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Wir schicken der Ukraine aber nur Waffen, weil sie zwischen uns und Russland liegt.Ich bin es wirklich leid zu lesen, dass was die Ukrainer denken, egal sei. Nicht aus irgendwelchen moralischen Gründen, sondern weil es schlicht empirischer Unsinn ist.
Russland war relativ tief eingesickert in die Ukraine. Ist ja auch klar, historische Verflechtungen, Nachbar, Teil der Sowjetunion. Es ist fast egal, was der Westen wollen würde, wenn das ukrainische Volk nicht mitmacht. Wenn wir denen Waffen schicken, und sie 2 Wochen später sagen "keinen Bock mehr auf Selenskyj, lass den wegputschen, heil Putin, oh ach und hier, kriegst noch ein paar Himars und Leos als Heiratsgeschenk" könnte der Westen genau nichts machen außer dumm zuschauen. Genauso wie wir bei den Taliban nur dumm zugeschaut haben. Dass ein relevanter Teil der Ukrainer nicht erst seit 2014 (war ja nicht deren erste Revolution) keinen Bock mehr auf Russland hat, das hat sich ganz alleine Russland und insbesondere Putin zuzuschreiben.
Wenn man sich ein wenig mit der Geschichte befasst, wird auch ziemlich schnell klar, wieso das so ist. Neben dem Holodomor ist da z.B. der Fakt, dass Ukraine in der Sowjetunion einer der wichtigsten Wirtschafts- und Produktionsfaktoren war, die Ukrainer von Russen aber trotzdem auch heute noch abschätzig belächelt werden. Sie gelten als dumm aber lustig, so ein wenig wie Neger-Klischees bei uns früher. Viele Ukrainer haben das Gefühl, dass Russland eher eine Art großer Bully-Bruder ist, der sie klein und korrupt hält, der dafür sorgt, dass sie nicht reich werden, wie die Polen. Inwiefern das stimmt, wird sich zeigen, aber ich denke schon dass da was dran ist. Jedes mal, wenn Ukraine irgendwie versucht hat, Korruption einzudämmen, war in dem Moment Schluss, in dem es an die Vermögen russischer Oligarchen oder ihrer Lakeien ging.
Am Ende gilt aber eh: Fänden die Ukrainer Russland mehrheitlich geil, würden wir hier nicht reden, es gäbe keinen (oder nur einen kurzen) Krieg und vielleicht schon nicht einmal mehr eine Ukraine als eigenständigen Staat. In der wirklichen Welt dürften mittlerweile noch weniger Ukrainer gut auf Russland zu sprechen sein, als noch vor 2 Jahren. Und deshalb hat Russland verkackt, weil sie mit ihrem auf Korruption und Lügen basierendem Gesellschaftsmodell zumindest ihren (kulturell) nahen Verwandten offensichtlich keinen Wohlstand bringen.
Und wenn die Ukraine jetzt sagen würde "och, Russland ist doch ganz in Ordnung, lass mal Frieden mit denen schließen", würden die Amis da schon Wege finden zu intervenieren (hoffe ich zumindest).
Die NATO interessiert sich nicht für die Ukraine, weil wir die Menschen da so nett finden oder weil irgendwo was von Selbstbestimmungsrecht steht. Sondern weil es schlecht für unseren Wohlstand ist, wenn andere Länder irgendwo Krieg beginnen und weil sie in Europa liegt und es direkt gegen Russland geht.
Hätte Russland irgendein zentralasiatisches Land angegriffen, wäre uns das zurecht völlig egal.
Das Handeln des Westens in der Ukraine dient primär eigenen Interessen, nicht denen der Ukraine.
Edit: also es ging ja um den Einwand "was hat Russland denn zu bieten". Und das ist für uns einfach wayne.
Selbst wenn Russlands Invasion zu 120% legitim und die Ukraine der übelste Faschostaat wäre, sollte uns das nicht davon abhalten, die Ukraine bedingt zu unterstützen. Weil es um unsere Interessen geht.
Natürlich sind die Handlungen der Ukraine insofern wichtig, dass sie Einfluss auf unsere Möglichkeiten haben.
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