Jetzt wo sie in den Umfragen abschmieren wollte ich den Thread nochmal ausgraben.
Mittlerweile könnte ich mir ja vorstellen, dass die Kanzlerfrage vielleicht noch mal einen neuen Spin kriegt.
Mein neuer Geheimtipp wäre Günther. Jung, produziert weniger Fail-Schlagzeilen und könnte einfach mal was anderes sein.
Finde sehr apologetisch, wenn man jetzt sagt "Merkel hätte ja eh nichts machen können".Na ja, ich glaube das unterschätzt ein bisschen, wie viel in der Politik letztendlich über Macht geht. Das ist kein Denkwettbewerb und im Fall der Pandemie muss man halt einfach konzedieren, dass Merkel nicht viel Macht hat: Institutionell sind die Länder zuständig, über die Partei kann sie nichts mehr bewegen weil jeder weiß dass sie bald weg ist. Das einzige was sie in dem Fall noch in die Waagschale werfen kann ist ihre Popularität, aber das ist halt in der Situation kein großes Pfund, weil sie sich im Zweifelsfall gegen Ministerpräsidenten durchsetzen müsste, von denen die meisten in ihrem Land selbst populär sind, weil sie in der Krise von demselben Amts- und Krisenbonus profitiert haben wie Merkel. Ganz realistisch muss man einfach sagen: Wenn jetzt Malu Dreyer, Kretschmann oder Bouffier sagen würden ok, wir sehen und machen es anders, dann könnte Merkel sich auf den Kopf stellen und es würde ihr nicht wirklich helfen, sich durchzusetzen
Finde sehr apologetisch, wenn man jetzt sagt "Merkel hätte ja eh nichts machen können".
Mindestens Entscheidungen wie Impfstoffbeschaffung Deutschland vs EU, bzw welche Vorgaben/welchen Druck man da der EU macht lag ganz auf ihrem Tisch.
Dann hat sie natürlich über ihre mediale Reichweite und die Konferenzen eine starke Macht des Agenda-Setting. Wenn sie etwas sagt, muss das der MP von Land X nicht machen. Aber zumindest öffentlich erwägen. Sie hatte also sehr viele Mittel, Maßnahmen einzusetzen und hat sie nicht genutzt.
Auch ist es ihre Entscheidung, wo das Parlament gefragt wird und wo man einfach durch regiert. Wie in der Frage der Migration wurde das Parlament gezielt nicht befragt.
Insofern trägt Merkel natürlich für einen großen Teil der Fehler in der Pandemie wesentliche Verantwortung.
Bei UK darf man zudem nicht vergessen, dass die erstmal jedem nur eine Dosis verabreichen. Der Anteil derer, die eine Zweitimpfung erhalten haben, liegt da bei ca. 2,5%.
Genau das Sternchen ist die wichtige Notiz: Wenn man politisch möchte - und das hätte man schon im letzten Jahr machen müssen - dann hätte es schneller geklappt. Warum? Wenn man weiß, was man für welchen Impfstoff braucht, dann besorgt man sich den nicht im freien Markt, sondern baut sich ne Produktionsstrecke im Land auf (das müssten mE alle in der EU schon längst gemacht haben müssen). Der freie Markt möchte zu möglichst hohen Preisen mit geringen Haftungsansprüchen über lange Zeit ein Produkt verkaufen. Sicher ist, dass aktuell etliche benötigte Dinge fehlen. Dieses hätte man antizipieren müssen.3. Umso mehr ich bzgl. der Impfstoffbeschaffung lerne, umso mehr muss ich sagen, dass ich diese Geschichte vom Politikversagen mittlerweile für ziemlich unhaltbar* empfinde. Die Wahrheit ist, dass es neben Israel, das ein absoluter Sonderfall ist, nur zwei große Länder nennenswert bessere Ergebnisse erzielt haben als die EU und das sind die USA und der UK. Beide verhalten sich absolut unsolidarisch, wobei man für die USA zumindest einschränkend sagen muss, dass sie auf ihre eigenen Ressourcen zurückgreifen, die natürlich ob des Stellenwerts der Pharma-Industrie dort enorm sind (die USA sind trotz deutlich geringerer Einwohnerzahl mehr als ein doppelt so großer Markt für Pharma wie Gesamteuropa).
Aber gerade der UK schuldet den Großteil seines Vorsprungs nicht etwa der frühen Beschaffung, wie immer wieder kolportiert wurde, sondern der Tatsache dass sie Druck auf AZ ausüben, den im Land produzierten Impfstoff nicht zu exportieren, während sie gleichzeitig aus der EU Impfstoff importieren (sowohl BioNTech als auch AZ). Es wurde massiver Druck ausgeübt, dass nicht Merck (die mit Impfstoffen deutlich mehr Erfahrung haben als AZ) den Zuschlag bekommt, den Oxford-Impfstoff zu produzieren, sondern AZ, weil Merck deutlich geringere Produktionskapazitäten im UK (und deutlich mehr in den USA) hat und die Amerikaner den Impfstoff nicht rausrücken würden, was sicher keine unberechtigte Furcht war.
Mir scheint, jenseits von der Frage nach Produktionskapazitäten wäre die einzige Möglichkeit für Deutschland gewesen, zum jetzigen Zeitpunkt deutlich mehr Impfstoff für sich zu haben, indem sie BioNTech mit sanftem Druck (wie der UK es mit Oxford/AZ getan hat) mehr oder weniger gezwungen hätten, mit einem EU-Unternehmen zu kooperieren, welches dann auch Exportbeschränkungen unterworfen worden wäre. Aber erstens war BioNTech zu dem Zeitpunkt, als man das hätte tun müssen, keineswegs der aussichtsreichste Kandidat, noch hat zu dem Zeitpunkt irgendwer ernsthaft solchen Protektionismus gefordert. Letztendlich scheint sich ein großer Teil der Frage darauf zu reduzieren, welche Produktionskapazitäten man im eigenen Land hat und wie sehr man bereit ist, protektionistisch vorzugehen. Ich kann nicht sagen, wie Deutschland bei Ersterem steht, aber da sich ja die ganze Zeit alle einig waren, dass eine Bestellung innerhalb der EU erfolgen sollte, war es immer illusorisch zu glauben dass Deutschland da so aggressiv zu den eigenen Gunsten zulasten anderer Staaten vorgehen würde (und wie aggressiv man den USA gegenüber überhaupt hätte sein können, ist unklar weil mir bisher niemand so genau erklären konnte, ob es möglich wäre, nennenswerte Mengen von BioNTech zu produzieren, wenn die USA auf den Kriegspfad gehen was Material angeht). Umso mehr ich darüber lese, wie das gelaufen ist, umso weiter ist das von dem "oh, hätte man bloß mal schneller bestellt/schneller zugelassen, dann hätte man jetzt mehr" entfernt, das man eine zeitlang überall lesen konnte.
*eine große Unbekannte gibt es allerdings noch: Wie sehr man die Produktionsmenge der Impfstoffe von politischer Seite hätte fördern können. Lauterbach sagt das wäre möglich gewesen und ich vertraue ihm da, wüsste zu gerne in welchen Größenordnungen wir uns da bewegen
Bisher habe ich es auch eher so gesehen, dass Merkel ihre Möglichkeiten weitgehend ausgeschöpft hat. Letztlich kann ich das auch nicht beurteilen, weil ich nicht genug dahinter steige, wie unsere Politik funktioniert. Aber inzwischen häufen sich imo auch die Punkte, an denen der Bund nicht wirklich gut aussieht.@saistaed: Na ja, ich glaube das unterschätzt ein bisschen, wie viel in der Politik letztendlich über Macht geht. Das ist kein Denkwettbewerb und im Fall der Pandemie muss man halt einfach konzedieren, dass Merkel nicht viel Macht hat: Institutionell sind die Länder zuständig, über die Partei kann sie nichts mehr bewegen weil jeder weiß dass sie bald weg ist. Das einzige was sie in dem Fall noch in die Waagschale werfen kann ist ihre Popularität, aber das ist halt in der Situation kein großes Pfund, weil sie sich im Zweifelsfall gegen Ministerpräsidenten durchsetzen müsste, von denen die meisten in ihrem Land selbst populär sind, weil sie in der Krise von demselben Amts- und Krisenbonus profitiert haben wie Merkel. Ganz realistisch muss man einfach sagen: Wenn jetzt Malu Dreyer, Kretschmann oder Bouffier sagen würden ok, wir sehen und machen es anders, dann könnte Merkel sich auf den Kopf stellen und es würde ihr nicht wirklich helfen, sich durchzusetzen
Erstens glaube ich schon, dass man Impfstoffbeschaffung und -produktion deutlich besser hätte lösen können, auch ohne zum bösen "Impfstoffnationalisten" zu werden.
Zweitens hat UK früher angefangen, hat bessere Terminvergabe, bessere Impflogistik. Was alles unabhängig von der Menge ist, bzw mit steigender Menge sogar noch schwieriger wird. Auch das sind Felder klaren Versagens.
Drittens ist es angesichts dessen, dass seit letztem Mai nichts mehr gutes/erfolgreiches von der deutschen Regierung in puncto Pandemiebekämpfung kommt ziemlich mutig, hier jetzt wo man nicht vollständige Infos hat "in dubio pro reo" zu argumentieren. Das wirkt für mich nach Schönfärberei.
Es gibt ja noch vieles weitere, wo die Regierung versagt hat:
- App
- Kontaktverfolgung durch Gesundheitsämter
- Reiserichtlinien letzten Sommer (free travel in alle hotspots wie bspw Kosovo)
- (Mangelnde) Vorbereitung auf eine zweite Welle
- Wahl der Methode der Wirtschaftshilfen (unnötig kompliziert und anfällig für Betrug)
- Umsetzung der Wirtschaftshilfen (extrem langsam)
- Testbeschaffung (Zitat Spahn: "warum soll ich dafür verantwortlich sein?")
- Kommunikation
- Schutz Pflegeheime / Teststrategie dort
- Erkennen und adaptierten lokaler best practices (bspw Tübingen, Taxigutscheine für Senioren etc)
- ...
Wenn AZ gegenüber der EU einseitig vertragsbrüchig ist, dann fände ich ein Exportstop Richtung UK nicht unfair.
Ob das politisch opportun ist, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Angesichts des medialen Framings der letzten Monate läuft man wohl immer Gefahr, dass die EU wie der große Bully wirkt, der zu träge war und seine Fehler jetzt auf Kosten UKs auszubügeln versucht.
Und der Profit fällt letztlich kaum ins Gewicht: Die 10 Mio. Dosen, die bisher nach UK gingen, haben für die EU eher symbolischen "Wir lassen uns nicht verarschen"-Wert.
Letztlich bleibt das Problem, dass es nicht genug Produktion innerhalb der EU gibt, und die Frage, ob und wie man dem hätte abhelfen können.
- Bei den Wirtschaftshilfen würde ich im Gegenteil sogar sagen, dass die Bundesregierung sehr gute Arbeit geleistet hat. Da wird dem Gejammer bestimmter Interessengruppen einfach viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt; die entscheidende Frage ist einfach nicht die Schnelligkeit der Auszahlung sondern die Höhe der Hilfen und da wurden meine Erwartungen bei WEITEM übertroffen und da stehen wir auch im Vergleich zu anderen Ländern in Europa sehr gut da.
Ich hab genau das Gegenteil gehört von Altmaier. Angeblich stand im Raum wer das machen soll , das das Finanzministerium wollte nicht und Altmaier ist dann in die Bresche gesprungen. Was da stimmt wird man eh nicht rauskriegen, dafür winden sich alle wie der Aal am Haken.Sigmar Gabriel hat irgendwo im Talk behauptet, dass eigentlich das Finanzministerium das hätte administrieren sollen, weil das Wirtschaftsministerium dafür gar nicht über das Personal und die Infrastruktur verfügt. Angeblich wollte sich aber Altmaier damit schmücken können.
Obs stimmt, kA. Aber Gabriels Äußerungen nach seinem Abgang aus der aktiven Politik sind mir schon mehrmals als recht fundiert aufgefallen.
Nunja, über die Hilfen kann man sich sehr gut streiten.
Es geht mir darum, dass nicht zwangsläufig sofort vollstreckt werden muss, wenn sich noch Eigenkapital im Unternehmen befindet, oder von außen anderweitig Kapital zugeführt wird um die Kosten zu decken. Ein Unternehmer wird sicherlich viel daran setzen sein Geschäft über den Lockdown zu bekommen und wird zur Not auch Kredite in Anspruch nehmen, wenn die zugesagten Soforthilfen nicht rechtzeitig kommen.
Das KUG muss ja ebenfalls neu beantragt werden nach einer drei monatigen Pause, also wird man auch hier in Vorleistung treten müssen.
Letzten April hieß es noch, dass die Unternehmen im Schnitt für 21 Tage Liquidität vorweisen können, das Polster dürfte wohl abgeschmolzen sein.
ich hätte auch gerne genauere Zahlen dazu, aber ich würde jetzt erstmal mit der Aussage mitgehen, das eine "Soforthilfe" auch zeitnah ausgezahlt werden sollte.
Söder hat den Ruf als Krisenmanager den er mal hatte ja mittlerweile doch wohl komplett verloren. Klar hat SH sicher auch andere Bedingungen bzgl Nachbarn als Bayern, aber ist halt rein von den Zahlen das Bundesland was am besten abgeschnitten hat. Bayern dagegen Flop4.
Die aktuellen Umfragen sehen Söder ja zumindest deutlich vor Laschet, aber der Anteil der Enthaltungen ist auch sehr hoch. Ironischerweise ist der unentschlossene Anteil bzgl grünem Kanzlerkandidaten noch krasser.
und nu? Ich hab mich halt auf die Yougov-Umfrage bezogen bzgl Kanzlerkandidaten. Was genau stimmte denn nicht was ich gesagt hab?
ja klar muss eindeutig an Söders Krisenmanagement liegen, kann auf keinen Fall daran liegen, dass immer mehr Leute Laschet für einen Lappen halten. Laschet hatte selbst in diesem Jahr schon mal 10% mehr bei dieser Umfrage.
Dann beleg doch mal detailiert, woran man in dem letzten halben Jahr erkannt hat, das Söder ein guter Krisenmanager ist. Das wurde in keiner der Umfragen oben gefragt.
ICH hab auch nicht Umfragen verschiedener Institute miteinander vergleichen. Ich habe nur gesagt worauf ich mich bezogen haben. Das war eine Umfrage mit einer anderen Methodologie, aber das ist ja nun nicht mein Problem.Im Übrigen kannst du ganz offensichtlich die Umfragen von den unterschiedlichen Instituten ob der unterschiedlichen Methodologie nicht miteinander vergleichen, was man schon daran hätte sehen können, dass Laschet bei Forsa zwei Woche vorher 16% hatte.
Du darfst natürlich auch gerne Umfragen anbringen die sich damit beschäftigen, wen die Leute für einen guten Krisenmanager halten. Ich warte dann mal.Wieso sollte ich belegen müssen, dass das tatsächlich so war? Es geht doch gar nicht wirklich darum, ob er tatsächlich ein guter Krisenmanager war, sondern ob das der Eindruck war der hängen geblieben ist. DAS ist imho schwer zu bestreiten, weil wir genau sehen wann seine Beliebtheitswerte relativ zu Laschet hoch respektive runter gegangen sind und daran hat sich seitdem nicht mehr viel geändert. Das Wahlvolk besteht zu einem guten Teil aus Hornochsen. Normalste Sache der Welt.
Merkels Weg ist, eine erwiesenermaßen inkompetente Verteidigungsministerin undemokratisch an die EU-Spitze zu befördern, und Spahn dazu zu zwingen, die Impfstoffbeschaffung an sie abzugeben.Merkels besserer Weg mehrfach gescheitert ist.
Ist nur schade, dass ich nirgendwo behauptet habe das Laschets Verluste nicht an Corona liegen. Das macht Maggus nicht automatisch zu einem guten Krisenmanager nur weil irgendwo ein schlechterer existiert. Du saugst dir auch mal wieder nur aus den Fingern wogegen du argumentierst.Was glaubst du denn, was jenseits von Corona dazu geführt haben könnte, dass Laschet so viel schlechter abschneidet als Söder? Der fesche Haarschnitt vom Maggus oder was?
Ah ja genau. Macron war total wichtig, dass eine deutsche gescheiterter Ministerin die EU führt. Und Merkel total dagegen. Lol.Nur dass von der Leyen halt nicht von Merkel durchgesetzt wurde, sondern von Macron.
Dein Satz ist nicht vollständig. Wer außer Merkel soll entschieden haben, dass sich nicht Deutschland selbst um die Impfstoffbeschaffung kümmert?und dass nicht Merkel die Impfstoffbeschaffung gemacht hat, sondern die EU (übrigens damals unter Beifall aus allen anderen Parteien außer der AfD). Da musst du dich dann nicht wundern, wenn man dir dein Stammtischgeschwafel vorhält.
Dass Kanzlerkandidaten in der Zustimmung über ihrer Partei liegen ist nichts ungewöhnliches. Allein schon weil es mehr Parteien gibt als realistische Kanzlerkandidaten.Ja, ist sicher sehr plausibel dass es nur an Laschet liegt, wenn die Union in derselben Umfrage 26% Wahlabsicht für die Bundestagswahl hat, Söder aber 10% besser abschneidet und Laschet 8% schlechter. Du hast wirklich so ganz genau verstanden wie Politik funktioniert.
Dass du dir Hypothese hast, dass die Wahrnehmung Söders als "guter Krisenmanager" seine besseren Umfragewerte erklärt, ist ja in Ordnung. Sie ist aber durch nichts belegt, daher ist die Nachfrage legitim ob du das mit Umfragen stützen könntest.Wieso sollte ich belegen müssen, dass das tatsächlich so war? Es geht doch gar nicht wirklich darum, ob er tatsächlich ein guter Krisenmanager war, sondern ob das der Eindruck war der hängen geblieben ist. DAS ist imho schwer zu bestreiten, weil wir genau sehen wann seine Beliebtheitswerte relativ zu Laschet hoch respektive runter gegangen sind und daran hat sich seitdem nicht mehr viel geändert.