Wie gesagt ist politisch derzeit nur die mediale Wahrnehmung/Definition entscheidend und da sieht Russland im Westen derzeit einfach kein Land. Mag in Teilen der Bevölkerung anders sein, aber diese prägen nicht den politischen Willen.
Was aber nicht wirklich was mit der Realität zu tun haben muss, da muss ich mir nur die Berichterstattung bzw. politische Reaktion bzgl. MH17 ansehen. Da bewegen wir uns auf einem "Beweisniveau" einer Verschwörungsseite und trotzdem sind sich alle einig und es wird im Echo verbreitet. Zumindest ich habe bisher keinen kritischen Artikel über die bisherige Beweisführung des US DoS gesehen und die haben ja nicht unbedingt den besten Ruf in diesem Bereich.
Die Alternative wäre meiner Meinung nach gewesen, dass man nicht die eigene innenpolitische Zustimmung kurzfristig zu sichern versucht, sondern zugunsten der internationalen Gemeinscahft und der eigenen Bevölkerung auf die Krim verzichtet hätte. Russland fehlt es am wenigsten an Landmasse und die Argumente zum Schutze der eigenen Bevölkerung sind fadenscheidig. Bleibt also die angeblich empfundene Bedrohung durch den Westen und Verlust der Einflussnahme auf die Ukraine, insb. wegen Militärhafen.
Bedenkt man wieviel Geld der russische Staat durch diesen Konflikt verliert und noch verlieren wird, wäre es ohne weiteres möglich gewesen, sich den Einfluss durch das Einkaufen in die ukrainische Wirtschaft für die selbe Summe zu sichern. Glaubt ihr ernsthaft, die Ukraine hätte den Militärhafen gesperrt und alle Soldaten des Landes verwiesen, wenn man für die Vertragsverlängerung erneut Geld geboten hätte?
Edit:
Das lässt sich sehr leicht beantworten: dann ist Abchasien-Modus. Und sobald tatsächlich russische Minderheiten bedroht oder Soldaten mit Molotovcocktails beworfen werden würden auf der Krim, marschiert man ein mit der Argument des Bevölkerungsschutzes. Am Ende kriegt man dafür eine unabhängige Untersuchung, die sagt, dass Georgien/Ukraine der Provokateur war. Dafür hätte sogar eine eigene false flag Operation ausgereicht, wenn man die Präsenz der ukr. Armee und des rechten Sektors auf der Krim abgewartet hätte (denn die waren zu dem Zeitpunkt dort
nicht präsent).
Du hast doch selber schon geschrieben
Dass der Konflikt von der USA angeheizt und auch gewollt ist, ist wohl fuer die meisten keine Mutmaßung mehr. [...] und ja, diese Regel gelten leider nicht für die USA/Israel.
Für Russland wäre das also nur ein mögiches Szenario gewesen, eines von vielen und ich habe andere beschrieben, die durchaus Grundlage zu dieser Entscheidung gewesen sein können. Natürlich ist es genauso möglich, dass man sich die Instabilität in der Ukraine zunutze machen und sich ein für allemal die Krim einverleiben wollte um einen Unsicherheitsfaktor zu eliminieren. Man war sich aber sicherlich bewusst, dafür "bezahlen" zu müssen, genauso wie es den Gegenparteien vorher schon bewusst war, dass Russland etwas bzgl. der Ukraine unternehmen würde (höre "Fuck the EU"-Telefonat).
Wenn sich aber immer mehr herauskristallisiert, dass die USA hier treibende Kraft sind, wird das erste Szenario für mich wahrscheinlicher. Btw kommt es nur zu einem "Abchasien"-Modus, wenn die andere Kraft nichts unternimmt, mit höherer ukr./rechter Sektor Präsenz auf der Krim wäre es wahrscheinlich auch blutiger verlaufen, man wäre also genauso "böse" gewesen. Ansonsten käme diese unabhängige Untersuchung zu einem Zeitpunkt, wo es ohne jegliche Relevanz ist. Im Nachhinein Recht zu bekommen, dafür kann sich keiner was kaufen.
In der Realtität gibt es auf dieser Ebene kein Recht, sondern nur Interessen und die Macht diese Interessen vertreten/durchsetzen zu können oder eben nicht. Nur so lassen sich die Doppelstandards auf allen Seiten erklären und da nehmen sich Russen, Amerikaner, Chinesen oder Israelis etc. nichts.