Habe nun Ein Landarzt und andere Prosa von Kafka und Also Sprach Golem vom Stanislaw Lem gelesen. Des Weiteren noch "Fräulein Else" von Schnitzler, "Die Zeitmaschine" von H.G.Wells, "Klein Zaches, genannt Zinnober" von E.T.A. Hoffman und "Tote ohne Begräbnis" und "Bei geschlossenen Türen" von Sartre.
Ersteres hat mir teilweise sehr gut, teilweise kaum gefallen. Gut bis sehr gut gefallen haben mir "Das nächste Dorf", "Eine kaiserliche Botschaft", "Ein Bericht für eine Akademie" und "Vor dem Gesetz" welches ja auch im Prozeß vorgekommen ist. Förmlich gehasst habe ich die Erzählung "Joesefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse", welche auch noch die längste des Sammelbandes ist. Kafka hat zwar eine sehr interessante Art durch einen sehr ungewöhnlichen Blickwinkel und sehr verstörte und verunsicherte Protagonisten ein ganz eigenes Weltbild zu schaffen, aber manchmal nervt dieses negativ Weltbild, weil die Protagonisten nicht in der Lage sind auch nur einen einzigen Fakt zu formulieren ohne sich gleich selbst zu relativieren. Insgesamt interessante Werke und weiterhin finde ich, dass man Kafka besser versteht, wenn man viel von ihm gelesen hat.
"Also Sprach Golem" von Stanislaw Lem hab ich ganz ehrlich nicht verstanden. Ich konnte zwar einigen Gedankengängen folgen, aber war mit dem Vokabular gnadenlos überfordert und hatte auch nicht die Muße viele, viele Stunden für das Entziffern des Textes zu opfern. Ich hätte mir gewünscht, das einige Wörter wie zum Beispiel "Vernunft" oder "Sprache" in dem im Buch verwendeten Kontext genauer erläutert werden, aber ich denke das Buch ist wohl nichts für Neulinge auf dem Gebiet. Eher eine philosophische Abhandlung verpackt in eine kleine Sci-Fi Ein- und Ausleitung. Irgendwie interessant, aber letztendlich habe ich nicht genug verstanden um's gut zu finden. Vorerst das letzte Werk von Lem für mich.
Ich hatte lange nichts mehr von Schnitzler gelesen und jetzt frage ich mich warum eigentlich. Fräulein Else hat mir ausgesprochen gut gefallen, die Darstellung des jungen Mädchens ist genial gelungen und wirkt noch 80 Jahre später glaubwürdig, nachvollziehbar und realistisch. Sehr spannend, sehr intelligent - grandios! Mal sehen was ich noch von Schnitzler finde.
"Die Zeitmaschine" von Wells hätte imo auch ein vielfach so dickes Buch werden können, viele potentielle Themen wurden nur angeschnitten. Des Weiteren hätte ich mir noch eine Vertiefung des sozialen Konfliktes und dessen Entstehung zwischen den Eloi und den Morlock gewünscht. Die im Buch vorhandenen Gedanken waren interessant (und die Geschichte damals revolutionär!), hätten aber ausgeweitet werden können. Ich hätte es beispielsweise klasse gefunden, wenn die Morlocks, die der Protagonist wegen ihrer animalischen und aggressiven Art verachtet die wahren Menschen gewesen wären, die mit der Zeit von einer anderen Rasse, den Eloi, versklavt wurden. Hätte aber vielleicht die Theorie über die verschiedenen Bürgerschichten kaputt gemacht. Wie nun auch immer, ein gutes Buch.
"Klein Zaches, genannt Zinnober" war ein nettes Buch, mit einigen feinen Szenen, aber letztendlich auch nicht mehr. Die ersten drei bis vier Kapitel erschienen mir noch sehr vielversprechend, danach wurde es aber ein wenig "gewöhnlich" und unspektakulär, da erschien mir "Der goldene Topf" phantastischer und durchdachter. Nicht schlecht, aber auch nichts besonderes.
Die beiden Stücke von Sartre die ich gebraucht in einem Sammelband für 2€ auf dem Bücherbummel in Düsseldorf gekauft habe, waren wirklich toll! Das erste Stück, "Bei geschlossenen Türen" ist meisterhaft. Genial wie die Charaktere ihr Leben gegenseitig zur Hölle machen, was mit dem berühmten Zitat "Die Hölle, das sind die anderen." gipfelt. Sehr kreative Idee, sehr gut dargestellt - würde ich gerne mal auf der Bühne sehen. Das zweite Stück von Sartre "Tote ohne Begräbnis" hat mich durch seine klaustrophobische Atmosphäre überzeugt, die einfach Spannung pur ist und dem Leser gleich das Bild einer möglichen Bühnengestaltung in den Kopf setzt. Sehr spannend mit guten Dialogen und durchdachten Story-Wendungen.
Werde demnächst wohl mehr von Sartre lesen, habe ich echt Glück mit dem Kauf gehabt. ^^