Ist Quatsch, sorry.
Mein Vater ist seit 40 Jahren Selbständig und natürlich hat der Urlaube gemacht, freie Tage zwischendurch wo das Geschäft dann einfach mal zu ist und im Laufe der Jahre vernünftige Mitarbeiter gefunden. Genauso wie übrigens die anderen befreundeten und bekannten Unternehmer die man als Selbständiger in einer kleinen Stadt halt so kennt.
Das Märchen vom "Stress ohne Ende" trifft meiner Erfahrung nach auf genau zwei Gruppen von Selbständigen zu:
1. Leute deren Geschäft nicht läuft und die immer ackern müssen um überhaupt genug Kohle für Essen und Miete zusammenzukratzen. Das sind dann die Typen bei denen irgendwas am Geschäftsmodell derbe nicht passt und die trotz 80h Woche am Monatsende mit 1000€ Reingewinn da stehen.
2. Leute deren Geschäft total brummt und die es nicht hin kriegen Verantwortung zu delegieren, weil alles immer so perfekt laufen muss als hätte man es selbst gemacht. Die landen dann im Burnout oder zumindest Dauerfrust weil sie es sich selbst nicht erlauben mal zu chillen, obwohl sie es sich finanziell leisten könnten eben auch mal einen Auftrag abzulehnen und dafür Urlaub zu machen. Aber entweder stellen sie absolut ungesunde Ansprüche an sich selbst und ihre Mitarbeiter oder sie sind so gierig, dass sie noch den letzten Euro mitnehmen müssen der erreichbar ist.
Und nebenbei, wenn einer Unternehmer ist und 80h pro Woche ranklotzt und dann das selbe Raus hat wie ein normaler Angestellter, dann macht er schlicht was falsch. Simple as that. Insofern schlechtes Beispiel.
Ist quatsch, sorry.
Vielleicht sollte nicht jede Diskussion auf Extrempositionen beschränkt werden. Ich vermute, dass ich intensiver mit Unternehmern und Selbständigen in Kontakt komme als Du. Die meisten Familienunternehmer, die ich antreffe, haben überhaupt nichts "falsch gemacht", als sie im Gründungsjahr und in den Jahren darauf rund um die Uhr gearbeitet haben, ohne dass allzu viel - auf der Privatebene - hängen blieb. KfW-Darlehen müssen zurückgeführt werden, kostspielige Fehler in der Gründungsphase müssen korrigiert werden, der wichtigste Faktor ist aber, dass viele Unternehmer ihre Gewinne in den ersten Geschäftsjahren stets thesauriert haben, um zu wachsen und auf dem Markt Fuß zu fassen. Das sind Zeiträume, in denen vieles schief gehen kann, wenn das Ding den Bach runter geht, bleiben oftmals Schulden zurück. Ich betreue zwar in der Regel diejenigen, die am Ende erfolgreich waren, aber wenn die von den Anfangsjahren berichten, ist das oftmals recht abenteuerlich. Mit Deiner Einstellung hätten Leute wie Würth ihre Läden nach zwei Jahren zugesperrt, weil nicht allzu viel hängen blieb. Das Argument gilt also allenfalls für die Unternehmer, die auch im 5. und 10. Jahr nach Gründung keine Gewinne einfahren, die sind dann entweder hartnäckig oder dumm, vma.
Leute, deren Geschäft total brummt, finden oftmals nicht die Leute, an die sie etwas delegieren könnten, etwa weil der Arbeitsmarkt schlicht nichts hergibt oder weil die Tätigkeit nicht delegierbar ist.
Natürlich machen Selbständige Urlaub, haben Freizeit und in der Regel verdienen sie besser als Angestellte, mal Dönerläden und Konsorten außen vor.
Cica hat es auf den Punkt gebracht. Es gibt beide Seiten, den jammernden Unternehmer mit der Daytona Rolex und den unmotivierten Angestellten, der sich beim kleinsten Anzeichen krank schreiben lässt. Das ist ein Punkt, den ich bei mir selbst recht stark bemerkt habe. Seit der Selbständigkeit ist der Druck, nicht krank zu werden, viel größer.