Russland mal wieder

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Völlig überflüssige Diskussion. Wir wollen gewinnen und Russland hat kaum noch ein Druckmittel gegen uns. Ob wir Kriegspartei sind oder nicht spielt überhaupt keine Rolle, mal ganz davon abgesehen, dass man wohl auch hierzu ganze Bücher darüber schreiben könnte ohne sich am Ende nun wirklich sicher sein zu können ob wir nun eine Kriegspartei sind oder nicht.
 
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Ich vermute dahinter gezielte Absicht, die Aufmerksamkeit auf solche dummen theoretischen Nebenschauplätze zu verlagern, während eigentlich über das Ob und Wann und Wie der Panzerlieferung gesprochen werden sollte.
 
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Finds schön wie er direkt am Anfang sagt, dass es ein Kulturproblem ist. Ich predige ja schon seit langem, dass Kultur ein ziemlicher Blindspot bei der Erklärung länderspezifischer Unterschiede ist (sowohl innerhalb der sozialwissenschaftlichen Community als auch im öffentlichen Diskurs). Deutsche tun sich schwer damit, Kultur als (Mit-)Ursache für etwas zu nennen, weil Nazi.

Die Ukrainer haben jetzt die seltene Chance - siegreicher Ausgang des Krieges vorausgesetzt - an diesem Zustand in relativ kurzer Zeit dauerhaft etwas zu ändern. Sie haben Führer die etwas ändern wollen, und da sie über Jahre hinweg gesehen haben, wie Korruption - von der auch sie persönlich mitunter profitiert haben dürften - das Land als ganzes zersetzt und wehrlos macht, haben sie genug gesellschaftliches Momentum, um die "alten Wege" hinter sich zu lassen und sich von der Sowjetdenke zu emanzipieren. Ich hoffe sie haben Erfolg.
 
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Es gibt ja auch das weit verbreitete Missverständnis, dass der Kerngrund für relativ geringe Korruption & Kriminalität in westlichen Ländern die effektive Justiz & Polizei ist. Quasi eine "systemische" Erklärung.

Dabei könnte auch die deutsche Justiz & Polizei wenig machen, wenn sich auf einmal nicht mehr der überwältigende Teil der Bevölkerung freiwillig korrekt verhalten würde.

Polizei & Justiz können helfen, in einem wenig korrupten & kriminellen Land hinreichend gegen die relativ seltenen Fälle vorzugehen. Das hilft direkt, aber auch indirekt -- weil es hilft, die Überzeugung der Mehrheit aufrecht zu erhalten & ihr quasi in ihrem korrekten Verhalten recht gibt. A la "Verbrechen lohnt sich (meist) tatsächlich nicht!"

Kultur ist halt mehr als tangible Dinge wie Liedgut & Narrative. Es ist auch die Summe weit verbreiteter Überzeugungen und Verhaltensweisen. Dabei handelt es sich beim Thema Korruption und Kriminalität wohl auch wenig um die "abendländisch-christliche"-Kultur, sondern halt eher um die Kultur der Aufklärung, Emanzipazion, des Liberalismus, der Demokratie, der Bildungsorientierung.
 
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Die beiden Sachen spielen halt zusammen.

Ein korrupter Staat wird sicher nicht einfach nur durch ein sauber arbeitende Justiz weniger korrupt. Diese muss aber bestehen, "Kultur" allein tuts dann auch nicht. Ein wenig korrupter Staat kann durchaus immer korrupter werden wenn die Justiz alles durchgehen lässt und halt immer mehr und mehr Leute zu bescheissen beginnen, "weil man ja eh nicht erwischt wird".


Hab auf Reddit dazu letzthin ernsthaft Leute argumentieren sehen, dass Diebstahl gegen Grossfirmen total Ok sei, die hätten ja genug Geld unds tut keinem weh. Sittenzerfall zum live dabei sein. Wenn ich bei der reichen Grossfirma stehlen "darf", ists nicht mehr weit bis es auch beim Krämer um die Ecke oder dem Nachbarn mitm schöneren Auto ok ist. Imho ist der Unterschied zwischen Diebstahl und Korruption auch eher klein, das eine ist halt direkter aber der Effekt ist am Schluss nahezu der selbe.
 
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25.09.2014
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Es gibt ja auch das weit verbreitete Missverständnis, dass der Kerngrund für relativ geringe Korruption & Kriminalität in westlichen Ländern die effektive Justiz & Polizei ist. Quasi eine "systemische" Erklärung.
Ich glaube schon, dass es da einen engen Zusammenhang gibt. Der beste Schutz gegen Korruption, aber auch mangelnde Rechtstreue insgesamt ist imo eine stabile regelbasierte Ordnung und ein starkes Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen, die diese Ordnung tragen. Zudem hilft es sicherlich, wenn diese Ordnung wenigstens grob eine allgemein akzeptierte Vorstellung von Gerechtigkeit verkörpert.
 
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Ich glaube schon, dass es da einen engen Zusammenhang gibt. Der beste Schutz gegen Korruption, aber auch mangelnde Rechtstreue insgesamt ist imo eine stabile regelbasierte Ordnung und ein starkes Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen, die diese Ordnung tragen. Zudem hilft es sicherlich, wenn diese Ordnung wenigstens grob eine allgemein akzeptierte Vorstellung von Gerechtigkeit verkörpert.
Klar, es bedingt sich gegenseitig.

Aber in welchem Fall würde eher wieder eine stabile low-corruption, low-crime Gesellschaft entstehen?
  1. Du wirfst Menschen, die so sozialisiert wurden, auf einen neuen Planeten, aber ganz ohne Institutionen
  2. Du wirfst Menschen, die nicht so sozialisiert wurden, auf einen neuen Planeten, sie haben aber initial eine deutsche/japanische/schwedische Polizei
Natürlich sehr hypothetisch.
Und idealerweise hast du beides.

Viele bilden sich aber ein, es seien nur die Institutonen -- sie der klassische Kultur-Relativismus.
 
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Kein Jahr seit der Lieferung ist vergangen, schon denkt die Bundeswehr daran, wenigstens an die Ukraine geliefertes Material nachzubestellen - für ihre Verhältnisse also quasi Blitzkrieg.
Die Bundeswehr bringt die Ersatzbeschaffungen für das Militärmaterial, das an die Ukraine geliefert wurde, auf den Weg. Aus einer vertraulichen Liste mit 49 Einzelpositionen, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, geht hervor, dass 14 neue Panzerhaubitzen 2000 beschafft werden sollen. Zuvor hatte auch die Bild über die Liste berichtet.
Leider, leider finanziell kaum zu stemmen:
Aus Koalitionskreisen heißt es, dass die Finanzierung des gesamten Materials noch ein erhebliches Problem für die Ampel-Koalition werden könnte.
 
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So siehts halt aus wenn denen der Arsch auf Grundeis geht. Herrlich :D
 
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Man sollte sich überlegen ob man die Leos noch mit dicken Lautsprechern ausstattet, die beim fahren den Sound von quietschenden Tiger ketten abspielen. Apocalypse Now Helicopter 2.0.
 
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Klar, Entfernung und so. Aber es ist mal ein erfrischender Kontrast zur prinzipienreiterischen Diskussion hierzulande: unaufgeregt, pragmatisch, konstruktiv.
Scheint sich jedenfalls in die richtige Richtung zu bewegen.
 
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Klar, Entfernung und so. Aber es ist mal ein erfrischender Kontrast zur prinzipienreiterischen Diskussion hierzulande: unaufgeregt, pragmatisch, konstruktiv.
Scheint sich jedenfalls in die richtige Richtung zu bewegen.

der historische kontext ist eben ein anderer. das wirst du ja einordnen können, dass es einen unterschied macht, ob deutsche panzer wieder dort sind, wo sie schon einmal waren, oder ob es amerikanische sind.
 
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Woher kommt eigentlich dieser Druck völlig neue Waffensysteme zu liefern?
Steht die Ukraine so sehr mit dem Rücken zur Wand, oder haben sich Fraktionen durchgesetzt, die einen schnellen Siegfrieden fordern?
Ich verstehe die aktuelle Dynamik nicht.
 
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Ich glaube, man hatte gehofft, dass es erstmal ausreicht die Verteidigung der Ukraine zu sichern, damit Russland keine Chance auf größere Landgewinne hat und dann zu Verhandlungen bereit ist, weil die wirtschaftlichen und politischen Kosten des Krieges hoch sind.
Stattdessen musste man wohl feststellen, dass Russland wirtschaftlich und politisch resilienter ist als gedacht, Putin sich somit einen langen Krieg leisten kann und den auch anstrebt, weil er glaubt, dass die Unterstützung des Westens schwächer wird, während Russland völlig committet ist und den längeren Atem hat.
Der imo korrekte Schluss daraus ist, dass man die Ukraine so unterstützen muss, dass sie eine Dominanz auf dem Schlachtfeld erreichen kann und für Putin klar wird, dass Russland alles Eroberte, einschließlich Krim, militärisch verlieren wird, wenn er nicht bereit ist zu verhandeln.


der historische kontext ist eben ein anderer. das wirst du ja einordnen können, dass es einen unterschied macht, ob deutsche panzer wieder dort sind, wo sie schon einmal waren, oder ob es amerikanische sind.
Ich kann dem tatsächlich nichts abgewinnen und finde auch nicht, dass derlei Erwägungen hier irgendeinen Platz in der Diskussion verdient haben, ganz zu schweigen von dem prominenten, den sie zum Teil einnehmen.
 
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Woher kommt eigentlich dieser Druck völlig neue Waffensysteme zu liefern?
Steht die Ukraine so sehr mit dem Rücken zur Wand, oder haben sich Fraktionen durchgesetzt, die einen schnellen Siegfrieden fordern?
Ich verstehe die aktuelle Dynamik nicht.
Der Wintereinbruch hat die Initiative der Ukraine gebrochen und Russland hat auf der nun verkürzten Frontlinie genug Material, um weiteren Einbrüchen in seine Linien vorzubeugen und selbst Druck auszuüben.
Vermute ich.
 
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Das mit den deutschen Panzern auf dem Gebiet der Sovietunion ist ein Thema, was man sich leisten könnte, wenn es keinen akuten Krieg gäbe, bei dem schon sechsstellig ukrainische Zivilisten gestorben wären.

@Mackiavelli Raute an Saistaed und Scorn. Von Anfang an war die Strategie ja relativ reaktiv und eher darauf fokussiert, dass die Ukraine nicht verliert und der Preis für Russland hoch getrieben wird. Wahrscheinlich, weil man sich davon erhofft hat, dass Russland den Plan aufgibt und man möglichst früh in Verhandlungen kommt. Das ist nicht der Fall, und Russland ist bereit, hunderttausende Tote und jahrzehntelange Sanktionen in Kauf zu nehmen. Diese Erkenntnis bedeutet, dass man der Ukraine eben nicht mehr nur "gerade so das nötige" geben müsste, sondern alles, was nützlich ist und hilft, besser gegen Russland zu traden (Verlustverhältnisse). Das wiederum führt entweder zum aktiven Sieg der Ukraine, oder doch zur Erkenntnis in Russland, dass es keinen Sinn macht (optimal), oder einem über Jahre haltbaren Verlustverhältnis.

Eine billige Broodwar-Analogie: Es geht für die Ukraine als Protoss ins late game gegen Zerg. Um effizient zu traden, brauchen sie genug Templer, Reaver, und Archons.
 
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Ich kann dem tatsächlich nichts abgewinnen und finde auch nicht, dass derlei Erwägungen hier irgendeinen Platz in der Diskussion verdient haben, ganz zu schweigen von dem prominenten, den sie zum Teil einnehmen.
Ich glaube auch gar nicht, dass das der Punkt ist. Der Kern des Problems ist imo eher, dass viele Deutsche (inklusive Politiker) einfach absolut null Plan haben von sicherheitspolitischen Zusammenhängen und Problemen, die sich nicht mit Euros lösen lassen.
Dass war besonders deutlich, als am Anfang des Krieges so viele dachten, man könnte den Krieg über Sanktionen kurzfristig beenden.
 

zimms

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der historische kontext ist eben ein anderer. das wirst du ja einordnen können, dass es einen unterschied macht, ob deutsche panzer wieder dort sind, wo sie schon einmal waren, oder ob es amerikanische sind.
An der "Ostfront" waren über 4000 amerikanische Sherman Panzer, Barbarossa startete mit 3000 dt. Panzern. :troll:
 

parats'

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Eine billige Broodwar-Analogie: Es geht für die Ukraine als Protoss ins late game gegen Zerg. Um effizient zu traden, brauchen sie genug Templer, Reaver, und Archons.
Krieg in dieser Größenordnung wird aber durchaus von der Logistik/Versorgung gewonnen.
Wenn die Overlords im Hintergrund von corsairs gegrillt werden, war es das mittelfristig mit einer großen Offensive.
 
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Mal die wesentlichen Auszüge zum Thema:
Herr Bundeskanzler, war die Entscheidung, der Ukraine Leopard-Kampfpanzer zu liefern, Ihre bislang schwerste?
Jede Entscheidung, die ich seit Beginn des furchtbaren russischen Angriffskriegs getroffen habe, war schwer. Russland hat mit seinem Überfall auf die Ukraine eine Verständigung aufgekündigt, die für viele Jahrzehnte Sicherheit in Europa garantiert hatte: nämlich, dass mit Gewalt keine Grenzen verschoben werden dürfen. Darin besteht die Zeitenwende. Deswegen unterstützen wir die Ukraine nicht nur finanziell, humanitär und militärisch, sondern stärken auch unsere eigene Verteidigungsfähigkeit. All diese Entscheidungen haben wir sorgfältig abgewogen und uns dabei stets an das Prinzip gehalten: Wir handeln nicht allein, sondern gemeinsam mit unseren Verbündeten und Partnern.

Sie haben es als Gratwanderung beschrieben, die Ukraine bestmöglich zu unterstützen und gleichzeitig Deutschland nicht in Gefahr zu bringen. Wie groß ist Ihre Sorge vor einer Eskalation und einer nuklearen Reaktion Russlands?
Ein deutscher Kanzler, der seinen Amtseid ernst nimmt, muss alles dafür tun, dass aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine kein Krieg wird zwischen Russland und der Nato.

… der automatisch ein Weltkrieg wäre?
Deshalb folgen wir jenen nicht, die fast leichtfertig empfehlen, Deutschland solle voranmarschieren. Wir handeln immer international eng abgestimmt und koordiniert. Alles andere würde die Eskalationsgefahr erhöhen und wäre unverantwortlich. Viele Bürgerinnen und Bürger hoffen jeden Abend beim Nachrichtenschauen, dass der Kanzler die Nerven behält. Das tue ich.

Bereiten Ihnen die Entscheidungen, die Sie treffen müssen, nie schlaflose Nächte?
Es gehört zu meinem Amt, Druck aushalten zu können. Dieser Krieg in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ist eine sehr ernste und gefährliche Angelegenheit. Eine Lage, in der es keine Gewissheiten gibt. Man kann sich die richtige Entscheidung nicht von einem Mathematikprofessor errechnen lassen, keinen Algorithmus fragen. Wir gehen deshalb Schritt für Schritt vor und wägen mögliche Folgen einer Entscheidung genau ab. Das zeichnet Standfestigkeit und Besonnenheit aus – auch wenn manche meinen, das als Zögerlichkeit verunglimpfen zu müssen.

In Ihren Reden verweisen Sie auf die Ängste in der Bevölkerung. Wie nehmen Sie die Stimmung im Land wahr?
Die allermeisten Bürgerinnen und Bürger sind auf der Seite der Ukraine und wissen: Dieses Land hat jedes Recht, sich gegen die russische Aggression zu verteidigen. Deshalb sind sie dafür, die Ukraine zu unterstützen. Natürlich gibt es auch einige, die unsicher sind, ob es richtig ist, der Ukraine auch Waffen zu liefern. Andere fordern, wir sollten noch mehr machen. Aber die allermeisten Deutschen finden es richtig, dass die Regierung alle Entscheidungen sorgfältig abwägt.

Bei der Kampfpanzer-Entscheidung haben Sie darauf beharrt, dass Deutschland nur liefert, wenn die USA ebenfalls Abrams-Kampfpanzer schicken. Hatte dieses Beharren etwas mit der Sorge zu tun, Deutschland könnte ansonsten zu exponiert sein und würde womöglich im Ernstfall nicht mehr unter den nuklearen Schutzschirm der Amerikaner fallen?
Wer unsere Entscheidungen betrachtet, wird feststellen: Wir haben immer gemeinsam mit anderen gehandelt, insbesondere mit den USA. Das ist nicht neu, sondern das Prinzip, nach dem wir von Beginn an handeln.

Aber eine rein europäische Panzerallianz wollten Sie nicht? Das hätte die Gespräche, gerade was die Lieferung der Leopard-Kampfpanzer betrifft, deutlich verkürzt.
Für mich gilt, dass wir keine nationalen Alleingänge machen, sondern uns eng abstimmen mit den internationalen Partnern, allen voran mit den USA. Es ist für die Sicherheit Europas von größter Bedeutung, dass wir uns eng mit den USA absprechen. Ohne die Vereinigten Staaten wäre Sicherheit in Europa nur schwer zu gewährleisten.

Wie passt das zusammen mit dem Ziel, dass Europa souveräner werden muss?
Wir brauchen ein geopolitisch souveränes und starkes Europa. Was darunter zu verstehen ist, habe ich in meiner Prager Rede skizziert – eine starke europäische Rüstungsindustrie zum Beispiel und Mehrheitsentscheidungen in der EU zu Fragen der Außenpolitik. Das ist unser Ziel, da sind wir aber längst noch nicht.

Ist für Sie mit der Lieferung von Leopard-Panzern eine rote Linie erreicht, was die militärische Unterstützung für die Ukraine anbelangt?
Die Situation in einem solchen Krieg ist hochdynamisch, die Lage wandelt sich. Das zeigt sich schon daran, wie sich unsere Waffenlieferungen verändert haben: anfangs schultergestützte Panzerabwehrwaffen, dann Systeme zur Luftverteidigung, schwere Artillerie, nun sogar Kampfpanzer. Zugleich haben wir immer wieder auch Forderungen abgelehnt, wie etwa die nach Schaffung einer Flugverbotszone über der Ukraine. US-Präsident Joe Biden und ich waren uns einig, dass das zu einer unmittelbaren Beteiligung der Nato an diesem Krieg geführt hätte. Und die darf es nicht geben. Vergangene Woche im Bundestag habe ich auch klar gesagt, dass wir keine Bodentruppen in die Ukraine schicken werden.

Es kommen aber jetzt bereits die nächsten Forderungen aus der Ukraine: Kampfflugzeuge. Die USA und Frankreich schließen das nicht aus. Sie haben sich klar dagegen ausgesprochen. Ist der nächste Ärger programmiert?
Nein, die Frage der Kampfflugzeuge stellt sich doch gar nicht. Ich kann nur davon abraten, in einen ständigen Überbietungswettbewerb einzusteigen, wenn es um Waffensysteme geht. Wenn, kaum dass eine Entscheidung getroffen ist, in Deutschland die nächste Debatte beginnt, wirkt das wenig seriös und erschüttert das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in staatliche Entscheidungen. Solche Debatten sollten nicht aus Gründen der innenpolitischen Profilierung geführt werden. Mir ist jetzt wichtig, dass alle, die angekündigt haben, Kampfpanzer an die Ukraine liefern zu wollen, das jetzt auch tun.

Können Sie ausschließen, dass es am Ende bei Kampfflugzeugen wieder so sein wird: Es kommt die Forderung, Deutschland zögert die Entscheidung heraus, der Druck steigt – und am Ende liefern wir doch?
So war es ja nicht, ich teile schon Ihre Darstellung ausdrücklich nicht. Wir orientieren uns stets an dem, was die Ukraine einerseits braucht und was andererseits auch unsere wichtigsten Verbündeten liefern – allen voran die USA, aber auch Großbritannien, Frankreich und andere. Deshalb haben wir die Entscheidung über die Kampfpanzer nun getroffen.
Mich würde tatsächlich interessieren, wie viel bei Scholz authentisch ist und was kalkulierte Inszenierung. Besonders nervig imo:
Die ständige Unterstellung, es zeuge von Leichtfertigkeit oder berge Eskalationsgefahr, wenn man bspw. Panzer schon vor 6 Monaten gefordert hat, während sein Verhalten von Besonnenheit zeuge, weil er ja sehr sorgfältig abwäge - aka, sich einfach mehr oder weniger blind danach richtet, was die USA tun. Wenn die USA sich jetzt für F-16 entscheiden, sind dann folgerichtig auch Tornados oder Eurofighter plötzlich ne gute Idee? Oder dann doch nicht? Aber warum war es bei Haubitzen, Mardern, Patriots und Leopards so?
Es gibt offensichtlich keine inhaltliche Dimension, anhand derer er seine Entscheidungen begründen kann und er versucht das auch gar nicht. Dass das von Journalisten nicht stärker hinterfragt und herausgearbeitet wird, halte ich auch für recht fragwürdig. Man lässt ihn halt wirklich jedesmal mit seinen Floskeln vom Haken.
Bemerkenswert finde ich auch das Eingeständnis, dass Europa seine Sicherheit nicht ohne die USA gewährleisten kann (trivial) vor dem Hintergrund, dass offenbar seitens Scholz wenig Wunsch danach besteht, das zu ändern. Der Verweis auf Mehrheitsentscheide zur EU-Außenpolitik steht dazu in keinerlei Zusammenhang und von europäischer Rüstungsindustrie zu sprechen ist cheap talk, solange man direkt das Versprechen, das 2-Prozent-Ziel zu erfüllen, reißt und von den 100 Milliarden bisher nur homöopathische Dosen in unsere Rüstungsindustrie geflossen sind.
 
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Woher kommt eigentlich dieser Druck völlig neue Waffensysteme zu liefern?
Steht die Ukraine so sehr mit dem Rücken zur Wand, oder haben sich Fraktionen durchgesetzt, die einen schnellen Siegfrieden fordern?
Ich verstehe die aktuelle Dynamik nicht.
Ich sehe 3 Gründe:
  1. Das was Xantos schreibt, man sieht, Russland geht in den Abnützungskrieg und muss gegenhalten sonst verliert die Ukraine das doch noch oder es geht halt 10 Jahre. Der Planungshorizont ändert sich auch gerade, da die Kiste vermutlich auch 2023 nicht vorbei sein wird.
  2. Die Angst vor der nuklearen Eskalation ist nicht mehr so da
  3. Man gewöhnt sich mit jedem neuen Zugeständnis an den Status Quo und dann geht die Diskussion eben ein System weiter. Den gleichen politisch/medialen Effekt gab es auch schon bei Covid und bei der EU Finanzpolitik. Man macht eine Massnahme, das Problem geht nicht weg, also diskutiert man die nächste Massnahme und dann die nächste, usw. Was soll man auch sonst diskutieren?
Die andere Frage ist natürlich, ob das militärisch alles so hilfreich ist. Sicherlich nicht so effizient eine Armee auf zig Systeme gleichzeitig umzustellen. Andererseits, das Material ist eh da, mehr ist mehr und experimentell ist es gar nicht so irrational zu schauen was heutzutage in nem Krieg überhaupt noch Sinn macht. Dann kann man auch seine Produktion langfristig umplanen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Gepards als eigentlich ausgemusterte Systeme im Anti-Drohnen Kampf wieder hoch sinnvoll sind. Umgekehrt werden wir jetzt bald sehen, ob Kampfpanzer ein Auslaufmodell sind.
 
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Die Debatte um weitere Waffenlieferungen an die Ukraine geht weiter. Nach der Zusage der 14 "Leopard 2"-Panzern durch die Bundesregierung drängt die Ukraine seit Mittwoch auf die Lieferung von Kampfjets. Dabei geht es auch um die Frage, ob weitere Zusagen zu einer Eskalation beitragen würden. Einigkeit besteht hingegen, dass Deutschland nicht zur Kriegspartei werden darf.
[...]
SPD-Chefin Saskia Esken schloss eine Lieferung von Kampfjets an die Ukraine zumindest nicht ausdrücklich aus. Auf die Frage, ob sie die Lieferung ausschließe, sagte sie im ARD-"Bericht aus Berlin" nur: "Es kommt ja ganz entscheidend darauf an, dass eben Deutschland und dass auch die NATO nicht Kriegspartei sind."
Deswegen sei die Regierung in diesen Fragen in sehr enger Abstimmung mit den US-Amerikanern. Deutschland sei nicht Kriegspartei, und dies wolle die Regierung auch für "alle Zukunft vermeiden".
Es ist irgendwie nur noch peinlich, die ganze Zeit diesen Begriff zu exponieren, wo er nichts zu suchen hat, nur um ihn dann von sich zu weisen.



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Aus dem Tagesspiegel-Ticker:
Scholz kritisiert Debatte über Lieferung von Kampfjets
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Debatte über die Lieferung von Kampfjets in die Ukraine kritisiert.

„Es ist eigenwillig, dass diese Debatte geführt wird. Mancher muss sich schon fragen: Warum stellt er die Frage, wo es doch darum geht, den Ukrainern zu helfen“, sagte Scholz am Sonntagabend (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz in Santiago de Chile.

Es sei jetzt eine seriöse Debatte notwendig und nicht „ein Überbietungswettbewerb (...), bei dem vielleicht innenpolitische Motive statt die Unterstützung der Ukraine im Vordergrund stehen“.

In einer so wichtigen Frage wie Waffenlieferungen müsse es um die Sache und um rationale Abwägungen gehen, betonte Scholz. Er erinnerte daran, dass er bereits kurz nach Kriegsbeginn zusammen mit US-Präsident Joe Biden Flugverbotszonen ausgeschlossen habe, weil das zu einem Konflikt zwischen Russland und der Nato geführt hätte.

Auch „solche unsinnigen Ansinnen“ wie die Entsendung von Bodentruppen seien abgelehnt worden. „Es ist dazu jetzt wirklich alles gesagt, auch von mir“, betonte Scholz.
Schon etwas krass, dass Scholz, der sich seit Monaten mit weitgehend inhaltslosen (und mutmaßlich auch durch innenpolitisches Kalkül motivierten) Argumenten durch diese Debatte schiebt, jetzt anderen unterstellt, sie hätten eigentlich gar nicht die Ukraine, sondern sich selbst im Sinn.
Und dann die kontrafaktische Verknüpfung der Lieferung von Flugzeugen mit der Flugverbotszone - einfach unredlich.
 
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Celetuiw

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Die 14 Leos sollen aus dem Bestand der 203 Panzerbrigade in Augustdorf kommen. @Mackiavelli kannst du uns das in der Bedeutung für die Planung in der BW einordnen? Weißt du ob die 203te überhaupt in der Lage ist zeitnah 14 Leos abzugeben?
 
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Diese Brigade gibt es nicht.
Ist vielleicht die Panzerbrigade 21 gemeint?

Es mag sein, dass die Brigade 14 Leopard 2A6 hat. Wer die Panzer am Ende abgibt, ist völlig unerheblich, weil es kein Bataillon gibt, dass dann mal eben die nächsten paar Jahre keinen Auftrag hat, sondern die ohnehin zu wenigen Panzer werden dann halt noch minus 14 weitere verteilt.
Mit dem Ergebnis, dass überall zu wenig ausgebildet und geübt wird und die noch vorhandenen Panzer einem um so größeren Verschleiß unterliegen.
Richtig interessant wird es dann, wenn die Leoparden in der Ukraine rollen und binnen weniger Wochen den Ersatzteilbestand der Bundeswehr aufgefressen haben werden. Dann wird in Deutschland fast nichts mehr fahren.
Diese Erfahrung haben wir bereits bei der Panzerhaubitze 2000, ohne dass darüber groß berichtet wird. Ersatzteile werden natürlich trotzdem nicht vorbestellt.
 

Celetuiw

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Ja mein Fehler, es ist die Panzerbrigade 21 gemeint. Danke für die Ausführung.
 
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Nicht im Sommer 41 und nicht auf deutscher, sondern russischer Seite. Stichwort Lend-Lease.

thanks captain hindsight. dir ist schon klar, dass es ein völlig anderer kontext ist? deutschland hat die sowjetunion überfallen. mag ja sein, das für viele hier der zweite weltkrieg schnee von gestern ist, in sachen deutschland finde ich das immer noch einen punkt hier die füße etwas stiller zu halten als andere nationen. das heisst nicht, dass man den überfall auf die ukraine nun unter den tisch kehrt. das mit dieser vorgeschichte nun ausgerechnet nicht deutschland die führungsrolle übernehmen sollte, sollte ansich selbstredend sein.

und ja, dass man sich hier unter die nato-führungsmacht (sorry, ist halt so) gliedert wenn es um einen konflikt mit russland geht, finde ich ebenso naheliegend. und das, obwohl ich echt ständig dafür bin, sich von den usa zu empanzipieren. aber der konflikt hat aus deutscher sicht so viele geschichtliche fettnäpfchen, nah, geld und waffen gerne, aber nicht unter deutscher, militärischer führung. mit frankreich und england haben wir darüber hinaus zwei atomare, europäische nato-mitglieder, die spielend ohne (jüngere) geschichtliche projektionsfläche für russland agieren könnten.
 
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Britische Panzer frühestens im Mai und amerikanische Ende des Jahres? Why tho!
 
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Die Abrams werden afaik komplett neu gebaut, damit die Russen nicht an Super Secret US Tech™ kommen.

… US hätten eh besser mehr Bradleys geliefert, aber was weiß ich schon.
 

parats'

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Die Abrams werden afaik komplett neu gebaut, damit die Russen nicht an Super Secret US Tech™ kommen.
Ukraine bestellt, die USA finanzieren die dann aus einem Ukraine Topf und geben die bei der Industrie in Auftrag.
Mastermind Scholz einfach ausgedribbelt vom Rentner.
 
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Die US Abrams haben mit Uran angereicherte Panzerplatten, die darf kein anderes Land als die USA haben (nicht mal NATO-Verbündete). Die Exportvarianten waren immer mit "normalem" Panzerstahl.
Nicht mal die US-Firmen, die die Panzer bauen, dürfen das Rezept der Uranplatten haben. Die werden aus staatlichen Werkshallen angeliefert und dürfen nur dran geschraubt werden.
 
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was, die haben da Uran drauf? macht das den Stahl härter oder was bringt das?
 

zoiX

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Ich schätze, Härte zählt nicht viel. Bei den fraglichen Einschlagenergien und -geschwindigkeiten verhält sich eh alles wie flüssig
Erinnert mich an den Kram, den ich über das .50cal Maschinengewehr gelesen hab. Das ist ja eine völlig abartige Vernichtungskraft, Leuten werden Teile aus den Gliedmaßen gerissen, wenn die Kugel *neben* ihnen einschlägt, etc
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