@Megavolt:
Meine Aussage war "Höhere Einkommenssteuer, welche direkt wieder verteilt wird, verringert das Einkommen langfristig massiv"
Wieso? Wenn ich dir 500€ mehr durch Steuern abnehme aber dir auch gleichzeitig 500€ schenke hat sich doch für dich exakt gar nichts geändert. Dein Einkommen bleibt genau so wie es ist.
Der Verwaltungsaufwand ist momentan 10-15% der Gesamtsumme.
Glaubst du, dass dieser Aufwand auf deutlich weniger als 1% heruntergedrückt werden kann? Daten müssen ja nach wie vor erfasst werden.
Diesen Aufwand haben wir aber wie du richtig feststellst jetzt schon. Der Verwaltungsaufwand für Steuern würde durch das BGE nicht steigen.
Aber der Verwaltungsaufwand für viele andere Dinge (die man dank BGE abschaffen kann) würde stark sinken. Insgesamt wird also Verwaltung reduziert, was gut ist.
Unklar was du jetzt damit genau meinst.
Du hast doch eine Verzögerung angesprochen. Ich gehe mal davon aus, dass du damit meinst, dass das BGE direkt gezahlt werden muss aber die Steuern, die man zur Gegenfinanzierung erhebt, erst 1-2 Jahre später anfallen (bzw. man nicht innerhalb eines Tages die Steuersätze so anpassen kann um den aktuellen Bedarf an BGE zu decken). Aber die 1-2 Jahre sind praktisch kein großes Problem, wir schultern im Rentensystem viel größere Probleme und es geht auch halbwegs. Natürlich wird es Probleme bei der Implementierung geben aber das ist doch alles prinzipiell lösbar.
Erzähle mir mal genauer, wie durch Erhöhung der Steuer auf Kooperation (Einkommenssteuer) die Kooperation erhöht wird. Jemanden anders anzustellen wird teurer, besonders heftig trifft das Transaktionsketten, bei denen viele Menschen beteiligt sind um das Endergebnis zu produzieren.
Du machst es dir etwas zu einfach. Ich will ja nicht nur die Steuer erhöhen, ich will auch gleichzeitig ein effektives Arbeitsverbot beseitigen. Das Problem an unserem jetzigen Sozialversicherungssystem ist, dass es Arbeit bestraft. Wer anfängt zu arbeiten kriegt die Sozialleistungen gekürzt, somit ist der Anreiz zu arbeiten (insbesondere auf einer schlecht bezahlten Stelle) extrem gering. So gering, dass das Arbeitsamt fast schon Zwangsmaßnahmen durchsetzen muss.
Diese negativen Anreize würden durch das BGE vollständig wegfallen. Diese aktuell implementierten negativen Anreize wirken kooperationshemmend. Durch den Wegfall würde also Kooperation gefördert.
Erzähle mir mal genau, wie durch eine Grundauszahlung Jobs geschaffen werden können.
Momentan besteht eine Nachfrage nach Jobs im Niedriglohn-Sektor, die nicht befriedigt werden kann, da Niedriglohn-Jobs mit den staatlichen Sozialleistungen konkurrieren. Durch das BGE wird fast jede Arbeit wirtschaftlich, weil ja keine Sozialleistung gekürzt wird. Dadurch wird mehr gearbeitet, was wiederum mehr Jobs schafft.
Hier macht die Piratenpartei übrigens groben Blödsinn: Die fordert nämlich ein BGE und einen Mindestlohn, wenn doch gerade einer der größten Vorteile des BGE ist, dass man Menschen auch für einen sehr geringen Stundenlohn einstellen kann und sie dennoch genug zum leben haben. Mindestlohn in Verbindung mit BGE macht überhaupt keinen Sinn. Insbesondere wenn man wie ich ein sehr geringes BGE (500€-600€) fordert, das Menschen ja gerade motivieren soll, wenigstens noch irgendwas (und sei es noch so klein) nebenher zu machen um sich etwas dazuzuverdienen.
Die Leute, die vorher beim Sozialamt gestanden sind, stehen mit dem BGE wahrscheinlich dann auf der Straße und demonstrieren für ein höheres BGE.
Das ist eine ernstzunehmende Gefahr und man muss natürlich dafür sorgen, dass das BGE nicht zu groß wird. Aber die demonstrieren ja auch heute schon für ein höheres Hartz 4, schlimmer als es jetzt schon ist wird es also nicht.
Afaik bekommt ein Hartz4ler im Schnitt 700 EUR insgesamt pro Monat.
Wie willst du die nötigen ~400-500mrd EUR herbekommen? Flat-tax 50%?
Wie genau die Steuererhöhung aussieht ist doch für das BGE erstmal egal. Ja, ich würde eine flat tax toll finden. Aber es gibt sicherlich auch noch andere Möglichkeiten.
Wichtig ist, dass sich für den Durchschnittsbürger erstmal gar nichts ändert. Der kriegt nämlich durch das BGE genauso viel wieder raus wie er an der Steuererhöhung zahlt. Bzw. sogar etwas mehr, da ja Verwaltung eingespart wird und das durch eine Steuersenkung an den Bürger weitergegeben werden kann.
Wenn so ein BGE eingeführt wird dann muss es natürlich
ALLE staatlichen Leistungen ersetzen. Also Rente, BAFöG, Hartz4 und was es auch sonst noch so gibt. Niemand sollte irgendwelche anderen finanziellen Geschenke durch Steuergelder erhalten, das Grundeinkommen ersetzt einfach alles. Damit wird auch extrem viel gespart, durch die direkten Ausgaben und durch die Verwaltung, die dann komplett wegfällt. Alleine schon der Wegfall der Rentenproblematik (die müsste man natürlich langsam auslaufen lassen, man hat ja vertragliche Verpflichtungen gegenüber den aktuellen Rentnern, es wäre also ein Prozess der ~50 Jahre dauert) würde so ein BGE lohnend erscheinen lassen.
Und nochmal ganz deutlich: Ich finde das BGE nicht perfekt. Es ist als steuerfinanzierte Zwangsmaßnahme immernoch prinzipiell ungerecht. Aber im Vergleich zu den zahlreichen und viel tiefgehenderen Zwangsmaßnahmen die wir heute unser Sozialsystem nennen ist das BGE eine riesige Verbesserung. Es reduziert Verwaltung, es reduziert staatliche Spionage, es schafft Effizienz, es schafft einen freieren Markt und es motiviert Arbeit. Es ist - im Vergleich zur aktuellen Situation - das kleinere Übel. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber natürlich nur, wenn man es auch richtig einführt so dass man alle Vorteile (Schaffung eines effizienten Niedriglohnsektors, Abbau von Bürokratie, generell Abbau von staatlichen Leistungen, geringe Höhe so dass Arbeitsanreize gegeben sind) auch nutzen kann. Die zur Zeit gerade von der politischen linken diskutierten Modelle sind davon leider sehr weit entfernt.