Gelöschtes Mitglied 137386
Guest
Come on. Du willst mir jetzt weismachen, dass sie sich nicht getraut haben, ihn hart anzufassen, dann aber, ihm ein halbes Magazin in den Körper zu pumpen?
Das halte ich kaum für realistisch.
Ja, ich halte es für absolut möglich und sogar wahrscheinlich, dass sie zu vorsichtig waren, bis es zu spät war. Natürlich waren sie offensichtlich auch nicht effizient in der Gewaltanwendung, die sie ausgeübt haben. Wie gesagt, ich bestreite gar nicht, dass Fehler VOR der Situation am Auto gemacht worden sind. Das ist aber für die Bewertung der Situation AM Auto egal.
Einfaches Beispiel: Verdächtiger V mit zerschmettertem Bein zieht ein Messer und bewegt sich auf Polizeibeamten P zu. P zieht seine Waffe und warnt V sich nicht weiter zu nähern. V bewegt sich unbeeindruckt in Zeitlupe auf P zu. P hat eindeutig die Möglichkeit sich durch das mildere Mittel des Zurückweichens selbst zu schützen - was nach 34 StGB ja geboten ist, Notwehr ignorieren wir hier mal.
P verzichtet aber aus unbekannten Gründen darauf. Irgendwann kommt V dann doch bei P an und holt mit dem Messer aus. In diesem Moment entlädt P sein Magazin in V, weil ein Ausweichen mittlerweile nicht mehr erfolgversprechend ist.
Durch sein unverständliches Zögern, bis es fast zu spät ist, lässt P das Erfordernis des mildesten Mittels de facto ins Leere laufen, weil er sich darauf verlassen kann, dass irgendwann eine Situation eintritt, in der ihm nur noch der Schusswaffengebrauch bleibt.
Naja hier hast du ja eindeutig keine "nicht anders abwendbare Gefahr". Da das alles so langsam abläuft, dass massig Zeit verbleibt, würde ich hier eher von einer Notwehrprovokation ausgehen.
Wenn dem Polizisten der Eigenschutz hier derart wichtig ist, dann ist ihm imo zuzumuten, dass er rechtzeitig mildere Mittel anwendet, bevor diese nicht mehr erfolgversprechend sind.
Unterlässt er das, dann muss man ihm zumuten ein erhöhtes Risiko zu tragen.
Ihm war offenbar nicht absolut daran gelegen den Mann davon abzuhalten sein Auto zu erreichen - bis er es erreicht hatte.
Grundsätzlich ja, aber ich bewerte die vorherigen Maßnahmen anders. Sie haben ihn ja getasert und mit ihm gekämpft, haben versucht ihn festzunehmen, insofern haben sie ja allerlei mildere Mittel in Anspruch genommen. Wie und warum er sich da letztlich lösen konnte, wissen wir nicht, da dieser Teil im Video fehlt. Es kann wie gesagt gut sein, dass sie die vorherigen Mittel falsch eingesetzt haben, da er sich befreien konnte. Es kann aber auch nicht ihre Schuld sein, weil der Verdächtige extrem widerstandsfähig ist, möglicherweise unter Drogen stand oder aus irgend einem anderen Grund trotz redlichen Bemühens nicht unter Kontrolle zu kriegen war. Es ist aber jedenfalls nicht so, dass sie vorher nichts getan hätten.
Ich plädiere im Übrigen nicht dafür, dass der Polizist dafür massiv bestraft wird. Aber es sollte imo eine Reaktion geben, die keinen Zweifel daran lässt, dass dieses Verhalten unprofessionell, ethisch indiskutabel und deshalb auf keinen Fall Business as usual ist.
Natürlich, wenn festgestellt wird, dass sie vorher versagt haben und ihn bei richtiger Anwendung der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel hätten VORHER stoppen können, dann sehe ich darin auch eine straf-/disziplinarwürdige Verhaltensweise.