@Gustavo Bei Maßnahme 1 tust du da jetzt gerade so, als ob die exakt von der Koalition vorgesehene +12% Erhöhung alternativlos ist, auch in exakt dieser Höhe.
Es gibt Spielraum für politische Gestaltung, und die Polarisierung auf "entweder so, oder total böse" ist nicht sinnvoll.
Ich sage überhaupt nicht, dass eine Erhöhung um 12% alternativlos ist. Ich sage allerdings, dass ich eine Kürzung für nicht sinnvoll halte und eine Erhöhung um weniger als den effektiven Inflationssatz ist nun mal eine Kürzung. Du dagegen tust implizit so, als wäre 12% viel, obwohl ich annehme dass du nicht weißt, ob das überhaupt effektiv eine Erhöhung bedeutet. 12% ist ja eine arbiträre Zahl, es könnte genauso sein dass mehr angemessen wäre.
Bei Maßnahme 2 vereinfachst du das ganze Steuersystem wieder nur auf die Besteuerung von Einkommen.
Und selbst nur mit Erbschaftssteuer ohne Ausnahmen, einer leicht niedrigeren Erhöhung der Bezüge, und einer Reduktion der Abgaben für Geringverdiener ließe sich schon etwas bewegen.
Es muss ja nicht direkt die Grenzbelastung auf 60% runter. Wäre schon ein Fortschritt, wenn es konsistent nur noch 75% wären.
Es ergibt keinen Sinn, einerseits bei einer weiteren Erhöhung des Mindestlohns auf die geringen Effekte zu verweisen und dann hier konsistent 75% Lohnentzugsrate zu goutieren, da wären die Effekte auf den Abstand nämlich ebenfalls gering.
Und ich operiere lediglich damit, was in Deutschland tatsächlich versteuert wird; pures Vermögen an sich (anstatt die Gewinne aus diesem Vermögen) wird in Deutschland so gut wie gar nicht besteuert. Es ist einfach keine seriöse Aussage, bei allem auf eine LVT zu verweisen.
Und nach wie vor ist es einfach unsympathisch, wie du an solche Diskussionen herangehst.
Komm mal von deinem hohen Ross herunter.
Ich weiß wovon ich rede. Dass du weißt wovon du redest ist dagegen weitaus weniger klar.
Die Alternative dazu, das Thema differenziert neu zu denken (egal was gerafde im politischen Diskurs ist oder nicht) ist, eine Polarisierung zwischen "Sozialhilfe deutlich runter!" und "Sozialhilfe deutlich hoch!" zu haben. Das magst du OK finden, solange die von dir favorisierte Seite gerade die Regierung stellt, aber ist das langfirstig sinnvoll?
Ich sehe nicht, was an einer fiktiven Berechnung eines Studenlohns gegenüber Sozialleistungsbezug sonderlich "differenziert" sein soll. Du spielst hier lediglich austeilende und ausgleichende Gerechtigkeit gegeneinander aus: Wenn Sozialleistungen jetzt niedriger wären, wäre der fiktive Stundenlohn höher, aber der arbeitenden Bevölkerung wäre dadurch kein bisschen geholfen und der Volkswirtschaft vermutlich sogar geschadet. In der Realität ist überhaupt nicht klar, dass der geringe Stundenlohn den Arbeitsanreiz effektiv sonderlich senkt: Wenn man friktionale Arbeitslosigkeit und diejenigen abzieht, die überhaupt nicht arbeiten können, bleiben da gar nicht mehr so viele Leute übrig. Ökonomiosch hast du eine völlig fiktive Lösung für ein völlig theoretisches Problem und ethisch halte ich es zumindest mal für höchst fragwürdig, wie das Recht des Mindestlöhners auf Lohnabstand schwerer wiegt als das Recht des Nichtarbeitenden auf ein Existenzminimum, das ein Mindestmaß an sozialer Teilhabe garantiert. Aber Letzteres ist letztendlich eine Geschmacksfrage.