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lel, nein.!!
belassen wirs dabei und in ein paar Jahren dürfen wir dann boot's posts lesen, das da ja doch irgendwie was dran war.
scorn schrieb ja schon, dass man gegen Gefühle wenig machen kann. Wenn man für sich selbst beschlossen hat, dass alle anderen böse sind, dann hat man eben ein geschlossenes Weltbild aus dem man nicht mehr so einfach rauskommt. Das ist dann auch der Begriff der typischerweise im Kontext extremistischer Ideologien auftaucht. Nicht ohne Grund.
Es ist vollkommen richtig, dass sich Putin bedroht fühlt. Das darf er auch. Allerdings fühlt er seine persönliche Werteordnung bedroht, die eben letztlich auf "der Stärkere hat Recht" basiert. Da diese nicht gut mit "dummerweise bin ich gegenüber der NATO nicht der Stärkere" zusammenpasst, versucht er seit langem durch direkte und indirekte Konfrontation seine Position der Stärke auszubauen. Und das "darf" er/Russland auch insofern, als dass es das Völkerrecht und die UN nicht einzuschränken vermochten.
Jetzt haben andere Länder und Ländergemeinschaften aber auch Interessen, denen ein gewisser Wertekanon zugrunde liegt. Wir sind mit unserem Wertekanon die letzten Jahrzehnte ganz gut gefahren. Was Du als "whiteknight-Tum" bezeichnest ist, so wie ich es sehe, aus Sicht der NATO einfach ein interessengeleitetes Handeln im Einklang mit den eigenen Wertüberzeugungen, das darauf gerichtet ist, die eigene Werteordnung zu verteidigen. (Ja, dieser Einklang war nicht immer perfekt, aber das ist auch schwieriger als wenn man "ich hau allen auf die Nase wie ich will" als zentrales Leitmotiv hat.)
Dass diese westliche Werteordnung attraktiv und richtig, und dem Recht des Stärkeren moralisch überlegen ist, kann man als "Whiteknight-Tum" bezeichnen wenn man unbedingt will. Der Punkt an dem diese Bezeichnung problematisch wird bleibt allerdings, dass ein Whiteknight im pejorativen Sinne in der Regel ungefragt eingreift. Das ist im Ukrainekonflikt ganz definitiv nicht der Fall. Und auch im Balkankrieg kann man sagen, dass es zwar ungefragt gewesen sein mag, in dem Sinne, dass Serbien etwas dagegen hatte, aber, dass es trotzdem in Übereinstimmung mit den grundsätzlichen Wertüberzeugungen passierte, um bei direkten Nachbarn einen blutigen Konflikt zu verhindern/abzukürzen.
Ganz böse gesagt: Wir sind davon überzeugt, dass unsere Werteordnung insgesamt die attraktivere ist und haben dafür Belege in Form von Mitgliedschaftsanträgen. Russlands Gegenvorschlag, um attraktiv zu sein ist der Angriffskrieg. Können sie machen, sieht von den Aussichten her nicht so gut für sie aus.
Wenn man akzeptiert, dass es Einflusssphären und Imperien geben soll, dann sieht der Kräftevergleich für Russland eher meh aus und sie sollten sich da im Eigeninteresse rausziehen und ihre Strategie ändern.
Wenn man dies nicht akzeptiert, dann sieht die Abstimmung mit den Füßen für Russland meh aus und sie sollten sich da im Eigeninteresse rausziehen und ihre Strategie ändern.
Wenn ich mich in einen Russen meines Alters hineinversetze, dann hätte ich v.a. kein Bock auf Wehrdienst, kein Bock auf Krieg, kein Bock auf Reisebeschränkungen und kein Bock auf die gesammelte Verachtung meiner Freunde im Ausland sowie weder Bock auf Handelsembargo noch auf Armut oder Zensur oder Recht des Stärkeren oder Vetternwirtschaft oder Einparteienregierung über Jahrzehnte oder Korruption oder politische Morde. Vermutlich wäre ich zum Studieren abgehauen und im europäischen Ausland geblieben und würde spätestens jetzt meine russische Staatsbürgerschaft aufgeben. Die einzige Upside wären tolle Natur und schöne Frauen sowie gute Russenmemes.