Vornweg, es würde dir gut stehen in normalen Sätzen mit etwas Fleisch an den Argumenten zu antworten, statt hier einen auf Twitter zu machen.
Können die Gemeinden dann ja verkaufen & damit ihren Stuff finanzieren?
Die Gemeinden verkaufen "ihren Stuff" nicht, weil das meist die angesprochenen Wohnimmobilien sind, die durchaus Gewinn erzielen. Die Verwaltung der Immobilien könnte aus den Kirchen gelöst werden, das hängt aber von der Institution (jeweiliges Bistum / Landeskirche) ab. Auch das wäre sinnlos, weil eine mittlere Ebene effizienter ist. Das sind nicht die Bereiche, in denen die Kirche Geld blutet.
Geiles Argument.
"Sorry, ich kann mein Haus nicht verkaufen, weil Hokuspokus"
Das ist ein gutes Argument, denn das ist geltendes, internationales Recht aus dem Vatikan und auf die Katholiken beschränkt. Ich weiß nicht, von was du hier augehst, aber die meisten Kirchen überlegen ihr Sakralgebäude abzustoßen, wenn sie für den pastoralen Zweck nicht mehr gebraucht werden. Da stehen dir aber ein paar sehr solide Probleme gegenüber, z.b.:
- Denkmalschutz oder Urheberrechtsschutz des Architekten (siehe meinen Rant über dieses Thema), der eine Umnutzung verkompliziert. Solange der Denkmalschutz gilt, solange musst du dieses Gebäude, zur Not auch priorisiert, instandhalten. Das hat aber nix mit der Kirche zu tun, das ist Auflage des Denkmalschutzes.
- die zwingende energetische Sanierung bei Verkauf ist für diese Typen an Gebäuden hart
- die mögliche Folgekonzepte sind begrenzt. Mir fällt die "Veranstaltungskirche" in München ein, oder das Gründerzentrum in Aachen, dazu noch eine, die jetzt ein Boulder-/Kletter-Park ist. Das wars.
Du sprachst gerade selbst von Wohnimmobilien
Nein, das hast du reingelesen. Wohnimmobilien sind meist rentabel.
Das mag einen Teil treffen, aber kaum auf die Mehrheit.
Denke auch, dass man Erbpacht trotzdem verkaufen kann, man bekommt halt weniger dafür.
Aus meiner Sicht ist es extrem unwahrscheinlich, dass die Kirchen nicht easy 10-20-30% gerade ihres Wohn-Immobilienbesitzes verkaufen könnten.
Das reicht dann zumindest lange genug, dass sie sich überlegen können, wie sie effizienter werden wollen.
Alter, dann glaub's mir halt nicht. Ich werde dir mit Sicherheit keine Kundendaten offen legen, ich weiß aber, weil ich die Liegenschaftsdaten vorliegen habe, dass das typische Bistum 70% aller Flurstücke in urbanen Gegenden in Erbpacht vergeben hat. Die letzten 30% setzen sich aus Sakralgebäuden (Problem: Siehe oben) oder Nutzgebäude (die notwendig sind) zusammen.
Selbstverständlich könnten die Kirchen jetzt die Erbpacht-Flurstücke, die für sie uninteressant sind verkaufen und bestehende "ineffiziente" Mietverträge verbessern, das sind dann halt Kindergärten, Hospitze, Museen, kommunale Einrichtungen, usw. usf. die mit der Situation konfrontiert sind. Der Staat fängts sicherlich auf. Das meinte ich zum Tmit "sozialem Risiko".
Ich bin mir recht sicher, dass sich die Kirche das bezahlen lassen würde.
Wenn der Staat 95% übernimmt, warum sollte die Kirche da freiwillig auf den großen Posten Miete verzichten?
Da kenne ich die Kirche anders in ihrer Geschäftstüchtigkeit.
Das kann von Kirche zu Kirche anders funktionieren, die mir bekannten Betreiber zahlen die Instandhaltung selbst. Das sind drei Bistümer und zwei Landeskirchen. Das Personal wird zu 50% aus der Kirche finanziert.
Bin ich mir nicht so sicher, wie toll der "Bonus" ist, Kirche als Vermieter im Mix zu haben.
Definitiv liegt die Beweislast da eher bei dir, aufzuzeigen, dass die Kirche kardinal besser ist als irgendein privater Vermieter.
Der Bonus der Kirche ist meist, dass diese in Eigenregie Modernisierung und Instandhaltung unter ökologischen und sozialen Aspekten plant, im Gegensatz zu einer Vonovia oder DW, die erst durch "Marktmacht" gezwungen werden muss.
"Karindal besser" wirst du wahrscheinlich wieder wegdefinieren. Generell kenne ich aus der Kirche allerdings Regeln wie "20% Mietpreis unter Durchschnitt" kombiniert mit einer Sozialauswahl der Mieter, die meist sehr gut für Familien mit eher niedrigem Einkommen ist. In urbanen Gebieten sind das schon meist Einheiten im mittleren bis hohen dreistelligen Bereich. Da die Kirchen auch Pflege- und Sozialleistungen vermitteln, ist die Chance, dass da nur Alte auf ewig drinsitzen eher überschaubar. Und weitervererbt wird da recht wenig.
Ich sehe eine große gesellschaftliche Chance, wenn institutionelle Religion weniger Einfluss hat & weniger Rolle spielt.
Ich sehe es mittel- bis langfristig wichtig, dass die Religionen keine Sonderrechte mehr bekommen. Ganz konkret ist mir das Arbeitsrecht ein Dorn im Auge, daher auch der Eingangslink. Ansonsten sehe ich es als lächerlich an, dass wir als Staat so abhängig vom sozialen Auftrag und dem sozialen Selbstverständnis der kirchlichen Welt sind. Imo ist das schon einer der absolut positiven Aspekte der christlichen Religionen, nur sollte das nicht das Rückgrat der lokalen Kinder-, Alten- oder sonstigen Pflegeleistungen sein. Und da ist Sprengpotenzial vorhanden, wenn nicht bald die öffentliche Infrastruktur verbessert wird. Und in dieser Richtung sehe ich absolut keine Signale, "weil's ja funktioniert".
Unabhängig davon verurteile ich die Leute nicht, wenn sie in die Kirche gehen. Aus der Ecke kommt unfassbar viel ehrenamtliches Engagement, was sie für den Altruismus antreibt ist mir dann egal und es steht mir darüber kein Urteil zu.
Wenn das so ist (dass sie effizient sind), dann würden sie ja auch nicht in Finanznöte geraten. Und darum ging es doch ursprünglich, oder?
Das ist so hirnlose liberal-Scheiße, effizienter als Orden geht's beispielsweise gar nicht. Die zahlen einfach keine Gehälter und die Mönche / Nonnen machen trotzdem Dinge wie Palliativpflege. Und jetzt?
Die Kirche ist an und für sich effizient, aber der Wandel durch den Wegfall der Gläubigen ist extrem und läuft sehr schnell. Kein Unternehmen der Welt, bzw. auch kein Staat der Welt würde das ohne Kratzer schnell verkraften. Die Frage ist, wie schnell sich die Kirche fängt, wenn der Trend weitergeht. Aktuell ist es eher sanfter Sparzwang, kann aber schnell umkippen und noch weiter gehen.
Ich kann es nicht für alle Aspekte beurteilen.
Aber bei Schulen bspw sind sie nicht effizienter, so dass ich da jederzeit froh bin über jede Schule, die nicht mehr konfessionell ist.
Diakonie und Caritas sind eigentlich keine reine Kirche mehr, unterliegen aber dem kirchlichen Arbeitsrecht oder nutzen kirchliche Rahmenverträge. Es stünde ihnen theoretisch frei sich loszusagen, solange der Dachverband da mitmacht. Das wird aber eher nicht geschehen, weil wozu Bonusrechte aufgeben?
Cariats, Diakonie und tlw. Stiftungen sind von der kirchlichen Problematik daher nicht betroffen, sie finanzieren sich anders. Betroffen sind sie meist eher indirekt, da sie extrem häufig Gebäudesubstanz der Kirche nutzen oder sich Dienstleistungen zu sehr geringen Kosten teilen. Von mir angesprochen sind schon reine kirchliche Dienstleistungen, es gibt auch 0815 Kindergärten und ähnliches der Kirche direkt, die auch "finanziell effizient" sind. Aber trotzdem sinken würden, wenn die Kirche an sich sinkt.