Versteh mich nicht falsch, Vermögen in den Ländern zu besteuern in denen sie erwirtschaftet werden ist an sich eine gute Sache. Aber mit der Art von Kapital, die man tatsächlich besteuern kann, löst man nicht mal eben alle Probleme der Staatsfinanzierung und um zu Zwecken der Besteuerung an die andere Art zu kommen bräuchte es ganz andere Instrumente als die, die momentan zur Verfügung stehen.
Ich nehme an, du meinst die Steuern auf Vermögen und Firmengewinne, die legal und ohne weitere Tricks in z.b. Louxemburg, Monacco, Island etc versteuert werden mit Punkt zwo?
Da stimme ich dir zu, bin aber gleichzeitig nicht bereit es damit auf sich bewenden zu lassen. Mir ist aus dem legalen Standpunkt schon klar im Prinzip und grds. warum solche Steuermodelle funktionieren und warum man nicht "eben" was daran tun kann, andererseits ist es gleichermaßen alternativos imho. Alle westlichen Industriestaaten, also große Volkswirtschaften, stehen vor einem ähnlich gelagerten Problem: Infrastruktur und Zukunftsprojekte sind schwer finanzierbar und große Teile der Wertschöpfung werden eben nicht konsequent besteuert.
Aber mit der Art von Kapital, die man tatsächlich besteuern kann, löst man nicht mal eben alle Probleme der Staatsfinanzierung
Tja, dass ist eine spannende Frage. Hast du/kennst du Zahlen dazu, was eine konsequente Besteuerung von Vermögen und Unternehmensgewinnen, also unter Berücksichtigung des "jetzt schon rechtlich möglichen" dem deutschen Staat jährlich bescheren würde?
Realistische Szenarien bzgl. "mehr Steuergerechtigkeit" in Deutschalnd würden an der Steuerlast der meisten Leute in der oberen Mittelschicht nicht viel ändern.
Es geht mir auch nicht zentral um die obere Mittelschicht, mal nur stellvertretend weil er hier ja ein bisschen geschildert hat Booty. Solche Leute mit gutem Einkommen, normalem ETF Sparplan und vma Einfamilienhaus sind nicht der Quell steuerlicher Ungerechtigkeit. Die Ungerechtigkeit beginnt bei Unternehmern, die in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit örtlich flexibel sind, vma ein "mittelständisches" Unternehmen führen und das mit Erstwohnsitz zur Besteuerung in Liechtenstein oder anderem Steuerparadies. Große Fische sind sowas wie Amazon.
Jede Bundestagswahl ist, wenn man von dem ganzen unbedeutenden Krempel mal abstrahiert, eine Abstimmung darum, ob man Regler ein bisschen mehr nach links Richtung Staatstätigkeit oder ein bisschen mehr nach rechts Richtung niedrigere Steuern schieben will
Das sehe ich auch so.
aber wenn Vogel seinen Standpunkt ("wird jetzt Zeit, das FDP-Wahlprogramm umzusetzen) ernst meint sehe ich nicht, wie diese Koalition so fortgeführt werden kann.
Das ist allerdings die Gretchenfrage zur Zeit. Im wesentlichen hat der Schattenhaushalt ja für die Ampel die Funktion gehabt, Zielkonflike zu überdecken ohne sie zu lösen. Die Grünen konnten ihr Kernanliegen zur Energiewende finanzieren, die SPD ihre Bürgergeldreform, die FDP konnte *programmatisch gar nichts*, der Seitenhieb muss erlaubt sein, aber an den zentralen Versprechen schwarze Null und keine Steuererhöhungen festhalten.
Auch wenn jetzt im Finanzministerium bestimmt fleißig nach Geldern gesucht wird, die jetzt verschoben werden können, glaube ich nicht daran, dass eine 60 Mrd Lücke so geschlossen werden kann.
Rein logisch, wenn man sich ansieht welche handfesten Wirtschaftsinvestitionen jetzt gefährdet sind, MUSS die FDP eigentlich von ihrem Kernziel Abstand nehmen und einer Aussetzung der Schuldenbremse zustimmen.
Aber wenn man sich die bisherige Konsensfindung der Ampel ansieht erscheint das fast abwegig. Immerhin können sich zur Zeit alle Parteien keine Neuwahlen leisten, also wird man sich schon notgedrungen zusammen raufen müssen wenn man an der Regierung bleiben will.