Russland mal wieder

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War mir jetzt gerade speziell bei tagesschau und n-tv aufgefallen, aber jetzt wo du es sagst sind das ja auch eher die Boomermedien...
Ich werde mal versuchen mich mit dem Gedanken zu trösten, dass es nur die Zurückgebliebenen, lauten Spinner sind. Hoffentlich.
 
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Ich schiebe das auf die liberale Idee, dass Handel und wirtschaftliche Beziehungen zu Freundschaft führen. So ein Putin und ein Ukraine-Krieg passen da nicht ins Bild. Wenn Handel der Schlüssel zur Freundschaft ist, wie in aller Welt kriegen wir den Putin wieder ins Boot?
Genauso diese Friedensbewegung. Frieden ist schön und so, aber gerade deswegen muss man Friedensbrechern entschlossen begegnen.
Aber hey, das ist Mutmaßung von ganz weit weg.
 
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Imo hat Russland (zurecht) den Eindruck gewonnen, dass EU/NATO Erweiterung im best case aufgeschoben, aber nicht gecancelt wird. Staaten denken nicht in kurzen Zeiträumen. Es mag für dich als Erfolg erscheinen, wenn der Nato Beitritt 2008 auf die lange Bank geschoben wird. Russland kann sich nichts davon kaufen und liegt natürlich richtig mit der Befürchtung, dass der nächste Versuch der Westanbindung eine Frage weniger Jahre ist.
Die Russen, als auch die Chinesen, haben das Game einfach nicht verstanden.
"Westanbindung" kommt nicht mit dem Schwert, mit Druck, mit Panzern, sondern aus der Bevölkerung jener Länder, weil wir, der Westen, einfach besser sind.

Russland hat nichts zu bieten was für Länder im Osten attraktiv ist, im Gegenteil, es ist eine Bedrohung vor welcher man sich schützen möchte, kein Partner mit dem man eine OST-EU gründen will. Dass Hurensohn Vladi den Fall der Sowjetunion als größte politische Tragödie des späten 20. Jahrhunderts sieht, zeigt einfach seine behinderte Weltsicht von Chef und Vasallen, auf die andere Länder zurecht keine Lust haben, denn Sowjetunion fand Estland eher nicht so geil.
Was ist denn sein Ziel? Von der Oder bis Moskau nur Staaten mit Puppen wie Lukaschenko, die ihre eigene Bevölkerung ficken wo sie nur können? Ist das die Zukunft die dieser Kasper sieht? Reicht es nicht wenn er und seine Oligarchenhusos die russische Bevölkerung wie hässliche Knechte leben lässt, während sie selbst im Westen chillen und Milliarden verprassen?

Ich spucke auf diesen Mann und seine Ansichten und ich bete täglich dafür, dass der Ivan so richtig aufs Maul fällt und an jeder Front kassiert.
Und China soll ganz genau zuschauen.
 
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Der Aufreger des Tages: https://www.faz.net/-gsf-b1ue9?premium=0x947d973ad62284c769573efbe8098035
Reinhard Merkel schreibt einen Artikel den viele als "Jetzt gebt doch endlich auf…" lesen.

Ich habe selbst versucht ihn unvoreingenommen zu lesen … und ich muss sagen: Ich finde es nicht überzeugend.

Sein Argument: Verhandeln, aber nur über alles exkl. Krim, weil der Konflikt mit der Krim jetzt schon länger läuft und die Krim-Bewohner die russische Herrschaft ganz okay finden. Das jetzt zurückzufordern ist too much, weil vor dem 24.02.22 schon eine Art Stabilität eingekehrt war.

Ich kann zwar verstehen was er meint, finde das Argument aber mehr als schräg. Am Ende zielt es auf eine Legitimierung gewaltsamer Landnahme mit dem Argument "jo, ist jetzt halt passiert und es sind Fakten geschaffen worden, whatever".

Sollte man da nicht eher sagen: Volksabstimmung mit der Stimmberechtigung für alle die auf der Krim leben oder bis inkl. 2014 lebten?

Abgesehen davon: lolnein. Spätestens mit dem Überfall 2022 hat Russland hier seine letzten Reste theoretischer Anrechte verwirkt.

Hat Deutschland ja auch nichts gebracht, dass die Ostgebiete lange deutsches Siedlungsgebiet waren. Einmal einen Krieg verloren, und schwups war das Land plötzlich weg. Hupsi :mond:
Ironischerweise wurde genau das u.a. auf einer Konferenz diskutiert die wo stattfand? Jalta (Krim)
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Der Aufreger des Tages: https://www.faz.net/-gsf-b1ue9?premium=0x947d973ad62284c769573efbe8098035
Reinhard Merkel schreibt einen Artikel den viele als "Jetzt gebt doch endlich auf…" lesen.

Ich habe selbst versucht ihn unvoreingenommen zu lesen … und ich muss sagen: Ich finde es nicht überzeugend.

Sein Argument: Verhandeln, aber nur über alles exkl. Krim, weil der Konflikt mit der Krim jetzt schon länger läuft und die Krim-Bewohner die russische Herrschaft ganz okay finden. Das jetzt zurückzufordern ist too much, weil vor dem 24.02.22 schon eine Art Stabilität eingekehrt war.

Ich kann zwar verstehen was er meint, finde das Argument aber mehr als schräg. Am Ende zielt es auf eine Legitimierung gewaltsamer Landnahme mit dem Argument "jo, ist jetzt halt passiert und es sind Fakten geschaffen worden, whatever".

Sollte man da nicht eher sagen: Volksabstimmung mit der Stimmberechtigung für alle die auf der Krim leben oder bis inkl. 2014 lebten?

Abgesehen davon: lolnein. Spätestens mit dem Überfall 2022 hat Russland hier seine letzten Reste theoretischer Anrechte verwirkt.

Hat Deutschland ja auch nichts gebracht, dass die Ostgebiete lange deutsches Siedlungsgebiet waren. Einmal einen Krieg verloren, und schwups war das Land plötzlich weg. Hupsi :mond:
Ironischerweise wurde genau das u.a. auf einer Konferenz diskutiert die wo stattfand? Jalta (Krim)
Vor allem ist jede Abstimmung dort schon allein deshalb irrelevant, weil natürlich längst alle Ukrainer weg sind und man Hunderttausende Russen dort angesiedelt hat.
 
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Die Russen, als auch die Chinesen, haben das Game einfach nicht verstanden.
"Westanbindung" kommt nicht mit dem Schwert, mit Druck, mit Panzern, sondern aus der Bevölkerung jener Länder, weil wir, der Westen, einfach besser sind.

Russland hat nichts zu bieten was für Länder im Osten attraktiv ist, im Gegenteil, es ist eine Bedrohung vor welcher man sich schützen möchte, kein Partner mit dem man eine OST-EU gründen will. Dass Hurensohn Vladi den Fall der Sowjetunion als größte politische Tragödie des späten 20. Jahrhunderts sieht, zeigt einfach seine behinderte Weltsicht von Chef und Vasallen, auf die andere Länder zurecht keine Lust haben, denn Sowjetunion fand Estland eher nicht so geil.
Was ist denn sein Ziel? Von der Oder bis Moskau nur Staaten mit Puppen wie Lukaschenko, die ihre eigene Bevölkerung ficken wo sie nur können? Ist das die Zukunft die dieser Kasper sieht? Reicht es nicht wenn er und seine Oligarchenhusos die russische Bevölkerung wie hässliche Knechte leben lässt, während sie selbst im Westen chillen und Milliarden verprassen?

Ich spucke auf diesen Mann und seine Ansichten und ich bete täglich dafür, dass der Ivan so richtig aufs Maul fällt und an jeder Front kassiert.
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Viele Sätze für "Putin tut Unrecht".
Hätte Russland damals auf sein Recht bestanden und die Nukes nach Kuba geliefert, wäre der kalte Krieg heiß geworden.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Viele Sätze für "Putin tut Unrecht".
Hätte Russland damals auf sein Recht bestanden und die Nukes nach Kuba geliefert, wäre der kalte Krieg heiß geworden.
Russland hat Nukes nach Kuba geliefert. Das war der Auslöser der Kubakrise. Junge ey…Du hast auch nicht im Ansatz kapiert was Shemil geschrieben hat. Lass es einfach sein.
 
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Viele Sätze für "Putin tut Unrecht".
Hätte Russland damals auf sein Recht bestanden und die Nukes nach Kuba geliefert, wäre der kalte Krieg heiß geworden.
Die SU hat Nuklearraketen nach Kuba geliefert und man kann nur dem besonnenen Einsatz von Kennedy und Chruschtschow danken, dass das alles glimpflich über die Bühne ging. Hätten die Falken oder Fidel Castro die Entscheidungen getroffen wäre die Welt im Oktober 62 erstmal für paar tausend Jahre zurückgesetzt worden.

Aber wie Heat sagt geht es darum nicht. Es geht darum dass die SU früher, als auch das heutige Russland (und auch China) auf einem repressiven Polizeistaat-System fußt, in welchem korrupte Eliten/Parteimitglieder sich bereichern und das Individuum das Maul hält oder auf Linie zu sein hat oder es muss mit Gulag rechnen.
Das sind einfach ziemlich beschissene systemische Verkaufsargumente wenn woanders Freiheit und Wohlstand herrscht, zumal Russland kurz nach dem Zerfall der SU bereits im ersten Tschetschenienkrieg zeigte, dass es auf unabhängige Völker eigentlich keine Lust hat und es bereit dazu ist seine Interessen in der Nachbarschaft mit Panzern durchzusetzen. Auf Linie oder heim ins Reich.

So, und nun stell dir vor du bist Estland, hast 50 Jahre unter der Sowjetherrschaft GELITTEN(!), bist ab 1991 unabhängig und willst deinen eigenen Shizzle machen und siehst wie 1994 bereits die ersten russischen Panzer nach Tschetschenien rollen, weil der dortige Präsident sich anmaßte ebenfalls eine Unabhängigkeit zu fordern.
Natürlich suchst du dann den Schulterschluss mit dem Westen, weil Russland als Partner auf Augenhöhe nicht in Frage kommt.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Russland hat sich die "Verwestlichung" seiner Nachbarschaft selbst zuzuschreiben, weil Sie seit über 30 Jahren Schufte sind auf die, außer ein paar korrupte Schufte und Schuftinnen in Serbien, Ungarn oder Belarus, keiner Lust hat. Und vielleicht müssen erst Nato-Panzer über den roten Platz rollen bis die Selbstreflexion einsetzt.
 
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Shihatsu

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Lieber Schlemil, in der Sache hast du völlig Recht, aber was für Heator gilt muss auch für dich gelten: Etwas weniger Schimpfworte bitte, danke. Sonst heizt sich das hier wieder unnötig auf und wird schnell.... unnötig unkonstruktiv.

Liebe Grüße, dein dir ergebener Dave.
 
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den gesinnungethischen thumbsup hast du doch längst.im hinblick auf verantwortung sollte man die roten Linien relevanter Staaten nicht ausreizen.

wir sind jetzt bei rund 200k toten, die bei weiterer eskalation noch drastisch nach oben gehen dürften. wir haben billionen kosten, sowie politische und soziale verwerfungen in der EU inc.
Das hätte vermieden werden können, wenn man akzeptiert hätte die Ukraine nicht von Russland ziehen zu lassen. Ist nicht fair aber was willste machen
 

[fN]Leichnam

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Dieser Krieg ist mittlerweile über seine Dauer auch zu etwas Folgenreicherem als der Frage nach Recht oder Unrecht geworden, die beide, wie wir eigentlich alle wissen, in der Geopolitik keine allzu große Rolle spielen. Recht und Unrecht sind hier Ansichtssache. Putin hat eines Tages auf seinem Schreibtisch eine Situation vorgefunden, die einen Angriffskrieg in seinen Augen rechtfertigt, ja nötig macht. Er ist dabei ein sehr hohes Risiko eingegangen. Er sieht sich dabei im Recht.
Interessiert uns das? Wollen wir ihm dieses Recht zugestehen? Ist vollkommen egal...

Für uns sind andere Fragen viel interessanter:

1. Kann sich der Westen in diesem systemischen Konflikt (Demokratien vs. Autokratische Staaten) eine weitere Niederlage noch leisten oder ist es an der Zeit nach dem Afghanistan-Debakel auf die Siegerstraße zurückzukehren?
2. Was sind unsere konkreten Kriegsziele? (Sehr wichtig ist die Frage ob die Krim ebenfalls an die Ukraine zurückgehen soll oder nicht)
3. Was sind die geeigneten Mittel, um unsere Kriegsziele so schnell als möglich zu erreichen und diesen Krieg im Interesse aller (sogar der Russen) so schnell wie möglich zu beenden?
4. Wie geschlossen ist unsere Allianz und wie groß die Bedrohung durch Risse innerhalb der selben? Wo liegen hier Gefahren?
5. Wie sieht eine europäische Sicherheitsarchitektur nach dem Krieg aus? (Auch hier müssen wir die Russen ob es uns gefällt oder nicht mit einbinden oder zumindest mit bedenken)

Es geht nicht wirklich um Recht und Unrecht. Es geht um "Was geht und was geht nicht?" Welche Folgen hätte eine Niederlage für unsere Demokratien? Antwortvorschläge bitte aus Polen und dem Baltikum. Können wir uns das noch leisten....

Ob es die beste aller Ideen war, die Ukraine in Richtung NATO zu pullen, spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle mehr. Frankreich und Deutschland waren damals dagegen. Ist heute aber mehr oder weniger unwichtig. Der Krieg ist ausgebrochen, er ist da. Sich herausreden geht jetzt ohne Gesichtsverlust oder weit schlimmere Konsequenzen für Osteuropa nicht mehr.
 
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Das hätte vermieden werden können, wenn man akzeptiert hätte die Ukraine nicht von Russland ziehen zu lassen. Ist nicht fair aber was willste machen

und dann? Hätten wir ein selbstbewusstes, starkes Russland welches massiv Osteuropa bedroht und China, das dann vermutlich versuchen würde sich Taiwan zu greifen. Und ich denke gegen den Konflikt ist das hier noch alles Sandkasten.
Irgendeinen Konflikt hätte es so oder so gegeben, ob der nun jetzt oder in 5 Jahren ausgebrochen wäre ist doch wumpe. Jetzt haben wir wenigstens noch die Chance China vom Schlimmsten abzuschrecken.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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den gesinnungethischen thumbsup hast du doch längst.im hinblick auf verantwortung sollte man die roten Linien relevanter Staaten nicht ausreizen.

wir sind jetzt bei rund 200k toten, die bei weiterer eskalation noch drastisch nach oben gehen dürften. wir haben billionen kosten, sowie politische und soziale verwerfungen in der EU inc.
Das hätte vermieden werden können, wenn man akzeptiert hätte die Ukraine nicht von Russland ziehen zu lassen. Ist nicht fair aber was willste machen
Und dann das Baltikum, Polen und als nächstes Ostdeutschland? Warum kapierst Du nicht, dass Russlands Großmachtssüchte nicht bei der Ukraine enden. Warum ignorierst Du auch alle anderen Argumente, die dir hier immer wieder vorgekaut werden und völlig richtig darlegen, dass es für UNSERE Interessen nicht akzeptabel ist, wenn irgendjemand in Europa erfolgreich Eroberungskriege führt? Es ist doch echt nicht so schwer zu kapieren eigentlich…
 
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wir sind jetzt bei rund 200k toten, die bei weiterer eskalation noch drastisch nach oben gehen dürften. wir haben billionen kosten, sowie politische und soziale verwerfungen in der EU inc.
Das hätte vermieden werden können, wenn man akzeptiert hätte die Ukraine nicht von Russland ziehen zu lassen. Ist nicht fair aber was willste machen
Das hätte auch vermieden werden können, wenn Russland die souveräne Entscheidungshoheit der Ukraine über ihre eigene sicherheitspolitische Ausrichtung respektiert hätte. Das wiegt imho viel höher als Russlands Gefühlswelt.
Russlands Naivität in dieser Sache offenbart sich aber gerade vollends und wird eine Steilvorlage für eine ordentliche Neuausrichtung.

Zum Thema Krim: die russische Südflanke wackelt aus logischen Gründen, die Krim miteingeschlossen. Der Verlust wird unausweichlich, wenn Kherson nicht bald wieder unter russische Kontrolle gerät. Das ist höchst unwahrscheinlich und Leute wie Merkel möchten da wohl rhetorisch vorbeugen und rote Linien ziehen.
 
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Der Aufreger des Tages: https://www.faz.net/-gsf-b1ue9?premium=0x947d973ad62284c769573efbe8098035
Reinhard Merkel schreibt einen Artikel den viele als "Jetzt gebt doch endlich auf…" lesen.
Negativ fällt mir erstmal der nervige Vorlesungston auf, in dem der Text verfasst ist.
Inhaltlich hat er ein, zwei Punkte. Das Breitgetrete der Pflichten gemäß der politischen Ethik, ist größtenteils trivial. Sofern es die Ukraine konkret betrifft, fehlt mir jede stichhaltige Begründung, weshalb die Ukraine gerade in der Pflicht sein sollte, den Krieg unter bedeutenden politischen Zugeständnissen schnellstmöglich zu beenden. Vielmehr drängt sich mir auf, dass der Westen und insbesondere auch Deutschland im Interesse einer gerechten Weltordnung seine Hilfspflichten weiterhin sträflich vernachlässigt.
In Bezug auf die Krim hat er imo ein valides Argument: Ich finde auch nicht, dass die Ukraine einen unbedingten Anspruch auf die Krim hat und würde ihr auch eher empfehlen, sie als Verhandlungsmasse zu betrachten. Waffenlieferungen oder sonstige Unterstützung an die Bedingung eines präventiven Verzichts der Krim zu knüpfen, ist imo eine Schnapsidee und ein Zeichen für Herrn Merkels moralische Einäugigkeit. Die Krim taugt ja erst dann wirklich zur Verhandlungsmasse, wenn die Rückeroberung eine glaubwürdige Drohung ist. Vielmehr sollte man auf eine militärische Situation hinarbeiten, in der Russland froh sein kann, wenn es die Krim behalten darf.

Stichwort Kriegsziele und Perspektive:
Hauptziel sollte imo sein, dass Russland auf die Front vom 24. Februar zurückgedrängt wird. Alles andere ist Verhandlungsmasse. Politisch wünschenswert ist eine freie und demokratische Ukraine, deren territoriale Integrität im Wesentlichen wiederhergestellt wird und der ein Pfad eröffnet wird, an dessen Ende letztlich die EU-Mitgliedschaft steht, sofern die nötigen Reformen erfolgen. Militärisch wird die Ukraine langfristig Unterstützung brauchen. Die NATO-Mitgliedschaft ist unrealistisch, aber eine enge Partnerschaft und weitgehende Einbindung in Taktik, Struktur und Ausrüstung nicht. Das sollte es auch für Russland bis auf Weiteres unmöglich machen, sowas nochmal zu versuchen.
 
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Stichwort Kriegsziele und Perspektive:
Hauptziel sollte imo sein, dass Russland auf die Front vom 24. Februar zurückgedrängt wird. Alles andere ist Verhandlungsmasse. Politisch wünschenswert ist eine freie und demokratische Ukraine, deren territoriale Integrität im Wesentlichen wiederhergestellt wird und der ein Pfad eröffnet wird, an dessen Ende letztlich die EU-Mitgliedschaft steht, sofern die nötigen Reformen erfolgen. Militärisch wird die Ukraine langfristig Unterstützung brauchen. Die NATO-Mitgliedschaft ist unrealistisch, aber eine enge Partnerschaft und weitgehende Einbindung in Taktik, Struktur und Ausrüstung nicht. Das sollte es auch für Russland bis auf Weiteres unmöglich machen, sowas nochmal zu versuchen.
Für den Fall, dass die Ukraine über Kherson hinaus seine Schwarzmeerküste befreit, fällt die Krim mit. Die Grenze vom 24.02. ist Geschichte, falls Russland nicht rechtzeitig seine Aggression aufgibt und den 24-2-Status als Friedensangebot überreicht.
 

Gustavo

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Der Aufreger des Tages: https://www.faz.net/-gsf-b1ue9?premium=0x947d973ad62284c769573efbe8098035
Reinhard Merkel schreibt einen Artikel den viele als "Jetzt gebt doch endlich auf…" lesen.

Ich habe selbst versucht ihn unvoreingenommen zu lesen … und ich muss sagen: Ich finde es nicht überzeugend.

Beeindruckender Fall von lawyer brain. Von den "neun Minuten" Lesezeit, die die FAZ da avisiert, haben ca. acht nicht wirklich etwas mit der Schlussfolgerung zu tun, für die man ihm auch mehrere Varianten von "Das überzeugt nicht." abkaufen muss, um sie mitgehen zu können. Die bessere Frage wäre: Warum räumt man einem Strafrechtler so viel Raum ein, etwas darzustellen was letztendlich nicht viel mehr als seine eigene Meinung mit vagem Handgewedel in Richtung "Völkerrecht" ist. Und siehe da:


Die FAZ hat es schon so oft korrekt dargestellt, dass man es jetzt mal aus Gründen der Ausgewogenheit auch mal inkorrekt darstellen lassen kann. 🤡
 
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Für den Fall, dass die Ukraine über Kherson hinaus seine Schwarzmeerküste befreit, fällt die Krim mit. Die Grenze vom 24.02. ist Geschichte, falls Russland nicht rechtzeitig seine Aggression aufgibt und den 24-2-Status als Friedensangebot überreicht.
Die Frage ist halt, was die Ukraine - auch im Sinne einer stabilen Nachkriegsordnung - von einer zurückeroberten Krim hat. Imo nicht viel, aber das können andere besser beurteilen.
Die Hoffnung wäre halt, dass die Front vom 24. Februar (oder etwas ähnliches) für Russland ab einem bestimmten Punkt attraktiver ist, als den Krieg fortzusetzen.
 
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Ahm, die hatten doch schon vor dem 24. Februar regelmässig scharmützel/gefechte mit über die Jahre mehreren tausend toten? Am 24. Februar war doch eigentlich nur speziell, dass Russland ganz offiziell und auf breiter Front einmarschiert ist? Was genau war denn bitte vorm 24. Februar "gut" bzw. "stabil"?

Warum wollen so viele Leute annehmen, dass Russland danach auf längere Zeit (bzw. für "immer") still halten würde? Dafür spricht schlicht nichts?
 
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Dieser Krieg ist mittlerweile über seine Dauer auch zu etwas Folgenreicherem als der Frage nach Recht oder Unrecht geworden, die beide, wie wir eigentlich alle wissen, in der Geopolitik keine allzu große Rolle spielen. Recht und Unrecht sind hier Ansichtssache. Putin hat eines Tages auf seinem Schreibtisch eine Situation vorgefunden, die einen Angriffskrieg in seinen Augen rechtfertigt, ja nötig macht. Er ist dabei ein sehr hohes Risiko eingegangen. Er sieht sich dabei im Recht.
Interessiert uns das? Wollen wir ihm dieses Recht zugestehen? Ist vollkommen egal...
Verstehe den Sinn deiner Einleitung nicht. Diese Logik kannst du dann auf exakt jeden Angriff und bspw auch auf jeden Mord anwenden. Ist also eine reine Platitüde. Und dann schreibst du noch, dass es egal ist. Was willst du aussagen?
Für uns sind andere Fragen viel interessanter:

1. Kann sich der Westen in diesem systemischen Konflikt (Demokratien vs. Autokratische Staaten) eine weitere Niederlage noch leisten oder ist es an der Zeit nach dem Afghanistan-Debakel auf die Siegerstraße zurückzukehren?
Richtig, und sicher ein wichtiger Grund, nicht nachzugeben. Die USA haben das erkannt. Deutschland/Scholz waren ja nur ganz kurz auf dem "Zeitenwende"-Trichter - und zwar solange ein schneller russischer Sieg wahrscheinlich war.

Jetzt hingegen sieht sich Deutschland/Scholz nicht mehr selbst bedroht, und man ist größtenteils wieder im alten Mindset.

2. Was sind unsere konkreten Kriegsziele? (Sehr wichtig ist die Frage ob die Krim ebenfalls an die Ukraine zurückgehen soll oder nicht)
Hier gibt es kein "uns". Für mich relevant sind alle legitimen Kriegsziele der Ukraine. Das ist aber leider nicht kongruent mit Deutschland/Frankreich.
3. Was sind die geeigneten Mittel, um unsere Kriegsziele so schnell als möglich zu erreichen und diesen Krieg im Interesse aller (sogar der Russen) so schnell wie möglich zu beenden?
Ganz einfach: Mehr Waffen. Aus deutscher Sicht Marder, Fuchs, Leo 1, Leo 2. Aus amerikanischer Sicht ATACMS und vielleicht auch mal ein paar Schiffe voll Schützenpanzern und M109.
4. Wie geschlossen ist unsere Allianz und wie groß die Bedrohung durch Risse innerhalb der selben? Wo liegen hier Gefahren?
Siehe oben - sehr unterschiedlich. Baltikum und Polen haben das echte Interesse, dass die Ukraine vollumfänglich gewinnt.

In UK/USA ist dies zumindest in Teilen die Einstellung. Andere Teile gehen zynischer heran und möchten eher den Pfad beschreiten, welcher Russlands Kapazitäten weiter erodiert, ohne aber irgendwelche (unwahrscheinlichen) Tail-Risiken einer Eskalation in Puncto Atombomben einzugehen.

In Deutschland und Frankreich sind mehr Zyniker, Egoisten, Lumpenpazifisten und russische Assets am Werk.
5. Wie sieht eine europäische Sicherheitsarchitektur nach dem Krieg aus? (Auch hier müssen wir die Russen ob es uns gefällt oder nicht mit einbinden oder zumindest mit bedenken)
Komische Formulierung. Mit bedenken muss man den Villain natürlich. Aber das ist ja was ganz anderes als "mit einbinden".
Es geht nicht wirklich um Recht und Unrecht. Es geht um "Was geht und was geht nicht?" Welche Folgen hätte eine Niederlage für unsere Demokratien? Antwortvorschläge bitte aus Polen und dem Baltikum. Können wir uns das noch leisten....

Ob es die beste aller Ideen war, die Ukraine in Richtung NATO zu pullen, spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle mehr. Frankreich und Deutschland waren damals dagegen. Ist heute aber mehr oder weniger unwichtig. Der Krieg ist ausgebrochen, er ist da. Sich herausreden geht jetzt ohne Gesichtsverlust oder weit schlimmere Konsequenzen für Osteuropa nicht mehr.
#2
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Die Frage ist halt, was die Ukraine - auch im Sinne einer stabilen Nachkriegsordnung - von einer zurückeroberten Krim hat. Imo nicht viel, aber das können andere besser beurteilen.
Die Hoffnung wäre halt, dass die Front vom 24. Februar (oder etwas ähnliches) für Russland ab einem bestimmten Punkt attraktiver ist, als den Krieg fortzusetzen.
Naja ich bin mir ziemlich sicher, dass die Ukraine das auch weiß. Das "wir erobern die Krim zurück" ist imho Poker. Man muss den Preis hoch setzen, damit Russland dann in der Verhandlung etwas "verkauft" werden kann. Ich sehe nämlich auch nicht, wie die Krim für die Ukraine ein Gewinn sein kann, zumal dort mittlerweile hauptsächlich Russen leben, die nach der Annexion angesiedelt wurden (zum Teil stumpf in die Häuser von geflohenen Ukrainern). Insofern MUSS die Ukraine natürlich nach außen so tun als ob sie die Krim zurückerobern will, damit man einen Vorteil davon hat, wenn man später davon absieht.
 
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Ahm, die hatten doch schon vor dem 24. Februar regelmässig scharmützel/gefechte mit über die Jahre mehreren tausend toten? Am 24. Februar war doch eigentlich nur speziell, dass Russland ganz offiziell und auf breiter Front einmarschiert ist? Was genau war denn bitte vorm 24. Februar "gut" bzw. "stabil"?

Warum wollen so viele Leute annehmen, dass Russland danach auf längere Zeit (bzw. für "immer") still halten würde? Dafür spricht schlicht nichts?
Die Frage ist halt, was man mit Provinzen will, die mehrheitlich von indoktrinierten Russen bewohnt werden und wirtschaftlich ein Klotz am Bein sind. In der Ostukraine gibts ja afaik zumindest Rohstoffe zu holen, aber kA, wie wertvoll diese Gebiete nach dem Krieg sein werden. Da wäre es unter Umständen schlauer, Gebiete herzugeben, um früher oder unter günstigeren Bedingungen Frieden bzw. einen Waffenstillstand zu schließen.

Stabil wird da eh nichts sein, weil ich keine Welt sehe, in der Russland geläutert aus diesem Krieg hervorgeht. Russland wird auf lange Zeit immer wieder bereit sein wird, seine Ziele mit Gewalt zu erreichen. Also ist Abschreckung das Mittel der Wahl: Russische Rüstungsindustrie langfristig sanktionieren, die Ukraine ausrüsten und so eng wie möglich in die westlichen Verteidigungsstrukturen einbinden.
 
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Die Frage ist halt, was man mit Provinzen will, die mehrheitlich von indoktrinierten Russen bewohnt werden und wirtschaftlich ein Klotz am Bein sind. In der Ostukraine gibts ja afaik zumindest Rohstoffe zu holen, aber kA, wie wertvoll diese Gebiete nach dem Krieg sein werden. Da wäre es unter Umständen schlauer, Gebiete herzugeben, um früher oder unter günstigeren Bedingungen Frieden bzw. einen Waffenstillstand zu schließen.

Stabil wird da eh nichts sein, weil ich keine Welt sehe, in der Russland geläutert aus diesem Krieg hervorgeht. Russland wird auf lange Zeit immer wieder bereit sein wird, seine Ziele mit Gewalt zu erreichen. Also ist Abschreckung das Mittel der Wahl: Russische Rüstungsindustrie langfristig sanktionieren, die Ukraine ausrüsten und so eng wie möglich in die westlichen Verteidigungsstrukturen einbinden.
Es geht um Sevastopol. Wenn Sev mit der Krim wieder der Ukraine gehört, wird Russland nie wieder den Handel auf dem Schwarzen Meer stören. Wegen Sev hat Russland überhaupt erst die Krim geklaut
 

[fN]Leichnam

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Zu schweren Waffen, die westliche Länder seit Kriegsbeginn in die Ukraine geliefert haben, gehören etwa Raketenwerfer und Haubitzen – bislang jedoch trotz zahlreicher Bitten keine Kampfpanzer westlicher Bauart. Im kommenden Jahr erwartet die ukrainische Regierung hier offenbar einen Kurswechsel: Außenminister Dmytro Kuleba zufolge werden 2023 Kampfpanzer geliefert. Das sagte er dem Portal RBK Ukraine in einem Interview.

@Xantos: Mein Text war etwas auf die Schnelle hingetippt und manche Formulierungen sind unglücklich. Vielleicht gehe ich nochmal drauf ein.
 
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Ich muss ja sagen, wenn man in letzte Zeit so die Kommentare unter Ukraine-News diverser Publikationen liest bekommt man schon den Eindruck, dass ein gehöriger Anteil der Bevölkerung durch die jahrelange Beschallung mit Lügen und Halbwahrheiten durch Russland ziemlich lost ist (ähnlich kritiker). Kommt mir das nur so vor, oder ist das in letzter Zeit deutlich mehr geworden? Ich weiß selber dass ich für mein Seelenheil den Kommentarspalten lieber fern bleiben sollte, aber es erschreckt mich dann doch ziemlich wie so viele Menschen so völlig verblendet sein können und es selbst nicht merken... gruselig.

Du darfst dabei auch nicht vergessen, dass die Kommentarspalten grundsätzlich eher von einem bestimmten Klientel geflutet werden. Sie sind nicht repräsentativ. Aber abgesehen davon: niemand ist immun gegen Propaganda, und die Propaganda begann ja bereits 2014, von wegen das sei ja alles Wille des Volkes, den Russland da durchsetzt. Und die Propaganda und Desinformation hat nicht abgenommen, im Gegenteil. Dann noch das Sahnehäubchen, dass Impfgegner und ähnliche Schrullis spätestens seit 2020 Anschluss im Mainstream gefunden haben, und die auch kräftig den Kreml Stuss weiterverbreiten. etc etc -.-

e: und ich denke auch, dass Precht & Co, weil sie weiter vom ÖR hofiert und bezahlt werden, viel zu viel Gewicht und Anschluss finden, auch wenn ihre Positionen völlig realitäts- und faktenfremd sind. Da wären mir 20 Sendungen mit Claudia Major und co lieber.
 
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e: und ich denke auch, dass Precht & Co, weil sie weiter vom ÖR hofiert und bezahlt werden, viel zu viel Gewicht und Anschluss finden, auch wenn ihre Positionen völlig realitäts- und faktenfremd sind. Da wären mir 20 Sendungen mit Claudia Major und co lieber.
Weniger Meinungsvielfalt in der deutschen presse. Beste idee 2022
 
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Interview mit Oberst Reisner vom österreichischen Bundesheer vom 25.12.2022
Meiner Meinung nach recht lesenswert. Der Tenor ist, die Unterstützung des Westens für die Ukraine ist "zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben".

 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Der Tenor ist, die Unterstützung des Westens für die Ukraine ist "zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben".
Ist ja auch so. Der Westen ist nach wie vor zu feige wirklich entscheidende Moves zu machen. Warum auch immer. Man hat vielleicht gedacht, dass 100k Verluste ausreichen würden, aber dann kapiert der Westen immer noch nicht WAS Russland ist. Putin wird jeden einzelnen Russen töten, um nicht zu verlieren. Es gibt auch keine Zahl ab der das russische Volk rebelliert. Sie werden sich passiv auch zu Millionen zur Schlachtbank führen lassen, diesem Volk wurde seit Jahrhunderten jeder eigene Wille rausgeprügelt. Das muss man einfach akzeptieren und entsprechend handeln.
 
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Man muss wohl leider konstatieren, dass es kein wirkliches Interesse an einem ukrainischen Sieg gibt - zumindest nicht an dem Einsatz, der dafür nötig wäre. Die aktuelle Strategie der USA und Co passt wesentlich besser dazu, dass man hofft eine Art Kräftegleichgewicht herbeizuführen und den Konflikt letztlich einzufrieren, damit es irgendwann eine Einigung gibt, bei der Russland weite Teile ukrainischen Gebiets besetzt hält, die Ukraine das zwar nicht absegnet, aber zumindest erstmal akzeptiert und auf Gegenoffensiven verzichtet, wenn umgekehrt Russland die Angriffe einstellt.

Die Überlegung dahinter sehe ich durchaus: Der Ukraine zum Sieg zu verhelfen ist teuer und ein totaler Zusammenbruch der russischen Position birgt nochmal eigene politische und militärische Risiken.
Die Ukraine braucht eh massive Unterstützung, um sich gegenüber Russland zu behaupten und den Anschluss an Europa zu vertiefen.
 
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Stabil wird da eh nichts sein, weil ich keine Welt sehe, in der Russland geläutert aus diesem Krieg hervorgeht. Russland wird auf lange Zeit immer wieder bereit sein wird, seine Ziele mit Gewalt zu erreichen.
Das sehe ich auch als das Hauptproblem.
Was passieren müsste wäre, dass sie so brutal auf die Nase kriegen, dass sie an ein Umdenken denken. Aber genau das … verhindern Menschen wie z.B. unser geliebter Kanzler. Und das halte ich für strategisch erstaunlich kurzsichtig.
 
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[fN]Leichnam

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Was die Zurückhaltung des Kanzlers angeht habe ich die Vermutung (natürlich keinerlei Beweise und vielleicht ist es totaler Blödsinn), dass auch Folgendes eine Rolle dabei spielt: Wenn sich Deutschland jetzt ganz wesentlich steigert in der militärischen Unterstützung (also zum Beispiel eigene Kampfpanzer liefert; weitere Leoparden aus anderen europäischen Ländern freigibt) und das vielleicht noch bevor die Amerikaner ebenfalls Kampfpanzer liefern, dann könnte man, wenn es ganz dumm läuft, am Ende in einem vor allem europäisch unterstützten Konflikt landen. Das Verhältnis könnte sich also umkehren.

Das meinte ich auch bei der Frage danach, wie geschlossen unsere Allianz eigentlich tatsächlich ist. Es ist sehr spekulativ, ich weiß. Aber seit der Nord Stream-Nummer (nichts genaues weiß man nicht nach wie vor) muss man auch so etwas bedenken.
 
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Das sehe ich auch als das Hauptproblem.
Was passieren müsste wäre, dass sie so brutal auf die Nase kriegen, dass sie an ein Umdenken denken. Aber genau das … verhindern Menschen wie z.B. unser geliebter Kanzler. Und das halte ich für strategisch erstaunlich kurzsichtig.
Fairerweise muss man sagen, dass es auf die deutsche Unterstützung letztlich wohl nicht entscheidend ankommt. Das Heft in der Hand halten die USA. Wenn die sich entscheiden würden, vorbehaltlos ihre Arsenale zu öffnen und diw Ukraine wirklich in die überlegene Position zu bringen, dann könnte man wohl damit rechnen, dass Europa und auch Deutschland nochmal nachziehen.
Aber auch von den USA sehe ich bisher keine echte Gloves-off-Policy.
Das zeigt sich ja allein an der Qualität der Waffenlieferungen. Statt nur über Luftverteidigung zu reden, könnte man umgekehrt ja mal die Ukraine mit Waffen ausstatten, mit denen sie effektiv zurückschlagen, also die Stützpunkte und Schiffe angreifen kann, von denen die Russen ihre Angriffe auf die Infrastruktur und damit letztlich auf die Zivilbevölkerung starten. Aber davor scheut man offensichtlich zurück.
 
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Man muss wohl leider konstatieren, dass es kein wirkliches Interesse an einem ukrainischen Sieg gibt - zumindest nicht an dem Einsatz, der dafür nötig wäre. Die aktuelle Strategie der USA und Co passt wesentlich besser dazu, dass man hofft eine Art Kräftegleichgewicht herbeizuführen und den Konflikt letztlich einzufrieren, damit es irgendwann eine Einigung gibt, bei der Russland weite Teile ukrainischen Gebiets besetzt hält, die Ukraine das zwar nicht absegnet, aber zumindest erstmal akzeptiert und auf Gegenoffensiven verzichtet, wenn umgekehrt Russland die Angriffe einstellt.
Ich habe keine Ahnung, wie du zu diesen Schlüssen kommst.
Auf der einen Seite könnte die USA klar mehr tun und den Finger massiv auf die Wagschale legen. Ja gut, stimmt.
Auf der anderen Seite ist das Engagement der USA und des sonstigen Westens enorm. Und damit hat sich die Ukraine riesige Siege erkämpft. Jetzt zu sagen, dass die Hilfe nicht genug zum Sterben/Leben sei, ist lächerlich. Die Ukraine wird sich mit dem bisherigen Level an Untersützung zumindest den Süden zurückerobern und die Krim gleich mit. Und so wie es aussieht, droht auch ein neuer Durchbruch im Norden bei Svatove. Ob die Scheinrepubliken zurückgeholt werden, da bin ich mir tatsächlich nicht so sicher. Aber so ist imho die Lage aktuell.
Die Überlegung dahinter sehe ich durchaus: Der Ukraine zum Sieg zu verhelfen ist teuer und ein totaler Zusammenbruch der russischen Position birgt nochmal eigene politische und militärische Risiken.
Die Ukraine braucht eh massive Unterstützung, um sich gegenüber Russland zu behaupten und den Anschluss an Europa zu vertiefen.
Die russische Position muss ja nicht völlig zusammenbrechen. Russland muss nur raus aus der Ukraine. Dass das alles politische Folgen hat, ist sowieso klar. Alles hat politische Folgen. Wenn Russland den Krieg verliert, könnte die Truppe um den Wagner-Chef an die Macht kommen. Das könnte auch passieren, wenn/weil Russland den Krieg gewinnt oder ein Unentscheiden entsteht.
 
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Was die Zurückhaltung des Kanzlers angeht habe ich die Vermutung (natürlich keinerlei Beweise und vielleicht ist es totaler Blödsinn), dass auch Folgendes eine Rolle dabei spielt: Wenn sich Deutschland jetzt ganz wesentlich steigert in der militärischen Unterstützung (also zum Beispiel eigene Kampfpanzer liefert; weitere Leoparden aus anderen europäischen Ländern freigibt) und das vielleicht noch bevor die Amerikaner ebenfalls Kampfpanzer liefern, dann könnte man, wenn es ganz dumm läuft, am Ende in einem vor allem europäisch unterstützten Konflikt landen. Das Verhältnis könnte sich also umkehren.

Das meinte ich auch bei der Frage danach, wie geschlossen unsere Allianz eigentlich tatsächlich ist. Es ist sehr spekulativ, ich weiß. Aber seit der Nord Stream-Nummer (nichts genaues weiß man nicht nach wie vor) muss man auch so etwas bedenken.
Ja, kann schon sein. Allerdings quote ich an dieser Stelle einen großen Forenphilosophen dem ich hier gerne zustimmen möchte:
1. Kann sich der Westen in diesem systemischen Konflikt (Demokratien vs. Autokratische Staaten) eine weitere Niederlage noch leisten oder ist es an der Zeit nach dem Afghanistan-Debakel auf die Siegerstraße zurückzukehren?
Denn Deine Frage nach der Stärke der westlichen Allianz lässt sich nur negativ beantworten wenn wir nicht bereit sind für sie und das wofür sie steht einzustehen.

@saistaed Ja und nein. die Amerikaner sind ja jetzt bereits die größten Unterstützer der Ukraine. Mit Abstand. Man könnte auch sagen, dass sie (zu Recht wie ich finde) gerne sähen, dass die anderen NATO-Staaten mal nachziehen. Die einzigen die das bisher in relevantem Umfang gemacht haben (relativ zum BIP), also so wie man es sich vorstellen würde, sind das UK, Polen und die baltischen Staaten.

Siehe auch diese gute Webseite: https://www.ifw-kiel.de/topics/war-against-ukraine/ukraine-support-tracker/
Kanada hat fast so viel delivert wie Deutschland … wtf.

@Scorn4 Ich hoffe Deine Prophezeiungen werden exakt so eintreten.
 
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Ich habe keine Ahnung, wie du zu diesen Schlüssen kommst.
Auf der einen Seite könnte die USA klar mehr tun und den Finger massiv auf die Wagschale legen. Ja gut, stimmt.
Auf der anderen Seite ist das Engagement der USA und des sonstigen Westens enorm. Und damit hat sich die Ukraine riesige Siege erkämpft. Jetzt zu sagen, dass die Hilfe nicht genug zum Sterben/Leben sei, ist lächerlich. Die Ukraine wird sich mit dem bisherigen Level an Untersützung zumindest den Süden zurückerobern und die Krim gleich mit. Und so wie es aussieht, droht auch ein neuer Durchbruch im Norden bei Svatove. Ob die Scheinrepubliken zurückgeholt werden, da bin ich mir tatsächlich nicht so sicher. Aber so ist imho die Lage aktuell.
Dass es so kommt, wünsche ich mir auch. Ob es so ist, werden wir sehen.

Ich will das Engagement der USA und einiger anderer Länder nicht kleinreden, aber dass da noch etwas Handbremse drin ist, lässt sich imo kaum leugnen.
Für mich sind der Maßstab (moralisch) eher die vergangenen Kriege im Kosovo, in Irak und Afghanistan. Die Investitionen da waren viel größer, obwohl es ein deutlich kleineres legitimes Interesse für uns gab.
Ich sehe den Ukrainekrieg mindestens so sehr als unseren Krieg wie die oben genannten. Eigentlich wären wir moralisch verpflichtet reinzugehen und den Krieg aktiv zu beenden - das könnte die NATO wohl relativ problemlos, wenn man die atomare Bedrohung ausklammert.
Ich sehe ein, warum man das nicht tun will. Aber wenn man schon die Ukrainer diesen Krieg führen lässt, dann soll man bitte wenigstens alles reinwerfen, was sie sinnvoll verwerten können.
Über einzelne Posten kann man immer diskutieren: Würden Abrams und Leo2 wirklich den Unterschied machen? F16? Kampfdrohnen? Raketen? Marschflugkörper?
Aber dass es letztlich an so vielem weiterhin mangelt und es so viele rote Linien gibt, ist imo schwer einzusehen, außer man macht politische Vorbehalte geltend.
Wenn der Westen wirklich sein gesamtes Gewicht hinter die Ukraine werfen würde, dann wäre das Kräfteverhältnis 2023 doch nicht mal mehr vergleichbar, weil die Ukraine bis auf raw Manpower einfach von allem viel mehr hätte.
 
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