Und das ist deine Vorstellung von einer zielführenden Diskussion, ja? Ich habe eine bzw. zwei einfache Fragen in den Raum gestellt als Reaktion auf meine persönliche Beobachtung, dass in Internetdiskussionen gerne die Feststellung, dass mehrheitlich islamische Staaten massive Defizite in Sachen wirtschaftlicher und rechtsstaatlicher Entwicklung haben, als "Beweis" dafür herangezogen wird, "der Islam" sei halt scheiße und für die genannten Defizite klar die (mono-)kausale Erklärung:
1. Inwiefern trägt "der Islam" (monokausal) dazu bei, dass bestimmte Länder ökonomisch, demokratisch und rechtsstaatlich nicht vom Fleck kommen?
2. Inwiefern unterscheiden sich diese Ursachen dann von den Ursachen z.B. lateinamerikanischer oder mehrheitlich nicht-muslimischer Länder in Afrika, die offenbar genau dieselben Probleme haben?
In der (sozialen) Welt ist fast nichts monokausal erklärbar. Nur weil der (politische) Islam nicht alleine für die Defizite der Staaten in seinem Einflussgebiet verantwortlich ist, macht ihn das noch nicht zu ein tollen Sache. Mal ehrlich: Wie müsste eine Welt denn aussehen, bei der du zweifellos eine Mitschuld des Islams an den Problemen muslimischer Bevölkerungsteile weltweit(!) eingestehen würdest?
Bemerkenswert ist imo vor allem, dass es sich bei muslimisch geprägten Staaten ja gerade nicht nur um geknechtete, ausgebeutete, anarchische Drittweltstaaten handelt. Die muslimisch geprägten Länder dieser Welt sind eigentlich ein ziemlich bunter Strauß. Da haben wir beispielsweise Indonesien, ein Staat weit entfernt von den nahöstlichen Brandherden und mit muslimischer Mehrheit - hat immer mal wieder radiskalislamische Terroranschläge (zuletzt vor einem Jahr). In Erinnerung ist mir auch noch der
Bürgermeister, der vor zwei Jahren für die Aussage, es sei Muslimen vom Koran her nicht verboten einen Nicht-Muslimen zu wählen, ins Gefängnis musste.
Der Iran war traditionell ein reiches Land mit gut ausgebildeter Bevölkerung. Trotz der Sanktionen geht es den Leuten dort auch heute noch (körperlich gesehen) recht gut soweit ich weiß, das Bildungssystem nach wie vor gelegentlich internationale Spitzenforscher hervor. Ohne die radikal islamische Doppelregierung wäre der Iran vermutlich ein modernes, reiches Land.
Zu Pakistan gab es letztens einen schönen
Spiegel-Artikel.
Und dann ist da noch die Türkei, ein in beachtlichen Teilen modernes, industrialisiertes Land, dessen Staatsgründer den Laizismus mit diktatorischer Gewalt durchgedrückt hat. Es bleibt abzuwarten, wie die Entwicklung unter Erdogan weiter geht, aber dass selbst Reichtum kein Garant für ein freies Leben unter dem Islam ist, zeigen die Länder der arabischen Halbinsel.
Mein Punkt sollte denke ich klar sein: man muss nicht in Bürgerkriegsländer schauen, um die negativen Folgen des politischen Islams zu sehen. Die Ideologie beißt sich mit den Werten der Aufklärung, das Beharren auf die Scharia, die Prävalenz von Blasphemieprozessen all dies erschwert ordentliche Regierungsarbeit und eine gute Ausbildung der gesamten (!) Bevölkerung enorm. Eine Modernisierung des Islams ist gewiss möglich, aber es ist davon auszugehen, dass ein solcher Prozess Jahrzehnte oder länger dauert. Derzeit sehe ich wenige Lichtblicke in dieser Hinsicht. Diejenigen (ex-)islamischen Intelektuellen, die derartiges fordern oder umsetzen, werden in der Regel mit Todesdrohungen konfrontiert.
Weitere interessante Links im deutschen Kontext:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/...r-erziehen-ihre-soehne-zu-versagern-1.3458618
https://www.zeit.de/2017/25/islam-liberalismus-frauen-reform-moschee-berlin sowie
https://www.zeit.de/gesellschaft/ze...e-moschee-berlin-personenschutz-morddrohungen
Anstatt auf die Fragen einzugehen kommst du mit absurden Beleidigungen ("Speichellecker der Islamisten"), irgendwelchen hanebüchenen Strohmännern und komplett inhaltsleeren Allerweltsfloskeln ("das hat halt individuelle Gründe, blahblubb"). Und du wunderst dich dann noch ernsthaft, dass dich praktisch JEDER in diesem Forum für eine unterbelichtete Dumpfbacke hält, mit der jedwede Diskussion komplett sinnbefreit ist?
Hier möchte ich ausdrücklich zustimmen. Racoon: Du hast dich letztens (mMn zurecht) über die dauernden Angriffe beschwert. Die Administration hat eingegriffen, du hast jetzt die Chance zu beweisen, dass du mit guter Absicht diskutieren willst. Die letzten Seiten waren kein guter Anfang.