@Gustavo Ja, ich meine im Wesentlichen die privaten non-research Hochschulen, die v.a. for profit sind. In Deutschland kommen da noch ein Haufen öffentlicher insb. FHs dazu, die versuchen sich mit Weiterbildungs-Masterstudiengängen noch etwas Geld zu eher geringen Kosten hinzuzuverdienen.
Bei Letzteren stimmt die Qualität wahrscheinlich insgesamt einigermaßen, aber bei ersteren privaten FHs ist es mE schon (aus meiner deutschen Sicht) sehr nahe am Scam, da jeder durchkommt, jeder gute Noten bekommt, und jeder der sich auskennt bei einem Blick ins Curriculum realisieren wird, dass die Liste der vermittelten Inhalte unrealistisch lang ist, bzw. die Tiefe der Behandlung extrem oberflächlich sein wird. Ich habe ja eine Zeitlang mal Lehraufträge an unterschiedlichen öffentlichen und privaten FHs gemacht, um mein Doktorandeneinkommen aufzubessern, und meine deshalb halbwegs einschätzen zu können wie sich die Niveaus zwischen öffentlich/staatlich und FH/Uni unterscheiden … im Bereich Mathe/Statistik. Und da war es schon so, dass das Level was in der privaten FH (gGmbH, also sogar non-profit) zum sehr guten Bestehen gereicht hat, in der Uni bei weitem nicht zum Bestehen gereicht hätte. Gleichzeitig wurde einem von der Geschäftsleitung klar vermittelt, dass man mittelfristig nicht mehr als 10% Durchfallrate haben darf, und keine Beschwerden, wenn man weiterhin den Lehrauftrag bekommen will. Wenn ich da die Inhalte anschaue, die ich hier im Unternehmen bei unseren dualen Studenten sehe, die von der IU (for profit) kommen, dann ist das eben nochmal eine Ecke schlimmer und oberflächlicher. Genau deswegen erinnerte mich das sehr an das was ich vom amerikanischen System jenseits der Top Schools (first bis third tier) kenne.
Das Problem am US-System ist halt auch, dass College quasi synonym mit 18 bis 22 ist und du bis auf einige exzeptionelle Gruppen (sowas wie Mormonen, die vorher missionieren gehen) fast niemand anders an diesen Unis hast. Insofern wird der große Pool an Leuten, die gerne im Erwachsenenalter noch tertiäre Bildung haben wollen, aber dafür auch einen BA und nicht nur einen AA (den man vom community college kriegt), zu häufig in den Rachen von den for profits geworfen, die lange (weiß nicht ob es aktuell deutlich besser geworden ist) überproportional von staatlichen Subventionen, etwa für ehemalige GIs, gelebt haben. Was zahlt man denn an so einer deutschen FH mit Luxus-Branding?
Okay, ich denke ich habe Dich einigermaßen richtig verstanden … an welche Colleges gehen die Amerikaner denn so? Wie teilen die sich zwischen "echte Hochschule" und "lololo" auf?
Mein Eindruck wäre nämlich gewesen, dass hier viel––analog zu Deutschland––dann pay2win ist. Entweder 100k für einen BSc von einer guten School, oder eben 40k für die for-profit-Titelmühle … da werden sicherlich viele eher die 40k ausgeben wollen (Zahlen sind ausgedacht), oder sich mit dem community college zufrieden geben.
Hier in Deutschland hast du einen gehörigen Spread zwischen den gut beleumundeten privaten Schools (hauptsächlich Business Schools) wie der HHL, EBS, WHU und Bucerius, die jeweils pro Abschluss die Größenordnung 30-60k aufrufen und das Promotionsrecht besitzen, den privaten die ganz ordentlich dastehen weil sie es schon länger machen wie bspw. die Hochschule Fresenius, und dann der Bodensatz mit SRH, IU usw.
Letztere verlangen ca. 300-500 EUR pro Monat an Studiengebühren. Relativ wenig verglichen mit den USA, aber recht extrem für Deutschland verglichen mit den paar Euro die man an staatlichen Hochschulen zahlt. Was man dafür bekommt ist erstaunlicherweise eben gar nicht mal so viel außer einer oberflächlich besseren Betreuung, welche mE aber auch für genau die Zielgruppe dieser Anbieter genau das falsche ist, weil es diese Menschen erst recht nicht in selbständige kritik- und reflektionsfähige Erwachsene verwandelt, sondern sie zu Konsumenten einer akademischen Performance macht.
Die dualen Studenten bei uns reden ständig von "die Uni" und wie hart doch alles ist … aber am Ende hagelt es gute Noten und sie chillen nur. Wenn man in die Folien schaut wenn man mal was gefragt wurde … dann sieht man, dass das schon recht ärmlich ist. Durchaus mit Varianz, aber eben kein Vergleich zu einer echten Uni.
Mein Fazit ist, dass man sich als Gesellschaft einen Bärendienst tut, wenn man sowas zulässt und sogar noch fördert. Und die Blaupause kam meines Erachtens eben von den for-profits auf dem US-Markt.