Gibt es denn unter Experten, wen immer man dafür hält, Einigkeit über eine Policy, die an den Problemen was ändern könnte?
Ich vermute sowas wie: Verbreitung von Waffen einschränken, Polizei besser ausbilden, Einsatzdoktrin anpassen und dann langfristig brauchbare Sozialpolitik.
Klingt nach nem Jahrhundertprojekt, wenn ich bedenke, wie groß die Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund selbst in vielen europäischen Ländern ist, deren Sozialpolitik bereits auf einem sehr viel höheren Niveau stattfindet.
Nicht wirklich. Es gibt ein paar Sachen über Pfadabhängigkeit bzgl der Ausstattungen der einzelnen Departments, aber eigentlich immer nur im nationalen Vergleich (so war das LAPD bspw. lange vergleichsweise schlecht ausgestattet, weil es als korrupt galt). Grundsätzlich kann jedes County und jede Stadt eigene Kriterien bestimmen, wenn der Bundesstaat nichts anderes vorschreibt. Das geht von Leuten die einen BA in Criminal Justice haben bis hin zu Leuten, die kaum mehr als einen Fitnesstest und ein High School Diploma brauchen. Es ist im Übrigen auch nahezu unmöglich, an diese Daten zu kommen, weil die Polizei gemeinhin gesetzlich dagegen geschützt ist. Es gibt Studien wie
diese, die nahe legen dass die Militarisierung wohl keine gute Idee ist. Dezidierte Meinungsumfragen unter Leuten, die im weitesten Sinne im Law Enforcement beschäftigt sind, gibt es meines Wissens nicht; das beste was wir haben sind Datensätze in denen mit politische Spenden die Ideologie eingeschätzt wird, da sieht man dass Deputy Sheriffs krass rechtslastig sind, aber letztendlich ist der Sheriff ein gewähltes politisches Amt, während Polizisten das nicht sind.
Sicher könnte man ganz am Anfang ansetzen und sich fragen, ob es nicht sinnvoll wäre die Lebensumstände von Schwarzen zu verbessern, aber das ist tatsächlich eine Lebensaufgabe, dementsprechend gehen alle Forderungen, die ich höre, eher in die Richtung bei der Polizei selbst anzusetzen. Mittlerweile setzt sich rein bei den politischen Forderungen eine Linie durch, die weniger auf Reform zielt, weil Reformen bisher nicht funktioniert haben* und stattdessen auf systematische Verkleinerungen der Departments. Das ist meiner Vermutung nach wohl noch der vielversprechendste Weg, zumal das Problem mit der Kriminalität insgesamt doch merklich zurückgegangen ist seit 1990, die Budgets der Polizei aber quasi konstant waren, während an vielen anderen Enden der Kommunalbudgets gespart werden musste. Eine andere Idee wäre sicherlich, höhere Ausbildungsstandards zu verlangen, aber das würde natürlich ebenfalls ewig dauern. Aber generell wäre ich sehr skeptisch: Die größte
Body-Cam Studie hat gezeigt dass sie nichts ändern und dass Polizisten die Waffen nicht mehr am Körper tragen dürften halte ich für politisch nicht durchsetzbar. Tatsächlich bleibt eigentlich nur verkleinern und hoffen, dass es keine Nachfrage-Seite-Effekte bzgl. Kriminalität gibt.
*Obama hat bspw. gerade eine Liste von einem BLM-Typ empfohlen (The Eight that can't wait), die Sachen enthält, die viele notorisch miserable Departments (z. B. Philly, Baltimore) längst erfüllen, ohne dass sich viel gebessert aht
Wie gut ist eigentlich die empirische These belegt, dass das Problem durch rassistische Vorurteile bedingt ist? Gibt es wirklich gute Studien z.B. zu Polizeigewalt, die für die Umstände, sozio-kulturelle Faktoren usw. kontrollieren?
Quasi überhaupt nicht. Ist auch quasi unmöglich, weil du als Proxy nur die Ethnie der Polizisten hast. Es gibt eine
Studie von Roland Fryer, die hohe Wellen geschlagen hat (und eine andere von Leuten von der
MSU, die zu ähnlichen Ergebnissen kommt), aber die kranken alle an demselben Problem (siehe
Studie): Du hast halt immer selection bias, weil du nie in den Daten sehen kannst, ob die Wahrscheinlichkeit des Polizeikontakts nicht schon durch bias beeinflusst ist.
Ich sage mal ich wäre schockiert, wenn die Wahrheit wäre, dass überhaupt kein bias gegen Schwarze besteht, aber insgesamt scheint mir das größere Problem zu sein, dass die Polizei in den USA einfach viel zu häufig und zu schnell Gewalt anwendet. Alleine wenn man sich anschaut, was für Einsatztaktiken Polizisten fahren, die genau wissen dass sie gefilmt werden, unter anderem bei Protesten GEGEN POLIZEIGEWALT, zeugt halt schon davon, dass da sicher eine nennenswerte Zahl glaubt, dass sie quasi überhaupt nicht damit rechnen müssen für irgendwas belangt zu werden.