird es alleine die Industrie ausbaden und dort potentiell hunderttausende Jobs kosten. Besonders betroffen sind: Chemie, Metall, Glas-, Keramik- und Papierproduktion. Das hat das Potential Deutschland in eine echte Rezession zu befördern.
Und wenn wir dank öffentlicher Empörung keine Rohstoffe mehr aus Russland beziehen, dann ist das bis auf weiteres so und hört nicht in einem Jahr wieder auf - gleichzeitig ist unklar wann überhaupt ausreichend Alternativen zur Verfügung stehen.

Daher finde ich es SEHR wichtig, diese Entscheidung gut zu überlegen. Es gibt dann erstmal kein Zurück mehr.
Ich folge der Diskussion und verstehe das schon. Ich sage nicht, dass man das auf die leichte Schulter nehmen sollte. Klar will sowas abgewogen sein, aber das hat Grenzen, weil die Ungewissheiten einfach zu groß sind. Daher stelle ich mir die Frage: Gibt es klare Hinweise darauf, dass uns das wirklich fundamental erschüttern würde? Diese Auffassung scheint mehrheitlich nicht vertreten zu werden, soweit ich der Diskussion folge.
Da ist es für mich dann eher eine Frage des Prinzips. Und auf der anderen Seite haben wir einen Staat in seiner Existenz bedroht, ein Volk auf der Flucht, eine historische Grenzübertretung. Ich kann verstehen, dass man militärisch nicht eingreifen will - obwohl ich es im Nachhinein für einen Fehler halte, diese Option vom Tisch zu nehmen, statt sie explizit als Drohung zu nutzen. Aber wirtschaftlich können wir durchaus noch weiter eskalieren. Imo haben wir die Pflicht das zu tun, auch wenn es für uns schmerzhaft ist.
Wir sind mitverantwortlich dafür, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Wenn wir jetzt halbherzig sind, dann laden wir eine historische Schuld auf uns.
Wenn die Eskalation gar nicht fruchtet, können wir weitersehen. Aber jetzt geht es imo darum, erstmal alles in die Waagschale zu werfen, was Russland unmittelbar schwächt. Und das würde nach allgemeiner Auffassung ein Rohstoffembargo durchaus. Darum hat Russland diese Karte bisher auch nicht von sich aus gezogen.
 
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Scorn4

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Da ist es für mich dann eher eine Frage des Prinzips. Und auf der anderen Seite haben wir einen Staat in seiner Existenz bedroht, ein Volk auf der Flucht, eine historische Grenzübertretung. Ich kann verstehen, dass man militärisch nicht eingreifen will - obwohl ich es im Nachhinein für einen Fehler halte, diese Option vom Tisch zu nehmen, statt sie explizit als Drohung zu nutzen. Aber wirtschaftlich können wir durchaus noch weiter eskalieren. Imo haben wir die Pflicht das zu tun, auch wenn es für uns schmerzhaft ist.
Militärisch eingreifen wäre jetzt echt eine sehr krasse Eskalation, auch die Drohung damit. Damit würden wir Putin ernsthaft schubsen, und das ist ein Feuer, mit dem ich uns lieber nicht spielen sehe. Auch nicht nur, um eine bestgimmte Verhandlungsposition taktisch zu unterstreichen.
 
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im süden hat russland allerdings diverse bahnstrecken zur verfügung, deswegen kommen sie da bisher auch gut voran, weil sie nachschub ankarren können.
 
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Militärisch eingreifen wäre jetzt echt eine sehr krasse Eskalation, auch die Drohung damit. Damit würden wir Putin ernsthaft schubsen, und das ist ein Feuer, mit dem ich uns lieber nicht spielen sehe. Auch nicht nur, um eine bestgimmte Verhandlungsposition taktisch zu unterstreichen.
Jetzt ist der Zug abgefahren, weil Putin sich committet hat und damit alle Hemmschwellen gesunken sind.
Ich meine, man hätte vorher eine Sicherheitsgarantie ausstellen und diese mit der klaren Drohung unterlegen sollen, dass man im Ernstfall Waffenhilfe leistet. Am besten noch bekräftigt, indem man an strategisch wichtigen Punkten kleine Kontingente stationiert.
Gleichzeitig hätte man natürlich ein diplomatisches Angebot machen müssen, das wenigstens dem Schein nach auf Putins Forderungen eingeht.
 

Scorn4

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Jetzt ist der Zug abgefahren, weil Putin sich committet hat und damit alle Hemmschwellen gesunken sind.
Ja eben, Hemmschwellenund so. Russland hat Atomwaffen. Von da, wo wir jetzt sind, kann man noch fleißig weiter eskalieren. Sollte um jeden Preis vermieden werden.
Ich meine, man hätte vorher eine Sicherheitsgarantie ausstellen und diese mit der klaren Drohung unterlegen sollen, dass man im Ernstfall Waffenhilfe leistet. Am besten noch bekräftigt, indem man an strategisch wichtigen Punkten kleine Kontingente stationiert.
Man hätte die Ukraine in die NATO aufnehmen sollen. Georgien auch.
 
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Das wäre das Beste gewesen, war aber seit 2014 keine Option mehr.
Wir haben das maßgeblich mit verhindert, um Putins Befindlichkeiten zu schonen. Schon allein aufgrund dessen stehen wir imo in der Verantwortung uns bei der Hilfe zu verausgaben.
Und eskalieren sollte man imo schon, und zwar die Wirtschaftssanktionen.
 
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Wir könnten viele Dinge tun, die politisch und moralisch indiskutabel sind.
 
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Die Aufgabe der NATO ist es aber nicht sämtliche Länder vor Russland zu schützen, sondern die Sicherheitsinteressen der Mitglieder zu vertreten.
Allerdings scheint das Gebiet der Ukraine recht gut zur Verteidigung geeignet zu sein, von daher wäre eine Aufnahme der Ukraine definitiv sinnvoller als beim Baltikum gewesen. Dazu kann sie auch eigene Streitkräfte beisteuern.
Andererseits erfüllt die Ukraine ihre Rolle als Pufferstaat gerade hervorragend.
 
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Wir könnten viele Dinge tun, die politisch und moralisch indiskutabel sind.
Indiskutabel? Soso. Na da haben die kleinen Kinder im Luftschutzbunker aber jemanden hart getriggert. :mond:
jojo i know, harter Whataboutism, aber warum ist das nicht bei kleinen schwarzen Kids mit Hungerbäuchen passiert? Zu weit? Zu alltäglich? 🤔

edit: hier wird ja eh nur noch getrollt, da kann ich ja auch, oder bläst Saistaed ernsthaft zum dritten Weltkrieg weil er die Kriegsbilder nicht mehr erträgt? (hätte er übrigens mit grünen Öko Muddis gemein, die gehen gerade auf Twitter auch richtig steil.)
Mal schauen ob Putin noch biologische oder chemische Waffen einsetzt, dann ist hier Polen offen und der NATO Einsatz fast garantiert.
Ich kann die Jubelchöre von Heator und Sais schon hören wenn wir heldenhaft den Teufel persönlich aus dem Weg räumen. 🥳
 
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zimms

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Die Aufgabe der NATO ist es aber nicht sämtliche Länder vor Russland zu schützen, sondern die Sicherheitsinteressen der Mitglieder zu vertreten.
Allerdings scheint das Gebiet der Ukraine recht gut zur Verteidigung geeignet zu sein, von daher wäre eine Aufnahme der Ukraine definitiv sinnvoller als beim Baltikum gewesen. Dazu kann sie auch eigene Streitkräfte beisteuern.
Andererseits erfüllt die Ukraine ihre Rolle als Pufferstaat gerade hervorragend.
Mmmmh, Pufferstaat...
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