Wer sagt denn, dass es gut ist, wenn die Russen viele Truppen verlieren, weil er Angst hat, dass diese Truppen sonst in Deutschland stehen?
Mir ist diese Position nur bekannt mit der Motivation, dass russische Verluste positiv für die Ukraine sind (weniger ukrainische Verluste, weniger Kriegsverbrechen russischer Soldaten, realistischer dass der Krieg mit ukrainischem Sieg endet etc).
Wirkt etwas nach Projektion, da egoistische Motive bzgl. Deutschland / der persönlichen Sicherheit zu unterstellen. Die Leute, denen das total wichtig sind, sind doch meistens im genau anderen Camp und möchten schnell einen "Kompromiss", damit wir wieder zurück zum Status quo ante können (biliges Gas, keine Nuke-Gefahr etc.pp.).
Ich unterstelle hier niemandem Angst, so einen Blödsinn habe ich nicht in den Mund genommen, siehe in etwa was tic0r sagte. Mich regt alleine schon die Wortwahl bei diversen Argumenten auf, die zeigen, worum es den Leuten meist eigentlich geht: Wasch mich, aber mach mich nicht nass, mein Wohlbefinden rechtfertigt schließlich jede Ignoranz und Denkfaulheit. Erkennbar ist das meist, dass am Ende der Argumentation wortwörtlich Sätze zu finden sind: "und der Rest ist mir eigentlich egal". Das Perfide ist, dass hinter den fadenscheinigen Begründungen dieser speziellen Menschen durchaus Fetzen erkennbar sind, die bedacht werden sollten und gerne zur Diskussion gestellt werden können.
Hinter der Forderung möglichst schnell einen Frieden zu erwirken, egal was die Ukraine dabei denkt, verstehe ich den Personenkreis, der finanziell von dem Krieg bedroht wird. Wirklich, ich kann es verstehen. Nur ist die Mehrheit, die auf Frieden hofft - und das möglichst bald - nicht der typische Schwurbler, der jetzt nach den Corona-Regeln sonst nichts mehr zum Anti-Sein hat. Hinzu kommen weitere moralische Bedenken, beispielsweise: Man möchte beispielsweise nicht gerne hören, dass die Ukraine in späteren Kriegsphasen mit westlichen Waffen den Krieg hinter die russische Staatsgrenze trägt. Verstehe ich. Oder aber möchte man, dass am Ende des Krieges die Ukraine auf rechtsstaatliche Verfahren gegen Kriegsverbrechen setzt und möglichst kein Standrecht ausgeführt wird.
Hinter der Forderung nach möglichst vielen Toten sehe ich auch eine verquere Logik, man möchte halt ohne nahen Endgegner mit Nukleararsenal leben. Dazu kommt das erhoffte Ende eines Diktatoren und die Sanktion eines vermeindlich kriegstreibenden Volks. Auch diese Motivation verstehe ich. Auch diese Motivation finde ich häufig jenseits von Kriegen, v.a. wenn es um Urteile gegen (Gewalt)Verbrecher geht - es entspricht dem Gerechtigkeitssinn.
Ich verstehe auch, warum man sich schnell hinter "und so würde der Krieg schneller enden"-Gedanken versteckt, damit man sich selbst ins Gesicht schauen kann, egal welches der obigen Argumente angeführt wird - siehe tic0rs Currywurst, ist nur eine andere Ebene. Wirklich, ich habe Verständnis dafür, dass sich die eigene Meinung nur graduell und langsam verändert, weil das ein schwieriger Prozess ist.
Das alles verstehe ich, ich höre nur auf zuzuhören, wenn es dann "und wenn /solange das passiert, ist es [gemeint: die Konsequenzen] mir egal". Denn DAS ist für mich das Zeichen, dass es primär an Denkfaulheit und mangelndem Einfühlungsvermögen liegt, das man einfach wenigst möglich mit dem Thema zu tun haben will, scheinbar "ist es so einfach". Diese Einstellung ist für jegliche Lösungsfindung pures Gift und leider bezeichnend für die letzten paar Jahre der gesellschaftlichen Entwicklung. Normal lese ich dann halt weiter, oder höre Leuten nicht mehr zu, aber gerade wenn so eine Rhetorik dermaßen stupdie aus dem schön sicheren, warmen Sitz kommt, dann hört's irgendwo leider auch auf. Eventuell triggert es micht härter, weil ich Personen aus beiden Ländern kenne und wertschätze. Mir langt die Vorstellung, was dort jederzeit passieren könnte, damit ich solchen Proleten sofort Krätze und zu kurze Arme für's Kratzen wünsche.